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Prinz-Admiral Delak Krennel schritt stumm durch die dunklen Hallen seines Palastes auf Ciutric. Von hoch gewachsener, kräftiger Gestalt, breitschultrig und mit einer schmalen Taille und ebensolchen Hüften ausgestattet, war Krennel immer stolz darauf gewesen, sich lautlos und schnell bewegen zu können. Während seiner Ausbildungszeit an der Imperialen Akademie auf Prefsbelt IV war er Akademiemeister im waffenlosen Nahkampf geworden und war sehr stolz darauf, dass er sich auch in der inzwischen verstrichenen Zeit fit und kampfbereit gehalten hatte. Ich bin noch Gramm für Gramm derselbe Kämpfer, der ich damals war.

Er sah auf die Prothese aus nacktem Metall, die seine rechte Hand und seinen Unterarm ersetzt hatte. Die Finger formten sich lautlos zu einer Faust, und nur ein schwaches Glühen verriet die Metallplatten und Kontakte, die das künstliche Glied darstellten. Tatsächlich bin ich sogar ein besserer Kämpfer geworden, aber das ist gut. Das muss ich heute sein.

Er fuhr sich ein paar Mal mit den Fingern durch sein kurz gestutztes Haar und strebte dann mit langen Schritten auf sein Büro zu. Seine weiße, rot eingefasste Tunika stand immer noch offen, und wenn es nicht so spät und die Nachricht, die ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, nicht von geradezu weltbewegendem Ausmaß gewesen wäre, hätte er sich vermutlich wegen seines Aussehens Gedanken gemacht. Die kurze Nachricht, die ihm ein Protokolldroide überbracht hatte, hatte ihn sofort hellwach sein lassen und ihn in sein Büro gejagt, um sich dort über deren Wahrheitsgehalt zu vergewissern.

Seine blauen Augen verengten sich. Er konnte kaum glauben, dass Großadmiral Thrawn tot war – wollte es auch gar nicht glauben, weil er immer gehofft hatte, eines Tage derjenige sein zu können, der Thrawn tötete. Die Imperiale Flotte hatte Krennel in die Unbekannten Regionen geschickt, und Thrawn war dort sein Vorgesetzter gewesen. Alle Fasern seines Wesens hatten sich dagegen gesträubt, sich von einem Alien herumkommandieren zu lassen, und wenn Krennel auch zugeben musste, dass Thrawn ein Genie war, hatte er doch auch gefährliche Schwächen an ihm entdeckt.

Er erinnerte sich daran, wie Thrawn die Kunstwerke einer Kultur zu studieren pflegte und in ihr Hinweise danach suchte, wie diese Spezies funktionierte. Thrawn behauptete immer, solche Studien lieferten ihm den Schlüssel zum Sieg gegen viele fremde Rassen. Krennel war der Ansicht, dass diese Kenntnis in Thrawn auch einen gewissen Respekt für diese Spezies weckte – bei denen es sich ausschließlich um Untermenschen handelte –, und dass dies seine Effizienz schwächte. Krennel hatte Thrawn gezeigt, dass man mit Brutalität häufig noch mehr erreichte als mit dem Studium der Künste, aber Thrawns Reaktion auf diese Lektion Krennels hatte in keinerlei Verhältnis zu dieser Lektion gestanden.

Krennels Wangen brannten immer noch, wenn er sich daran erinnerte, wie Thrawn ihn und sein Schiff, die Reckoning, zu den Kernwelten geschickt hatte. Krennel kehrte in Ungnaden zurück und war überzeugt, dass der Imperator selbst – auf den Thrawn allem Anschein nach ungewöhnlich starken Einfluss hatte – Krennels Karriere beendet hätte. Zu Krennels Glück war der Imperator bei Endor gestorben, sodass er der Strafe entgangen war.

»Und ich hatte nie eine Gelegenheit zur Rechtfertigung.« Krennels tiefe Stimme hallte durch den dunklen Korridor, obwohl er seine Worte nur gezischt hatte. Seine Metallhand ballte sich erneut zur Faust. »Ein ewiger Schandfleck meiner Ehre.«

Er war erneut in die Imperiale Flotte eingetreten und hatte der Versuchung widerstanden, ein Warlord zu werden, aber keine sechs Monate nach dem Tod des Imperators hatten sich Umstände ergeben, die ihm Gelegenheit boten, sein Schicksal selbst zu gestalten. Sate Pestage, der Großwesir des Imperators, hatte beim Tode des Imperators die Kontrolle über das Imperiale Zentrum übernommen. Als die Position des Mannes dann schwächer geworden war, hatte er versucht, mit der Neuen Republik eine Vereinbarung zu treffen. Er hatte angeboten, das Imperiale Zentrum und andere wichtige Welten preiszugeben, wenn man ihm dafür seine persönliche Sicherheit garantierte und ihm erlaubte, seinen Besitz zu behalten. Das Militärtribunal, das Pestage nach seiner Flucht nach Ciutric abgesetzt hatte, hatte Krennel damit beauftragt, Pestage der Gerechtigkeit zuzuführen. Krennel kam nach Ciutric, fand dort Pestage und übernahm seinen Besitz und sein Amt. Er ernannte sich selbst zum Prinz-Admiral und brachte es fertig, die mehr als ein Dutzend Welten umfassende ciutrische Hegemonie in den turbulenten Zeiten, die nach der Eroberung des Imperialen Zentrums durch die Neue Republik und der Vernichtung von Warlord Zsinj einsetzten, zusammenzuhalten.

Und dann war Thrawn zurückgekommen. Thrawn beanspruchte volle Autorität über sämtliche imperialen Besitzungen. Krennel war es zweckmäßig erschienen, Thrawn in gewissem Ausmaß zu unterstützen – ihn mit Munition, Personal und einigen Rohstoffen zu beliefern –, aber als Vorgesetzten hatte er Thrawn nie anerkannt. Krennel hatte befürchtet, dass Thrawn sich ihn und sein kleines Reich vornehmen könnte, sich aber der Hoffnung hingegeben, Thrawn standhalten zu können.

Jetzt stand Krennel vor der Tür seines Büros und strich mit seiner Metallhand über die Schlossplatte. Er trat einen Schritt vor und stieß mit der rechten Schulter gegen die Tür, aber die wollte sich nicht öffnen. Er strich erneut über die Schlossplatte, diesmal langsamer, um sicherzugehen, dass die Sensorik die Signatur der in seine Hand eingebetteten Stromkreise registrieren würde.

Wieder öffnete sie sich nicht.

Krennel stieß eine Verwünschung aus und gab eine Zahlenkombination in das Nummernfeld unter der Schlossplatte ein. Das Schloss klickte, und Krennel stieß die Tür mit der Schulter auf. Er trat in das dunkle Zimmer und spürte, wie etwas Kaltes, Dünnes über seine Kehle streifte. Er hatte einen weiteren halben Schritt zurückgelegt, als er spürte, wie dieses kalte Etwas sich zusammenzog. Krennel fuhr mit seiner Metallhand in die Höhe und packte den dünnen Metalldraht. Er riss daran, worauf der Draht riss und um seinen Hals hängen blieb.

Das Klatschen eines Händepaars hallte laut durch sein Büro. Ohne sich darum zu kümmern, stampfte Krennel zu seinem Schreibtisch und tastete nach dem Schalter für die Leuchtplatte. Er zögerte, ließ die linke Hand über dem Kontakt verharren und drehte sich langsam in Richtung zu dem Applaus, den er gehört hatte, herum.

»Wenn Sie meinen Tod gewollt hätten, dann hätte mich diese Schlinge jetzt erwischt. Wird es mein Tod sein, wenn ich uns jetzt das Licht einschalte?«

Schweigen.

Krennel sah auf seine linke Hand und betätigte den Schalter. Eine Reihe von etwa drei Meter über dem Boden an den Wänden angebrachter Leuchtplatten erhellten den Raum. Ihr Licht fiel auf die Kuppeldecke, die es nach unten reflektierte. Der in grauen und bräunlichen Tönen gehaltene Raum strahlte jetzt warm. Krennel wartete, bis die Beleuchtung heller geworden war, richtete sich dann zu seiner ganzen Größe auf und drehte sich langsam zu seinem Besucher herum. Er wusste, dass er Eindruck machen würde, und dieser Eindruck war in Anbetracht der Lage, in der er sich befand, von großer Wichtigkeit.

Aber wie sich schnell zeigen sollte, blieb er weit hinter dem Eindruck zurück, den seine Besucherin machte.

Er hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen – abgesehen von gelegentlichen Albträumen. Sie war nur unwesentlich kleiner als er und trug ihr langes schwarzes Haar offen. Zwei lange weiße Strähnen umrahmten ein Gesicht, das der Frau auf vielen Planeten Bewunderung eingetragen hätte. Ihre hohe Stirn, das kräftige Kinn, die ausgeprägten Backenknochen und die aristokratische Nase hätten sie zu einer echten Schönheit gemacht, wenn da nicht zwei andere Dinge gewesen wären, die das Bild beeinträchtigten.

Das eine waren ihre Augen. Das linke glühte wie geschmolzenes Eisen, als ob die Iris mit radioaktivem Blut unterlaufen wäre. Das blasse Blau des anderen Auges wirkte kälter als gefrorenes Methan, und ihr Blick jagte Krennel eisige Schauer über den Rücken. Die Frau strahlte eine Art von Macht aus, die Krennel als sehr verführerisch empfand, aber er wusste auch, dass diese Macht ihn vernichten konnte.

Der andere Makel in ihrem Gesicht war ein von einer kleinen, kraterförmigen Vertiefung unter ihrer rechten Schläfe ausgehendes Netz von Narben. Krennel musterte sie ein paar Augenblicke lang intensiv und gelangte dann zu dem Schluss, dass diese Narben vermutlich auf ein massives Trauma zurückzuführen waren, die ein geschickter Chirurg repariert hatte. Er erinnerte sich daran, dass die Sonderstaffel behauptet hatte, sie nach ihrer Vertreibung von Thyferra getötet zu haben, aber ihre Anwesenheit in seinem Büro widerlegte diese Behauptung eindeutig.

Krennel nahm langsam die Überreste der Drahtschlinge von seinem Hals und warf sie auf den Boden. »Damit wollten Sie mir offenbar etwas demonstrieren, Ysanne Isard?«

Ein kaltes Lächeln zuckte um die Lippen der Frau. »Ich hätte Sie hier in Ihrem Büro töten können. Ihre Leute wären morgen aufgewacht, und ich hätte Ihre Stelle eingenommen. Es ist wichtig, dass Sie sich darüber klar sind, dass ich mich im Bruchteil einer Sekunde an Ihre Stelle hätte setzen können, damit Sie mir auch glauben, dass dies keineswegs meine Absicht ist.«

Ihre Worte kamen gleichmäßig und ruhig über ihre Lippen, und Krennel ließ sich ein wenig Zeit, bis er antwortete. Er versuchte sich darüber klar zu werden, was Isard wirklich wollte, weil er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass sie zu ihm offen war. In dem Augenblick, in dem ich auch nur eine Sekunde lang daran glaube, dass sie keine weitergehenden Pläne hat, bin ich tot. Doch bei allem Nachdenken wollte ihm nicht einfallen, was das für Pläne sein mochten. Noch nicht.

»Dann hat Ihre Anwesenheit hier also einen bestimmten Zweck?«

»Denselben Zweck wie eh und je: die Erhaltung des Imperiums meines Meisters.«

Krennel lachte trocken und setzte sich dann auf die Kante seines breiten Schreibtischs. »Vielleicht sind Ihnen bei Ihren Verletzungen ein paar schmerzliche Erinnerungen abhanden gekommen: zum Beispiel der Verlust des Imperialen Zentrums und der Tod des Imperators.«

Isards Züge verfinsterten sich. »Ich erinnere mich sehr wohl an diese Dinge. Die schmerzliche Erinnerung daran zerreißt mir das Herz.«

Du und ein Herz? Krennels Gesicht blieb ausdruckslos. »Dann wissen Sie bestimmt auch, dass die einzige Hoffnung darauf, das Imperium wieder herzustellen, jetzt tot ist.«

»Tatsächlich? Sie glauben, dass Thrawn diese Hoffnung war?«

Er sah sie mit hochgezogenen Brauen an. »Sie nicht?«

Sie presste die Hände flach aneinander. »Thrawn war brillant, daran ist nichts zu deuteln. Aber er hatte keine Vision. Wenn es darum ging, von anderen erteilte Aufträge zu erfüllen, war er grandios. Sie und er sind über das richtige Verhalten in den Unbekannten Regionen dort draußen in der Wildnis der Galaxis in Streit geraten, aber ich bezweifle, dass irgendein anderer diese Gebiete mit ähnlichem Erfolg hätte befrieden können. Und gegen die Neue Republik hat er sich als sehr fähig erwiesen. Aber er hat nie begriffen, dass der Einsatz überwältigender Feuerkraft eine Welle des Schreckens erzeugen kann, die viel nachhaltigere und vernichtendere Auswirkungen hat.«

Krennels Metallhand krampfte sich um seine Schreibtischplatte. »Das war eine Schwäche, die ich an ihm auch wahrgenommen hatte.«

»Eine Schwäche, die man bei Nichtmenschen häufig findet.« Isards Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Sie wollen, dass man sie als uns ebenbürtig behandelt, während wir uns überlegen geben. Sie scheuen sich, die Werkzeuge zu nutzen, die die Macht ihnen gibt, und können uns deshalb nie den Respekt abnötigen, den wir Gleichgestellten erweisen würden. Sie bemühen sich, edelmütig zu erscheinen, äffen uns in jeder Hinsicht nach und erkennen doch nicht, dass sie, solange sie nicht fest entschlossen sind, alles zu tun, um die Macht zu bewahren, niemals imstande sein werden, sie auszuüben.«

Krennel hörte, wie das Blut in seinen Schläfen pulste. Was Isard da sagte, leise und mit geheimnisvoller Stimme, kaum lauter als ein Flüstern, ließ sein Herz schneller schlagen. Sie hatte damit etwas ausgesprochen, was er in seiner Kindheit zu seinem Glaubensbekenntnis gemacht hatte, als er seinem Vater dabei geholfen hatte, die Häuser von Aliens zu verbrennen, damit ein Agrokombinat ihre Felder übernehmen und produktiver machen konnte. Das, was sie jetzt sagte, die ganze Überzeugung, die aus ihrer Stimme klang, die tiefe Verachtung für Aliens, war ganz nach seinem Sinn. Sie wusste, was er dachte, und wusste, dass sie sich ihm offenbaren konnte, ohne eine Zurückweisung befürchten zu müssen.

Er zwang sich dazu, langsam auszuatmen. »Dann sind Sie also darin mit mir einer Meinung, dass dieser Bastard von Republik, den Mon Mothma geschaffen hat, ein Affront für die Menschheit ist?«

»Ein Affront? Da drücken Sie sich viel zu gemäßigt aus, Prinz-Admiral.« Isard begann langsam in seinem Büro auf und ab zu gehen, wobei sie ihm näher als drei Meter kam. »Das ist eine Widerwärtigkeit, die keinesfalls überleben darf. Während der Thrawn-Krise kämpften die Bothans gegen die Mon Calamari – und das sind zwei der vernünftigeren Spezies in der Neuen Republik. Es gibt andere, die selbst jetzt anfangen aufzurüsten, in der Hoffnung, eines Tages – nächste Woche, nächstes Jahr, im nächsten Jahrzehnt – vielleicht ein eigenes Imperium errichten zu können oder altes Unrecht zu rächen und alte Rivalitäten neu aufleben zu lassen.«

Sie lachte laut. »Können Sie sich vorstellen, Prinz-Admiral, welchen Aufruhr es geben würde, wenn herauskäme, wer die Caamasi auf dem Gewissen hat? Genozid an einem ganzen Planeten ist ein Verbrechen, das alle nach Blut schreien lässt, nach einer Menge Blut, besonders da die Caamasi, seit sie vor einer Generation fast ausgelöscht wurden, noch friedlicher, ja geradezu heilig geworden sind. In der Neuen Republik baut sich ein ungeheurer Druck auf. Sehr viel Energie wird dafür eingesetzt, eine Regierung zu installieren, aber sobald die entsprechenden Strukturen einmal stehen, um die Ausübung und damit auch den Missbrauch von Macht zu ermöglichen, wird dieser Druck die Neue Republik in Stücke reißen.«

Krennel fuhr sich mit der linken Hand über die Stoppeln an seinem Kinn. »Das sind kluge, wenn auch nicht schrecklich überraschende Feststellungen, Isard.« Er beschloss, etwas zu sagen, was sie aus dem Gleichgewicht bringen würde. »Könnten Sie sich unter diesen Voraussetzungen vorstellen, sich ein eigenes Imperium aufzubauen? Augenblick, das haben Sie ja versucht, oder nicht? Und die Rebellen haben Sie dafür getötet?«

Ihre Augen blitzten kurz auf, und ihre rechte Hand strich über ihre Narben. »Sie haben versucht, mich zu töten. Es ist ihnen nicht gelungen.«

Krennel entging nicht, dass ihre Worte nicht sehr überzeugend klangen. Sie erinnert sich nicht daran, wie die Sonderstaffel sie beinahe erwischt hätte – kein Wunder, dass bei so schweren Kopfverletzungen Amnesie aufgetreten ist. Vielleicht glaubt sie, dass sie ein wenig von ihrem Schwung verloren hat, und ist deshalb zu mir gekommen. »Liefern Sie mir diese politische Analyse, damit ich mich bequem zurücklehnen und zusehen kann, wie in der Galaxis Dutzende von Bürgerkriegen ausbrechen?«

»Nein, ich sage Ihnen das, damit Sie Ihre Chance erkennen, das Imperium wie der aufzubauen und Imperator zu werden.« Sie deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Sie werden sich erinnern, dass ich Ihnen diese Chance schon einmal angeboten habe, aber Sie haben es vorgezogen, Pestages kleines Reich an sich zu bringen, anstatt es mir auszuliefern. Ich hätte Sie zum Imperator gemacht, und jetzt werde ich das erneut tun.«

Der Prinz-Admiral nahm ein Kom vom Schreibtisch. »Wollen wir Mon Mothma anrufen und ihr sagen, dass sie die Macht übergeben soll?«

»Nicht gleich, nein. Sie wird sie uns freiwillig übergeben.«

»Wie meinen Sie das?«

Ein kurzes Lächeln huschte über Isards Gesicht. »Es wird Sie nicht überraschen, dass mir meine Gewährsleute auf Coruscant gemeldet haben, dass man im Provisorischen Rat über Sie gesprochen hat. Die Rebellen sind der Ansicht, sie müssten an einem imperialen Warlord ein Exempel statuieren, aber derjenige, den sie sich dafür aussuchen, und die Art ihres Vorgehens sollen sicherstellen, dass die anderen nicht so verschreckt werden, um sich künftigen friedlichen Lösungen zu verschließen. Und deshalb sollen Sie das Ziel sein.«

»Ich? Das gibt doch keinen Sinn.« Krennel runzelte die Stirn. »Ich habe die letzten fünf Jahre damit verbracht, meine Verteidigungsanlagen aufzubauen, sodass meine Welten heute praktisch unangreifbar sind. Ich bin ganz sicherlich nicht das bequemste Ziel, das die sich aussuchen können.«

»Das stimmt, aber Sie sind auch derjenige, der den imperialen Großwesir ermordet und daraus großen Nutzen gezogen hat. Man ist in der Neuen Republik der Ansicht, wenn man gegen Sie unter dem Vorwand, Sie vor Gericht zu bringen, Krieg führt, werden die anderen Warlords sich dadurch nicht bedroht fühlen.«

Er verschränkte die Arme über der Brust. »Durchsichtige politische Motive sind aber kein Schutz gegen Laserbatterien.«

Isard nickte langsam. »Das ist richtig, aber die Politik kann eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie sich die Macht im Universum verlagert. Überlegen Sie doch. Wenn die Neue Republik sich darum bemüht, einige Ungerechtigkeiten des Imperiums zu beseitigen, wessen Nachteil wird das sein?«

»Der Nachteil der Menschen. Sie hatten die größten Vorteile vom Imperium, und deshalb wird jeder Versuch, Gleichheit unter den Rassen herzustellen, ihnen Nachteile bringen. Die Menschen werden sich mit weniger zufrieden geben müssen, damit die Aliens mehr bekommen können.«

»Sehr richtig. Und wer verfügt jetzt über diese Ressourcen, die neu aufgeteilt werden müssen, und kontrolliert sie?«

Krennel lächelte. »Die Menschen. Und selbst die Liberalsten von ihnen, die größten Alienfreunde, werden nicht damit einverstanden sein, dass man ihnen etwas wegnimmt, um anderen zu helfen.«

»Genau richtig. Diejenigen, die ihren Reichtum und ihre Macht bewahren wollen, werden das Tempo der Veränderungen verlangsamen, während diejenigen, die Macht und Reichtum suchen, es eher beschleunigen wollen.« Isard spreizte die Hände. »Und das ist Ihre Chance, Prinz-Admiral. Sie erklären Ihre Ciutric-Hegemonie als menschenfreundlich. Sie bieten all denen Zuflucht, die das Gefühl haben, von der Neuen Republik ungerecht behandelt zu werden. Und Sie betonen, dass die Hegemonie unternehmerisch denkenden Individuen jeder Spezies offen steht – dass der Erfolg hier von den Anstrengungen des Einzelnen abhängt und von den Beiträgen, die er für das Gemeinwohl leistet, und nicht von seiner genetischen Herkunft. Das einzige ›Grundrecht‹, das Sie anerkennen, ist das aller Lebewesen, frei zu sein und für sich und ihre Familien das Leben nach besten Kräften zu gestalten.«

Krennel nickte langsam. »Wenn die Neue Republik gegen mich vorgeht, wird das so aussehen, als ob die Aliens genügend Einfluss im Rat hätten, um bewaffnete Streitkräfte gegen jemanden einzusetzen, der lediglich die Rechte seiner eigenen Spezies verteidigt. Das sollte unter den Menschen Angst auslösen und sogar einige von den anderen Warlords dazu veranlassen, sich zusammenzuschließen, um nicht ihrerseits zum Angriffsziel zu werden.«

»Hervorragend gedacht. Und was die Mordanklage angeht, werden Sie darauf hinweisen, dass Sie mit Pestage nur das getan haben, was die Neue Republik die ganze Zeit vorhatte. Tatsächlich ist Pestage, so weit ich mich erinnern kann, vor den Rebellen-Streitkräften hier auf Ciutric geflohen und hat bei Ihnen Asyl gesucht. Könnte es sein, dass er befürchtet hat, dass die ihn wegschaffen und wegen imperialer Verbrechen vor Gericht stellen wollen?«

Der Prinz-Admiral tippte sich mit einem seiner Metallfinger ans Kinn. »Möglicherweise erinnere ich mich daran, dass er unmittelbar vor seinem Tode etwas in diesem Sinne gesagt hat.«

»Gut, das wird weitere Zwietracht auslösen.«

Krennel musterte Isard scharf. »Und Sie kommen zu mir, sagen mir, was die Neue Republik für Pläne gegen mich schmiedet, und liefern mir ein politisches Programm, um diese Pläne zu durchkreuzen. Warum tun Sie das?«

»Um das Wenige zu bewahren, das vom Imperium übrig geblieben ist.«

»Das haben Sie schon einmal gesagt. Ich glaube Ihnen ja, aber da muss doch noch mehr sein. Es muss doch etwas geben, was Sie wollen, etwas für Sie selbst, meine ich.«

»So etwas gibt es, und das werden Sie mir geben.« Isard griff sich mit der rechten Hand an die Narben an ihrer Schläfe. »Die Sonderstaffel hat sich in der Vergangenheit gegen mich gestellt, und das darf nicht ungestraft bleiben. Ich werde im Laufe des künftigen Geschehens der Sonderstaffel eine Falle stellen, und Sie werden mir die Mittel liefern, die ich brauche, um sie zu vernichten.«

Krennel schnaubte. »Ich bin auch nicht gerade ein Freund der Sonderstaffel. Sie verlangen nicht viel, aber Ihr Ziel könnte sich als unerreichbar erweisen. Bis jetzt war die Sonderstaffel offenbar gegen alle Fallen gefeit, die man ihr gestellt hat.«

»Das war in der Vergangenheit so, Prinz-Admiral.« Isards arktisches Auge funkelte. »Ich habe denen eine Nachricht geschickt, eine, die sie verwirren und ablenken wird. Das ist ein Köder, und wenn sie diesen Köder schlucken, werden sie in meine Falle gehen. Sie werden sehen, dass ich Recht habe. Und wenn die Zeit kommt, werden auch Sie Ihre Rechnung mit ihnen begleichen können.«