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Admiral Ackbar, auf der Brücke des Mon-Calamari-Kreuzers Home One, sah mit einem Auge auf das holografische Display, das ihm die unmittelbare Umgebung im Weltraum anzeigte, und mit dem anderen durch die Sichtluke auf den von Krennel ins Gefecht geführten Flottenverband. Nur das unbewusste Zucken seiner Mundtentakel verriet seine Überraschung. Aus den Tiefen kommt stets Verwunderung.

»Schilde hoch und sämtliches Feuer auf die Reckoning konzentrieren. Jägerkommando, A-Wings einsetzen. Sie sollen versuchen, die Geschosse wegzupicken, die von dem Victory rüberkommen. Anschließend dürfen sie sich um die TIEs und Interceptors kümmern.«

»Zu Befehl, Admiral.«

»Steuer – Wendemanöver. Bringen Sie uns wieder auf unseren Ausgangsvektor.«

»Ja, Admiral.«

Ackbar sah zu dem kleinen, braunen Sullustaner hinüber, der als Kommunikationsoffizier eingesetzt war. »Lieutenant Quiv, sagen Sie der Emancipator, dass sie sich zurückziehen, aber ihr Feuer auf die Reckoning konzentrieren soll. Die Peacemaker, die Pride of Eiattu und die Thunderchild sollen sich den Vic vornehmen. Die gleichen Befehle an alle Korvetten durchgeben. Ich möchte einen geordneten Rückzug. Krennel muss wissen, dass wir hier nicht mit einem so starken Verband gerechnet nahen.«

Der Sullustaner trillerte eine Bestätigung und gab die Befehle weiter.

Die kleineren Schiffe des Verbandes entfernten sich aus der Umgebung der beiden kapitalen Schiffe und griffen die Emperor’s Wisdom an. Ackbar wusste, dass seine Nebulon-Fregatten und das halbe Dutzend Korvetten ihrem Ziel nicht viel Schaden zufügen konnten, wollte aber, dass die Kanoniere des Vic, ganz besonders die an den Abschussstationen der Erschütterungsflugkörper, mit einer großen Zahl von Zielen konfrontiert würden.

Die Korvetten setzten zunächst dem Vic zu und bemühten sich, im möglichst steilen Winkel, oben oder unten, anzugreifen, um die Geschützbesatzungen zu zwingen, ihre Waffen in extreme Position zu bringen. Die Mantooine, Dantooine und die Ryloth fegten über die Aufbauten der Emperor’s Wisdom hinweg und jagten das Feuer ihrer Turbolaser gegen den Rückenschild. Der Schild leuchtete einen Augenblick lang rosafarben auf und begann dann aufzureißen, wie eine von schnellen Strömungen erfasste Algenwolke.

Die Fregatten nutzten die Lücke im Schild und nahmen die Vic mit ihren Turbolaserbatterien und Laserkanonen unter Sperrfeuer. Rotgoldene Energieblitze klatschten auf den Rumpf des größeren Schiffes, verdampften Panzerplatten und brachten gelegentlich eine Waffenplattform zur Explosion. Trotz der wütenden Angriffe und obwohl die Chandrilla, die Mrlsst und die Sullust den Backbordschild beseitigten, war der eigentliche Schaden, der an der Emperor’s Wisdom angerichtet wurde, minimal und konnte den Sternenzerstörer kaum daran hindern, dem Verband der Neuen Republik ernsthafte Verluste zuzufügen.

Jetzt sah Ackbar, dass die Reckoning und die Decisive sich voneinander trennten und sich nach vorn in Bewegung setzten, wobei ihre wie Dolche anmutenden Bugspitzen sich drohend der im Rückzug begriffenen Flotte zuwandten. Die Decisive kam an Backbord hoch herein, sodass die Emancipator zwischen ihr und der Home One war. Die Reckoning fiel ein Stück zurück und versuchte, sich zwischen die beiden Schiffe der Neuen Republik zu zwängen. Die Binder blieb hinter den beiden, und jetzt wirbelten ganze Wolken von Raumjägern wie Fische durch den die größeren Schiffe umgebenden Weltraum.

»Waffen melden positive Zielerfassung auf der Reckoning, Admiral.«

Ackbar nickte seinem Geschützoffizier zu. »Feuern nach Belieben, Lieutenant Colton. Jeder Schuss zählt.«

 

Corran ließ seinen Defender nach Steuerbord abkippen und riss ihn dann mit einem Pedal druck nach Backbord, um zum Anfing auf das Gefängnis anzusetzen. Er entkoppelte seine Laser, ließ sie in Sequenz feuern, ging dann in Tiefflug über und jagte keine fünf Meter über die Mauer hinweg, die man ihm zugeteilt hatte. Sein Finger drückte den Abzug nieder und jagte grüne Energiepfeile hinaus. Er ließ sein Feuer an der Mauer hinunterwandern und brachte E-Webs zur Explosion, verwandelte Sturmtruppler in lebende Fackeln und veranlasste andere, die schneller waren, fünfzehn Meter in die Tiefe zu springen.

Er hielt mit seiner Maschine auf den Nordostturm zu und jagte zwei Schüsse hinterher, die den Posten dort oben kochendheiß trafen. Der quadratische kleine Bau explodierte in einem Feuerball, aus dem Männer und Gerät davongeschleudert wurden. Er zog den Knüppel zu sich, jagte durch den Feuerball hindurch, kippte nach Steuerbord und strebte in einem langen, weiten Bogen um das Südende des Gefängnisbaus herum.

»Neun hier. Nordmauer ist klar, Nordostturm erledigt.«

»Verstanden, Neun. Mauerabwehr anscheinend erledigt.«

»Sechs hier. Sehe heftige Aktivität auf dem Boden. Sturmies und Wachen.«

Corran sah auf den Gefängnisbau hinunter. Eine große Zahl gepanzerter Individuen rannte auf der offenen Fläche am Westrand der rechteckigen Anlage wirr durcheinander. Der Hauptbau war in Nord-Süd-Richtung angeordnet, aber zwischen ihm und der Südmauer gab es drei kleinere Gebäude, in denen anscheinend eine größere Zahl Wachen untergebracht waren. Aus allen vier Ecktürmen quoll schwarzer Rauch, und die Überreste der schweren Blasterkanonen und E-Webs auf den Mauern brannten, aber ohne Truppen auf dem Boden hatten sie kaum eine Chance, die Wachen daran zu hindern, in das Hauptgebäude einzudringen und die Gefangenen hinzumetzeln.

Ich habe Jan Dodonna versprochen, ich würde dafür sorgen, dass er und die anderen befreit werden. Urlor konnte ich nicht helfen. Aber die hier werde ich nicht im Stich lassen.

»Fünf, Bordwaffenbeschuss auf die Wachen. Jag sie auseinander. Ich gehe rein.«

»Neun, das darfst du nicht.«

»Colonel, ich muss. Isards Leute haben sich verspätet oder kommen überhaupt nicht. Jemand muss da reingehen.«

Tycho blieb einen Augenblick lang stumm. »Okay, dann nimm Ooryl und Nrin mit.«

»Ich werde Ooryl mitnehmen. Nrin nützt uns in der Luft mehr.«

»Du hast ihn noch nicht in einem Feuergefecht erlebt, Neun. Er kommt mit. Lös!«

»Danke, Fünf.«

Er zog den Knüppel seines Raumjägers zu sich heran und jagte den Defender zur nördlichen Mauer. Dort schoss er zwei Meter über dem Boden dahin, riss die Maschine dann zur Seite, bis er sich unmittelbar vor den mächtigen Metalltoren in der vorderen Mauer befand, und erfasste sie mit seinem Traktorstrahl. Er gab Gegenschub und schob dann den Hebel langsam auf volle Leistung. Die Tore verbogen sich in der Mitte, und das Metall gab kreischende Laute von sich, als die Angeln aus dem Mauerwerk gerissen wurden. Die Tore flogen ihm entgegen, bis er den Traktorstrahl abschaltete, und schlitterten dann über den Boden, knickten Straßenlaternen um, pulverisierten Eisenbetonplatten am Straßenrand und blieben schließlich auf zwei Landgleitern liegen, die sofort explodierten, als das gewaltige Gewicht der Tore ihre Treibstofftanks zerdrückte.

Corran setzte den Defender auf und schaltete das Schiff auf Standby. Er entriegelte seine Gurte und stemmte sich aus seinem Sessel. Dann klappte er den Sitz hoch und gab damit den Zugang zu einem kleinen Fach darunter frei. Er zog einen Blasterkarabiner und einen Gurt mit Energiepatronen heraus und legte ihn sich über die Brust. Dann holte er den Behälter eines Feuerlöschers heraus und kippte ihn um. Er schraubte den Deckel ab und hob den Behälter hoch, so dass das Lichtschwert seines Großvaters herausrutschte. Er befestigte es an einer Öse seines Blastergurts in seinem Kreuz und klappte dann die Ausstiegsluke des Raumjägers auf. Er schob den Blasterkarabiner vor sich nach draußen und stemmte sich dann aus dem Cockpit der Maschine.

Er rutschte am Rumpf der Maschine hinunter und landete geduckt auf dem Boden. Ooryl und Nrin waren links von ihm gelandet und sahen zu ihm herüber. Er suchte die Mauer vor sich nach Lebenszeichen ab, entdeckte keine und rannte los. Im Schatten eines der Tore angelangt, kauerte er sich nieder, orientierte sich erneut, hetzte im Zickzack auf die Gefängnismauer zu und wartete dann, mit dem Rücken dagegen gepresst, an der Westseite des Torbogens.

Jetzt kamen Ooryl und Nrin nach. Ooryl trug einen Standardblaster und einen Karabiner, währen Nrin mit einem Blastergewehr und einem Ersatzpatronengurt bewaffnet war.

»Die hast du doch nicht etwa in deiner Maschine gehabt, oder?«

Der Quarren schüttelte den Kopf und deutete dann mit dem langen Lauf der Waffe auf eine schwelende Leiche, die auf dem Rasen zwischen ihnen und ihren Maschinen lag. »Den hast du zuerst erledigt. Ich habe mir bloß etwas von ihm genommen, was er nicht mehr braucht.«

Corran nickte und spähte dann vorsichtig um die Ecke. Er zog den Kopf gerade noch rechtzeitig zurück, als sich ein paar Blasterblitze neben ihm in die Wand fraßen. Er drückte mit der Zunge den Schalter für das in seinen Helm eingebaute Komlink. »Fünf, du kannst jederzeit reinkommen.«

»Verstanden, Neun. Kopf einziehen.«

Ooryl deutete nach Norden. »Dort.«

Corran duckte sich, als der Defender mit brüllenden Antriebsaggregaten hereingeschossen kam. Er sah Blasterblitze in den Himmel zucken und Funken sprühend von den vorderen Schilden des Raumjägers abprallen, aber im Vergleich zu der Flut von Energiefeuer, das Ooryl absetzte, waren sie nicht viel mehr als harmlose Tröpfchen. Durch den dicken Stoff seiner Flugkombination konnte Corran die Hitze spüren, die die Schüsse des Defenders verbreiteten. Das Brüllen der Antriebsaggregate des Raumjägers ging wie ein Vibrieren durch seinen Körper.

Als Tychos Maschine die Mauer passiert hatte, richteten sich die drei auf. Sie duckten sich sofort wieder, als Inyris Maschine vorbeijagte und in einem hohen Bogen heraufkam, um ihre Nord-Süd-Passage zu beenden. Corran sah geduckt zur Ecke hinüber und winkte den anderen dann zu, ihm zu folgen.

Vom Haupttor führte ein durch einen Gitterkäfig geschützter Weg zum Hauptgebäude hinüber. Corran blickte nach links in den Westteil des Gefängnishofes, wo sich Sturmtruppen und Wachen gesammelt hatten. Dort hing dichter Rauch in der Luft, aber nicht so dicht, als dass er den Blick auf die brennenden Körper und die zu gefallenen Kameraden kriechenden Gestalten versperrt hätte. Gellende Schmerzensschreie hallten über den Gefängnishof, aber ein immer lauter werdender Chor wütender Rufe übertönte sie bald.

Jetzt verstärkte sich das Blasterfeuer. Corran stemmte seinen Karabiner in die Hüfte und gab einen halbkreisförmigen Feuerstoß in den Hof ab. Rote Blitze durchdrangen den Nebel und brachten einige der Angreifer zu Fall. Er rannte weiter, warf eine leergeschossene Energiepatrone aus, rammte die nächste in seine Waffe und feuerte dann weiter. Hegemoniesoldaten feuerten auf ihn, so dass auf ihn ein Regen aus heißem Metall von dem sich auflösenden Drahtzaun herniederging.

Ooryl rannte hinter ihm her und sicherte mit seinem Blaster die Ostflanke. Nrin drang zehn Meter in den Laufgang ein – ein Drittel des Weges zum Hauptgebäude – und zog dann die Feuerstrahlen aus seiner Waffe wie eine Sense quer über den Hof. Seine Blasterblitze rissen Männer zu Boden, wirbelten sie mit solcher Wucht auf die Erde, dass ihre Waffen im weiten Bogen davonflogen. Andere Männer kippten vornüber, als sich Blasterblitze in ihren Leib bohrten. Im Widerschein seines Blasterfeuers, das seinen schwarzen Helm und seine schwarze Flugkombination mit rotem Licht überzog, schien der Quarren wie der Fleisch gewordene Kontrast zu den Sturmtrupplern in ihren weißen Panzern. Unbarmherzig und bewusst feuerte Nrin, bis der feindliche Widerstand auf ein paar sporadische Schüsse zurückgegangen war, rannte dann weiter und bezog an der Treppe ins Hauptgebäude Deckung.

Corran hetzte die Treppe hinauf und zog mit der linken Hand sein Lichtschwert aus dem Gürtel. Ein Daumendruck ließ es zum Leben erwachen und mit seinem silbernen Schein die Schatten verdrängen. Er zog das Schwert beiderseits der Eingangstür von oben nach unten, worauf die Tür mit rot glühenden heißen Metallspuren an beiden Seiten nach vorn herauskippte und funkensprühend über die Treppenstufen in die Tiefe polterte.

Corran sprang mit einem Satz in den raucherfüllten Vorraum und ging auf ein Knie nieder. Er bewegte seinen Blaster quer über den freien Raum vor ihm, hob ihn dann, als Ooryl hereinkam und auf der linken Türseite in ähnlicher Weise Stellung bezog. Corran sah sich schnell um, ob das Büro hinter ihm leer war.

Jetzt betrat Nrin das Gebäude, nahm den Helm ab und klippte sich sein Komlink an den Kragen seiner Flugkombination. »Wie geht’s jetzt weiter?«

Ooryl deutete auf ein großes Diagramm des Gebäudes an der Wand. »Der Isolationsblock soll auf Etage Blau sein. Dort dürften die Lusankya-Gefangenen sein, meine ich. Die einzige Treppe ist wohl die dort vorn.«

»Das wäre aus Sicherheitsgründen logisch – wenn die Gefangenen irgendwie freikommen, gibt es nur einen Ausweg aus ihrem Loch. Außerdem möchte ich ohnehin von oben anfangen.« Corran schaltete sein Lichtschwert aus, hakte es sich wieder an den Gürtel und ging nach rechts voran, auf den Treppenschacht in der Nordwestecke des Gebäudes zu. »Drei Stockwerke nach oben – und wir sind da.«

Der Treppenschacht war eng angelegt und besaß in jedem Stockwerk zwei Treppen mit Absätzen dazwischen. Die Metallunterseite der jeweils nächsten Treppe war wie ein Dach der Treppe darunter mit einer Wand dazwischen, die den Blick auf die nächste Treppe versperrte.

Die Stufen selbst waren mit billigen braunen Duraplastplatten belegt, die schon abgetreten und durch den häufigen Gebrauch an vielen Stellen gesprungen waren. Die Wände selbst waren mit glänzenden beigefarbenen Kacheln belegt und bräunlich verfügt. Corran hatte während seiner Tätigkeit beim CSD zahlreiche Gefängnisanlagen besucht; er kannte diese Anordnung und wusste auch, dass das Material nicht etwa wegen seines ästhetischen Effekts ausgewählt worden war. Tatsächlich konnte man die Kacheln leicht abspritzen, um Blutflecken zu entfernen. Und ich wette, dass hier schon mehr als ein Gefangener ausgeglitten und ein oder zwei Treppen in die Tiefe gestürzt ist.

Weil sie nicht wussten, ob ihnen hinter der nächsten Mauer Gefahr drohte, arbeiteten sie sich langsam die Treppe hinauf. Auf jedem Stockwerk blieben sie stehen und musterten den Flur, der dort einmündete, fanden aber niemanden, der sie erwartete. Schließlich erreichten sie fünf qualvolle Minuten später das oberste Stockwerk und betraten dort eine kleine Sperrzone.

Die Isolierzellen selbst waren in zwei langen Blocks über das ganze dritte Stockwerk an der Nord- und Südwand angeordnet. Auf der Ost- und der Westseite trennten zwei geräumige, über fünf Meter breite Galerien die Rückwände der Zellen von den hohen, durchsichtigen Fenstern an den Außenwänden. Eine Wand aus schweren Durastahlstangen trennte die Sperrzone von den eigentlichen Zellen und Galerien, erlaubte es aber Corran, die ganze dritte Etage mühelos zu überblicken.

Die Anordnung erlaubte es aber auch den Wachen, die einen Schreibtisch umgekippt und dahinter Deckung genommen hatten, Corran zu sehen. Sie eröffneten von der Westgalerie aus das Feuer, und Corran warf sich zu Boden. Er rollte sich nach rechts, bis zu dem Gang, der zur Treppe führte. Nrin und Ooryl packten ihn und zogen ihn auf den Treppensims.

Er sah zu ihnen hinauf. »Die gute Nachricht ist, dass die nur zu viert sind. Die schlechte Nachricht ist, dass sie Deckung haben und dass es eine Wand aus Gitterstangen zwischen uns und ihnen gibt.«

Nrin zuckte die Achseln. »Die kannst du doch mit dem Lichtschwert aufschlitzen.«

»Oh, das würde ich mit dem größten Vergnügen tun, aber bis ich dort bin, haben die mich in Stücke geschossen.« Corran zögerte einen Augenblick lang und hieb sich dann mit der linken Handfläche an das Stirnteil seines Helms. »Manchmal bin ich ein Idiot.«

Ooryls von einem Helm bedeckter Kopf legte sich leicht zur Seite. »Manchmal?«

Corran warf seinem Flügelmann einen finsteren Blick zu, der allerdings unter dem Helm viel an Wirkung verlor. »Nrin, gib mir deinen Blasterkarabiner.«

Der Quarren reichte ihn ihm. Corran nahm ihn, zündete das Lichtschwert und legte es parallel zum Lauf des Blasterkarabiners. Er ging zu der Wand neben der Tür hinüber und drückte die Mündung des Karabiners gegen die Mauer. Dann schob er das Lichtschwert vor, bis seine Spitze auf der anderen Seite durch die Wand stieß. Er zog es etwa einen Zentimeter hinter die Mauerfläche zurück und hielt es dann dicht an den Lauf.

Nrin und Ooryl schlichen sich die Treppe hinunter, als Corran die Waffe herumdrehte und sie auf der Südseite des Treppensimses in die Wand bohrte. Da er den Lauf des Karabiners als Markierung benutzte, drang die silberne Klinge nur auf eine Tiefe von neunundzwanzig Zentimeter in die Mauer ein, statt sie völlig zu durchbohren. Corran führte die Schwertspitze etwa einen Meter zur Seite, dann eineinhalb Meter nach unten und brannte auf diese Weise die schwarzen Konturen einer Tür in die Wand. Dann schaltete er das Lichtschwert ab und gab Nrin den Karabiner zurück.

»Zwischen der Mauer und der Galerie sollte sich jetzt an den Schnittlinien nur noch die Fliesenverkleidung befinden. Ich werde ihr Feuer auf mich ziehen, und ihr brecht durch und greift sie von der Flanke her an.«

Nrins Tentakel ringelten sich ein. »Für einen Idioten denkst du eigentlich recht klar.«

»Für alles gibt es ein erstes Mal.«

»Danke, Ooryl.«

Während seine beiden Kameraden sich sprungbereit machten, stürzte sich Corran durch die Tür und jagte eine Salve Blasterfeuer auf die vier Wachen. Dann rutschte er weiter nach rechts, benutzte die Ecke des Sicherheitszellenblocks als Deckung gegen das Feuer der Wachen und rannte auf die Wand aus Gitterstangen zu. Er spähte um die Ecke, gab eine weitere Blastersalve ab und duckte sich dann gleich wieder, als ein wahrer Blitzhagel auf die Wände niederging und die Metallstangen glühen ließ.

Er hörte ein knisterndes Geräusch und dann das Pfeifen weiterer Blasterschüsse. Er rutschte vor und feuerte. Seine Blitze nagten an dem Schreibtisch, aber Nrins energiereichere Blitze brannten sich durch. Eine der Wachen taumelte nach rückwärts, einer seiner Kameraden torkelte zur Seite und versuchte sein Gleichgewicht zu halten. Sein Arm beschrieb einen weiten Bogen, dann erfasste ihn an der Brust ein Blitz und schleuderte ihn tiefer in die Galerie hinein. Eine dritte Wache bekam einen Schuss in die Schulter, und der vierte Mann warf seinen Blaster auf den Boden und riss die Hände in die Höhe.

Corrans Lichtschwert schlitzte das Tor in der Stangenwand auf, während Nrin und Ooryl den Rest der Mauer eintraten. Während die beiden anderen ihre Waffen auf ihren Gefangenen gerichtet hielten, benutzte Corran sein Lichtschwert dazu, ein Stück Wand aus dem Treppenschacht zu schneiden, um so den Treppensims darunter und das Stück Treppe bis zur Tür überwachen zu können. »Auf diese Weise solltet ihr Verstärkungen abhalten können.«

Ooryl nickte und bezog neben dem Loch in der Ecke Position.

Corran winkte den Mann, der sich ergeben hatte, zu sich her. »So, und jetzt zu General Dodonna!«

Dem Mann fiel die Kinnlade herunter. »Aber ich kann die Zelle nicht öffnen. Ich habe keinen Kartenschlüssel.«

Corran zeichnete mit der summenden Klinge seines Lichtschwerts das Unendlichkeitssymbol in die Luft. »Damit komme ich klar.«

Die Wache führte ihn in den Isolierzellenbereich und wies auf eine Zelle, etwa ein Drittel des Weges den Korridor hinunter. Corran stieß das Lichtschwert in den Schlossmechanismus und bewegte die Klinge dann spiralförmig, um den Riegel abzutrennen. Die Tür schwang langsam auf, und der Lichtschein der Energieklinge ließ dunkle Schatten durch den Raum dahinter tanzen.

In der Ecke kauerte ein alter Mann auf einem Brettergestell, das als Pritsche diente, und hob die linke Hand, um seine Augen vor dem grellen Licht zu schützen. Sein weißes Haar und sein Bart verrieten sein Alter, und die Art und Weise, wie er sich im Angesicht eines mit einem Lichtschwert bewaffneten Eindringlings, den er für einen imperialen Piloten halten musste, aufrichtete, legte für seinen ungebrochenen Mut Zeugnis ab.

»General Dodonna?«

Der alte Mann nickte. »Ich bin Jan Dodonna.«

»Es hat lange gedauert, General.« Corran nahm den Helm ab und lächelte. »Sind Sie bereit, nach Hause zurückzukehren?«