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Prinz-Admiral Delak Krennel genoss den Schmerz, den er in Mon Mothmas Gesicht lesen konnte. Die Führerin der Neuen Republik war in dem Holo nur eineinhalb Meter groß. Die Sendung wurde von Isard an ihn weitergeleitet, trotzdem war nicht zu übersehen, wie sehr die Frau litt, wenn man ihr beim Reden zusah. Die Frage, die ihr bei dem Interview gestellt worden war, war für sie sichtlich unerwartet gekommen, aber ihre Antwort bewies ihre Schlagfertigkeit und das Ausmaß ihrer Kenntnisse.
»Sie fragen, ob die Gerüchte stimmen, dass die Sonderstaffel im Raumsektor der Hegemonie aufgerieben worden ist. Wie Sie wissen, führen wir gegen Delak Krennel und seine Hegemonie Krieg, und irgendwelche Hinweise auf laufende Kampfhandlungen könnten die dort eingesetzten Streitkräfte gefährden. Ich bin sicher, dass niemand von uns hier das Leben der tapferen Männer und Frauen der Sonderstaffel in Gefahr bringen oder das Leben irgendwelcher Personen, die sie bei ihrem Einsatz unterstützen, gefährden möchte.
Wir alle wissen, dass Krieg nur selten ein sauberes Geschäft mit klaren, eindeutigen Ergebnissen ist. Die Sonderstaffel und ihr Kommandant, General Antilles, sind sich dieser Tatsache wohl bewusst. Vorbehaltlich weiterer Ermittlungen will ich hier nur sagen, dass die Sonderstaffel sich auf einem Einsatz befunden hat, der zu unerwarteten Entwicklungen geführt hat. Ich weiß, dass Sie alle diesen tapferen Kämpfern nur das Beste wünschen, und sobald weitere Erkenntnisse zur Verfügung stehen, werden wir Sie darüber in geeigneter Weise informieren.«
Mon Mothmas Gestalt erstarrte, und die Holokam auf der anderen Seite der Verbindung schwenkte zu Isard. »Da haben Sie es, Prinz-Admiral. Die Sonderstaffel gehört der Vergangenheit an.«
Krennel nickte langsam. Vor zwei Tagen hatte Isard ihm ihr Wort gegeben, dass die Sonderstaffel im Begriff sei, in ihre Falle zu gehen. Informationen von Corvis Minor hatten darauf hingedeutet, dass es dort Kampfhandlungen gegeben hatte, aber von der Raumjägerstaffel der Hegemonie, die sich im Bereich Distna verborgen gehalten hatte, um dort die Falle zuschnappen zu lassen, waren keine Nachrichten eingegangen. Die Beobachter auf der Aspiration wussten wenig zu melden und hatten erst auf Krennels ausdrückliche Anordnung eine Fähre in die Gefechtszone geschickt. Die Fähre hatte praktisch keinerlei Wrackteile gefunden, und die Aspiration berichtete einigermaßen verspätet, dass ein weiterer imperialer Sternenzerstörer das Kampfgelände besucht hatte, ehe sie ihre Fähre dort hingeschickt hatten. Der Captain hatte gesagt, er habe angenommen, der Sternenzerstörer habe zu Krennels Einheiten gehört, und hatte deshalb keine Verbindung mit ihm aufgenommen.
»Dann beunruhigt es Sie also nicht, Isard, dass wir nichts von den Raumjägern gehört haben, die Sie auf Distna stationiert hatten?«
Die schlanke Frau in dem Holobild strich sich mit der Hand über ihr spitzes Kinn und ließ dann die Finger über ihren Hals streifen. »Doch, besorgt bin ich schon. Ihr Schweigen und die Tatsache, dass wir keinerlei Wrackspuren gefunden haben, bedeutet, dass der geheimnisvolle Zerstörer vermutlich alle dort vorhandenen Überreste mitgenommen hat. Was ich dabei nachdenkenswert finde, ist sehr einfach: Abgesehen von der Neuen Republik sind die einzigen Leute, die imperiale Sternenzerstörer einsetzen, andere Warlords, ein oder zwei Piraten und Booster Terrik. Terrik hat einen Schwiegersohn, der bei der Staffel dient. Da kein anderer Warlord und auch kein Pirat behauptet, die Sonderstaffel zerschlagen zu haben, nehme ich an, dass Terrik die Bergung durchgeführt hat. Er hätte etwaige Erkenntnisse sofort an die Neue Republik weitergegeben. Da die Sonderstaffel sich einer sechsfachen Übermacht gegenüber sah, hätte man das Überleben jedes einzelnen Staffelmitglieds sofort bekannt gegeben.«
»Damit wollen Sie also sagen, dass das Ausbleiben von Nachrichten seitens der Neuen Republik darauf hindeutet, dass Ihr Angriff im vollen Maße erfolgreich war?«
»Ich glaube, diese Schlussfolgerung ist gerechtfertigt.«
»Und was ist mit unseren Piloten, die den Kampf überlebt haben?«
Isard zuckte die Achseln. »Ich würde vermuten, dass es weniger Überlebende gegeben hat, als uns beiden lieb sein dürfte. Ihre Hegemonie-Truppen sind zwar mutig und auch von dem Wunsch beseelt, ihre Heimatwelten zu verteidigen, aber ihr Ausbildungsniveau entspricht wohl kaum imperialen Standards. Diejenigen, die überlebt haben, sahen sich vermutlich mit den Geschützen der Errant Venture konfrontiert und haben es für klüger gehalten zu kapitulieren. Terrik hat ihnen wahrscheinlich die Freiheit und Geld versprochen, wenn sie ihm ihre Schiffe übergeben und auspacken.«
»Wenn Sie sie finden – lassen Sie sie töten.« Krennel erhob sich aus dem Kommandosessel in seinem Bereitschaftsraum auf der Reckoning und starrte durch das Sichtfenster auf die mit einem Regenbogen aus Sternen überzogene schwarze Weite des Weltraums hinaus. »Der Verlust von sechs Jägerstaffeln ist lästig, selbst wenn sie die Sonderstaffel vernichtet haben. Es wird nicht leicht sein, sie zu ersetzen.«
»Ihre Jäger oder die Sonderstaffel?«
»Meine Jäger.«
Isard lächelte. »Tatsächlich werden Sie feststellen, dass es gar nicht so schwierig sein wird, sie zu ersetzen. Thrawn hat gezeigt, dass die Neue Republik nicht unbesiegbar ist, und Sie sind dabei zu beweisen, dass sie nicht so mächtig ist, wie ihr das lieb wäre. Wir haben bereits Anfragen von einer ganzen Anzahl von Gruppen bekommen, denen klar ist, dass das Imperium nicht mehr lange überleben wird, und die sich andererseits auch den Warlords nicht anschließen wollen – vorsichtige, verschlüsselte Anfragen. Ihr Kampf gegen die Neue Republik scheint für diese Leute die letzte Chance zu sein, die Lebensweise zu bewahren, die sie kannten.«
Krennels Kopf hob sich. »Haben Sie von Pellaeon gehört?«
»Nein, My Lord, aber er wird kommen. Bald. Nach Ihrem Sieg.«
»Ja, nach meinem Sieg.« Krennel schmunzelte. »Ich nehme an, Sie werden weiterhin Ihre Gewährsleute in der Neuen Republik befragen und feststellen, ob die Sonderstaffel tatsächlich erledigt ist.«
»Das werde ich, Prinz-Admiral.« Isard nickte langsam. »Ich vermute freilich, dass das, was Sie jetzt leisten werden, dort größere Aufmerksamkeit finden wird.«
»Das vermute ich auch.« Krennel machte eine wegwerfende Handbewegung. »Krennel Ende.«
Isards Bild verblasste, aber vorher war das kurze Aufblitzen von Zorn in ihrem Blick noch deutlich zu erkennen. Krennel wusste, dass es sie ärgerte, einfach abgeschaltet zu werden, aber er wollte sie ablenken. Als sie ursprünglich zu ihm gekommen war, hatte sie gesagt, ihr Ziel sei die Vernichtung der Sonderstaffel. Das war jetzt vollbracht, und damit brauchte sie ein neues Ziel. Er vermutete, dass dieses Ziel darin bestehen würde, sich an seine Stelle zu setzen. Deshalb wollte er ihren Zorn anstacheln, seinen Sturz auf besonders bösartige Weise zu planen – und das würde er verhindern, indem er sie in dem Augenblick beseitigte, in dem sie aufgehört hatte, für ihn nützlich zu sein.
Krennel musste zugeben, dass sie bis jetzt sehr nützlich gewesen war. Isard verfügte über ein Maß an Verständnis für Politik, das weit über das seine hinausging. Die Vorstellung, mit den heimatlosen Pazifisten von Alderaan zu verhandeln, hatte ihm beinahe den Magen umgedreht, aber der Druck, den diese Leute auf die Neue Republik ausgeübt hatten, als sich erwies, dass die Welt, die er ihnen hatte geben wollen, Liinade III war, war geradezu gewaltig gewesen. Einige Quellen behaupteten sogar, eine zweite Folge von Angriffen sei dadurch verzögert worden, dass es im Provisorischen Rat zu erheblichen Auseinandersetzungen gekommen war.
Und auch die Art und Weise, wie Isard mit der Kontroverse um die Pulsar-Station umgegangen war, musste man als meisterhaft bezeichnen. Zwischen der Regierung und dem Volk war Misstrauen aufgekommen. Der Verlust der Sonderstaffel – und Krennel zweifelte keinen Augenblick daran, dass der Journalist, der die Frage gestellt hatte, auf Isards Lohnliste gestanden hatte – würde sich ebenfalls schädlich auf den Kriegseinsatz der Neuen Republik auswirken. Isard war an der politischen Front im Kampf gegen die Neue Republik höchst effizient gewesen.
Manche mögen im Krieg eine eskalierte politische Aktion sehen, aber ich weiß, dass es da einen Unterschied gibt. Krennel drehte sich um und sah zu, wie der Interdictor-Kreuzer Binder sich längsseits seinem imperialen Sternenzerstörer Reckoning näherte. Krieg ist etwas völlig anderes – eine Manifestation von Macht in nackter und primitiver Form, und davor kann man weder fliehen noch sich verstecken. In der Politik bemüht man sich, andere so zu beeinflussen, dass sie dem eigenen Willen folgen. Im Krieg liegt das Ziel darin, den anderen völlig zu zerschmettern, damit weder er noch sein Wille weiteren Widerstand leisten können.
»Krieg ist das, worauf ich mich am besten verstehe.« Krennel zog ein Komlink aus der Tasche. »Kommunikation, eine Verbindung mit Captain Phulik auf der Binder.«
»Zu Befehl, Prinz-Admiral.«
Phuliks Hologramm erwachte zum Leben. »Zu Diensten, Prinz-Admiral.«
Krennel blickte auf das Bild des beleibten Mannes hinunter. »Es ist Zeit, dass Sie Ihre Gravitationstrichter hochfahren, Captain Phulik. Ihre Geschützbesatzungen werden sich auf Vektor fünf und sechs konzentrieren. Wir übernehmen den Rest.«
»Die Geschützprogramme sind bereits eingespeist, Prinz-Admiral. Meine Leute erwarten Ihren Feuerbefehl.« Phulik blickte kurz auf etwas außerhalb des Aufnahmebereichs der Kam. »Gravitationstrichter bauen sich auf, stehen.«
Ein leichtes Zittern ging durch die Reckoning, als die Gravitationstrichter des Interdictors hochfuhren. Ihre Energie reichte aus, um kurzzeitig die Trägheitskompensatoren des größeren Schiffs zu überlagern. Bei Einsatz aller vier Gravitationstrichter projizierte die Binder einen Hyperraummasseschatten, der etwa dem eines mittleren Planeten entsprach. Schiffe, die sich in diesem Gebiet durch den Hyperraum bewegten, würden automatisch in den Realraum zurückfallen, da die einzige Alternative sonst die war, gegen das zu prallen, was den Schatten erzeugte.
Interdictor-Kreuzer begleiteten oft größere Schiffe bei deren Einsätzen, weil sie feindliche Schiffe daran hindern konnten, in den Hyperraum zu entkommen. Jeder durch den Hyperraum gelegte Kurs musste Schwerkraftanomalien ausweichen, und deshalb wurden die Transitrouten höchst präzise berechnet. Je nachdem, wo sich die einzelnen Planeten und Planetoiden eines Sonnensystems auf ihren jeweiligen Umlaufbahnen um einen Stern befanden, war dieses System entweder weit offen oder hatte nur sehr schmal definierte Durchfahrtsrouten. Der Vorteil, durch oder in der Nähe eines Sonnensystems fliegen zu können, stellte sich dann ein, wenn ein Schiff beschädigt wurde, da draußen im Tiefraum die Chancen auf Rettung äußerst gering waren. Die Anwesenheit eines Interdictors in einem Sonnensystem veränderte das Systemprofil und machte es erforderlich, neue Fluchtrouten zu berechnen, auf denen die Schiffe sich weit genug von dem Interdictor entfernten, um seinem Gravitationstrichter zu entkommen und in den Hyperraum eintreten zu können.
Krennel war nicht an der Flucht von Schiffen im System interessiert, sondern vielmehr an der Durchfahrt. Es gab nur sehr wenige Routen, die Liinade III mit Welten außerhalb der Hegemonie verbanden. Das System, in dem er wartete, lag mitten auf einer dieser Routen und war so unwichtig, dass es nicht einmal einen Namen trug. Die imperialen Galaktografen hatten ihm lediglich die Bezeichnung M2934738 gegeben. Es bot zwar keinen direkten Kurs von der Neuen Republik nach Liinade III, erlaubte aber knappere Transitzeiten als eine große Zahl der anderen Routen.
Das einzige Problem, das die Neue Republik mit der Einnahme von Liinade III hatte, bestand darin, dass sie den Planeten und die dort befindlichen Truppen mit Nachschub versorgen musste. Schon vor dem Ende der Feindseligkeiten fingen Versorgungsschiffe der Neuen Republik an, eine Vielzahl von Bedarfsgütern dorthin zu schaffen, angefangen bei Medizin und Munition bis hin zu Ersatzteilen und Nahrungsmitteln. Die Neue Republik hatte ganz offensichtlich vor, Liinade III als Aufmarschgebiet für weitere Operationen im Raum der Hegemonie einzusetzen, und deshalb hielten die Materiallieferungen an.
Hielten bis jetzt an. Isard hatte ganz richtig festgestellt, dass ein Sieg gegen die Neue Republik den inneren Widerstand gegen den Krieg mit der Hegemonie verstärken würde. Ein direkter Angriff auf Liinade III würde sich als sehr kostspielig erweisen, kostspielig an Personal wie an Material. Wenn es gelang, der Neuen Republik den Nachschub nach Liinade III abzuschneiden, würde das die dortige Garnison schwächen und ihm seinen Sieg liefern. Und diese Erkenntnis veranlasste Krennel dazu, unter Ausnutzung der Informationen, die Isards Gewährsleute aus der Neuen Republik beschafft hatten, seinen Hinterhalt vorzubereiten.
Der Versorgungskonvoi der Neuen Republik kam in der Mitte von M2934738 aus dem Hyperraum. Er bestand aus einem Dutzend Frachter, einer Fregatte der Nebulon-B-Klasse und zwei corellianischen Korvetten. Die beiden kleineren Kriegsschiffe bewegten sich mit voller Fahrt auf die Reckoning zu, und ihre Zwillingsturbolaserkanonen feuerten, was das Zeug hielt, aber die Schilde und der Rumpf des imperialen Sternenzerstörers absorbierten den Beschuss ohne erkennbare Probleme. Die Nebulon-B-Fregatte jagte auf den Interdictor zu, während die Frachter hinter ihr auseinander stoben.
Krennels Bugkanoniere nahmen sich die Korvette an der Spitze aufs Korn, ein Schiff, das den Namen Pride of Selonia trug. Schweres Turbolaserfeuer durchbrach die vorderen Schilde und brannte dann schwarze Furchen in den Rumpf des Schiffes. Trümmerstücke und Leichen wurden von den Flammenzungen der überhitzten Atmosphäre in den Weltraum geschleudert. Schwere Turbolaserkanonen erfassten die Brücke und die Partien dahinter und zerstörten die Kommunikationsphalanx des Schiffes. Mit einer einzigen schrecklichen Salve verwandelte sich die Pride of Selonia aus einem von tapferen Individuen bemannten Kriegsschiff in ein durch das Weltall treibendes Leichenhaus, hinter dem geronnene Metallfetzen einherschwebten.
Die Fregatte Intrepid feuerte ihre Turbolaserbatterien und Laserkanonen auf die Binder ab, aber die Schilde des Interdictors lenkten ihre Wut ab. Anstatt das Feuer auf die Intrepid zu erwidern, nahmen die Kanoniere der Binder zwei Frachter unter Beschuss, die beide in Richtung auf die Ausgangsvektoren zu entfliehen versuchten, mit deren Überwachung der Interdictor beauftragt worden war. Ein Strom rotgoldener Blitze zuckte aus den Vierlingslasern des Interdictors zu den fliehenden Frachtern hinüber. Das Laserfeuer durchdrang die Schilde der Frachter, brannte durch sie hindurch und verwandelte beide Schiffe in steuerlos durchs All treibende brennende Wracks.
Eine weitere Salve zerschmolz die Vorderhälfte der zweiten Korvette und ließ sie in den Weltraum taumeln. Die Ionenkanonen der Reckoning überzogen die fliehenden Frachter mit blauen Feuerstrahlen, die einen nach dem anderen wie in einem Gewitter untergehen ließen. Schilde implodierten, Bauteile explodierten und machten die kleinen Versorgungsschiffe hilflos. Fluchtkapseln platzten aus ihren Rümpfen, und Krennel schmunzelte. Entweder wir picken sie auf, oder sie sterben hier draußen. Ein Entkommen gibt es für sie nicht.
Wieder feuerte die Intrepid auf die Binder und schaffte es, mit ihrer zweiten Salve einen Schild zu durchschlagen und den Rumpf des Interdictors zu markieren. Krennel schaltete sofort sein Komlink ein. »Kanoniere, hier Prinz-Admiral Krennel. Brecht der Intrepid das Rückgrat.«
Das Turbolaserfeuer der Reckoning konzentrierte sich auf den schlanken Hals der Fregatte, der die Brücke mit dem am Heck angeordneten Antriebssektor des Schiffes verband.
Rotgoldene Energielanzen durchstachen die Schilde und bohrten sich tief in die Schiffsstruktur hinein. Rumpfplatten verdampften und trieben davon, während weitere Energiestrahlen Schotts und Decks auflösten. Mannschaftsmitglieder explodierten zu Feuerbällen, ehe ihnen bewusst wurde, in welcher Gefahr sie sich befanden.
Die gesamte Energie, die in die Intrepid hineinströmte, nagte an den Durastahlträgern, schwächte sie und ließ manche wie Eis unter der Flamme eines Schweißbrenners schmelzen. Die Triebwerke des Schiffes gaben dem schweren Fahrzeug immer noch Schub, was dazu führte, dass der schmale Rumpf des Schiffes sich in sich selbst zusammenschob wie ein Teleskop. Weitere Strukturen gaben nach, bis der Antriebssektor schließlich den Hals förmlich absäbelte, wodurch die Brückenpartie noch höher geschleudert wurde. Die Brücke setzte zu einem langen, trägen Salto an, und dann platzten plötzlich Fluchtkapseln aus ihr heraus – wie Samenkörner aus einer Blume – und flogen davon.
Krennel sah zu, nickte und gestattete sich dann ein Lächeln. Großadmiral Thrawn hatte immer behauptet, dass man bloß die Kunst eines Volkes zu studieren brauchte, um zu begreifen, wie man mit ihm umgehen musste. Was Krennel hier im System M2934738 schweben sah, kam ihm wie ein Kunstwerk vor, und es bereitete ihm großes Vergnügen, dass er diese Kunst geschaffen hatte. Um wie viel besser, wenn man selbst der Künstler ist, anstatt die Kunst studieren zu müssen.
Er schaltete sein Komlink auf einen Kanal, der ihn mit der Mannschaft der Reckoning verband. »Hier spricht Prinz-Admiral Krennel. Ihr habt heute alle sehr gute Arbeit geleistet. Ich möchte Bergungsmannschaften dort draußen haben, die die steuerlos treibenden Frachter entern und ihre Ladung zu uns bringen.« Er zögerte einen Augenblick, überlegte und beschloss dann etwas zu sagen, was Isard sicherlich billigen würde. »Und dann möchte ich, dass Fähren ausgesetzt werden und sich um die Fluchtkapseln kümmern. Sagen Sie den Leuten in den Kapseln, dass wir gegen die Neue Republik kämpfen, nicht gegen sie. Wir werden sie an Bord nehmen, sie in die Neue Republik zurückschicken und lediglich ihr Ehrenwort verlangen. Solange sie sich verpflichten, während der Dauer des Krieges zwischen der Neuen Republik und der Hegemonie nicht für die Neue Republik zu kämpfen, sind sie frei. Andernfalls werden wir sie als Kriegsgefangene behandeln und sie im Einklang mit den entsprechenden Konventionen unterbringen, Krennel Ende.«
Er gestattete sich ein Lächeln und malte sich aus, wie Isard ihn wegen seiner Entscheidung hinsichtlich der Gefangenen loben würde. Sie mag etwas von Politik verstehen, aber ich bin im Begriff dazuzulernen. Und wenn ich genug weiß, werde ich sie nicht länger brauchen. Dieser Tag wird früher kommen, als sie sich vorstellen kann, zu ihrem Leidwesen und meiner großen Freude.