15
Gefällt mir überhaupt nicht. Corran kauerte in einem Gebüsch am Hochufer eines kleinen, eisverkrusteten Flussbetts. Das Ufer zeigte die Spuren gelegentlicher Überschwemmungen, aber die Hochwassermarke lag wesentlich höher, als er das erwartet hätte. Der Grund dafür war ein Stück nördlich seines augenblicklichen Standorts zu erkennen: Man hatte einen Tunnel durch das Granitgestein gebohrt und diesen ganz offensichtlich früher einmal dazu benutzt, das Wasser des Flusses um das Dammgelände herum zu leiten.
Die Tunnelmündung war mit Eisenbeton und zwei Sicherheitstoren aus Durastahl abgedichtet worden. Das größere Tor war groß genug, um Fahrzeugen die Durchfahrt zu ermöglichen; das andere war vielleicht zweieinhalb Meter hoch und vermutlich für Personen gedacht. Vier Sturmtruppler bewachten die Tore, waren aber aus dem Schatten eines Felsüberhangs herausgetreten, um die Morgensonne zu genießen.
Corran strich sich mit der Hand über den Mund. Das haben die also mit ihren Chips schützen wollen – und mein Pech war, dass sie mich damit erwischt haben. Die Karten der Umgebung zeigten den Tunnel nicht an, und das bedeutet, dass es sich entweder um eine sehr neue oder um eine sehr geheime Anlage handelt; oder, was noch schlimmer wäre, um beides. Dort hinein- und dann auch wieder herauszukommen, ist ganz offensichtlich eine Aufgabe für einen Jedi-Ritter.
Er griff unwillkürlich zum Lichtschwert, das er am Gürtel trug. Bedauerlicherweise gibt es hier keinen.
Einen Augenblick lang bedauerte es Corran, dass er Luke Skywalkers großzügige Einladung abgelehnt hatte, sich zum Jedi-Ritter ausbilden zu lassen. Wenn er damals angenommen hätte, hätte er jetzt mit Hilfe von Jedi-Kräften einfach an den Sturmtrupplern vorbeigehen können, ohne dass die etwas bemerkten. Und sein Lichtschwert hätte er dazu benutzen können, Blasterstrahlen abzulenken. Und er wäre in der Lage gewesen, sich ein Bild davon zu verschaffen, was diese Anlage bezweckte, und sie vermutlich außer Gefecht zu setzen.
Aber als Corran dann darüber nachdachte, was er hätte aufgeben müssen, um Jedi-Ritter zu werden, verflog sein Bedauern schnell. Er bewunderte Luke Skywalker und wünschte ihm in seinem Streben, den Jedi-Orden wiederzuerwecken, alles Gute, wusste aber auch, dass Luke dafür einen hohen Preis bezahlte. Corran hatte Mirax und würde mit ihr den Rest seines Lebens verbringen, aber Luke hatte niemanden. Außerdem brauchte man ihn in der ganzen Galaxis, um Probleme zu lösen; das und seine ständige Suche nach Informationen über die Jedi hatten ihn zu einem ruhelosen Wanderer gemacht. Damit war jede Chance dahin, ein normales Leben zu führen, und darauf hätte Corran nicht verzichten wollen.
Mein Vater würde mich wahrscheinlich für einen Egoisten halten, weil ich mich so entschieden habe. Er seufzte und blies sich in die Hände, um sie zu wärmen. Er wusste, dass Whistler eine verschlüsselte Nachricht von Hal Horn über sein Jedi-Erbe bei sich trug, brachte es aber einfach nicht über sich, sie abzuhören. Er wollte nicht hin und her gerissen werden zwischen dem Drängen seines Vaters, Jedi zu werden, und seiner Verantwortung gegenüber Mirax und ihrem gemeinsamen Leben. Oft wünschte er sich, den Mut aufzubringen, sich mit diesem Dilemma auseinander zu setzen, aber weil er wusste, dass er dafür die Kraft nicht hatte, schob er es immer wieder hinaus.
Nun ja, ich mag kein Jedi sein, aber ich bin ein Pilot der Sonderstaffel, und es ist einfach wichtig, herauszubekommen, was dort drinnen vor sich geht. Aber leicht wird es nicht sein, hineinzukommen. Corran zog sich vom Uferrand zurück und bewegte sich nach. Westen. Er wollte die Sonne im Rücken haben und war froh darüber, dass er eine dunkelgraue Fliegerkombination trug, nicht grelles Orange wie die meisten anderen Piloten der Staffel. Damit würde ich auffallen wie ein Hutt bei einer Ewok-Feier. Aber die weißen Sturmtruppenpanzer sind ja im Wald auch nicht viel besser.
Er kam nur sehr langsam im Gebüsch voran. Obwohl er in Coronet City auf Corellia aufgewachsen war, waren ihm Wälder nicht völlig fremd, und er wusste, wie man sich dort bewegen musste. Er nutzte die dicken Stämme der Bäume als Deckung und achtete auf vereiste Stellen am Boden, die ihn zu Fall bringen konnten. So arbeitete er sich vorsichtig geduckt auf sein Ziel zu, sah sich vor jeder Bewegung nach allen Seiten um und lauschte nach Hinweisen auf den Feind, weil er wusste, dass er sie früher hören als sehen würde.
Im Schatten eines schneebedeckten, umgestürzten Baums kauernd entschied er sich dafür, sich durch eine kleine Bodensenke zu schleichen, die nach Südwesten führte. Sie war vielleicht dreißig Meter lang und stieg am Ende zu einem Dickicht aus dornigen Zureberbüschen an. Er überlegte gerade, wie er um die Büsche herumkommen würde, als am Nordrand der Senke zwei Sturmtruppler auftauchten. Sie blieben stehen und sahen sich um, ließen ihre Blasterkarabiner im Halbkreis wandern, und dann setzte einer dazu an, in die Bodensenke hinunterzusteigen.
Der Sturmtruppler an der Spitze blieb mit dem linken Fuß an einer Wurzel hängen, die der Schnee verdeckt hatte, und stürzte. Er landete auf dem Gesicht und rollte in die Senke hinunter. Sein Blasterkarabiner flog ein Stück weiter und landete am Südhang der Senke. Der andere Sturmtruppler sah, wie sein Kamerad stürzte, und rannte hinter ihm her, wobei der Schnee und die gefrorenen Blätter hoch aufgewirbelt wurden.
Er beugte sich über seinen Partner und fing zu lachen an. Der erste Sturmtruppler wälzte sich auf den Rücken. »Verdammte Huttenkotze! Wenn die Leute, die diesen Helm konstruiert haben, je einen im Einsatz hätten tragen müssen…«
»Sehr komisch. Vielleicht solltest du einfach gehen lernen.«
»Ach, halt doch den Mund.« Der Mann setzte sich auf und griff sich dann mit der rechten Hand an den Helm. Corran hörte ein Klicken und dann das Summen eines Komlinks. »Nein, Kontrolle, kein Problem. Bloß ein Gerätedefekt. Ich gehe aus der Leitung und repariere es. Sieben Sechs Eins Ende.«
Der andere Sturmtruppler legte den Kopf etwas zur Seite. »Gerätedefekt?«
Sieben Sechs Eins streckte sein linkes Bein aus und bewegte den Fuß kreisförmig. »Habe mir den Knöchel verstaucht.«
»Ein bisschen ausruhen schadet nichts.« Der zweite Sturmtruppler setzte sich und nahm den Helm ab. Der erste tat es ihm gleich. Dann stiegen Dampfschwaden auf, als der zweite Sturmtruppler die Feldflasche öffnete, die er am Gürtel getragen hatte.
Corrans erster blauer Lähmstrahl riss dem Sturmtruppler die Feldflasche aus der Hand, der zweite ließ seinen Körper zuerst erstarren und gleich darauf schlaff werden. Zwei weitere Strahlen erfassten den ersten Mann, als der nach seinem Blasterkarabiner greifen wollte. Es brauchte einen dritten Schuss, bis er schließlich liegen blieb.
Corran kletterte über den umgestürzten Baumstamm und rutschte in die Senke hinunter. Er eilte auf die Sturmtruppler zu und nahm ihnen die Waffen und die Gerätegürtel ab. Dann löste er ihre Brustpanzer und zerrte sie dann durch den Schnee zu einem Baum am Südrand der Senke. Er fesselte sie mit einem Seil von ihren Gerätegürteln an den Baum, befestigte mit einem weiteren Stück Seil einen der Karabiner und seinen eigenen Blaster an einem zweiten Baum und führte das Seil dann vom Abzug um einen weiteren kleinen Baum herum zu den gefesselten Füßen der Sturmies. Er schaltete beide Blaster auf Lähmung und richtete sie so, dass sie auf den Bauch der Männer zielten. Wenn die die Beine bewegen, werden sie erneut gelähmt. Prima Methode, um sie nachhaltig auszuschalten. Er hatte sich aus ein paar sehr guten Gründen dagegen entschieden, sie zu töten. Zuallererst bestand dafür keine Notwendigkeit. Er kannte andere Soldaten der Neuen Republik, die, ohne mit einer Wimper zu zucken, hilflose Sturmtruppler getötet hätten, aber er hielt das für Mord. Beim CSD hatte er gelernt, dass es nicht unbedingt seine Sache war, den Abzug zu betätigen, ganz gleich, wie sehr ein Verbrecher auch den Tod verdient haben mochte.
Zum Zweiten, und das war wichtiger, waren die beiden außer Gefecht gesetzten Sturmtruppler wichtige Informationsquellen. Forensik-Experten konnten zwar auch von Toten eine ganze Menge in Erfahrung bringen – so wie von Urlor –, aber lebende Sturmies zu verhören, würde wesentlich produktiver sein. Da beim Geheimdienst der Neuen Republik niemand auch nur etwas von der Existenz der Anlage bei dem Damm wusste, vermutete er, dass diese Männer über Informationen verfügten, für die General Cracken sehr dankbar sein würde.
Corran legte das Oberteil seiner Fliegerkombination ab und schlüpfte in den Brustpanzer eines der Sturmtruppler. Er schaffte es, die Kombination über den klobigen Panzer zu ziehen, und zog den Reißverschluss bis fast ganz oben zu. Er wusste, dass er ziemlich lächerlich aussah, aber der Panzer würde ihm einen gewissen Schutz vor Blasterstrahlen liefern, und das bedeutete, dass er die Peinlichkeit überleben und später selbst darüber würde lachen können.
Er entfernte die Komlinks von den Helmen der Sturmtruppler. Nachdem er die Lautstärke an einem der beiden Geräte heruntergedreht hatte, hörte er sich eine Weile das ständige Geschnatter an. Der Komverkehr lief ausschließlich in Code ab, aber immerhin hörte er, dass eine ganze Anzahl verschiedener Stimmen den Kanal benutzte. Wie es schien, fanden auch regelmäßig Stationschecks statt, aber er hatte natürlich keine Ahnung, wann man die beiden Posten, die er aus dem Verkehr gezogen hatte, vermissen würde.
Er schaltete die Komlinks ab, sah sie an und lächelte dann. Mit Hilfe des letzten Seilstücks, das ihm nach der Fesselung der beiden Sturmtruppler und der Anordnung der beiden Blaster übrig geblieben war, band er die beiden Komlink so zusammen, dass das Mikrofon des einen dem Lautsprecher des anderen zugewandt war, schaltete beide auf volle Lautstärke und band sie fest zusammen. Dann nickte er befriedigt, griff sich den übrig gebliebenen Blasterkarabiner, entsicherte ihn und setzte sich wieder in nördlicher Richtung in Bewegung.
Nicht gerade der beste Plan der ganzen Welt, aber immerhin einer, der funktionieren wird. Er kehrte an den Uferrand zurück und fand sich jetzt zwanzig Meter von den Toren entfernt auf dem höchsten Punkt einer etwa zehn Meter hohen Geröllhalde, von der der Schnee schon lange abgeschmolzen war. Die vier Sturmtruppler, die er außer Gefecht setzen musste, waren etwa zehn Meter von den Toren entfernt, also ziemlich weit für einen Blasterschuss. Das wird gar nicht einfach.
Er atmete tief ein und wieder aus und spürte, wie seine Besorgnis sich löste. In der Klarheit, die über ihn kam, wurden ihm zwei Dinge bewusst. Indem er so viele Sturmtruppler wie möglich abschoss und möglichst viel Unheil anrichtete, würde er zum Einen die Wahrscheinlichkeit verringern, dass bei diesem Einsatz ein weiterer Soldat der Neuen Republik getötet wurde. Zum Zweiten war ihm eindeutig klar, dass er dafür verantwortlich war, sich um diese Anlage zu kümmern. Niemand sonst war dazu imstande – niemand weiß auch nur, dass es sie gibt –, und es war von entscheidender Wichtigkeit, einen Schlag gegen die Imperialen zu führen, ehe sie sich auf den Bodeneinsatz der Neuen Republik vorbereiten konnten.
Den Kolben des Blasterkarabiners fest mit der rechten Hand umfassend, schnippte er mit dem linken Daumen die Komlinks an. Die von ihm gewählte Anordnung erzeugte sofort eine ohrenbetäubende Rückkopplung, die in den Komkanal zurückschlug. Die vier Sturmtruppler unter ihm griffen sich mit beiden Händen an die Helme und versuchten sie herunterzureißen, während Corran halb laufend, halb rutschend die Geröllhalde hinunterhastete.
Als er vor den Toren angelangt war, feuerte er auf die verwirrten Sturmtruppler einen roten Blasterstrahl nach dem anderen ab. Sein erster Schuss traf einen der Männer am Bauch; er klappte zusammen wie ein Taschenmesser und wurde gegen einen zweiten Mann geschleudert. Der nächste Schuss traf einen dritten Mann an der Hüfte und wirbelte ihn herum, worauf ihm der nächste Schuss den Kopf in den Nacken riss. Der vierte Sturmtruppler versuchte das Feuer zu erwidern, aber ehe er seinen Karabiner auf Corran richten konnte, warf ihn ein Treffer an seiner linken Hüfte zu Boden. Der nächste Schuss tötete ihn und erfasste am Rande noch den Sturmtruppler, der zu Boden geworfen worden war.
Ohne sich die Zeit zu nehmen, die vier erschossenen Sturmtruppler auf Lebenszeichen zu überprüfen, zog Corran das Lichtschwert seines Großvaters und fuhr mit einem Daumendruck die silberne Klinge aus. Mit einem mächtigen Schlag schnitt er die mannshohe Tür auf und trat sie ein. Er jagte einen schnellen Blasterschuss durch die Öffnung, sprang dann selbst hinein und duckte sich nach rechts weg.
Eine Frau in grüner imperialer Militäruniform war mit einem rauchigen Loch unter der Brust zu Boden gegangen. Sie tastete wild um sich und versuchte einen Blaster zu erreichen, der ihr aus der Hand gefallen war. Corran gab zwei weitere Schüsse auf sie ab, ließ sich dann auf den Rücken fallen und zog das Lichtschwert im weiten Bogen durch die Türöffnung zu seiner Linken. Die silberne Energieklinge durchschnitt die Beine eines Sturmtrupplers und ließ den Mann nach rückwärts taumeln. Der Karabiner des Mannes jagte einen Feuerstoß an Corrans Kopf vorbei in die Decke.
Corran hob seinen eigenen Blasterkarabiner in Hüfthöhe und gab einen Feuerstoß ab, der einen weiteren Sturmtruppler an der Brust traf. Die aus drei Schüssen bestehende Schussfolge riss den Sturmtruppler in die Höhe und schleuderte ihn über einen Schreibtisch, wobei eine Glühlampe und eine Holoprojektorplatte zu Bruch gingen.
Corran drückte mit dem Daumen den Auswerfer für die Energiezelle und ließ die verbrauchte Duraplastzelle auf den Boden fallen. Er legte das Lichtschwert auf den Boden, rammte eine neue Zelle in den Karabiner und ging dann auf die Knie, hob das Lichtschwert auf, schaltete es aus und hakte es sich wieder an den Gürtel. Dann stand er auf und drang tiefer in das Innere der Anlage ein.
Zu seiner Linken führte hinter dem Fahrzeugtor eine Rampe in eine Art Garage. Aus dem kleinen Vorraum, in dem er sich befand, führten zwei Korridore tiefer in die Anlage hinein, einer in nördlicher und einer in südlicher Richtung. In diesem Augenblick kamen zwei weitere Sturmtruppler aus dem Südkorridor auf der rechten Seite Corrans gerannt. Corrans erster Schuss traf den zweiten Sturmi an der linken Hüfte und durchbohrte seine Panzerung am Schenkel. Der Mann wurde gegen die Rückwand des Vorraums geschleudert und rutschte zu Boden.
Der vordere Sturmtruppler wich zur Seite aus und sprang Corran mit ausgestrecktem rechten Arm an. Der Blasterkarabiner, den er in der Hand hielt, spie einen heißen Lichtstrahl, der durch den Stoff der Flugkombination über Corrans rechter Hüfte brannte, aber der Pilot war bereits nach rechts ausgewichen, so dass der nächste Strahl des Sturmtrupplers sein Ziel verfehlte.
Als Corran das Feuer erwiderte, zog sein Feuerstoß wie eine Sense über die Mittelpartie des Mannes. Die Panzerung lenkte zwar ein paar Schüsse ab und absorbierte einige weitere, konnte aber nicht verhindern, dass einer durch die Lücke zwischen Bauchpanzerung und Schenkel drang. Der Sturmtruppler stieß einen Schrei aus und griff sich ans Bein. Corran drückte noch zweimal ab, als der Mann sich schwer plumpsend auf den Boden setzte, und erlöste ihn von seinen Schmerzen.
Etwas Heißes, Hartes traf Corran an der linken Seite und ließ ihn herumwirbeln. Ein kleinwüchsiger Mann in khakifarbener Uniform stand da und hielt einen Blaster mit beiden Händen. Corran taumelte, ließ sich auf die Knie sinken und kippte dann nach hinten um.
Ein Grinsen breitete sich über das Gesicht des Mannes aus.
Er hat auf meinen Rücken gezielt und mich nur an der Seite erwischt? Corran stöhnte laut. Und er hat bloß einmal geschossen? Das muss ein Büroangestellter sein.
Das Grinsen des Mannes ging in einen Ausdruck tiefen Entsetzens über, als Corran sich aufsetzte. Der Karabiner des Piloten beschrieb einen Bogen, und dann peitschte Blasterfeuer durch die Tür des Büros, in dem die beiden toten Sturmtruppler lagen. Drei Strahlen rissen den Büroangestellten in die Höhe und stießen ihn tiefer in das Büro hinein.
Corran rappelte sich langsam auf und eilte zu dem Büro hinüber. Er warf einen schnellen Blick hinein und schob sich dann, als niemand auf ihn schoss, an dem toten Sturmtruppler und dem Büroangestellten vorbei. Er vergewisserte sich, dass auch der zweite Sturmtruppler wirklich tot war, und suchte für den Fall, dass sich jemand unter einem Schreibtisch versteckt hielt, den ganzen Raum gründlich ab.
Als er sich vergewissert hatte, dass er allein war, lehnte er sich kurz an eine Wand. Er hätte eine längere Ruhepause vertragen können, doch seine Wunde meldete sich. Er griff mit der linken Hand nach hinten, tastete herum und fand etwa auf der Höhe seiner untersten Rippen ein hübsches kleines Loch in seiner Kombination und dem Panzer darunter. Zum Glück war der Blasterstrahl schräg eingedrungen, sodass die Panzerung den größten Teil seiner Energie absorbiert hatte. Als er mit dem Finger durch das Loch tastete, wurde er feucht und rot, aber das Blut war nicht in den Stoff seiner Fliegerkombination eingedrungen, und deshalb war er sich einigermaßen sicher, dass es sich um keine ernst zu nehmende Wunde handelte.
Er sah sich erneut in dem Raum um und erkannte, dass es sich um eine Art Sicherheits- und Kommunikationszentrale der kleinen Anlage handeln musste. Ein Dutzend Monitorschirme zeigte wechselnde Ansichten verschiedener Räume in der Anlage, und er stellte befriedigt fest, dass nur auf zwei der Bildschirme Leute zu sehen waren. Dabei handelte es sich aber nicht um Sturmtruppler, sondern eher um Techniker, die an irgendeinem Forschungsprojekt tätig waren.
Corran griff sich ein Datapad, rief einen Lageplan auf und entdeckte darauf eines der Labors im Nordflügel. Er versuchte eine Notschließung der ganzen Anlage zu veranlassen, aber der Computer war dazu nicht bereit und blockierte seinen Befehl mit dem Hinweis, dass er nicht über die nötige Vollmacht verfügte. Er ging zum nächsten Schreibtisch – einem, der so aussah, als hätte er dem weiblichen Major gehört, der bei seinem Eindringen gestorben war – und wiederholte dort den Befehl.
Die Brandtüren des Stützpunkts schlossen sich laut hallend.
Corran verließ das Büro, eilte zu der Leiche des Majors, bückte sich, holte ihren Rangzylinder aus ihrer Brusttasche und eilte dann durch den Nordkorridor weiter. Der Gang führte zwanzig Meter durch das Felsgestein und endete vor einer Sicherheitstür aus Durastahl. Er drückte den Rangzylinder in den Schließmechanismus, und die Tür glitt auf.
Die dort versammelten Arbeiter, alle mit weißen Mänteln bekleidet, sahen ihn zuerst kaum an. Als er dann sein Lichtschwert zog und es zündete, unterbrachen sie ihre Arbeit und sahen ihn an. Er hatte deutlich den Eindruck, dass die Waffe sie mehr faszinierte, als dass sie ihnen Angst machte. Es ist, als würden die ein Lichtschwert als bloße Technik sehen, ohne lang darüber nachzudenken, was man damit machen könnte.
Corran hieb mit der Schwertklinge nach links und teilte einen Duraplaststuhl in zwei Stücke. Das Klappern der beiden zu Boden fallenden Hälften schien die Techniker in die Realität zurückzurufen. Alle starrten jetzt Corran an, und er registrierte befriedigt, dass einige von ihnen leichenblass geworden waren.
»Ich bin Captain Corran Horn von der Neuen Republik. Entweder werde ich Sie jetzt befreien oder Sie gefangen nehmen, die Wahl liegt bei Ihnen.« Er grinste. »Nebenbei gesagt: Ich nehme ungern Gefangene.«
Er deutete mit einer Kopfbewegung zu einem Holoprojektor auf einem Tisch in der Mitte des Labors. »Wenn Sie mir zeigen, woran Sie arbeiten, wäre das für mich ein Zeichen von Kooperation – etwas, was man bei Gefangenen nie erlebt.«
Eine kleine blonde Frau trat an das mit dem Holoprojektor verbundene Datapad und tippte einen Befehl ein. Ein Mann wollte sie daran hindern, aber Corran hob das Lichtschwert, dessen Summen den Mann offenbar einschüchterte. »Kooperativ, Sie wollen doch sehr kooperativ sein.«
Die Frau schlug ein paar weitere Tasten an, und dann hing plötzlich ein Bild über der Holoprojektorplatte, hing einfach in der Luft.
»Oh, Sie waren wirklich sehr kooperativ.« Corran spürte, wie sich seine Magenmuskeln verkrampften. »Korrigieren Sie mich, wenn ich mich täuschen sollte, aber das sieht so aus, als würden Sie jemandem dabei helfen, einen Todesstern zu bauen.«