3
Corran Horn betätigte die Entriegelung seines X-Wing und war bereits aus seinen Sitzgurten geschlüpft, ehe Whistler sämtliche Aggregate des Sternenjägers abgeschaltet hatte. Der Pilot nahm seinen Helm ab und legte ihn auf die Nase seines Raumjägers, kletterte aus dem Cockpit und sprang auf das Hangardeck. Als er sich aufrichtete, wandte er sich zu Whistler um, der schrill pfiff.
»Ich weiß, dass du herunter willst. Ich hole einen Techniker, der sich darum kümmert.«
Er drehte sich zur Einsatzzentrale herum und hob die Hand, um einen Techniker herbeizuwinken, aber in dem Augenblick packte ihn eine Frau an beiden Händen und stieß ihn einen Schritt zurück, unter die Tragfläche des X-Wing. Ihre Arme schlangen sich um ihn, und ihr Mund drückte sich auf den seinen, worauf Corran sie fest an sich drückte und den Duft ihres Haars und ihres Parfüms in sich einsog.
Schließlich löste er sich widerstrebend von ihr und blickte in ihre tiefen braunen Augen. »Du hast mir so gefehlt, Mirax, dass…«
Sie küsste ihn wieder. »Du bist hier, ich bin hier. Jetzt ist Schluss von wegen einander fehlen, Liebster.«
Corrans Hand strich über ihre Wange und wischte dabei eine kleine Träne weg. »Tränen des Glücks, hoffe ich.«
»Und wie.« Sie hob ihre schwarzen Augenbrauen. »Und keine Freudentränen von dir?«
Er zuckte die Achseln. »Eine ganze Flut könnte ich bieten, aber das wäre schlecht für mein Image als Pilot, weißt du?«
Whistlers lautes Blöken enthob Mirax der Notwendigkeit, ihm zu antworten.
Sie deutete mit dem Daumen auf den Droiden. »Er hat schon Recht; ihr Piloten nehmt euer Image viel zu ernst.« Mirax griff ihm unters Kinn. »Aber ich muss schon sagen, ich habe noch nie viel für Männer übrig gehabt, die weinen.«
»Dann magst du also meine stoische Haltung?«
»Nein, Liebster, dein Lichtschwert.« Sie trat neben ihn und legte ihren rechten Arm um seine Hüfte. »Musst du zur Einsatzbesprechung, oder kann ich dich entführen?«
Corran runzelte die Stirn. »Ich denke, wir haben auf dem Rückflug von Bilbringi alles besprochen.«
»Dann willst du also bloß nach Hause und ins Bett fallen?«
Er schüttelte den Kopf, während sie sich ihren Weg durch das Chaos bahnten, das die Rückkehr der Staffel erzeugt hatte. »Ich war unterwegs auf der Home One genug in der Klappe.«
»Das war aber nicht die Frage, lieber Ehemann.«
Corran sah sie mit großen Augen an. »Ich schätze, ich war tatsächlich zu lange weg.«
»Ich bin sicher, Mirax wird sich etwas einfallen lassen, wie Sie das wieder gutmachen können, Lieutenant.« Wedge Antilles grinste breit. »Wie ich höre, ist sie recht erfinderisch.«
»Wedge!« Mirax warf sich in seine Arme und drückte ihn an sich. »Ich hab doch gewusst, dass Thrawn dich nicht erwischt.«
Wedge lächelte und wischte Mirax’ schwarze Mähne von ihren Schultern. »Na ja, jemand musste schließlich aufpassen, dass Corran nichts passiert. Ich wollte nicht nach Coruscant zurückkommen und dir sagen müssen, dass er gefallen ist.«
»Keine Angst, die Sorge hatte ich nicht.« Mirax strich mit der Hand über das Rangabzeichen auf der Brust von Wedges orangefarbener Kombination. Das Rechteck mit den runden Ecken enthielt fünf im Kreuzmuster angeordnete Sterne. »General? Oh, Wedge, deine Eltern wären stolz gewesen.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen KUSS auf die Wange.
»Danke.« Wedge löste sich aus ihrer Umarmung und blickte an sich hinab. Dann rötete sich sein Gesicht etwas, und erblickte mit einem verlegenen Lächeln auf. »Eigentlich nicht gerade das, was ich mit meinem Leben vorgehabt hatte, aber andererseits habe ich gehört, dass das Leben das ist, was einem passiert, während man darauf wartet, dass seine Pläne reifen.«
»Das habe ich auch schon mal gehört.« Mirax trat wieder an Corrans Seite und schob die Finger ihrer rechten Hand durch die seiner linken. »Der neue Rang bringt sicher auch neue Aufgaben für dich.«
»Das stimmt.« Wedge runzelte die Stirn und sah sich im Hangar um. »Und ich würde meine Pflichten verletzen, wenn ich dich jetzt nicht fragen würde, woher du eigentlich gewusst hast, dass wir jetzt ankommen, und wie du es geschafft hast, hier hereinzukommen. Dieser Hangar sollte ja eigentlich eine sichere Zone sein.«
Mirax warf Corran einen finsteren Blick zu. »Du hast ihm wohl Unterricht in Argwohn gegeben?«
Corran schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht. Und ich kenne euch Terriks auch viel zu gut, um solche Fragen zu stellen.«
»Sehr gut, Corran.« Wedge nickte ein wenig dümmlich. »Wahrscheinlich sollte ich dafür dankbar sein, dass Booster seine Errant Ventura nicht hier geparkt hat.«
Mirax lachte. »Das hätte er mit Vergnügen getan, aber er glaubt noch nicht ganz, dass Thrawn wirklich erledigt ist. Er meint, das sei ein Gerücht, um ihn dazu zu veranlassen, dass er seinen Sternenzerstörer aus seinem Versteck holt, damit Thrawn ihn seiner Flotte einverleiben kann.«
Corran tippte sich mit dem Finger ans Kinn. »Booster gegen Thrawn. Ich würde einiges darum geben, mir den Kampf anzusehen.«
»Wart’s nur ab. Irgendwann wird Booster genug von den vielen Geschichten haben, dass sich ein Geisterschiff hinter Thrawns Linien herumgetrieben hat, und wird behaupten, er sei der Grund gewesen, dass Thrawn bei Bilbringi abgelenkt wurde und den Tod fand.« Wedge lächelte breit. »In fünf Jahren werden wir alle hören, dass wir die Venture in unserer Mitte hatten, als wir diese Golan-Station erledigt haben.«
Mirax drückte Corran den Finger auf die Lippen und sah ihn so finster an, dass er sich jeden Kommentars über ihren Vater enthielt. »Um Ihre vorherige Frage zu beantworten, General Antilles, man hat Ihre Ankunft hier erwartet, weil Admiral Ackbar eine Party angesetzt hat, um die Rückkehr der Staffel zu feiern. Emdrei war so pflichtbewusst, mich von dieser Feier zu verständigen.«
Corran schob sanft Mirax’ Finger weg. »Wir feiern eine Begrüßungsparty, die von einem Droiden organisiert wird?«
Seine Frau lächelte. »Ich habe ihm die Wahl gelassen: Er darf entweder über das Budget oder über die Gerichte bestimmen. Die Feier steigt gegen acht in eurer Halle.«
Wedge nickte. »Gibt es Ryshcate?«
»Das hatte ich vor. Ich habe so ziemlich alles zu Hause, was ich dafür brauche.« Mirax sah Corran von der Seite an. »Höchstens einen Helfer brauche ich noch.«
Corran deutete auf seinen grün-weißen X-Wing, wo ein Techniker gerade mit Hilfe eines Krans Whistler aus seiner Verankerung befreite. »Whistler wird dir gleich zur Verfügung stehen.«
Der Druck ihrer Finger auf seiner Hand verstärkte sich. »Das war eigentlich nicht der Helfer, an den ich gedacht hatte.«
Corran verspürte eine Aufwallung von Wärme, und sein Gesicht rötete sich. Er sah zu Wedge hinüber. »Wenn es dir nichts ausmacht, General, müsste ich mich ein wenig ums Kochen kümmern.«
Whistler traf die Vorbereitungen für das Backen des Ryshcate so geschickt und versprach einen schrillen Alarm, wenn er fertig war, dass Corran und Mirax Zeit hatten, die Küche ihres kleinen Apartments zu verlassen. Die Küche war zwar mit den neuesten Gerätschaften ausgestattet, wirkte aber so eng wie das Cockpit eines X-Wing, als alle drei versuchten, sich hineinzudrängen. Also begaben sie sich in ein kleines Wohnzimmer, das an das kleinere der beiden Schlafzimmer des Apartments angrenzte. Mirax benutzte den Raum als Büro für ihr Import-Export-Geschäft, und deshalb war es mit allem möglichen Kram vollgestopft. Corran machte das nichts aus, weil er auf die Weise Mirax’ Vater, wenn dieser Coruscant besuchte, das Zimmer nicht anzubieten brauchte.
Mirax hatte ihr eigenes Schlafzimmer neu dekoriert, während Corran mit der Sonderstaffel unterwegs war, um Jagd auf Großadmiral Thrawn zu machen. Manchem würde es als Frivolität erscheinen, ein Zimmer neu zu dekorieren, während Krieg herrschte, aber Corran hatte dafür Verständnis. Er wusste, dass Mirax während der Thrawn-Krise nicht gerade untätig gewesen war. Sie hatte sehr viel Zeit damit verbracht, Flüchtlinge von Welten zu retten, die Thrawn bedroht hatte, und hatte so manche andere Welt mit Lebensmitteln versorgt. Als sie in ihre Wohnung auf Coruscant zurückgekehrt war, hatte ihr das leere Schlafzimmer, das sie mit ihm geteilt hatte, bewusst gemacht, wie sehr er ihr fehlte. Indem sie es neu dekoriert hat, um es mir bei meiner Rückkehr zeigen zu können, hat sie etwas geschaffen, das uns mehr an unsere gemeinsame Zukunft als an die unsichere Gegenwart erinnert. Sobald Whistler mit dem Backvorgang betraut worden war, hatte Mirax sich mit großem Eifer daran gemacht, ihm all die Veränderungen zu zeigen, die sie vorgenommen hatte. Er fand das neue Bett sehr bequem, den otteganischen Seidenteppich sehr weich und die Handtücher aus Nerfwolle geradezu begierig, alles Wasser aufzusaugen, das nach einem heißen Aufenthalt in der Hygienezelle übrig geblieben war. Mirax hatte sogar Änderungen an seiner Garderobe vorgenommen und ein paar äußerst modisch geschnittene Anzüge für ihn gekauft – obwohl ihm die grellen Farben ein wenig übertrieben vorkamen. Mirax wischte seine Einwände hinsichtlich des Outfits, das er tragen sollte, mit einer Handbewegung beiseite. »Dieses leuchtende Grün der Hosen und der Tunika und das Hemd mit dem elfenbeinfarbenen Kragen ist die neueste Mode, Corran. Das Imperium hat seinen letzten Versuch gemacht, die Neue Republik zu zerstören. Düstere imperiale Farben zu tragen oder die nichtssagenden Klamotten, die die Leute im Kampf gegen das Imperium trugen, ist heute eindeutig out. Das war Tarnkleidung, aber die brauchen wir nicht mehr.«
»Es ist eine Sache, sich nicht mehr zu verstecken, aber eine ganz andere, sich als Zielscheibe herauszuputzen.« Er lächelte, als er Mirax dabei zusah, wie sie ihre Ohrringe anlegte. Das silberne Funkeln des Schmucks setzte sich in den silbernen Applikationen ihres Kleids fort, wobei er nicht gleich erkannte, was das lange, vorne tief und hinten noch tiefer ausgeschnittene schwarze Kleid eigentlich zu diesem silbernen Funkeln veranlasste – vielleicht spezielle in das Material eingewebte Fäden –, aber jedenfalls machten sie Mirax zur Zielscheibe. »Ein höchst beeindruckendes Kleid.«
»Oh, vielen Dank. Du hast es mir zu unserem Hochzeitstag gekauft.«
Corran setzte zu einer Antwort an, zögerte dann und runzelte die Stirn. Er sah, dass Mirax ihn im Spiegel beobachtete, also zuckte er bloß die Achseln. »Weißt du, ich habe den Tag nicht vergessen.«
»Ich weiß schon. Ich habe deine Nachricht schon bekommen. Ich habe gewusst, dass du mir so etwas gekauft hättest, wenn du da gewesen wärst, also habe ich dir die Mühe abgenommen.« Sie drehte sich um und gab ihm einen KUSS. »Weißt du, auch wenn wir in letzter Zeit meistens getrennt waren, ich bin wirklich froh, dass ich mit dir verheiratet bin.«
»Und ich mit dir.« Corran strich ihr sanft über den Rücken, als er sie küsste. »Der nächste Imp, Warlord oder Pirat, der uns auseinander bringen will, ist tot, mausetot!«
»Genau das, was ich auch denke, mein Lieber.« Sie küsste ihn auf die Nase, drehte ihn dann herum und schob ihn zur Tür. »Vielleicht sollte die Sonderstaffel eine entsprechende Verlautbarung herausgeben, dann würde von nun an Frieden herrschen.«
Obwohl Corran lieber mit Mirax zu Hause geblieben wäre und sich wieder an sie gewöhnt hätte, hatte er Spaß an der Party, die seine Frau arrangiert hatte. In den beinahe drei Jahren, die er mit der Staffel verbracht hatte, hatte er seine Pilotenkollegen gut kennen gelernt. Er hatte unglaublich viel Zeit zusammen mit ihnen verbracht, gewöhnlich unter widrigen Bedingungen. Sie waren sich dabei alle näher gekommen, und sie jetzt um sich zu haben, ohne ans Kämpfen denken zu müssen, machte Corran bewusst, wie viel sie ihm bedeuteten.
Er lächelte, als er Gavin Darklighter dabei zusah, wie dieser mit Asyr Sei’lar tanzte. Corran konnte sich noch gut erinnern, wie Gavin als schlaksiger Junge in die Staffel eingetreten war, kaum den Kinderschuhen entwachsen. Sein hellbraunes Haar, die zutraulich blickenden braunen Augen und sein stets freundliches Wesen hatten dazu beigetragen, dass alle ihn gleich gemocht hatten. Über die Jahre war Gavin gereift – und hatte sich als äußeres Zeichen seines Erwachsenseins einen Backenbart und einen kleinen Schnurrbart zugelegt. Der Krieg hat ihn von einem Bauernjungen auf einer Wüstenwelt in einen Spitzenpiloten verwandelt, einen Mann, der sich genau überlegt, was er tut. Asyr Sei’lar, die bothanische Frau, mit der Gavin eine Beziehung aufgebaut hatte, strahlte ihn aus ihren violetten Augen an. Sie war schmächtig gebaut, und ihr schwarzweißes Fell ließ sie wie ein Kätzchen wirken, aber die fließende Grazie ihrer Bewegungen ließ auch erkennen, wie viel Kraft in ihr steckte. Corran hatte großen Respekt vor ihren Leistungen als Pilotin und den Entscheidungen, die sie getroffen hatte. Sie ist bei der Staffel geblieben, obwohl ihre bothanischen Vorgesetzten andere Wünsche hatten, und hat sich auch weiterhin mit Gavin getroffen, obwohl auch das Kritik ausgelöst hatte. Sich gegen Vorgesetzte durchzusetzen, besonders wenn man der bothanischen Rasse angehörte, erforderte ein stählernes Rückgrat, aber genau das hatte Asyr.
Ooryl Qyrrg, ein Gand, der seit langer Zeit Corrans Flügelmann war, kam jetzt mit einem Teller in der Hand auf ihn zu, der mit einem Haufen langer glänzender Protoplasmastreifen in allen Farben des Regenbogens bedeckt war. Er zupfte sich mit seiner dreifingrigen Hand einen davon vom Teller und sog ihn elegant in den Mund, wobei seine Kieferbacken sich mit einem Knacken schlossen, als der Streifen verschwunden war. Eine durchsichtige Membrane schob sich über Ooryls Facettenaugen, und der Gand gab einen kleinen Zischlaut von sich, ein Geräusch, von dem Corran schon seit langer Zeit wusste, dass es dem zufriedenen Aufseufzen eines Menschen entsprach.
»Lecker, nicht wahr?«
»Ja, Corran, allerdings.« Seine Kiefer öffneten sich zur besten Imitation eines Grinsens, die Ooryl zustande brachte. »Aber ein angelernter Geschmack. Auf Gand gibt es Rassen, die diese Uumlourti nicht essen können – die sterben sogar davon. Ich glaube nicht, dass du sie mögen würdest.«
Corran tätschelte seinem Freund das graugrüne Exoskelett über seiner linken Schulter. »Ehrlich gesagt, hatte ich nie viel für schleimiges Essen übrig. Und um herauszufinden, ob es mir schmeckt, mag ich auch nicht meinen Tod riskieren. Aber lass dich von mir nicht abhalten.«
»Das habe ich nicht vor, Corran.«
Der corellianische Pilot schüttelte den Kopf. »Es hat einmal eine Zeit gegeben, da hättest du das schon getan.«
»Ooryl versteht diese Bemerkung nicht.«
»Wenn ich mir Gavin ansehe, muss ich an die Zeit zurückdenken, als ich zur Staffel kam. Damals warst du noch kein Janwuine, also hast du dich selbst immer als Ooryl oder als Qyrgg bezeichnet. Du warst damals nicht so aufgeschlossen, sondern eher vorsichtig. Und dann bist du selbstbewusster geworden und geschickter, und das war – das ist – großartig.«
Ooryl sah ihn von der Seite an. »Der Ooryl, den du da schilderst, hätte dich wahrscheinlich darauf hingewiesen, dass er in seiner Zeit bei der Staffel eine Menge von dir gelernt hat.«
»Wahrscheinlich. Ich andererseits würde das nicht tun, sonst könntest du eingebildet werden.« Sein Mund klappte auf und schloss sich mit einem Klicken wieder. »Aber jetzt mache ich mich über dich lustig, ja?«
»Ich hab’ schon kapiert, Ooryl. Du hast tatsächlich dazugelernt.«
»Ja. Ich habe es gelernt, meine Freunde zu schätzen.« Ooryl deutete auf ein Paar, das sich auf der Tanzfläche bewegte. »Captain Celchu hat sich weiter ganz darauf konzentriert, gegen das Imperium zu kämpfen, obwohl man ihn verdächtigt hat, ein Spion zu sein. Winter hat ihn trotz der Vorwürfe, die die Neue Republik gegen ihn vorgebracht hat, weiterhin unterstützt. Wir waren alle sehr glücklich, dass der Verdacht sich als unbegründet erwies, aber Tycho hat sich seine Verstimmung nie anmerken lassen.«
»Ja, er hat sich großartig benommen.« Corran sah sich nach den anderen Angehörigen seiner Staffel um. Hobbie und Janson redeten in einer Ecke auf zwei Bothanfrauen ein. Inyri Forge, Nawara Ven und seine Frau, Rhysati Ynr – die Corran nur selten zu Gesicht bekommen hatte, seit sie aus der Staffel ausgetreten war und mit Nawara eine Familie gegründet hatte –, saßen an einem Tisch und hörten einem alten Mann zu, der Geschichten aus seiner aktiven Zeit im Cockpit erzählte. Myn Donos unterhielt sich gemeinsam mit Wedge mit General Salm, während die Quarren Lyyr Zatoq und der Issori Khe-Jeen Slee sich angeregt mit Koyi Komad unterhielten, einem Twi’lek, der einmal als Chefmechaniker bei der Sonderstaffel Dienst getan hatte.
»Wir sind alle so unterschiedlich, aber was wir in der Staffel erlebt haben, vereint uns. Dass wir zusammenkommen konnten, macht mir große Hoffnung für die Neue Republik.«
»Ja, das empfinde ich auch so.« Ooryl schlürfte einen weiteren Uumlourti in sich hinein. »Es ist schön, alle unsere Freunde hier zu sehen.«
»Das stimmt. Ich hatte ganz vergessen, dass wir so viele hatten.« Corran lächelte und nickte einem großen bärtigen Mann zu, der sich jetzt durch die Menge seinen Weg zu ihm bahnte. Corran wusste, dass er dem Mann früher schon einmal begegnet war, wusste aber nicht, wo er ihn hintun sollte. Dann hob der Mann die rechte Hand und winkte ihm zu, und jetzt entdeckte Corran, dass ihm an der rechten Hand die letzten zwei Finger fehlten. »Verdammt!«
Ooryl sah zu Corran hinüber. »Was ist denn?«
»Dieser Mann, der da auf uns zukommt, der war mit mir zusammen auf der Lusankya gefangen. Er ist einer der Männer, die verschwunden waren.« Corran trat mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. »Bei den schwarzen Knochen des Imperators, was machst du hier?«
Der Mann blieb stehen und zögerte, wirkte plötzlich unsicher. »Ich habe eine Nachricht für Sie, Corran Horn.« Er griff sich mit beiden Händen an die Schläfen und zuckte zusammen. »Es tut mir Leid. Ich weiß, dass ich Sie kenne, aber…« Seine Stimme stockte. »Ich weiß nicht, wer ich bin.«
Corran ließ die Hände sinken. »Du warst mit mir auf der Lusankya, du warst Adjutant von General Jan Dodonna. Dein Name ist Urlor Sette.«
»Ja, Urlor Sette.« Den Bruchteil einer Sekunde lang sah Corran die Erleichterung in den braunen Augen des Mannes, spürte, wie sich seine Haltung lockerte. Dann verdrehten sich seine braunen Augen, und ein Blutstrom schoss ihm aus Augen und Nase. Der Mann stieß einen schrillen Schrei aus, wobei ihm das Blut aus dem Mund spritzte. Sein Rücken sackte ein, und seine Knochen knackten, dann stürzte er nach rückwärts und blieb in einer sich ausweitenden Pfütze aus Blut auf dem Boden liegen, während die Menge sich rings um ihn zurückzog.
Corran kniete neben ihm nieder und tastete nach seinem Puls, zog dann aber die Hand zurück, als er merkte, dass da keiner mehr war. Obwohl er nie viel Zeit damit verbracht hatte, die latenten Jedi-Fähigkeiten, die er geerbt hatte, weiterzuentwickeln, wusste er mit absoluter Sicherheit, dass der Mann tot war.
Wedge kauerte neben ihm nieder. »Was ist hier los?«
Corran fröstelte. »Urlor Sette war mit mir auf der Lusankya. Er hat gesagt, er hätte eine Nachricht für mich.« Corran streckte die Hand aus und drückte dem Mann die Augen zu. »Die Nachricht habe ich bekommen, und wenn man bedenkt, wie sie übermittelt wurde, gibt es nur eine Person, von der sie stammen kann.«