Muttertag
Muttertag: Ach, wie oft wurde darüber schon gelästert. „4711-Tag“. Oder: „Da schenken wir Mutti einen neuen Staubsauger!“ Oder: „Feiertag der Blumenindustrie“. Und über wie viele Basteleien mussten sich Mütter an dem Tag schon unendlich freuen.
Entstanden ist der Muttertag auf Initiative der Amerikanerin Anna Jarvis. Als ihre Mutter am 8. Mai 1905 starb, bat sie den Pfarrer, eine Predigt über die Rolle der Mutter in der Gesellschaft zu halten. Ihr Ziel war, dass Mütter nicht erst am Grab eine große Dankesrede erhalten, sondern ihre Leistung schon zu Lebzeiten Anerkennung bekommt. Sie kaufte eigens eine Werbeagentur, um diesen Frauen Respekt zu verschaffen. Tatsächlich wurde schon 1907 der zweite Mai-Sonntag in den USA zum Muttertag erklärt.
In Deutschland wurde der Muttertag 1922 eingeführt. Die Ideologie des Nationalsozialismus machte ihn zum Propagandatag. Ein wahrer Kult rankte sich um die „deutsche Mutter“, die als Garantin für den „Fortbestand der arischen Rasse“ galt. Viele sehen den Muttertag bei uns daher sehr kritisch.
Aber vielleicht ändert sich das ja angesichts der aktuellen Diskussionen. In Deutschland werden immer weniger Kinder geboren. Es ist deutlich geworden, was für ein Kraftakt es ist, heute Mutter zu sein. Für viele Frauen ist es nahezu unmöglich, Kinderbetreuung und Berufstätigkeit zu koordinieren, und Kinder sind gerade für alleinerziehende Mütter ein Armutsrisiko. Wer jetzt lauthals Mut zum Kind macht, muss dafür Sorge tragen, dass Frauen eine Chance erhalten, Kinder zu haben und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und die Frauen, die sich ganz der Kindererziehung widmen und einen Partner haben, der den Unterhalt verdient, sollten Anerkennung erhalten, Respekt für die Leistung, die sie für unsere ganze Gesellschaft erbringen. Im Urteil über Mütter sind alle immer schnell. Die berufstätige Mutter ist eine „Rabenmutter“, die Frau, die Vollzeitmutter ist, wird als „Heimchen am Herd“ abgestempelt. Wahrscheinlich müssen zuallererst alle diese Vorurteile aus der Welt geschafft werden, damit Frauen Wahlfreiheit haben. Wahlfreiheit auch, nicht Mutter zu werden übrigens.
Eins bleibt: Eine Mutter haben – oder hatten – wir alle. Und über einen Blumenstrauß freut sich jede! Wie heißt es in der Bibel so schön: „Lass deine Mutter sich freuen und fröhlich sein, die dich geboren hat.“ (Sprüche 23,25)