Kommunion

Lass dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut; denn ich dein Gott bin bei dir, wohin du auch gehst.

JOSUA 1,9

Ich sah als Einzige nicht aus wie eine Sahnetorte. Alle anderen Mädchen hatten Kleider, die verziert waren mit Rüschen, Spitzen und Bändern, manche sogar mit Reifrock oder mit ganz bauschigen Puffärmeln. Sie hatten Kränze oder Krönchen im Haar. Mama hatte gesagt, dass solche Kommunionskleider eher aussehen wie Karnevalskostüme, sie fand das nicht gut. Mein Kleid war bodenlang, weiß und schlicht. Es gefiel mir sehr. Ich war neun, schon fast erwachsen, dachte ich, als ich mit meiner weißen Kerze mit dem roten Kreuz darauf in der Reihe mit den anderen Kindern stand und darauf wartete, dass der Gottesdienst begann. Viele der Kinder kannte ich aus der Schule oder aus dem Kindergottesdienst. Die meisten waren wie ich in der dritten Klasse, manche aber auch schon in der vierten.

Noch nie hatte ich mich so auf Ostern gefreut wie dieses Jahr. Weil eine Woche später »Weißer Sonntag« war und das hieß: meine heilige Erstkommunion. An Ostern letztes Wochenende waren wir auch viel in der Kirche gewesen: An Karfreitag, in der Osternacht und am Ostersonntag. Aber das war trotzdem etwas ganz anderes als heute. Denn heute ging es um mich.

Mama und ich hatten beschlossen, dass es besser war, wenn ich nicht in ihre Kommunionsgruppe ging, sondern in die ihrer Freundin. Sonst würde vielleicht jemand denken, ich würde bevorzugt oder sie müsste besonders streng mit mir sein. Auch wenn sie nicht beide Gruppen selber leiten konnte, war Mama diejenige, die bei den Kommunionsvorbereitungskursen alles in der Hand hatte. Sie dachte sich die meisten Ausflüge aus, organisierte alles und hatte immer neue Ideen. Am besten hatte mir das Brotbacken mit den Zigeunern gefallen. Auch Papa hatte mitgemacht. Hinter unserer Kirche gab es einen freien Platz, auf dem eine Gruppe von Sinti und Roma, wie die Zigeuner eigentlich hießen, wohnen durften, wenn sie wollten und in der Gegend waren. Obwohl sie anders lebten und auch ein bisschen anders aussahen, waren sie genauso wie wir. Alle Menschen waren eine Gemeinschaft. Damit wir das spürten und verstanden, hatten Mama und ihre Freundinnen aus der Kirchengemeinde ein gemeinsames Brotbacken organisiert. Auf großen Tischen kneteten wir die Teiglaibe nach der Anleitung der Sinti-und-Roma-Frauen und schoben sie anschließend in den selbstgebauten Ofen. Zum Schluss spielten ein paar der Sinti-und-Roma-Männer Geige und sangen dazu.

Am zweitbesten fand ich den Ausflug nach Maria Laach, den wir alle zusammen im Februar, direkt nach Karneval, gemacht hatten. Meine Schwestern waren beide Jahre vorher schon in Maria Laach zur Kommunionsfreizeit gewesen. Kerstin hatte mir die besten Tipps gegeben. Z. B., dass ich eine Taschenlampe mitnehmen sollte, damit wir nachts heimlich über die Gänge des alten Klosters schleichen konnten.

Mama kochte und backte schon die ganze Woche. Wir hatten ein ganzes Menü geplant, auf das ich mich jetzt schon freute: Zuerst würde es Mamas Hühnersuppe geben. Dafür kochte sie selbst die Hühner aus und machte Nudeln aus großen Teigplatten, die einen Tag über der Lehne des Küchenstuhls trockneten. Danach gab es gemischten Salat mit Lachs, das hatte ich mir gewünscht. Als Hauptgericht würde es Rouladen mit selbstgemachten Knödeln geben. Und als Nachtisch Eis mit heißen Himbeeren.

Wir waren heute sehr früh aufgestanden und hatten das komplette Wohn- und Esszimmer ausgeräumt. Mama und Papa hatten eine Riesentafel gebaut, auf die wir alle weißen Tischdecken legten, die wir finden konnten. Dann verteilte ich die Tulpen, die wir gekauft hatten, in kleinen Vasen auf den Tischen. Weil ein besonderer Tag war, deckten wir das Goldrandgeschirr und ich durfte die Tafel dekorieren. Mama gab mir ein paar Tipps und zeigte mir, wie man Servietten faltete, damit sie aussahen wie Lilien.

Anne war schon gestern gekommen. Sie war zehn Jahre älter als ich und studierte in einer anderen Stadt. Sie war extra zu meiner Kommunion angereist. Um neun Uhr klingelte es zum ersten Mal an der Haustür. Es waren mein Onkel und meine Tante, die Schwester meiner Mama und meine beiden Cousins. So ging es die nächste halbe Stunde weiter, bis alle da waren: Oma Anna, das war Mamas Mutter, nach der Anne benannt war, alle Onkel, Tanten, Cousinen und Cousins und natürlich Mama, Papa, Stefan, Kerstin, Anne und ich.

Jetzt waren sie alle in der Kirche und schauten mir zu, wie ich zusammen mit den anderen Kindern langsam den Mittelgang der Kirche entlangschritt. Immer zwei Kinder gingen nebeneinander. Unsere Kerzen waren noch aus. Vorne im Altarraum sollten sie mit dem Osterfeuer angezündet werden. Ich versuchte, mich in der Kirche umzusehen, ohne den Kopf zu bewegen. Vermutlich sah das ein bisschen dämlich aus, aber das war mir egal, denn ich musste wissen, wer alles da war. Ich sah Onkel Jochen und Tante Ingrid mit meinen beiden Cousins zwei Reihen weiter vorne. Die meisten Eltern und Verwandten waren aufgestanden und hatten sich umgedreht, damit sie uns besser sehen konnten. Mama stand vorne im Altarraum, sie half dem Pfarrer und den Messdienern. Papa, Anne, Kerstin und mein kleiner Bruder Stefan standen vorne in der zweiten Reihe, Papa hatte wie viele andere auch seine Kamera vor der Nase und es blitzte.

Ich konnte sie nirgendwo entdecken. Ob sie da war?

Mama und ich hatten lange überlegt, ob wir meine Mutter einladen sollen. Mama hatte schließlich darauf bestanden, ihr anzubieten, zu kommen.

»Du bist schließlich ihr Kind. Das ist ein wichtiger Tag in deinem Leben, da dürfen wir sie nicht ausschließen«, hatte sie mir erklärt. »Außerdem wollen wir sie doch nicht verärgern, oder?«, hatte sie noch hinzugefügt.

»Aber sie ist so anders als wir und die anderen Verwandten, Mama. Das wird bestimmt komisch, oder?« Ich hatte ein mulmiges Gefühl, wenn ich mir vorstellte, wie sie zwischen all meinen Onkeln und Tanten saß. Mit ihren langen, blonden Haaren, ihren Stöckelschuhen und den schicken Kleidern.

Mama rief sie an, um sie einzuladen. Ich stand neben ihr und lauschte. Sie wechselten ein paar Worte, dann sagte Mama sehr freundlich:

»Sie können sehr gerne am Sonntag zu uns kommen und mit uns allen gemeinsam feiern. Aber wenn Ihnen das zu viel Trubel ist – was halten Sie von der Idee, am Montagnachmittag zum Kaffeetrinken zu kommen? Dann haben Sie und Janines Oma sie ganz für sich und können in Ruhe mit ihr feiern?«

Gute Idee, Mama!, jubelte ich innerlich. Mama sprach weiter:

»Kommen Sie doch am Sonntag in die Kirche, dann können Sie die Zeremonie miterleben! Der Gottesdienst beginnt um zehn Uhr. Danach werden noch Fotos gemacht.«

Als sie aufgelegt hatte, erzählte mir Mama, dass meine Mutter gesagt hatte, sie wüsste noch nicht, ob sie es am Sonntag zum Gottesdienst schaffte. Am Montag wollte sie aber zusammen mit Oma kommen, um mit mir bei uns zu Hause nachzufeiern.

Wir waren vorne am Altarraum angekommen. Die Kinder in der rechten Reihe gingen nach rechts, die in der linken Reihe nach links. Vor dem Altar verbeugten wir uns, dann stellten wir uns in einem Halbkreis um den Altar herum auf. Ich war so stolz, dass ich hier stand und mich alle ansahen. Ich fühlte mich schön und erwachsen. Mittlerweile war ich mir sicher, dass sie nicht gekommen war. Ich hatte sie nirgends entdecken können. Ich blickte auf und sah, dass Mama mich anlächelte und kurz nickte. Nicht zu viel, dass es die anderen nicht mitbekamen, aber genug, dass ich wusste, dieses Lächeln war für mich bestimmt.

»Heute ist der große Tag gekommen. Der Tag, auf den ihr euch so lange in euren Gruppen vorbereitet habt. Heute dürft ihr zum ersten Mal Jesus, euren Freund, ganz in euch aufnehmen. Wie Jesus sich mit uns verbinden will, so sind auch wir Menschen untereinander verbunden«, sagte der Pfarrer.

Das war das Stichwort für sechs Kinder aus meiner Kommunionsgruppe, die ihre Kerzen absetzten und sich im Kreis einander gegenüber aufstellten. Immer zwei von ihnen hielten die Enden einer roten Schnur, sodass sich ein sternförmiges Netz bildete. Der Pfarrer sagte:

»Was hier entstanden ist, ist ein Netz. Die Fäden sind die Verbindungen zwischen den Menschen, die alle zusammen die Gemeinschaft bilden, die uns auffängt und trägt.«

Eines der Kinder nahm eine Schere und zerschnitt die Fäden. Der Pfarrer fuhr fort:

»Manchmal schneiden wir diese Verbindungen ab, das Netz reißt und wir müssen es wieder knüpfen. Mit der Kraft Gottes gelingt uns dies. Jesus hilft uns, uns untereinander zu verbinden und als Gemeinschaft stark zu sein.«

Die Kinder knoteten die Fäden wieder zusammen und legten das reparierte Netz auf den Altar.

Danach las der Pfarrer aus dem Evangelium etwas über Jesus vor und wir zündeten unsere Kerzen am Osterlicht an. Jesus Christus war das Licht der Welt und die Osterkerze war das Symbol dafür, hatten wir im Kommunionsunterricht gelernt. Die Kerzen würden unsere ganz persönliche Erinnerung an den Tag der ersten heiligen Kommunion sein.

Zum Schluss kam der Höhepunkt der Zeremonie: Die Eucharistie, während der wir zum ersten Mal den Leib Christi bekamen. Wir hatten das Wort im Kommunionsunterricht gelernt. Es war das Erwachsenenwort für Abendmahl.

Ich fand es ein bisschen komisch, dass wir ein Stück von Jesus essen sollten, und hatte Mama vor ein paar Wochen gefragt, warum wir das machten. Sie hatte mir erklärt, dass früher, zu der Zeit, in der Jesus gelebt hatte, unter »Leib« der ganze Mensch verstanden wurde. Also nicht nur der Körper, sondern auch seine Gedanken und seine Gefühle. »Leib Christi« bedeutete also so ungefähr: »Alles, was Jesus ausmacht«. Wenn der Pfarrer bei der Kommunionsausteilung sagte, das wäre »der Leib Christi«, bedeutete das, Jesus Christus selbst kommt jetzt zu dir und du nimmst ihn ganz in dich und deine Person auf. Dann ist er ein Teil von dir. Das gemeinsame Mahl in der Eucharistiefeier verbindet uns mit Jesus Christus und untereinander. Wenn wir Amen sagen, sagen wir Ja zur Gemeinschaft mit Jesus und gehören jetzt auch richtig zu der Gemeinschaft der Gläubigen und der Kirche. Ich fand es kompliziert, aber auch sehr feierlich. Und als der Pfarrer mir die weiße Oblate gab, gehörte ich dazu.

Mamas Freundin hatte im Kommunionsunterricht gesagt, wir sollten nicht »Oblate« denken oder sagen, sondern »Leib Christi«, aber sie sahen einfach genauso aus wie die Oblaten, die wir immer unter die Kokosmakronen legten beim Plätzchenbacken vor Weihnachten.

Als wir später bei uns zu Hause alle zusammen an der großen Tafel saßen und die besten Rouladen der Welt, die von Mama, aßen, musste ich noch einmal an das Netz denken, das die Kinder geknüpft hatten, und daran, was der Pfarrer darüber gesagt hatte. Wir hier waren auch so ein Netz. Mit allen hier am Tisch verband mich etwas, dachte ich stolz.

Am Montag nach der Kommunion hatten wir schulfrei, weil morgens noch ein Gottesdienst stattfand. Papa hatte sich sogar extra einen Tag frei genommen, damit Mama, Papa und ich zusammen frühstücken und danach gemeinsam in die Kirche gehen konnten. Als wir aus der Kirche zurückkamen, schauten Mama und ich uns noch einmal in aller Ruhe die Geschenke an, die ich am Tag zuvor bekommen hatte. Mama und Papa hatten mir ein Gebetbuch geschenkt. Es war in weißes Leder gebunden. Auf der Vorderseite war ein goldener Rahmen, in dem mit goldener Schrift Gebetbuch stand. Die Ränder der Seiten hießen »Schnitt«, hatte Mama mir erklärt, sie waren auch golden. Von Oma Anna hatte ich ein wunderschönes silbernes Armband bekommen, mit kleinen, lilafarbenen Perlen daran. Die Perlen waren echt und das Armband wertvoll, hatte Oma Anna gesagt. Ich musste gut darauf aufpassen und würde es nur zu besonderen Anlässen tragen. Von den anderen Verwandten hatte ich ein paar Bücher, eine Bibel und noch anderen Schmuck bekommen. Außerdem von fast jedem etwas Geld, sodass es insgesamt ganz schön viel war. So viel Geld hatte ich noch nie gehabt! Mama sagte, wir sollten es gleich am nächsten Tag auf mein Sparbuch einzahlen.

Nach dem Mittagessen ging ich nach oben, um mich umzuziehen. Oma und Mutti wollten zwar erst um drei Uhr kommen, aber ich konnte es nicht erwarten, mein weißes Kleid noch einmal anzuziehen. Ich hatte ein bisschen gekleckert gestern, aber Mama hatte die Flecken am Abend schnell rausgewaschen und heute war das Kleid schon wieder trocken und genauso sauber wie gestern. Mama und ich hatten extra für heute eine Torte gebacken, für das Kaffeetrinken mit Oma und meiner Mutter. Wenn ich schon nicht so aussah wie eine Torte, sollte es wenigstens eine zu essen geben, hatte Mama gesagt.

Ich freute mich auf Oma. Und auch ein bisschen auf meine Mutter. Sicher würde ihr mein schönes Kleid gefallen. Und sie würde mir garantiert ein tolles Geschenk mitbringen. Sie schenkte mir immer super Sachen. Spielzeug oder Anziehsachen. Papa meinte oft, es wäre zu viel, so viel würde ich doch gar nicht brauchen, wenn ich am zweiten Weihnachtsfeiertag oder am Tag nach meinem Geburtstag bei meiner Mutter gewesen war und wieder nach Hause kam.

Ich hörte unten das Telefon klingeln. Es verstummte gleich wieder, also war Mama wohl drangegangen.

»Janine, Telefon für dich! Deine Mutter!«, rief sie kurz danach nach oben.

Ich lief die Treppe hinunter.

»Ja, hallo, hier ist Janine«, meldete ich mich.

»Janine, mein Schätzchen, es tut mir leid, aber ich muss für heute leider absagen.«

Ich hatte es irgendwie geahnt. Wenn meine Mutter sagte, dass sie mich besuchen oder abholen kam, hieß das noch lange nicht, dass es auch passierte.

Weil meine Mutter aussah wie ein Model und oft mit tollen Autos oder im Taxi kam, waren die anderen Kinder immer neugierig, wann sie mich wieder abholen kam, und fragten mich, wenn wir spielten: »Janine, wann kommt deine Mutter das nächste Mal?« Früher hatte ich genau das geantwortet, was wir ausgemacht hatten. Und sie war dann einfach nicht gekommen. Wenn ich sagte: »Am Samstag kann ich nicht, da holt mich meine Mutter«, lachten die anderen jetzt und riefen: »Du erzählst doch nur Quatsch, die kommt sicher wieder nicht.« Deshalb sagte ich manchmal nur noch »Weiß nicht«, wenn mich einer von ihnen fragte, wann sie mich das nächste Mal abholen würde.

»Warum kommst du denn nicht?«, fragte ich meine Mutter jetzt.

»Ich kann nicht kommen, ich habe einen Pickel. Mitten im Gesicht.«

»Was hast du?«, fragte ich noch einmal nach.

»Janine, ich habe einen Pickel, ich kann heute nicht kommen.«

Wieso konnte man denn nicht zu Besuch kommen, wenn man einen Pickel hatte? Machte sie einen Scherz?

»Okay.«

»Alles klar, feiere noch schön und grüß Oma. Tschüss!«, sagte sie und war weg.

Ich legte den Hörer auf. Kam sie jetzt wirklich nicht? Oder kam sie einfach später? Sie kam bestimmt noch und brachte mir ein super Geschenk mit.

Um Punkt drei Uhr klingelte es und Oma stand vor der Tür. Neben ihr stand ein großes Paket, eingepackt in rosa Geschenkpapier. Sie strahlte, nahm mich in den Arm und drückte mir einen dicken Schmatz auf die Wange.

Nachdem sie Mama begrüßt und mein Kleid bewundert hatte, gingen wir ins Wohnzimmer und setzten uns aufs Sofa.

»Was ist mit deiner Mutter? Bin ich zu pünktlich oder sie zu spät?«, fragte Oma.

»Zu pünktlich gibt es gar nicht«, sagte ich. Sie wollte mich schon wieder veräppeln. »Sie kann nicht kommen, sie hat einen Pickel. Aber vielleicht kommt sie ja trotzdem noch.«

Oma zog die Brauen hoch und schüttelte den Kopf. Dann seufzte sie und sagte: »Hört sich nicht danach an.«

»Mhm.«

»Aber weißt du was, dann machen wir zwei uns einfach alleine einen schönen Nachmittag. Und dafür hab ich uns was Tolles mitgebracht. Was ist? Willst du nicht sehen, was in dem Monsterpaket hier drin ist?«, fragte sie und zeigte auf das große rosa Paket.

Ich packte das Paket aus.

»Ein Barbie-Schaumbad!«, rief ich, als ich das Papier abgewickelt hatte. Es war eine rosa Badewanne mit einer durchsichtigen Wand, auf die grüne Pflanzen und rote Schmetterlinge aufgemalt waren. In einem kleinen Fläschchen war Schaumbad, das man mit etwas Wasser in die Wanne einfüllte. Wenn man mehrmals auf einen Knopf drückte, wurde Luft in die Wanne gepumpt und das Wasser begann zu schäumen. Es gab sogar eine Brause, aus der man Wasser fließen lassen konnte! Wir spielten den ganzen Nachmittag damit und badeten alle meine Barbies.

Irgendwann hatte Oma Kopfschmerzen. Mama sah sie besorgt an und fragte, ob sie vielleicht eine Aspirin wollte. Aber Oma winkte ab und meinte nur, es wäre gerade so ein komisches Wetter, das ihr nicht gut bekommen würde. Sie müsste sich zu Hause ein bisschen ausruhen.

Bevor Oma sich verabschiedete, holte sie noch zwei weitere Geschenke aus ihrer Handtasche. Das eine war sehr klein. Zuerst dachte ich, es wäre eine Kette oder ein Armband, aber dann sah ich, dass es ein Rosenkranz war. Die Perlen waren weiß und schimmerten, Oma sagte, sie wären aus Perlmutt. Das war das, was man sah, wenn man Muscheln öffnete und von innen anschaute.

Zum Schluss zog sie noch ein letztes Geschenk aus ihrer Handtasche. Es war eine Giraffe, wie ich sie mir an unserem Nachmittag im Zoo gewünscht hatte. Natürlich aus Stoff. Sie hatte ein Schild um den Hals, auf dem »Juvi« stand. Sie hieß wie die Giraffe im Zoo! Oma machte ein Geräusch von rauschendem Wasser und wir mussten beide lachen.