27. KAPITEL

K omm schon, Baby Doll. Ich habe dich lange genug schlafen lassen. Jetzt sei nicht so träge.“ Strider, dachte Kaia benommen, und ihr Körper erwachte zum Leben. Er war hier an ihrer Seite. Er musste hier sein. Seine Stimme, so nah, so süß. Sie spürte, wie ihr jemand zärtlich die Haare aus der Stirn strich. Diese Berührung kannte sie. Sie liebte sie und reckte sich ihr entgegen.

„Ja, komm. So ist es gut.“

Seine heisere Baritonstimme glich einer Rettungsleine, an der sie sich verzweifelt festklammerte. Zentimeter für Zentimeter zog sie sich aus der dicken, widerlichen Dunkelheit, die sie umgab. Auch wenn jede Bewegung schmerzte. Strider, sie musste zu Strider. Das war mein letzter Gedanke gewesen, erinnerte sie sich. Mein letzter Gedanke, bevor …

Sie hatte so viele Schreie gehört. Ängstliche Schreie, gequälte Schreie. Ihre eigenen und so viele andere. Der Geruch verbrannter Haut war ihr in die Nase gestiegen, und sie hatte gewürgt. Würgte auch jetzt bei der Erinnerung daran. Ließ die Rettungsleine los. Stürzte hinab, hinab in die Dunkelheit.

„Kaia! Ich sage es jetzt zum letzten Mal. Wach auf, verdammt. Und zwar sofort!“

Strider. Sie packte die Rettungsleine von Neuem. Wieder kletterte sie nach oben … weiter nach oben … An der Oberfläche wartete ein helles Licht auf sie. Sie musste nur den Arm ausstrecken … zupacken … sie war fast da … noch ein kleines Stückchen …

Sie öffnete die Augen. Ein erschrockenes, entrüstetes Keuchen blieb ihr in der Kehle stecken. Sie atmete schwer und schwitzte. Sämtliche Muskeln klammerten sich an ihren Knochen fest. Sie versuchte sich aufzusetzen, wurde aber entschlossen nach unten gedrückt.

„Nein. Du bist noch dabei zu heilen. Ich möchte nicht, dass du dich bewegst.“

Plötzlich sah sie Striders schönes Gesicht. Seine dunkelblauen Augen waren glasig und blickten fieberhaft drein. Rings um seinen Mund verliefen tiefe Sorgenfalten, und seine sonst so braune Haut war fast so hell wie seine Haare. Nein, nicht ganz. Er hatte farbige Flecken – knallrote Quaddeln und Blasen.

Er war nackt. Als sie ihn sah, knisterte etwas in ihr. Wissen, Macht, Verbundenheit. Ja, eine Verbundenheit, die noch tiefer war als das, was sie für Bianka fühlte. Diese Verbundenheit verband sie nicht nur. Sie wob sie zusammen, sodass sie nicht mehr sagen konnte, wer wer war. Sie waren eins.

„Bist du okay?“ Götter, selbst das Sprechen tat weh. Ihre Kehle war wund und rau, als hätte sie irgendwer mit Glasscherben ausgekratzt und das blutende Fleisch nur so zum Spaß mit Säure eingepinselt.

„Ja, mach dir um mich keine Sorgen. Denk nur an dich. Du warst drei Tage bewusstlos.“

Drei Tage? Sie riss die Augen auf. „Der dritte Wettkampf …“

„Fängt in zwei Tagen an. Bianka hat mich auf dem Laufenden gehalten.“

Den Göttern war Dank. Aber trotzdem. Drei Tage. „Ich sehe bestimmt schrecklich aus“, murmelte sie. Sie wäre sich gern mit den Fingern durch die Haare gefahren, beschloss jedoch, dass es zu anstrengend wäre, den Arm zu heben.

„Du siehst lebendig aus, und das finde ich verdammt noch mal schön.“

So ein lieber Mann. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie sein Kompliment aufsaugte.

„Außerdem“, fügte er hinzu, „sind wir beide sauber. Lysander hat mir Roben gegeben. Engelsroben. Einen ganzen Stapel. Jedes Mal, wenn ich eine neue angezogen habe, war es, als würde ich ein Bad nehmen. Bei dir war es genauso. Du bist also von Kopf bis Fuß gewaschen. Glaub mir, das war echt schräg.“

Warum erzählte er ihr das? Das ergab keinen … oh. Ach so. Er wollte sie. Okay, dafür würde sie sich anstrengen. Die Erregung wärmte ihren Körper, ihre Brustwarzen wurden hart wie Perlen.

Sie ließ den Blick über ihren Körper schweifen, um zu sehen, welche Verletzungen sie umschiffen müsste.

Kaia war nackt, ihre Schultern waren farblos und verschorft. Der Bauch: okay. Die Beine: okay. Die Knöchel: verletzt. Nicht schlecht.

Sie lag auf einem Teppich aus falschem Fell, den wohl ihre Zwillingsschwester gebracht hatte, in einem beinahe leeren weißen Zelt. Die Luft, die sie umgab, war aufgeheizt, obwohl die Luft am Zeltausgang vor Kälte beinahe kristallisierte.

Strider stützte sich auf einen Arm, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass seine Erektion – und oh ja, er hatte eine – sie nicht berührte. Sogleich spürte sie eine angenehme Wärme zwischen ihren Beinen. Sie sehnte sich nach seiner Berührung, nach seinem Mund. Wollte diese neue, tiefere Verbundenheit erforschen. Sie leckte sich die Lippen.

„Du bist ja schnell“, sagte sie lächelnd.

„Verdammt, Kaia. Hör mit den schmutzigen Gedanken auf, und rede mit mir. Darauf warte ich schon seit Tagen.“

Sein Kosename für sie lenkte ihren Blick wieder in sein Gesicht. Die Sorge war mit voller Gewalt zurückgekehrt und erinnerte Kaia wieder daran, weshalb sie hier war, in welcher Verfassung sie war – und zu was für einer Gefahr sie für diesen Mann geworden war. Sie brauchte ihre Lust gar nicht zur Seite zu schieben, denn die verschwand von ganz allein.

„Okay. Gut. Worüber willst du mit mir reden?“

Er sah sie aus funkelnden Augen an. „Erstens: Falls du jemals daran gezweifelt haben solltest, dass ich dein Gemahl bin, vergiss es. Du hast neben mir geschlafen.“

Nicht das furchtbare Thema, mit dem sie gerechnet hatte. Sie entspannte sich ein wenig. „Tut mir leid, Liebster, aber so funktioniert die Sache mit dem Schlafen nicht.“

Er sah sie irritiert an. „Wie funktioniert sie dann?“

„Nickerchen zählen nicht, wenn die Harpyie aufgrund einer Verletzung einschläft. Ich muss neben dir schlafen, wenn ich genesen bin, und das ist bisher noch nicht passiert.“

„Wird es aber noch.“ Er strahlte eine solche Entschlossenheit aus, dass sie wusste: Dies war eine Herausforderung für ihn. Eine Herausforderung, die er eindeutig akzeptierte.

Doch das störte sie nicht. Sie wollte neben ihm schlafen, sich an ihn kuscheln. Etwas, das sie bei noch keinem Mann getan hatte. Wie oder warum das geschähe, spielte keine Rolle.

„Und jetzt erzähl mir, was zum Teufel passiert ist“, fuhr er fort und klang mit jedem Wort barscher. „Haben diese Männer … wurdest du …?“ Okay. Quaddeln waren jetzt nicht das Einzige, was seinem Gesicht Farbe gab. Wut war hinzugekommen. So viel Wut.

Wut wegen der Misshandlung, die ihr widerfahren war? „Haben sie was? Mich an die Wand genagelt? Ja. Haben sie Feuer gefangen und sind verbrannt? Ja, das auch.“ Wieder blitzte die Erinnerung an die Schreie und Flammen in ihrem Kopf auf. Doch statt sie – wie in der dunklen Höhle – zu quälen, verschafften sie ihr jetzt ein Gefühl der Genugtuung.

Der Sieg gehörte ihr.

„Nein, Baby Doll.“ Sein Gesichtsausdruck wurde weich und unsicher. Zärtlich strich er ihr über die Nase. „Haben sie dich … vergewaltigt?“

„Nein.“ Bei der Berührung musste sie zittern. „Sonst hätte ich dafür gesorgt, dass sie toter sind als tot.“

Erleichterung mischte sich unter die Wut und die Zärtlichkeit. „Okay. Dann werde ich nicht auf ihre verkohlten Überreste pinkeln. Aber wie hast du sie umgebracht? Ich meine, ich weiß, dass sie verbrannt sind, aber wie hast du das geschafft? Du musst es gemacht haben, nachdem sie dich an die Wand genagelt hatten. Sonst hätten sie dich wie einen Weihnachtsschinken in Scheiben geschnitten.“

Kluger Mann. „Ich …“ Als diese Erinnerung hochkam, verfinsterte sich ihr Blick und sie sah weg. „Ich möchte nicht darüber reden“, flüsterte sie. Zwar war sie mit dem Endresultat hochzufrieden. Doch der Weg dorthin hatte regelrecht eine Büchse der Pandora in Sachen Komplikationen geöffnet – und sie ging nicht davon aus, dass Strider diese Ironie witzig fände.

Er kniff die Augen zusammen. „Tu es trotzdem. Sofort. Und zwar von Anfang an. Ich will alles hören.“

So gebieterisch, ihr Krieger. So sexy. Eigentlich wollte sie es ihm nicht erzählen, aber sie täte es dennoch. Sie täte alles, selbst das, um ihn davor zu bewahren, Schmerzen zu spüren. „Als ich auf dem Vorsprung ankam, wurde ich bereits von den Jägern erwartet. Sie haben sich auf mich gestürzt, und wir haben gekämpft. Ich hätte auch gewonnen, aber sie wussten, dass sie auf meine Flügel losgehen mussten.“ Vermutlich dank Juliette, wenn es auch verboten war und mit dem Tod bestraft wurde, über so eine Schwäche zu sprechen. „Als sie erst gebrochen waren, war es ein Leichtes, mich an die Wand zu nageln.“

Angespannt hörte er zu. „Ich habe dich nicht schreien gehört.“

Das wusste sie. Sie hatte ihre Schreie ja extra unterdrückt, um ihn nicht von seinem Kampf mit Lazarus abzulenken. Den er anscheinend gewonnen hatte, weil er sonst nicht hier und offensichtlich schmerzfrei wäre.

Hatte sie ihn sexy genannt? Sie meinte natürlich unwiderstehlich hinreißend. Aber warum hat er die Jäger nicht schreien gehört? fragte sie sich. Interessant. Hatte irgendjemand den Lärm irgendwie in der Höhle festgehalten?

„Und weiter?“, fragte er mit krächzender Stimme.

Tu es. „Ich war so wütend, so … verzweifelt, dass meine innere Hitze irgendwie aus mir herausgeschwappt ist.“

„Diese Hitze kenne ich“, sagte er heiser.

Irritiert zog sie die Augenbrauen zusammen. „Tatsächlich?“

„Ja. Als wir miteinander geschlafen haben, hast du mich ziemlich heftig verbrannt.“

„Was!“ Anscheinend hatte sie nur auf ihren Körper geachtet, aber nicht auf seinen. Wie egozentrisch. „Götter, Strider. Das tut mir unendlich leid.“

„Mir nicht.“ Seine Lippen zuckten. Zum ersten Mal, seit sie aufgewacht war, war er aufrichtig amüsiert. „Mir hat es gefallen.“

Das beruhigte sie nicht. Sie hätte ihn töten können. Doch statt länger darüber nachzudenken und am Ende noch in Tränen auszubrechen, fuhr sie mit ihrer Erzählung fort. „Ich habe Feuer gefangen, aber es hat mich nicht verletzt. Ich habe nicht verstanden, was da vor sich ging, sondern einfach nur zugesehen, wie die Männer ebenfalls Feuer fingen. Und als die anderen versucht haben, aus der Höhle zu rennen, habe ich sie angesehen, und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass sie gebrannt und sich vor Schmerzen gekrümmt haben. Meine Harpyie hat gelacht.“ Und ehrlich gesagt, hatte auch sie gelacht. „Dann bin ich wohl ohnmächtig geworden.“

„Ich verstehe das nicht. Wie konntest du Feuer fangen und Minuten später wieder unversehrt sein?“

Die Antwort war genau der Grund, weshalb sie nicht darüber hatte reden wollen. „Ich hätte schon längst eins und eins zusammenzählen sollen, aber ich habe mich angestellt wie ein Kleinkind. Vielleicht weil ich zu sehr davon abgelenkt war, meinen Gemahl zu umwerben.“

Er lachte bellend. „Wobei hast du dich wie ein Kleinkind angestellt? Und du hast gesagt, du hättest mich umworben? Baby Doll, wenn die vergangenen Wochen deiner Vorstellung von einem Balztanz entsprechen, müssen wir ernsthaft an deiner Flirtkompetenz arbeiten.“

„Ruhe. Ich hab dich doch gekriegt, oder nicht?“

„Ja“, erwiderte er zärtlich. „Du hast mich gekriegt.“

Das besänftigte sie (und ließ sie dahinschmelzen). „Wie schon gesagt: Mein Vater ist ein Phönix-Gestaltwandler. Anscheinend habe ich einige seiner Fähigkeiten geerbt.“ Und das gefiel ihr ganz und gar nicht! Natürlich wusste sie ihre neu entdeckte Fähigkeit, ihre Feinde in Kohlebriketts zu verwandeln, zu schätzen. Aber die Phönixe waren eine dünkelhafte, abweisende Rasse, und jeder, der auch nur die kleinsten Anzeichen von Pyrokinese präsentierte, wurde gefangen genommen und – gewaltsam – in ihrem Gebiet festgehalten.

Ehrlich. Sie hatte keine Ahnung, wie ihre Mom und ihr Dad überhaupt zusammengekommen waren.

O-kay. Ekelhaft. Sie scheute sich vor der Vorstellung. Egal. Jedenfalls war das der Grund dafür, dass ihr Dad sie und Bianka vor vielen Jahrhunderten entführt hatte: um sicherzugehen, dass keine von beiden eine Affinität zu Feuer und Flammen besaß. Sie hatten keine solche Affinität gehabt und waren deshalb wieder freigelassen worden. Mehr noch: Man hatte ihnen verboten, jemals zurückzukommen.

Jetzt sollte sie auch keine solche Affinität zur Schau stellen. Phönixe konnten von Geburt an extreme Hitze aushalten und Flammen kontrollieren. Bisher hatte sie das nicht gekonnt. Wie also war es dazu gekommen? Warum jetzt? Vielleicht war es eine schlummernde Fähigkeit? Aber hätte sie in dem Fall nicht in der Pubertät zum Vorschein kommen müssen? Ansonsten fiel ihr nur eine Sache ein, die dafür verantwortlich sein konnte. Eine Sache, die sich in letzter Zeit in ihrem Leben verändert hatte: ihr Verlangen, ihr brennendes Verlangen nach Strider.

Wenn – falls – ihr Dad es herausbekommen sollte, würde er sie dann holen kommen? Von ihr verlangen, bei seinem Volk zu leben? Keine Frage. Ja. Das würde er. Und sie würde sich weigern. Wäre sie gezwungen, gegen ihn und seine Brüder Krieg zu führen, nur um weiterhin ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Würde er Strider dazu benutzen, sie zum Mitgehen zu zwingen?

„Ich bin froh, dass du die Fähigkeiten deines Vaters geerbt hast. Du lebst, und das allein zählt“, sagte Strider. „Du hast dich großartig geschlagen.“

„Wirklich?“ Sie könnte nie genug Lob aus seinem Mund hören.

„Wenn es dein Ziel war, dass ich mich zu Tode sorge, dann ja.“ Jetzt blickte er finster drein, während sich seine Zuneigung in Wut verwandelte. Vermutlich machte ihn das ganze „was wäre wenn“ langsam verrückt. „Du gehst nie wieder alleine fort. Du wirst dich an mich ketten und es gut finden. Verstanden?“

Sie würde sich nicht dazu herablassen, auf so eine lächerliche Bemerkung einzugehen. „Nur damit du es weißt: Du hast dich auch gut geschlagen.“ Wenn sie ihm Honig ums Maul schmierte, hörte er vielleicht damit auf, sich von seiner Sorge um sie leiten zu lassen, und sich daran erinnern, dass sie gewonnen hatte.

„Ach, weißt du – eigentlich hast du deine Sache überhaupt nicht gut gemacht, und das ist die unverhohlene Wahrheit der Götter. Du wärst fast draufgegangen! Du hast nicht geschrien, und ich weiß genau warum. Weil du mich nicht ablenken wolltest. Aber weißt du was? Es wäre mir lieber gewesen, du hättest mich abgelenkt! Dann hätte ich dir nämlich beistehen und helfen können, die Bastarde zu töten.“

Genauso gut hätte er zusammen mit den Jägern verbrennen können. „Du … du … hast deine Sache auch nicht gut gemacht!“

„Nö. Du hast ja schon gesagt, dass ich gut war.“

„Aber dann habe ich es zurückgenommen.“

„Tut mir leid, aber das gilt nicht. Du hast es vermasselt, indem du dich hast festnageln lassen. Mach das nicht noch mal. Begreifst du überhaupt, was sie dir hätten antun können?“

Richtig. Das ganze „was wäre wenn“ machte ihn definitiv wahnsinnig. Die Entrüstung fiel von ihr ab. Wie konnte sie ihm das vorwerfen? Im umgekehrten Fall hätte sie sich genauso verhalten. „Ich werde es nicht noch einmal tun.“

Strider atmete angestrengt aus. Mit jedem Molekül, das seine Lunge verließ, entspannte er sich sichtlich mehr. „Und warum wolltest du mir nichts von den Jägern erzählen?“

Nun ja, vielleicht steckte doch noch ein bisschen Entrüstung in ihr. Ziemlich prüde erwiderte sie: „Weil ich dir nun, da ich dir von meiner neu entdeckten Feuerkunst erzählt habe, auch noch etwas anderes sagen muss: Wir können keinen Sex mehr haben.“ Und das meinte sie genauso, wie sie es sagte. Nach dem Aufwachen mochte sie ihre Entschlossenheit vergessen haben, doch jetzt erinnerte sie sich wieder daran.

„Von wegen!“, brüllte er.

„Strider, es geht nicht. Ich werde dich verbrennen.“ Und zwar ernsthaft. Ihn vielleicht sogar töten.

Mit weicherer Stimme sagte er: „Das hast du beim letzten Mal auch nicht getan.“ Dann wandte er sich ihr endlich, endlich zu und drückte ihr genau dort seine Erektion zwischen die Beine, wo sie es am meisten brauchte.

Ihre Lust erwachte explosionsartig wieder zum Leben, und sie musste sich in den Teppich krallen, um sich davon abzuhalten, ihn anzufassen. Die Hitze … sie konnte spüren, wie sie sich wieder aufbaute und unter ihrer Haut brodelte. „Lügner. Du hast gesagt, du hättest Brandblasen gehabt.“

„Aber ich habe auch gesagt, dass es mir gefallen hat.“

Lass dich bloß nicht erweichen. „Das ist mir egal. Beim letzten Mal hatte ich noch nie etwas in Brand gesteckt. Aber nun, da ich es ein Mal getan habe, liegen die Chancen, dass ich es wieder tue, ziemlich hoch. Und wenn ich mit dir zusammen bin, verliere ich offensichtlich jeden Funken Verstand. Ich wäre nicht in der Lage, mich zu kontrollieren.“

„In diesem Fall wirst du an den letzten beiden Wettkämpfen wohl nicht teilnehmen können. Denn da wirst du sehr wahrscheinlich wütend werden, wie ein Vulkan ausbrechen und alle in deiner Nähe umbringen.“

„Ja, aber meine Gegnerinnen will ich ja auch umbringen.“ Das stimmte zwar nicht so ganz, aber sie wollte sich nicht eingestehen, dass er recht hatte.

„Was deine Familie in Gefahr bringen wird.“

Dieser verfluchte Kerl!

„Spitz schon mal die Lippen, Butterblümchen, denn es geht gleich los. Falls du es schaffst“, fügte er nachdenklich hinzu. „Deine Verletzungen …“

Er hatte sie bei ihrem Stolz gepackt, und sie reckte entschlossen das Kinn. „Ich schaffe alles.“

„Gut. Ich habe mich nämlich viel zu lange um dich gesorgt und brauche dich. Außerdem habe ich eine Belohnung dafür verdient, dass ich mich um dich gekümmert habe. Nicht wahr?“

Die Sorge um seine Sicherheit dauerte fort. Er war der wichtigste Teil ihres Lebens. „Es ist dein Dämon, der aus dir spricht. Ich weiß es genau. Wenn du mal vernünftig darüber nachdenken würdest …“

„Baby Doll, ich habe nicht mehr vernünftig nachgedacht, seit ich dich kennengelernt habe. Wir werden miteinander schlafen. Dir wird es gefallen, mir wird es gefallen und wir werden beide mit dem Leben davonkommen.“ Er machte eine Pause und lachte leise. „Verstanden? Davonkommen.“

Sie verdrehte die Augen, aber dass er ihre Sorge so gar nicht teilte, ließ ihre Angst ein wenig schrumpfen.

Doch Strider war noch nicht fertig. „Mein Dämon mag es, dich zu dominieren, ja. Und der Sex mit dir ist befriedigender als alles andere, weil mein Dämon auch Angst vor dir hat – wodurch deine Kapitulation umso süßer wird. Aber noch hat er keine Herausforderung angenommen. Hier geht es allein um dich und mich. Und um Lust. Um reine, tosende Lust.“

Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Ich will nicht, dass Niederlage Angst vor mir hat. Ich will, dass er mich immer mag.“

Langsam verzog er die Lippen zu einem Lächeln. „Gut. Der Bastard hat nämlich gerade zustimmend geschnurrt.“

„Wirklich?“ Endlich erlaubte sie es sich, ihm die Arme um den Hals zu schlingen. Er drückte ihn an sie, bewegte sich vor und zurück und holte ein lustvolles Stöhnen aus ihr heraus. Doch die Hitze, die sie ausstrahlte, wurde immer stärker, sodass er ins Schwitzen kam. Das machte ihr Angst. „Strider.“

„Ich bin dein Gemahl. Du kannst mir nicht wehtun.“

Noch ein gutes Argument. „Aber … da spricht die Erregung aus dir.“

„Nein, mein Vertrauen in dich und deine Macht.“

„Du hast gesagt, ich hätte einen armseligen Job gemacht.“

„Habe ich nicht.“

„Hast du doch.“

„Klappe, Kaia. Und hör auf, die Sache zu boykottieren. Sieh es mal so, wenn du willst: Deine Harpyie ist ein böses Mädchen, und sie liebt mich. Sie wird mir nicht wehtun. Finde dich damit ab, und lass uns weitermachen.“

„Sie toleriert dich“, log Kaia.

„Sie braucht offensichtlich Nachhilfe in Sachen Ausdrucksweise. Sie liebt mich.“ Und bevor sie ihm widersprechen konnte, fuhr er fort: „Und sie ist stärker als deine Phönix-Seite. Sie muss stärker sein.“ Während er sprach, zwirbelte er ihre Brustwarzen und gewährte ihr damit noch mehr von dem ach so süßen Körperkontakt, nach dem sie sich so sehnte. „Sonst hätte es nicht so lange gedauert, bis du zum ersten Mal jemanden in Brand setzt. Aber. Wenn es dir dann besser geht …“

Er hob sie hoch und trug sie zum Ausgang. In dem Moment, als Strider hinausging, fühlte sie, wie die Temperatur sank. Von dem dunklen Himmel fiel dichter Schnee.

„Wir sind allein hier draußen“, sagte er. „Alle anderen sind gestern abgereist, und Lysander hat Wachen auf der anderen Seite der Berge postiert. Niemand kann sich anschleichen.“

Gut zu wissen. Peinlich war jedoch, dass sie nicht eine Sekunde an einen möglichen Hinterhalt gedacht hatte. Sondern nur an diesen Mann. Nur an seine Berührungen.

„Du wirst erfrieren“, warnte sie ihn, als er sie in den Schnee legte. Die Gänsehaut brach ihr aus, als sie langsam abkühlte.

„Du musst dich schon entscheiden. Entweder ich verbrenne, oder ich erfriere. Was denn nun?“ Er spreizte ihre Beine so weit wie möglich und setzte sich vor sie. „Wie schön“, raunte er und streichelte ihre feuchte Spalte.

Flehend bog sie den Rücken durch. „Wie gut.“

„Und das gehört alles mir.“ Er neckte ihre Knospe, stachelte ihr Verlangen immer weiter an – und berührte sie überall, nur nicht da. „Sag es.“

„Ich gehöre dir“, sagte sie atemlos. Für immer.

Er küsste und leckte das Zentrum ihrer Lust, brachte sie zum Stöhnen und war dann wieder über ihr. Der Schnee rieselte rings um ihn nieder, so quälend schön. Er drang nicht in sie ein, noch nicht, sondern fing von Neuem an, sie langsam und fest zu streicheln, zu necken, immer mehr zu necken. Abermals stöhnte sie vor Erregung.

„Strider. Bitte.“

„Götter, schmeckst du gut. Ich brauche noch mehr.“ Und wieder tauchte er ab, leckte und saugte.

Die pure Lust durchströmte sie, und sie krallte sich in seine Haare. Trotz des kalten Winds blühte die Hitze wieder auf und raste durch ihre Adern. Obwohl ein angenehmer Schwindel ihre Sicht trübte, beobachtete sie ihn, fest entschlossen, ihn beim ersten Anzeichen von Gefahr zu stoppen. Auf seinen Schläfen bildeten sich Schweißperlen, die auf ihre Oberschenkel tropften. Schweiß, aber keine Quaddeln. Gut, gut, so gut.

Nicht einen Moment hörte er auf, sie mit der Zunge zu verwöhnen, in sie einzudringen, sich ihr wieder zu entziehen, das Ganze zu wiederholen, bis er endlich ihre empfindsamste Stelle berührte. Der kleinste Druck genügte, um sie zum Höhepunkt zu bringen. Befriedigung strömte durch ihren Körper, reiste vom Scheitelpunkt ihrer Schenkel in ihre Brust, ihre Arme, ihre Füße. Sandte eine Flut der Empfindungen durch alle Körperteile. Hinter ihren Augenlidern entzündeten sich Flammen, verließen sie jedoch nicht.

Sie begann, es zu glauben. Sie könnte diesem Mann niemals wehtun. Weder absichtlich noch versehentlich. Er war ihre andere Hälfte, so unentbehrlich wie ihr Herz. Hölle, er war ihr Herz. Er beruhigte ihre Harpyie, und jetzt zähmte er offensichtlich den Phönix.

„Mach die Augen auf, Baby Doll.“

Sie gehorchte, ohne zu zögern. Er war über ihr, die Haare klebten an seinem Kopf. Er schwitzte noch immer. Mit der Spitze seiner Erektion berührte er flüchtig ihre feuchte Öffnung, und sie musste sich auf die Lippe beißen, als neues Verlangen aufflammte.

„Der Moment der Wahrheit“, sagte er. Noch eine flüchtige Berührung. „Du hast die Engelsroben verbrannt. Von uns beiden. Deshalb sind wir nackt. Und du hast mich in Brand gesteckt. Einmal. Aber ich habe es überlebt.“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, drang er tief in sie ein.

Instinktiv schob sie ihm das Becken entgegen, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen. „Du … Mistkerl“, brachte sie irgendwie hervor. Er war so groß, er dehnte sie. Er berührte sie tiefer als jeder andere vor ihm. Aber sie war so feucht, dass er sich leicht in ihr bewegen konnte. „Dafür könnte ich dich … umbringen.“ Nach dem Höhepunkt war sie sich so sicher gewesen, dass sie ihm nicht wehtun konnte. Und nun musste sie erfahren, dass das gar nicht stimmte. Sie hatte ihn verletzt, und es könnte wieder passieren …

„Ein Unfall“, sagte er stöhnend. Er drang fest in sie ein, zog sich zurück, drängte sich wieder in sie.

„Ich werde dich nicht in Gefahr bringen.“ Konnte sie ihn wegstoßen? Zu seinem eigenen Wohl, zu seinem eigenen Wohl. „Strider …“

„Du wirst mich nicht in Gefahr bringen. Und ich werde es dir beweisen.“