22. KAPITEL
Strider schleifte Kaia durch immer dichter werdenden Nebel und über einen tosenden Fluss. Als er diesen Weg zum ersten Mal gegangen war, hatten die Bäume versucht, ihn bei lebendigem Leibe zu verschlingen, und er hatte alle paar Minuten sein Messer einsetzen müssen. Jetzt waren dieselben Bäume vollkommen ruhig. Nicht ein einziges Blatt tanzte im Winde. Was sollte das nun schon wieder?
Die Frage wurde unwichtig, als er die Höhle erreichte, die er während der Verfolgung von Kaia gefunden hatte. Es geschähe ihr ganz recht, wenn er sie einfach hineinwerfen und einen dicken Felsbrocken vor den einzigen Ausgang schieben würde. Sie könnte die nächsten Jahre in Einzelhaft verbringen und über ihre Fehler nachdenken.
Er hatte sie anschreien wollen, wirklich – weil sie ohne ihn losgezogen war, weil sie beinahe in die Verführungsfalle von diesem Mistkerl Lazarus getappt war, für deren Inszenierung Strider ihn übrigens noch bestrafen würde –, aber als er sich mit dem Rücken an die Kristallmauer drückte, sah er sie zum ersten Mal ganz, seitdem er ihren hübschen Hintern auf den Boden geworfen hatte. Ihre traumhaften roten Haare waren an den Spitzen feucht und ließen kleine Wassertropfen auf ihren nackten Bauch tropfen.
Der Fluss hatte das Make-up abgewaschen, das immer ihre Haut bedeckte, und nun strahlte sie wie ein Diamant im Sonnenlicht. Wenn auch nicht so hell wie zuvor. Und sie zitterte. Er wurde nachdenklich. Warum zitterte sie? Hier drinnen war es so heiß wie in der Hölle.
Allerdings schmälerte das ihre Wirkung nicht. Nichts konnte sie schmälern. Vielleicht weil sie ein knappes, bauchfreies Top und Shorts trug. Beides war weiß, durchsichtig jetzt, und er sah genau hin. Rosafarbene, harte Brustwarzen und zwischen den langen, geschmeidigen Beinen ein zauberhafter rötlicher Fleck, und wenn er nicht bald wegschaute, würde noch der Reißverschluss seiner Hose gesprengt.
Strider musterte den Rest von ihr – und bemerkte, dass sie verletzt war. Die aggressiven Wunden in der Flanke und auf ihrem Oberschenkel weckten eine Wut in ihm, die jegliche Lust verdrängte. Kein Wunder, dass ihre Haut nicht ganz so intensiv strahlte und ihr Körper nicht aufhören konnte zu zittern.
Er biss sich ins Handgelenk und hielt ihr die Wunde an den Mund. „Trink.“
Sie stöhnte vor Verzückung und gehorchte sofort. Was für ein herrliches Gefühl, dachte er, während sie an seiner Wunde saugte, und so schön warm. Sie schloss hingebungsvoll die Augen. Als er sah, wie zuerst die zerrissenen Muskeln und dann die Haut wieder zusammenwuchsen, nickte er zufrieden und nahm seinen Arm weg.
Jetzt war er es, der stöhnte. Natürlich war ihre Haut nun wieder makellos und wunderschön, und er konnte nicht anders, als sie mit seinen Blicken zu verschlingen. Die Lust kehrte mit voller Wucht zurück.
Sieh … nach oben … Ihre Lippen waren feucht und zu einem Schmollmund verzogen. Noch höher. Denn verflucht noch mal, Stridey-Monster pulsierte wie verrückt. Ihre silbergoldenen Augen leuchteten, jegliche Emotionen spiegelten sich darin. Bedauern, Erleichterung, Erregung, Kränkung. Er wollte die schlechten Gefühle wegwischen und die guten verstärken. Und das geht nur, indem ich sie mir nehme, dachte er. Endlich. Und zwar voll und ganz, ohne mich zusammenzunehmen.
Ja, Baby. Der Gedanke gefiel ihm. Es fühlte sich an, als würde er zum ersten Mal in seinem Leben klar denken. Er brauchte, was sie ihm bot. Er wollte seinen Anspruch auf sie deutlich machen und alle anderen Männer warnen.
Mit Sicherheit hätte sein Handeln Konsequenzen, doch das spielte keine Rolle. Nicht hier und jetzt. Sie hatte ihn verlassen und war alleine losgezogen, und die Trennung hatte ihn schier wahnsinnig gemacht.
Er presste sich an sie, und sie keuchte. Was für ein wundervolles Geräusch, so voller Lust und Verlangen.
„Danke“, sagte sie mit leiser, verführerischer Stimme. „Du hast ja keine Ahnung, wie dringend ich das gebraucht habe.“
„Gern geschehen.“
„Willst du mich immer noch zum Schweigen bringen? Wenn ja, würde ich dir nämlich vorschlagen, einen Racquetball und Klebeband zu benutzen.“
„Ist nicht nötig. Ich weiß schon mit dir umzugehen.“ Und falls nicht, nun ja, gäbe es keine bessere Vorgehensweise.
Ihr stockte der Atem. „Wirklich?“ Nun klang sie beinahe hoffnungsvoll.
Er nickte. „Wirklich. Also, lass uns mal sehen, was ich tun kann, um sämtliche Rekorde zu brechen.“
„O…okay.“
„Du hast mir mal erzählt, dass Paris dir zig Orgasmen gemacht hat. Das sind deine Worte, nicht meine. Wie viele genau sind denn ‚zig‘?“
Ihr Erröten war anbetungswürdig. So verschämt war sie umso erotischer. „Keine Ahnung. Ich habe nicht mitgezählt. Und ich will auch nicht über ihn reden.“
„Denk nach. Und zähle. Und du wirst über ihn reden, und zwar noch genau ein Mal. Nach dieser Unterhaltung wirst du ihn vergessen. Für immer.“
„Warum?“ Sie legte die flachen Hände auf seine Brust. „Ich meine, warum soll ich mich erinnern, wenn ich doch nur an dich denken will?“
„Wegen meines Dämons. Warum sonst?“ Mit einer Fingerspitze zeichnete er die Kontur ihres Kiefers nach. „Also tu es. Bitte.“
Gewinnen.
Schockierend, dachte er trocken. Das werde ich. Hoffte er jedenfalls.
In ihrer Miene dämmerten Verständnis und Angst. Soeben hatte sie begriffen, dass Strider ihr einen Orgasmus mehr besorgen müsste als Paris. Dass selbst der Sex eine Herausforderung für ihn war. Überlegte sie gerade, ob sie jemals friedliche Stunden zusammen verbringen würden? Ob es je einen Augenblick nur für sie beide gäbe, ohne Spiele, ohne Gewinner und ohne Verlierer?
„Du wusstest, dass es so sein würde, bevor du mich als deinen Gemahl akzeptiert hast“, sagte er steif. „Spiel nicht mal mit dem Gedanken, mich jetzt fallen zu lassen. Denk einfach nur nach, und sag es mir.“
„Ich will dich gar nicht fallen lassen. Aber ich will dich auch nicht verletzen.“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum – aus Nervosität, wie er feststellte. „Ich glaube, es waren v…vier.“
Dieses Stottern … „Glaubst du das, oder weißt du das?“
Eine Pause. Noch mehr Kauen. „Ich, äh, weiß es. Ja, ich weiß es. Vier. Es waren vier. Ganz sicher.“
Gewinnen.
Klappe. Bin dabei. Er würde ihr (mindestens) fünf Orgasmen besorgen, bevor er käme. Und mit jedem Einzelnen würde er sie um den Verstand bringen. Allerdings würde er das fertigbringen müssen, solange sie noch angezogen war. Denn sobald er sie auszöge, wäre er auch schon in ihr, würde er sie ausfüllen und die Kontrolle verlieren, die er brauchte.
„Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen überrascht, dass vier für dich zig sind, aber jedem das Seine. Mach dich nur auf eine Billiarde gefasst.“ Er schob eine Hand zwischen ihre Körper und öffnete ihre Shorts.
Ihre Augen wurden größer. „Wir werden jetzt miteinander schlafen?“
„Ja.“ Rrrratsch. Er zog eine Augenbraue hoch. „Nach deinen multiplen Orgasmen. Ist das ein Problem?“
„Nein. Es ist nur … Ich habe doch gesagt, dass ich dich nicht verletzen will. Also, was ich meinte, war, dass ich dich nicht versehentlich verletzen will. Du brauchst also … Verflucht, du brauchst ein Sicherheitswort.“ Ihr Brustkorb hob und senkte sich in kurzen Abständen, so heftig atmete sie. „Tut mir leid.“
Verblüfft fragte er: „Ich? Ich brauche ein Sicherheitswort?“ Sie hatte gar keine Angst gehabt, dass er es womöglich nicht schaffte, sondern dass sie ihm wehtäte. Fast hätte er gegrinst. Das hier war jetzt schon die beste sexuelle Erfahrung seines Lebens.
Sie nickte verunsichert. „Ist das in Ordnung für dich?“ Reizende Frau. Er sah zu der Öffnung in ihren Shorts hinunter. Weißes Höschen. Aus Spitze. Hübsch. „Wie wär’s mit einem Sicherheitssatz? Meiner lautet: ‚Da draußen ist jemand‘.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, kniete er sich hin.
„Oh Götter.“ Ihr Bauch zuckte. „Okay, ja, okay. Götter, ich wiederhole mich, aber das geht.“
Er fixierte den roten Schatten unter der Spitze, und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Er beugte sich vor, schmiegte die Nase an sie und inhalierte ihren süßen, weiblichen Duft.
„Oh Götter“, sagte sie wieder. „Du … du wirst der Beste sein, Strider, keine Sorge. Okay? Ich weiß es.“
In diesem Moment machte er sich über gar nichts Sorgen. In seinem Kopf gab es nur noch sie, sonst nichts. Er wollte sie schmecken, sie um mehr betteln hören, spüren, wie sie sich an ihn klammerte, ihn vielleicht an den Haaren zog.
Er spreizte ihre Beine so weit, wie es mit den Shorts möglich war, die ihre Bewegungsfreiheit einschränkten. Des Höschens ungeachtet, presste er die Zungenspitze an ihre empfindlichste Stelle. Steigerte den Druck. Götter, er konnte sie bereits schmecken, und nie hatte er etwas lieber gemocht.
Seine Erregung wurde immer schmerzhafter, fast unerträglich. Verdammt. Wie gut würde es sich anfühlen, wenn er mit einer Hand nach unten fassen und sie hoch und runter bewegen würde, während er sein Gesicht zwischen ihren Beinen vergrub?
Seine Hand wanderte nach unten, noch ehe er realisierte, dass er sich bewegt hatte. Verflucht. Er packte ihre Oberschenkel. Er musste seine Fantasie zügeln, musste seine Aufgabe erfüllen, aber distanziert bleiben. Erst wenn er Paris geschlagen hätte, könnte er an seine Lust denken.
Strider ließ die Zunge über ihrer Knospe kreisen.
Kein Grund, seine Fantasie zu zügeln. Ihr Lustschrei verursachte einen Kurzschluss in seinem Kopf. Befriedigen, er wollte sie befriedigen. Feucht, ihr Höschen war feucht, aber er wollte es nass sehen.
Er fuhr damit fort, sie genüsslich mit seiner Zunge zu verwöhnen. Wollte sie überall schmecken und liebkosen. Als sie anfing, ihr Becken nach vorne zu schieben, streichelte er ihr über die Waden, die Oberschenkel, schob die Hände in ihre Shorts. So weiche, glatte Haut … so verdammt warm.
Obwohl er die Hände am liebsten noch weiter hätte wandern lassen, obwohl er sich danach sehnte, mit den Fingern in sie einzudringen und ihre Lust zusätzlich anzufachen, neckte er sie nur mit der Möglichkeit, es zu tun, während seine Zunge die süße Qual nicht für eine Sekunde unterbrach. Dann, endlich, packte sie ihn am Hinterkopf und hielt seinen Mund fest an sich gedrückt. Sie keuchte, und ihre Haut war schweißbedeckt.
„Ich brauche … ich muss …“ Sie hielt ihn an der Stelle fest, wo sie ihn am meisten brauchte. „Strider!“, schrie sie, als sie kam.
Einer war geschafft. Blieben noch vier.
Er stellte sich auf zittrige Beine. Ohne etwas zu sagen, drehte er sie um, sodass sie mit dem Gesicht zur Wand stand. Seine Erektion rieb an ihrem Po, und er atmete scharf ein. Er ließ die Hände über ihren Körper wandern, glitt unter ihre Shorts und in ihr Höschen. Kontakt. Nackte Haut auf ihrem heißesten, feuchtesten Punkt und, oh süßer Himmel, sie fühlte sich fantastisch an.
Ihr entfuhr ein Stöhnen. Sie bog den Rücken durch. Sie hob die Arme und fuhr ihm mit den Fingern durch die Haare. Er rieb ihre geschwollene, kleine Perle, drang mit einem Finger in sie ein und bewegte sich in ihr. Nahm einen zweiten Finger hinzu und bewegte sich weiter, bis sie sich wieder zu krümmen anfing und der nächsten Erlösung entgegenstürmte.
„Strider, ich brauche, ich brauche …“
„Ich weiß, Baby Doll.“ Er nahm noch einen Finger, dehnte sie. Mit der freien Hand umfasste er eine ihrer Brüste. Es war eine perfekte Handvoll. Die kleinen Spitzen waren steif, schmerzten wahrscheinlich. Er kniff hinein. Sie atmete scharf ein. Das Geräusch berührte ihn, stachelte seine eigene Erregung weiter an. „Wie bin ich?“
„Der Beste. Nie war einer besser. Bitte.“
Er konnte nicht anders. Er brauchte geballten Kontakt. Mit einem Ruck zog er ihr Becken nach hinten, und ihre Pofalte massierte ihn. Als sie aufstöhnte, begann er, seine Finger langsamer in ihr zu bewegen. Innerhalb weniger Sekunden bewegte sie ihre Hüften stärker, damit er seinen Rhythmus beibehielt. Er tat es nicht. Er wurde noch langsamer.
Schon bald fing sie an, flach und angestrengt zu atmen. Ihre Haut wurde noch heißer, brannte fast durch seine Kleidung. Es tat weh, aber verflucht, es war ein so guter Schmerz. Vor allem, als sie ihm die Fingernägel so tief in die Kopfhaut bohrte, dass es zu bluten anfing. Dann verkrampfte sich jeder einzelne Muskel ihres Körpers, ihre Knochen schienen zu vibrieren. Wieder rief sie seinen Namen. Diesmal war neben ihrer Stimme noch eine zweite zu hören. Diese war kratziger, schnurrte fast, und er wusste, dass ihre Harpyie bei ihr war und gemeinsam mit ihr genoss.
Zwei waren geschafft. Blieben noch drei.
„Strider, ich will dich … lecken … Du musst doch … Schmerzen haben.“
Verflucht. Nur zu gern hätte er ihr köstliches Angebot angenommen. Er biss sich auf die Zunge, bis er Blut schmeckte. Ja, er hatte Schmerzen, aber er hätte noch viel größere, wenn er die Sache nicht vernünftig machte. „Noch nicht.“
„Bitte …“
Götter, sie würde ihn noch umbringen.
Er würde sie noch umbringen.
Kaias Beine zitterten so heftig, dass sie kaum noch stehen konnte. Ihr Blut hatte zu kochen angefangen, und sie war innerlich schon längst geschmolzen. Und trotzdem konnte sie nicht genug von Strider kriegen. Nach dem ersten Höhepunkt hatte sie sich sofort nach dem nächsten gesehnt. Und nach dem zweiten war das Verlangen noch immer da gewesen.
Wenn es ihr schon so ging, wie musste er sich dann fühlen? Brannte er? War er kurz davor zu platzen? Verdammt noch mal, er sollte ihre gemeinsame Zeit genießen und sich nicht quälen.
Sie wurde vom Schwindel gepackt, als er sie wieder umdrehte. Er gab ihr weder Gelegenheit zu reden noch sich zu erholen, sondern drückte einfach seine Lippen auf ihre und drang genauso mit der Zunge in sie ein, wie sie es sich von ihm wünschte. Als er ihren Hintern packte und sie hochhob, musste sie die Beine um seine Hüfte schlingen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als sie es tat, drängte er sich fest an sie, und sie bekam seine harte Erregung an ihrer empfindlichsten Stelle zu spüren.
Sie stöhnte. Er keuchte.
Nicht eine Sekunde lang unterbrach er den Kuss. Diesen süßen, quälenden Kuss. Diesen wunderbar zügellosen und erotischen Kuss, der sie bis ins Mark traf und, oh Götter im Himmel, sie kam schon wieder, noch ehe sie ihn in die Hand nehmen und verwöhnen konnte.
„Du bist wunderschön, wenn du kommst“, sagte er mit angestrengter Stimme. „Noch zweimal, Baby Doll, okay?“
Er verstand es nicht. Wie konnte sie es ihm nur begreiflich machen. Die Anzahl der Orgasmen spielte keine Rolle. Die Tatsache, dass Strider sie küsste, Strider sie berührte, Strider ihr Lust bereitete, reichte aus. Keine Erfahrung würde diese jemals übertreffen.
Sie musste es ihm begreiflich machen.
Kaias Beine waren weich wie Butter, als sie sich hinstellte. Er drückte sie mit dem Rücken an die Kristallmauer – so kalt –, nahm ihre Brüste in die Hände und drückte sie sanft. Rings um seinen Mund, seinen geschwollenen, noch immer feuchten Mund, hatten sich Falten der Anspannung gebildet.
Sie legte die Finger um seine Handgelenke und drückte so fest zu, dass er sich nicht bewegen konnte, ohne einen stechenden Schmerz zu spüren. Blitzartig sah er ihr in die Augen. Seine marineblauen Augen waren glasig. Sahen hungrig aus.
Nun, da sie seine Aufmerksamkeit hatte … drehte sie ihn zur Seite und tänzelte vor ihn, sodass sich ihre Positionen umkehrten. Mit den Krallen schabte sie über seine Jeans. Dort, wo sie sich an ihm gerieben hatte, war der Stoff feucht.
„Was hast du …“ Die Frage endete in einem heiseren Stöhnen, als sie ihm mit den Fingern über die Haut streichelte. Über die heiße, erregte Haut. „Kaia, du … du kannst nicht … Verdammt, Baby! Tu es, bitte.“
Sie hatte sich bereits hingekniet. Jetzt nahm sie ihn tief in den Mund. Er wühlte in ihren Haaren. Vielleicht hatte er vorgehabt, ihren Kopf zurückzureißen, doch als sie fester an ihm saugte und ihn mit der Zunge verwöhnte, massierte er bloß ihre Kopfhaut – ganz sanft und zärtlich, als hätte er Angst, an den Strähnen zu ziehen.
„Baby … Liebling … Bitte.“ Er bewegte das Becken zum Rhythmus ihres Mundes und versuchte immer noch sanft und langsam zu sein, während sein Körper es eindeutig hart und schnell wollte.
Obwohl sie es genauso genoss, ihn zu verwöhnen, wie er es genoss, verwöhnt zu werden, wurden seine Zweifel in ihrem Kopf laut und machten sich breit. Was, wenn die Anzahl der Höhepunkte tatsächlich eine Rolle für seinen Dämon spielte? Strider wäre in jedem Fall ihr bester Liebhaber, keine Frage, aber wenn die Anzahl wichtig war und sie nicht mehr als vier Höhepunkte hätte, bevor er zum ersten Mal käme, würde Strider Höllenqualen leiden. Und wenn er Höllenqualen litte, würde er nicht noch mal Sex mit ihr haben.
Dann würde er sich an den Schmerz erinnern statt an die Lust.
Oh … verflucht. Sie müsste ihren Willen später durchsetzen.
Abrupt hörte sie auf, und er stöhnte gequält auf. Zweimal noch, dachte sie. Ich muss noch zweimal kommen, bevor ich ihn über den Rand der Lust stoßen kann. Sie kam sich egoistisch und gierig vor, aber sie konnte kein Risiko eingehen. Später würde sie nicht nur ihren Willen durchsetzen, sondern auch alles wiedergutmachen. Sie würde es ihm so oft besorgen, dass er eine Woche nicht gehen könnte.
Sie zitterte noch heftiger als zuvor, als sie aufstand, seine Hand aus ihren Haaren nahm und zwischen ihre Beine legte, wo sie heiß und nass war. Als er sie berührte, stöhnte sie auf.
„Kaia, bitte … du musst … ich muss …“ Seine Stimme klang angestrengt, sein Gesicht war so angespannt wie ein Gummiband, das jeden Moment reißen könnte. Und seine Augen … seine Augen glühten aus einer Mischung aus Blau und Rot – Strider und sein Dämon, die um die Kontrolle kämpften.
„Ich gebe mich dir hin“, flüsterte sie und schmiegte sich so eng an ihn, dass seine Finger tief in sie hineinrutschten. „Ich gehöre dir, und wir werden das hier so machen, wie du es willst.“
„Nein, ich will … muss …“
„Ich weiß, Liebling, ich weiß, aber mach einfach so weiter, ja? Mach so weiter, bis ich stopp sage. Und dann wirst du ihn so tief in mich reinstecken … dass ich nicht … mehr die…selbe bin.“ Die letzten Worte kamen mit einem weiteren Stöhnen aus ihrem Mund. Der Druck … baute sich wieder auf … brach über ihr zusammen …
„Ja“, knurrte er.
„Oh ja!“ Bestimmt legte sie seinen Daumen auf ihre Klitoris. Ein vierter Höhepunkt durchzuckte sie. Sie ritt auf den Wogen der Lust, ohne seinen Fingern zu erlauben, ihre schonungslosen Bewegungen einzustellen. Ihr Blut, das zuvor noch gekocht hatte, wurde zu einem Inferno. Dampf sickerte durch die Poren ihrer Haut und bildete einen feinen Nebel rings um sie herum. Sie verstand es nicht, wusste, dass es seltsam war und falsch, aber darüber würde sie sich jetzt keine Gedanken machen. Das hier war viel zu wichtig.
„Kaia … beeil dich …“ Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Er atmete schnell durch die Nase. „Ich kann nicht mehr lange. Ich sterbe …“
Die Wellen nahmen nicht eine Sekunde ab, und dann baute sich der Druck von Neuem auf. „Nur noch ein bisschen …“ Ihre Brustwarzen rieben an seiner Brust, wodurch eine himmlische Reibung entstand. „Bitte, noch ein bisschen.“
„Wenn ich in dich eindringe, komme ich sofort.“
„Das sollst du auch.“
„Götter, Kaia. Ich war noch nie so scharf.“
Gut, das war gut. Genauso wie er ihr bester Liebhaber sein wollte, wollte sie seine beste Liebhaberin sein. Wollte die Erinnerungen an alle anderen verdrängen. Wollte die Einzige für ihn sein. Jetzt und für immer.
„Du gehörst mir“, sagte sie.
„Dir. Ich hätte dir nie widerstehen sollen.“ Tief aus seiner Kehle drangen raubtierhafte Geräusche. Mit der freien Hand schlug er in die Mauer hinter sich, direkt neben seinen Oberschenkel, und das Kristallglas zersplitterte. Noch ein Schlag. Ein Splittern. Noch einer. Splittern.
So viel Leidenschaft … nur ihretwegen … Der Dampf verdichtete sich, und unwillkürlich bestieg sie ihn, als wäre er ein weiterer Berg, und verhakte die Füße hinter seinem Rücken. Er drang mit den Fingern in sie ein, tief, so wunderbar tief, und endlich, endlich, explodierte sie. Sie stieß einen lauten Schrei aus, wurde fast zerrissen, sah silberne Sterne.
Im nächsten Moment flog sie nach hinten. Mit einem heftigen Aufprall landete sie auf dem Rücken, sodass ihr die Luft wegblieb. Sie hatte keine Zeit, sich zu erholen. Die Kleider wurden ihr vom Leib gerissen. Sie spürte ihn, hart und groß, so fantastisch groß, wie er in sie eindrang, sie dehnte. Als sie die Augen öffnete, sah sie Strider – mit fieberhaftem Gesichtsausdruck und bar jeglicher Kontrolle lag er auf ihr. Er hatte sich gerade das letzte Kleidungsstück ausgezogen. Er spreizte ihre Beine so weit wie möglich und stieß abermals fest zu.
Er brüllte. Aber er kam nicht, noch nicht, und sie schrie vor Lust, als sie sich aufbäumte, um seinen Bewegungen entgegenzukommen. Sein raubtierhaftes Knurren wurde immer wilder, als er sich kraftvoll in ihr bewegte. Er ist weder Mensch noch Unsterblicher, dachte sie. Er ist ein Tier. Und sie liebte es. Eigentlich hätte sie schon längst übersättigt sein müssen. Hätte seine Lust einfach nur aufnehmen müssen. Doch als sie ihn so tief in sich spürte, verlor auch sie sich in der Lust und wurde selbst zum Tier.
Dann hörte er auf. Hörte auf. Er starrte auf sie hinunter, während sein Schweiß auf ihren Körper tropfte. „Baby Doll?“, fragte er mit rauer, tiefer Stimme.
„Ja, hier. Und jetzt beweg dich!“
„Nein. Kannst du … schwanger werden?“
„Nein. Ich bin gerade nicht fruchtbar.“
Im nächsten Moment bewegte er sich weiter, und sie war wieder verloren. Das war ihr Gemahl, ihr Mann, und sie waren vereint. Waren eins. Dieses Wissen war heiß, es berauschte sie. Sie kratzte ihm den Rücken auf, biss ihm in die Lippe, schmeckte sein Blut, und dann küsste er sie. Seine Zunge bewegte sich im selben Takt wie sein Becken und brannte seinen Geschmack in ihren Mund. Das war es, wonach sie sich insgeheim gesehnt hatte, und sie gab sich bereitwillig in Striders Besitz.
Ja, in seinen Besitz, begriff sie. Sein Dämon war ein Teil von ihm, aber Strider war ein Teil von ihr. Überlebenswichtig.
„Strider“, keuchte sie. „Mein Strider.“
Vielleicht war es sein Name auf ihren geschwollenen Lippen, der ihm den Rest gab. Denn er brüllte abermals, und das wahnsinnige Geräusch hallte von den Wänden wider. Sein Körper verkrampfte über ihrem. Ein Ausdruck absoluter Lust legte sich auf sein Gesicht, und er drang noch ein letztes Mal in sie ein – bevor er kam … und sie geradewegs zum nächsten Gipfel katapultierte.