38

Dodd.eps

Emma starrte auf das tränenfeuchte Taschentuch, das ihre Hand umklammerte. Sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. »Wie bitte?«

»Ich sagte …«

»Du verbietest es mir? Du verbietest es mir?« Sie hatte das Unterhemd und die Unterröcke angezogen, ehe sie sich hinsetzte, um Michaels Martyrium zu beweinen. Aber jetzt ließ heißer Zorn ihre Tränen trocknen, und sie umrundete wütend die Trennwand. »Weil ich keinen Grund habe, nach Gerechtigkeit zu verlangen? Du bist doch derjenige, der mich in die Unterstadt mitgenommen hat. Du bist derjenige, der mir das Elend gezeigt hat, das die de Guignards über das Land gebracht haben.«

Old Nelson stampfte mit einem Huf auf.

Michael ließ die Kardätsche sinken und warf eine Decke über den Pferderücken. »Du verärgerst ihn. Er mag es nicht, wenn hinter ihm ein Zankteufel steht.«

»Wag es nicht, so mit mir zu reden.« Michael war nicht der einsame, bemitleidenswerte Gefangene, den sie vor ihrem geistigen Auge gesehen hatte. Vielleicht war er das früher einmal gewesen. Aber jetzt war er groß und gut aussehend. Ein gesunder, selbstsicherer Mann.

Sie trat beiseite, damit er die Box verlassen konnte, und half ihm, die Tür zu schließen und den Riegel vorzuschieben. »Soll ich etwa nicht wollen, dass für den Tod von Damacias Mann Vergeltung geübt wird?«, fragte sie. »Soll ich Elixabete nicht helfen, ein besseres Leben zu führen?«

»Es gibt andere, sicherere Methoden, das zu erreichen. Dafür musst du nicht als Schnitter durch die Nacht reiten, solange die Leibgarde des Fürsten das ganze Land absucht.«

»Die gibt es nicht, solange du fast sterbenskrank bist, weil du dir eine Kugel eingefangen hast.« Sie drohte ihm mit dem Finger. »Soll ich denn untätig zusehen, wie Fürst Sandres Männer kommen und dich holen, weil sie entdeckt haben, dass du der Schnitter bist? Wer bist du eigentlich, dass du mir irgendetwas verbietest? Wer bist du, mich als sanftmütig, furchtsam und unfähig zu beurteilen? Wie kannst du überhaupt die Frechheit besitzen, mich zu einem Leben voller Reue zu verdammen, weil ich nicht gehandelt habe, sondern die Hände tatenlos in den Schoß gelegt habe, als man mich brauchte?«

Mit gesenktem Kopf packte er das Tor. Seine Brust hob und senkte sich, als empfinde er jedes einzelne ihrer Worte wie einen Peitschenhieb.

Sie hoffte, dass ihre Worte ihn schmerzten. Das hoffte sie wirklich. »Du bist vielleicht der Erbe des Herzogtums von Nevitt«, sagte sie und schleuderte ihm ihre ganze Verbitterung ins Gesicht. »Aber du hast absolut kein Recht, mir etwas vorzuschreiben.«

Sein Kopf ruckte hoch. Er blickte sie an, und zu ihrem Erstaunen wirkte er nicht im Geringsten betroffen. Er wirkte wütend und … nun, vor allem wütend. Aber das war nicht alles.

Er kam auf sie zu. Sie wich unwillkürlich zurück in Richtung Tür. Er drängte sie in die Box, in der sie sich umgezogen hatte. Er riss den Mantel von der Wand und warf ihn über den Strohhaufen. Seine Augen blitzten. Er hatte etwas ganz Bestimmtes im Sinn.

»So unverfroren bist nicht einmal du. Glaubst du wirklich, du kannst dich jetzt mit mir … paaren?« Sie versuchte, an ihm vorbeizuflitzen.

Er packte sie um die Taille. »Ich habe das Recht. Ich werde mir dieses Recht einfach nehmen.« Er warf sie auf seinen Mantel und war in der nächsten Sekunde über ihr.

Stroh knisterte, und Staub wirbelte auf.

»Denk nicht einmal daran!« So hart sie konnte, schlug sie gegen seine Schläfe.

Er packte ihr Handgelenk und drückte es über ihren Kopf. Dann umschloss er ihr zweites Handgelenk und hielt beide mit einer Hand fest. Er hielt sie mit der einen Hand unter Kontrolle, während er die andere benutzte um … um sie zu begrapschen. Die empfindliche Haut ihrer Ellbogeninnenseite und ihres Handgelenks. Ihren schlanken Hals. Die Wölbung ihrer Brüste unter dem weichen Unterhemd.

Das Gefühl von ihrem nächtlichen Ritt, frei zu sein, steckte ihr immer noch in den Knochen, und die Wut schenkte ihr Kraft. Sie kämpfte gegen ihn an, wand sich unter seinem starken Griff und versuchte sogar, in sein Gesicht zu beißen. Doch dabei achtete sie darauf, seine Wunde nicht zu treffen.

Warum eigentlich?

Dachte er allen Ernstes, sie werde sich ihm ergeben? Jetzt und hier? Nachdem er ihr auf so entsetzliche und peinliche Art gezeigt hatte, was er von ihrer Meinung hielt?

Anscheinend dachte er das wirklich, denn er setzte sich auf, packte ihren Unterrock und zerrte ihn nach oben. Sie war der kalten Morgenluft ungeschützt ausgesetzt. Seine Hand ruhte auf ihrem Oberschenkel, und er schob den Rock noch weiter hoch. Er setzte sein Knie ein, um ihre Beine zu spreizen, und als sie nach ihm trat, setzte er seinen Daumen in der verdorbenen Absicht ein, sie zu reizen. Er ließ ihn über die Spalte zwischen ihren Schenkeln gleiten, liebkoste ihre Klitoris und rammte den Daumen schließlich tief in sie hinein.

Er schaute in ihr Gesicht und lachte leise. »Warum kämpfst du gegen mich an? Du bist nass. Nachgiebig. Du willst mich.«

»Ich hasse dich!« Es hörte sich in ihren Ohren dumm, kindisch und bockig an – mehr Widerstand konnte sie ohnehin nicht leisten.

»Ich liebe es, wie du mich hasst.«

Als er den Daumen zurückzog, biss sie die Zähne zusammen, um nicht frustriert aufzuseufzen.

Irgendwie hatte er es derweil geschafft, seine Hose zu öffnen, denn jetzt legte er den Arm um ihre Hüften, hob sie hoch und drückte seinen Bauch gegen ihren.

»Wage es nicht, das … tu das nicht!« Sie keuchte und versuchte verzweifelt, entschlossen zu klingen. Sie wollte ihn von sich fernhalten, sie wollte … sie versuchte, ihn nicht zu wollen.

»Was denn? Das hier?« Er bewegte sich kaum, sondern wiegte sich nur leicht und erkundete, wie bereit sie schon war.

Und sie war bereit. Verflucht sollte er sein. Ihr Körper war nachgiebig und bereit, ihn aufzunehmen. Ihr Körper wollte ihn.

»Oder meinst du das?« Die Spitze seines Penis drückte sich ganz langsam zwei, drei Zentimeter tief in sie hinein und zog sich dann ebenso gemächlich wieder zurück.

Sie versuchte, sich zu erinnern, warum genau sie so wütend auf ihn war. »Du bist der undankbarste, rücksichtsloseste, besitzergreifendste Mann, mit dem ich je das Pech hatte, mich zu …«

»Paaren?« Er zog sie auf. »Ich bin der einzige Mann, meine Liebe. Du warst noch Jungfrau. Beim ersten Mal warst du eine heiße, süße Jungfrau. Ganz jung und eng, und ich dachte, ich werde sterben, weil es mir so viel Lust bereitete, dich zu nehmen. Und weil ich dir so viel Lust schenken durfte.« Er atmete tief durch. »Außerdem werde ich der einzige Mann sein, der dich jemals haben wird.«

»Du hast kein Recht …«

Er drang wieder in sie ein.

Die Worte blieben ihr im Hals stecken.

Rein und raus. Nur diese zwei, drei Zentimeter, mit denen er sie für sich öffnete und in ihr ein schmerzliches Sehnen weckte.

Ihre Beine bewegten sich unruhig, als sie versuchte, ihre Antwort zu formulieren.

Sie konnte nicht mehr reden. Oh Gott. Sie war auf halbem Wege zu ihrem Orgasmus, und das nur von seiner Berührung, seinem Gewicht auf ihr und seiner unnachgiebigen, kehligen Stimme, mit der er seinen Besitzanspruch auf sie festigte.

»Du bist mein«, flüsterte er. »Das ist der Grund, warum ich mich um dich sorge. Das ist der Grund, warum ich es wage, dir zu sagen, was du zu tun hast. Das ist der Grund, warum ich dich nehme, bis du mit jedem Atemzug, jedem Herzschlag weißt, dass ich dich besitze.«

»Und ich besitze dich!« Sie dachte nicht über die Konsequenzen nach, als sie so eindrücklich den Anspruch auf ihn formulierte.

»Ja.« Damit rammte er sich tief in sie. Er füllte sie aus, erhitzte sie und fand wie schon zuvor jenen tief verborgenen Ort in ihr, wo ihre Geheimnisse hausten. Und jetzt war ihr Geheimnis, dass sie das hier liebte.

Sie liebte die kraftvolle Bewegung, das ungezügelte Ungestüm. Sie liebte, wie er sie öffnete und dehnte, bis sie ganz erfüllt von ihm war und trotzdem mehr davon brauchte. Sie liebte, wie er sie niederdrückte. Sie liebte, dass er die Kontrolle verlor, und liebte, wie sie selbst sich ihm nur widerstrebend unterwarf.

Das alles liebte sie, obwohl sie versuchte, sich von ihm fernzuhalten, was er einfach nicht zuließ. Er hob ihre Füße und legte ihre Beine um seinen Rücken. Sie konnte jetzt nichts anderes tun als das anzunehmen, was er ihr aufzwang. Schließlich begann er, mit jedem Stoß auch die Hüften kreisen zu lassen.

Sie liebte es, Teil der Nacht zu sein und über die leeren Straßen zu fegen, wenn das Kostüm hinter ihr herflatterte und sie sich ganz in ihrer Freiheit verlieren konnte.

Das hier gefiel ihr allerdings noch besser.

Sie kam heftig und sehr schnell. Gegen diesen Angriff der Liebe und der Lust war sie völlig hilflos. Sie gab sich dem verzweifelten Sehnen und der köstlichen Entladung ganz und gar hin. Als sie endlich losließ, umklammerten ihre Muskeln ihn und massierten ihn.

Er stöhnte und hielt für einen Moment atemlos still. Er ließ zu, dass sie ihn benutzte, bis sie zusammenbrach.

Dann zog er sich zurück und rammte seinen Schwanz erneut in sie.

Sie bewegten sich gemeinsam. Er ritt sie wild, und der Hunger, der sie beide trieb, war heftig und kannte keine Grenzen.

Sein Mantel verhedderte sich um ihre Körper, nervte und bremste sie.

Sie trat ihn einfach beiseite.

Blind trieb er seinen Schwanz tief in sie hinein und war jetzt nicht mehr zu bremsen. Er war ein Mann, der sich seiner Frau einbrannte.

Sie kam wieder und wieder und weinte vor Ekstase, weil er sie ausfüllte und befriedigte. Trotzdem wollte sie immer mehr. Sie wollte nur ihn.

Ihr Rhythmus beschleunigte sich, es fühlte sich immer intensiver an.

Sie betrachtete sein Gesicht. Seine Augen blitzten erhitzt, seine Muskeln spannten sich vor Verzweiflung an. Sie würde vor Lust sterben, und es war eine köstliche Qual für sie, diesen kleinen Tod zu erleiden. Sie wollte, dass es zu Ende ging, und gleichzeitig hätte es für sie ewig so weitergehen können.

Endlich zog er sich in ihr zusammen und verströmte sich in ihr. Er stieß voller Wucht in sie und stöhnte: »Emma, Emma …«

Seine Wildheit ergoss sich in sie, und sie kam erneut. Eine herrliche Entladung, die sie von einem Gipfel zum nächsten trug, bis sie gebrochen und geheilt in seine Arme fiel.

Er sank auf sie nieder. Sie atmeten gemeinsam, schnappten schwer nach Luft und erholten sich nur langsam. Erst dann wurden sie wieder zu zwei Wesen, zu Michael und Emma, die jeder für sich ganz und vollständig waren.

Sie erinnerte sich jetzt wieder – er hatte sie gekränkt. Hatte ihr etwas verboten. Und sie dann genommen.

Dafür würde sie ihn bezahlen lassen.

»Hast du deine Wunde wieder aufgerissen?« Sie zog an ihm.

»Wie bitte?« Er stützte sich auf die Ellbogen und schaute auf sie herunter.

Sie war zufrieden – nein, sogar erfreut – zu sehen, wie verwirrt er sie ansah. »Ob du deine Wunde aufgerissen hast!« Sie zerrte mit mehr Kraft an ihm.

Er ließ sie gewähren, drehte sich auf den Rücken und nahm sie mit sich. »Ich glaube nicht.«

Sie schob das Hemd von seiner Schulter und schaute nach. Kein Rot drang durch den weißen Verband. »Bist du sicher, dass du dir nichts getan hast?«

»Es geht mir gut!«

Sie packte die beiden Schöße seines Hemds mit den Händen und riss es auf. »Dann hältst du jetzt gefälligst absolut still. Dann werde ich dir auch nicht wehtun.« Sie legte den Mund auf seinen und küsste ihn. Ein heißer, inniger Kuss. Als er aufstöhnte, wusste sie, dass sie dieses Mal gewinnen würde.

Sie würden dieses Mal beide gewinnen.

Als sie sich später wieder anzogen, konnte sie seinem Blick nicht begegnen. Sie war wild gewesen. Hatte die Führung übernommen und ihn hart geritten. Sie hatte ihn dorthin getrieben, wo sie ihn haben wollte.

Sie musste sich an mehr erinnern als nur an diese Augenblicke. Sie musste sich an das erinnern, was vorher passiert war. Er hatte sie mit einer Lüge verführt, und er lachte hinter ihrem Rücken über sie.

Aber es fühlte sich nicht wie eine Lüge oder wie Verführung an. Auch nicht als lachte er über sie. Es fühlte sich an wie … eine Vereinigung. Es fühlte sich an wie die Verschmelzung zweier Seelen.

»Emma?« Seine tiefe Stimme weckte in ihr den Wunsch, sich zu verstecken.

Er legte eine Hand auf ihre Schulter und hob mit der anderen ihr Kinn an, bis sie ihn ansehen musste. »Heirate mich.«

»Wie bitte?« Jetzt sah sie ihn wirklich an. Sie schaute ihn an, weil sie wissen wollte, ob er das ernst meinte.

Das Entsetzen schien ihr deutlich ins Gesicht geschrieben zu stehen, denn er lachte widerstrebend und wiederholte: »Heirate mich. Bitte.«

Er sah aus, als meinte er das ernst. Und sie konnte sich keinen Grund denken, warum er scherzhaft um ihre Hand anhalten sollte. Schließlich hatte er bereits alles mit ihr gemacht, was er wollte – nein, was sie beide wollten. Dennoch erwachte in ihrem Bauch die Panik wie eine Schlange, die sich entrollte, und sie nutzte den Moment, in dem sie das Kleid über den Kopf zog, um ihr Gesicht zu verstecken.

Er trat hinter sie und begann, die Knöpfe zu schließen.

Schnell und klug bemerkte sie: »Ich bin eine bezahlte Gesellschaftsdame. Die Tochter eines Pastors. Ich kann unmöglich den Erben des Herzogtums von Nevitt heiraten.«

»Du bist eine kleine Wichtigtuerin.« Mit den Fingern kämmte er die Strohhalme aus ihren Haaren.

»Eine Wichtigtuerin!« Ihr raubte es den Atem, wie beiläufig er ihre Herkunft abtat. Sie fuhr zu ihm herum. »Ich vermute, eines Tages wirst du nach England zurückkehren?«

»Schon eines baldigen Tages.« Sie hörte heraus, wie sehr er sich nach seiner Heimat sehnte.

Sein Heimweh war offensichtlich ansteckend, denn sie sehnte sich auf einmal auch heim. Aber das machte seinen Heiratsantrag nur noch lächerlicher. »Ich erinnere mich an England. Und falls du dich nicht so gut erinnerst: Man würde mich dort meiden. Und du müsstest dich meinetwegen schämen.«

Er richtete sich auf, und zum ersten Mal sah sie das Gesicht des Edelmanns, der tief in ihm schlummerte. »Ich müsste mich nicht schämen, und niemand würde dich meiden. Du wärst eine Durant.«

Seine Arroganz raubte ihr den Atem. Aber als sie wieder Luft holen konnte, holte sie zum Gegenschlag aus. »Nicht für lange. Dein Vater wird dafür sorgen, dass die Ehe annulliert wird.«

»Mein Vater wird vor Freude die Hacken zusammenknallen, wenn er erfährt, dass ich endlich geheiratet habe.«

Widerstrebend musste sie lachen.

Doch er wirkte zunehmend ernst. »Noch viel wichtiger aber: Er wird mir lobend auf die Schulter klopfen, sobald er dich erst kennengelernt hat. Und er wird mich beglückwünschen, weil du viel zu gut für einen Tunichtgut wie mich bist.«

»Du bist doch kein Tunichtgut«, erwiderte sie automatisch.

»Nicht mehr. Aber ich war einer. Früher war ich ein verwöhnter Schlingel, ein Tunichtgut und Abenteurer. Dann war ich ein Gefangener.« Seine Augen wurden dunkel. »Mehr war ich nicht mehr. Sogar nach meiner Freilassung kauerte sich meine Seele weiterhin hinter Gitterstäben in der Dunkelheit zusammen. Bis du kamst, Emma. Du hast Elixabete gerettet. Da habe ich gesehen, dass es noch Güte gibt in dieser Welt. Das war der Anfang meiner Heilung.«

»Niemand kann einfach tatenlos danebenstehen, wenn ein Kind vor Schmerzen weint!«

»Tatsächlich schaffen das die meisten Leute. Und dann hast du mich vor Fürst Sandre und seinen Häschern gerettet. Nun ja«, er machte eine wegwerfende Handbewegung, »nicht mich, wenn man es genau nimmt, sondern den Schnitter.«

»Zuerst hast du mich gerettet!«

Er sah sie an, als erkenne er jetzt etwas in ihr, das er sich nicht hätte ausmalen können. »Du hast deine Schuld einem verrückten Mann im Kostüm gegenüber beglichen. Du hast ihn aus Dankbarkeit geküsst. Beide Teile von mir – Michael Durant und der Schnitter – haben sich in dich verliebt.«

Liebe.

Nein, das konnte nicht sein. Er musste noch immer unter den von seiner Gefangenschaft hervorgerufenen Wahnvorstellungen leiden.

Sie glaubte ihm nicht. Besser gesagt: Sie wagte nicht, ihm zu glauben. »Du bist wahnsinnig.«

Er lachte leise. »Vielleicht. Aber was ich wissen möchte, ist dies: Wer bist du, Emma Chegwidden? Was willst du aus deinem Leben machen? Willst du die Fürstin von Moricadia werden?«

»Nein!« Sie erschauerte voller Abscheu. »Nein.«

»Du könntest hier viel Gutes bewirken, könntest deinen Einfluss auf Sandre nutzen, um seine Politik zu mildern. Du könntest dich zum Wohle anderer Menschen opfern.«

»Nein. Das will ich nicht!«

»Oder du wirst eines Tages die Duchess of Nevitt.«

»Du verspottest mich.«

»Sehe ich so aus, als würde ich dich verspotten?«

Sie drehte den Kopf weg, denn die Vorstellung, seine Frau zu werden und ihr ganzes Leben an seiner Seite zu verbringen, zerrte an ihr mit der Kraft, mit der der Polarstern an einem Magnet zog. Wie sehr sie ihn wollte!

»Oder du machst, was du willst.«

Sie blickte zu ihm auf. »Wie meinst du das?«

»Du bist nicht mehr die kleine, verängstigte Gesellschaftsdame, die nach Moricadia kam und sich im Wald verirrt hat. Du wurdest neu geboren, Emma Chegwidden, du bist nun eine Amazone, die das tut, von dem sie glaubt, es ist richtig – egal was dir dafür droht.«

Sah Michael sie tatsächlich so? War sie eine Amazone? Im Moment fühlte sie sich überhaupt nicht wie eine Amazone. Ihre Beine fühlten sich wie Gelee an, nachdem sie die ganze Nacht als Schnitter geritten war. Und nachdem sie anschließend Michael gerettet hatte und so intensive Orgasmen erlebte, dass sie vor Glück geweint hatte.

»Denk darüber nach. Du fürchtest dich vor nichts, und du kannst sein, was du willst. Ich bitte dich, sei mein.« Er küsste sie sanft auf die Stirn, die Wange, die Lippen. »Heirate mich.«