Editorische Nachbemerkung
Die Hinweise zur Entstehungsgeschichte, die Adorno selbst in der Vorrede zur »Metakritik der Erkenntnistheorie« sowie in der »Notiz« der »Drei Studien zu Hegel« gibt, bedürfen nur weniger Ergänzungen.
Den Oxforder Husserl-Studien Adornos während der Jahre 1934–37 war eine intensive Beschäftigung mit der Phänomenologie bereits in der Studentenzeit vorausgegangen; diese hatte zu der Dissertation »Die Transzendenz des Dinglichen und Noematischen in Husserls Phänomenologie« geführt, mit der der Zwanzigjährige am 28. Juli 1924 in Frankfurt a.M. promoviert wurde. Die Dissertation, von der damals nur eine zweiseitige Zusammenfassung gedruckt wurde, ist im ersten Band der »Gesammelten Schriften« publiziert worden. – Während die erste Husserl-Arbeit den Begriff des Dings an sich, wie ihn die »Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie« entfalten, von der immanenzphilosophischen Position Hans Cornelius' aus kritisiert, gelten die zehn Jahre später wiederaufgenommenen Husserl-Studien vorab der Arbeit an den Fragen einer materialistischen Logik. Zunächst begonnen, um den Oxforder philosophischen Doktortitel zu erwerben, legte Adorno das Manuskript im Herbst 1937 beiseite und schrieb den »Versuch über Wagner«. Im folgenden Jahr, nach seiner Übersiedlung nach New York, arbeitete er an einer zusammenfassenden Darstellung, die zur Veröffentlichung in der »Zeitschrift für Sozialforschung« vorgesehen war, aber nicht zustande kam [vgl. GS 20.1, s. S. 46ff.]. Lediglich ein kürzerer Aufsatz »Husserl and the Problem of Idealism« wurde abgeschlossen und erschien 1940 in englischer Sprache im »Journal of Philosophy« (Vol. 37, No. 1, S. 5–18); innerhalb der »Gesammelten Schriften« ist dieser Aufsatz im zwanzigsten Band abgedruckt worden [vgl. GS 20.1, s. S. 119ff.]. – Von der 1956 im Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, erschienenen »Metakritik der Erkenntnistheorie« beruhen das erste, zweite und vierte Kapitel auf Teilen des Oxforder Manuskripts, das dritte Kapitel und die Einleitung wurden 1955/56 für das Buch neu geschrieben. Der Titel »Zur Metakritik der Erkenntnistheorie« stellt ein Zugeständnis an den Erstverlag dar, Adorno beabsichtigte ursprünglich, das Buch »Die phänomenologischen Antinomien« zu nennen. Er bezeichnete es noch 1968 als das ihm selbst nächst der »Negativen Dialektik« wichtigste seiner Bücher. Vor allem auf die Einleitung pflegte er hinzuweisen als auf diejenige Arbeit, die neben dem Aufsatz »Der Essay als Form« aus den »Noten zur Literatur I« noch am ehesten ein Programm seiner Philosophie enthalte.
Die erste der »Drei Studien zu Hegel« erschien 1957 unter dem Titel »Aspekte der Hegelschen Philosophie« als selbständige Publikation im Suhrkamp Verlag, Berlin und Frankfurt a.M. Die Einzelausgabe enthält ein den »Minima Moralia« entnommenes Motto: »Das Ganze ist das Unwahre.« Eine vom Januar 1957 datierte »Notiz« zu der Einzelausgabe ging in der »Notiz« der »Drei Studien zu Hegel« mit Ausnahme des letzten Absatzes auf; dieser lautet: »Gerade eine Publikation über Hegel bietet Gelegenheit zu wiederholen, daß das philosophische Denken des Autors und das Max Horkheimers eines sind. Darum konnte auf einzelne Hinweise verzichtet werden.« – Die »Drei Studien zu Hegel« wurden für die Reihe »edition suhrkamp« zusammengestellt und erschienen 1963 in der ersten Auflage.
Der Text des vorliegenden Abdrucks der »Metakritik der Erkenntnistheorie« beruht auf der bislang einzigen Ausgabe von 1956, der der »Drei Studien zu Hegel« auf der dritten Auflage von 1969, der letzten zu Lebzeiten des Autors erschienenen. Einige wenige Korrekturen sind aus Adornos Handexemplaren übernommen worden. Die Zitate wurden kontrolliert und berichtigt. Vier Textanmerkungen zum »Skoteinos« wurden nach dem Vorgang der »Metakritik der Erkenntnistheorie« von den Nachweisen getrennt und unter die Seiten mit ihren Bezugstellen gerückt. Im übrigen folgt auch die Form der Zitatnachweise soweit möglich den Originalen; noch deren Inkonsequenzen sind Ausdruck von Adornos Idiosynkrasie gegen Einheits- und Systemdenken.