Montag, 26. April, München

 

Endlich! Franz Korber war wieder zurück aus seinem Urlaub! Heute war sein erster Arbeitstag und JP fiel ein Stein vom Herzen. Die vergangen zwei Wochen waren arbeitsmäßig die Hölle, sein „normaler Job“ plus die Arbeit von Franz! Das war heftig! Aber irgendwie geht es immer. JP war schon frühzeitig im Büro, er wollte alles perfekt übergeben und Franz einen genauen Bericht über alle Vorkommnisse während seiner Abwesenheit erstatten. Der Kollege Sebastian war wieder der erste im Büro und kam gut gelaunt gleich an JPs Schreibtisch. „Guten Morgen, JP! Der Chef kommt ja heute zurück! Ich hoffe, er hat seine Krise überstanden. Vor seinem Urlaub war er nicht mehr auszuhalten!“ „Hi Basti! Ja, Franz ist heute wieder da, ich hoffe, er hatte einen schönen Urlaub und bringt viel Lust zum Arbeiten mit! Aber wir beide haben soweit das Meiste abgearbeitet. Es dürfte ihm nicht so schwer fallen, wieder einzusteigen“ „Du hast das Meiste abgearbeitet, mein Lieber! Du hast geschuftet wie ein Ochse! Ich weiß gar nicht, wie Du das alles geschafft hast! Hast wirklich einen super Job gemacht! Danke dafür!“ JP wurde sichtlich verlegen. „Schon gut Basti! Ich bin aber heilfroh, wenn´s jetzt wieder normal wird mit der Arbeit, lange hätte ich diese doppelte Schlagzahl auch nicht durchgehalten.“ „JP, ich habe einen neuen Witz für Dich, zur Auflockerung, hast Lust?“ „Immer doch – her damit“.

„Also, pass auf:

Ein 50-Jähriger geht zur Beichte: "Herr Pfarrer, letzte Nacht hatte ich hemmungslosen Sex mit einer 18-Jährigen." Der Priester: "Nimm sieben große Zitronen, presse ihren Saft in ein Glas und trinke es auf einen Zug leer!" Der 50-jährige: "Und das wäscht mich von meinen Sünden rein, Herr Pfarrer?"

Der Priester: "Nein, aber es wischt dir dieses dämliche Grinsen vom Gesicht."

JP prustete los. „Der ist Klasse Basti! Wo nimmst du immer diese guten Witze her?“

„Magst noch einen, JP?“ JP nickte, immer noch lachend. „OK, pass auf, der ist auch gut:

Ein Mann geht in eine Cocktailbar und nähert sich einer Frau, die alleine sitzt: Mann: „Darf ich Ihnen einen Cocktail ausgeben?“ Frau: „Nein, danke. Alkohol ist ganz schlecht für meine Beine." Mann: „Oh, das tut mir leid. Schwellen sie an?" Frau: „Nein, sie gehen davon ungewollt auseinander. JP brüllte los!

Einen noch:

Kommt ein Bauer zum ersten Mal in die Stadt und geht zur Zeitung um eine Anzeige aufzugeben. „Ich suche eine Frau. Ich möchte gerne eine Heiratsanzeige aufgeben.“ OK sagt der Anzeigenverkäufer. „Einspaltig oder zweispaltig?“ Reißt der Bauer ganz entsetzt die Augen auf und sagt:

„Uiuiui, was Ihr alles habt, in der Stadt....“

JP fiel vor Lachen fast vom Stuhl.

Die Bürotür schwang auf und ein durch und durch lässiger Typ im bunten Hawaihemd, weißen Tennisschuhen, Sonnenbrille auf der Stirn, heller Sommerhose und freundlichem, breitem Grinsen schob sich ins Büro: „Na, Leute! Gute Stimmung wie immer? Basti hast wieder einen guten Witz erzählt, lass hören, ich will auch mitlachen“, ertönte die sonore Stimme von Franz Korber hinter den beiden. „Hallo Franz! Schön, dass Du wieder da bist!“, begrüßten ihn Sebastian und JP gleichzeitig und ehrlich erfreut. „Wow, Franz, bist Du braun gebrannt! Wird man in Dänemark so knackig braun?“, erkundigte sich JP. „Dänemark? Ach iwo, ich habe kurzfristig umgebucht, wir waren auf den Malediven. Meine Töchter und meine Frau sind noch brauner als ich. Die Mädels sehen einfach umwerfend aus! Es war wunderbar! Schaut her, ich habe Frühstück für uns alle mitgebracht. Sobald die anderen da sind, machen wir so richtig Brotzeit und ich erzähle euch von meinem Urlaub! Aber zuerst will ich den Witz von Basti hören“.

Und so ging der Vormittag nahtlos in die Mittagspause über, ohne dass die IT-Mannschaft auch nur eine E-Mail bearbeitet oder sonstige Arbeiten erledigt hätte. Nur JP ging zwischenzeitlich an seinen PC und erledigte die eine oder andere Anfrage.

Nach der Mittagspause wollte Franz immer noch keine Übergabe mit JP machen und zog sich zeitunglesend, die Beine mit den weißen Turnschuhen auf dem Schreibtisch, eine Zigarette im Mundwinkel – er war eigentlich Nichtraucher –, zwischendurch locker telefonierend – ausschließlich „privat“ wie JP feststellte – in sein Büro zurück. Um 15:00 Uhr fand er, er hätte für heute genug „gearbeitet“ und ging pfeiffend nach Hause. Nach JPs Meinung hatte Franz kein einziges E-Mail gelesen und keinen einzigen geschäftlichen Vorgang bearbeitet.

JP schwante Furchtbares! Er hatte sich nach Entlastung durch Franz gesehnt, aber danach sah es im Moment ganz und gar nicht aus. Im Gegenteil: Franz war noch schlimmer drauf als vor seinem Urlaub. Das konnte ja heiter werden! Es war nur eine Frage der Zeit, bis es unangenehme Konsequenzen für Franz Korber haben würde. Die Firma Malinger war nicht so strukturiert, dass Faulpelze durchgefüttert oder mitgeschleift werden konnten. Und in der IT- Abteilung schon gar nicht, gerade hier war jeder Mitarbeiter sehr gut ausgelastet! Der Abteilungsleiter ganz besonders! Bisher. Franz würde früher oder später mächtig Ärger bekommen! Franz war durchaus sehr beliebt und hatte eine eingeschworene Mannschaft hinter sich, die vieles für ihn abfangen und ein Zeitlang vertuschen würde. Alle würden sie versuchen, ihrem Chef irgendwie durch seine Motivations- und Lebenskrise zu helfen... Aber wie lange sollte das gut gehen?

Joseph Malinger, aber auch die Personalchefin Dr. Elisabeth Drager hatten förmlich einen siebten Sinn für Unregelmäßigkeiten in einer Abteilung. Ein einziger, zufälliger Besuch im IT-Container und schon würden sie den faulen Braten förmlich riechen. Joseph Malinger bzw. Dr. Elisabeth Drager würden Franz zuerst abmahnen, oder was auch immer nötig war an Konsequenzen ziehen.

Also: Die Uhr tickte! Für Franz Korber leider rückwärts. Eine ungute Situation!

 

***

 

Der erste Arbeitstag war absolut easy, so empfand es Franz Korber. Er war sich aber auch bewusst, dass dies nicht lange gut gehen konnte. Er wusste sehr wohl, dass er heute so gut wie gar nicht gearbeitet hatte. Aber dennoch hatte er sich mit dem Auge eines Vollprofis sehr wohl einen Überblick verschafft. Der junge JP hatte seinen eigenen Job, aber auch die Arbeiten von Franz wirklich sehr gut übernommen! Es gab so gut wie keine unbearbeiteten Anfragen oder E-Mails im Postfach und es herrschte die vertraute Disziplin und Ordnung innerhalb der IT-Mannschaft. Ganz so, als ob Franz nie in Urlaub gewesen wäre! Der Junge war gut, nein sehr gut! Aber das musste er auch sein. Denn schon bald würde er der Chef der IT-Abteilung sein. Und das mit nicht mal 30 Jahren! Denn Franz´ Plan bezüglich seines eigenen Ablebens war nun unwiderruflich für ihn entschieden. Er wusste sogar schon annähernd WIE und WANN. Welcher Mensch hatte schon derartige Informationen zu seinem eigenen Tod? Es sei dahingestellt, ob dies als Glück oder als Fluch zu bewerten war.

      Franz hätte jedenfalls sehr gerne auf dieses Wissen verzichtet!

 

***

 

Es war gerade 10:58 Uhr, als die SMS eintraf: „14:00 Uhr Bericht. Ich rufe an.“ Auch wenn wie immer kein Absender erkennbar war, für Victor Ivan Kurostzov war klar, von wem diese SMS stammte. Er musste Rapport abgeben zu seiner Überwachungs- und Einschüchterungsreise bzgl. Subjekt Franz Korber in Dänemark. Bericht über sein Versagen! Was zum Teufel sollte er berichten? Dass er zwei Wochen völlig nutzlos fast alle Küstenorte Dänemarks abgeklappert hatte? Dass er fast immer schlecht gegessen, miserabel geschlafen und sich jeden Abend teuer besoffen hatte? Es war eine komplett nutzlose Reise und er hatte gar nichts vorzuweisen! Rein gar nichts! Im Prinzip wollte Victor mehr Geld für diesen Job – aber mehr Geld für „rein gar nichts“ – das ließ sich nicht mit seinem Profi-Stolz vereinbaren. Also würde Victor das Thema „mehr Geld“ lieber nicht ansprechen. Keine Leistung und dafür mehr Geld, das war einfach nicht professionell.

Victor Ivan würde, unter Aufbietung seiner gesamten Selbstbeherrschung, einen sachlichen Bericht abgeben. Er würde nicht ausrasten, nicht auf Dänemark, das Essen, das Wetter und seinen Misserfolg schimpfen. Er würde nicht seinen unglaublichen Zorn herausschreien und er würde nicht seine Wut auf diesen Franz Korber herauslassen, nein, er würde nur erzählen, ohne große Betonung, ohne Emotionen, kalt und sachlich. Das war der Plan! Durchatmen, cool bleiben!

Es war nun 13:59 Uhr. Sein Auftraggeber war immer sehr pünktlich und Victor war tatsächlich nervös. Und schon klingelte sein Handy. „Ja?“, sprach Victor mit fester Stimme in sein Telefon. „Hören Sie, Victor. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen! Dieser Scheißkerl hat uns alle verarscht! Er war gar nicht in Dänemark in Urlaub, sondern auf den Malediven. Er sitzt nun im Büro, braun gebrannt und grinst unverschämt! Ich gebe Ihnen zusätzlich 5.000,- Euro als Schmerzensgeld. Ist das OK?“, klang die bekannte Stimme aus dem Handy. Victor Ivan war ein paar Sekunden sprachlos. „7.000,- Euro, und ich will es diesem Mistkerl noch richtig heimzahlen!“, entgegnete Victor. „OK. Morgen nach 14:00 Uhr im Briefkasten vom letzten Mal. Und ja, Sie werden Ihre Chance bekommen und dem Kerl einen ordentlichen Denkzettel verpassen – halten Sie sich bereit – so gegen Ende dieser Woche!“ „OK! Wofür? Wieviel?“ „Kommt per separater SMS. Ich weiß noch nicht genau, was Sie für uns tun sollen. Sie hören von mir!“ Piep, piep, piep …

Puh, das ist viel besser gelaufen, als gedacht! 7.000 Eier extra, das war fair! Somit war morgen Nachmittag auch Zeit für einen Besuch bei der Hure Olga. Ja, dazu war er jetzt in der richtigen Stimmung und bei ihr müsste seit seinem letzten Besuch mittlerweile alles wieder verheilt sein.

Ohne Skrupel
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