Samstag, 8. Mai 2010, Krankenhaus Schwabing
Ein Samstag unterschied sich im Krankenhaus Schwabing nicht wesentlich von einem anderen Wochentag. Das Essen war auch da eher bescheiden, die Pfleger freundlich und die gute Laune und das Pfeifen von Hauptkommissar Holzner am frühen Morgen eine Herausforderung für die emotionale Selbstkontrolle. Die Belegung durch die Ärzte war allerdings auf das Minimum reduziert und die Visiten am Krankenbett erfolgten eher sporadisch, wenn überhaupt. Nicht so bei JP! Er war ganz sicher kein schwer verletzter Patient auf einer Intensivstation und sein gesundheitlicher Zustand war soweit fortgeschritten, dass er schon Überlegungen anstellte, vielleicht nächste Woche das Krankenhaus verlassen zu dürfen.
Dennoch: Um Punkt 8:00 Uhr bekam er seine erste Visite. „Herr Holzner, würden sie so freundlich sein und die Schwester und mich meine Visite bei Herrn Santa Cruz machen lassen?“, meldete sich eine freundliche Stimme. „Ach, die Frau Doktor Gruber! Guten Morgen! Haben Sie ihre Dienstpläne getauscht? Die Schwestern sagten gestern, dass Sie dieses Wochenende frei haben. Dieser Raum“, Holzner deutete unverhohlen auf JP, „scheint eine außerordentliche Anziehungskraft auf Sie auszuüben.“ JP sah dies als sein Stichwort: „Was höre ich da, Dr. Gruber? Sie haben wieder extra für mich ihre Dienstpläne getauscht und ihre Freizeit geopfert? Wie komme ich zu dieser Ehre?“ „Na, wie wohl....“, brummelte Holzner und blinzelte in Richtung JP, bevor er das Zimmer verließ – bis zu den Ohren grinsend.... „Herr Santa Cruz – ich habe gar nichts „extra für Sie“ getauscht. Der Kollege für den Wochenenddienst ist erkrankt, ich bin eingesprungen.“ Dr. Gruber fuhr sich nervös durch ihre schönen braunen Haare. JP arbeitete sofort wieder auf seinen persönlichen Tageshöhepunkt hin. „Wie praktisch auch – Sie sind für mich immer das Highlight eines Tages und ich fiebere auf den Moment hin, wo Sie alleine durch Ihre Anwesenheit meinen Puls zum Rasen und meine Fantasien zum Erglühen bringen. Ich werde heute Ihren erkrankten Kollegen in meine Gebete aufnehmen – möge er noch sehr lange krank bleiben.“ Ein leichtes Grinsen zeigte sich auf Dr. Grubers Gesicht. Ansonsten ignorierte sie einfach seinen Kommentar, obwohl JP fand, dass er gar nicht schlecht losgelegt hatte. Aber ihre Gesichtsfarbe hatte sich nicht verändert. Sie schien heute ein bisschen mehr Make-up als sonst aufgetragen zu haben. Aha, da hatte sich jemand gewappnet und wohl vorgenommen, sich NICHT zum Erröten bringen zu lassen...
Mit sachlicher Stimme antwortete Dr. Gruber: „Ihre Genesung macht gute Fortschritte, Herr Santa Cruz. Die vielen Hämatome gehen merklich zurück. Die Brüche müssen wir uns nächste Woche mal in der Röntgen ansehen. Ja, ich bin soweit zufrieden.“ JP sah seine Chance. „Dr. Gruber, glauben Sie, ich kann nächste Woche schon das Krankenhaus verlassen? Sie würden mir zwar unglaublich fehlen, aber diese Räume sind nicht my Home und nicht my Castle, Sie verstehen?“ „Langsam, langsam mit den wilden Hengsten, Santa Cruz. Das kann und werde ich hier und heute nicht entscheiden. Die Polizei wird da auch ein Wörtchen mitreden wollen – Sie haben sich ja hier einen Hochsicherheitsbereich geschaffen, den man bei Ihnen in Ihrer Wohnung vielleicht nicht so leicht wird aufbauen können.“ Sie ging um sein Krankenbett und machte Notizen auf dem Krankenblatt.
„Da ist was dran. Meine Wohnung ist zwar sehr geräumig, aber ich würde dort nicht ständig zehn bis zwölf Leute von der Kripo unterbringen wollen.“, fügte JP gedankenverloren hinzu. Dr. Gruber war fertig mit ihrer Visite und bewegte sich Richtung Tür. „Nun gut, Herr Santa Cruz, dann ziehe ich mal weiter. Es gibt noch mehr zu tun auf unserer Station. Ich schaue später noch mal bei Ihnen vorbei. Ich habe heute Dienstschluss um 15:00 Uhr, bis dahaann...“ Dr. Gruber hob winkend ihre Hand und wollte rasch den Raum verlassen. Offensichtlich heilfroh, dass es diesmal Patient Santa Cruz nicht geschafft hatte, Sie zum Erröten zu bringen. „Ach, Frau Dr. Gabriela ...“ kam es unvermittelt von JPs Krankenbett.
Oh je.... immer wenn er mit dem Vornamen anfing, dann führte er irgendetwas im Schilde – Dr. Gruber schwante Schlimmes, dennoch blieb sie abrupt stehen und lauschte interessiert. JP richtete sich in seinem Bett auf und säuselte liebenswürdig in ihre Richtung: „Dr. Gabriela, ich habe Ihren dezenten Hinweis zu Ihrem Dienstschluss sehr wohl verstanden und freue mich auf Sie! Ich werde dann ab 15:00 Uhr für etwas mehr Privatsphäre sorgen.... Bitte bringen Sie uns ein Fläschchen gekühlten Champagner und ein paar Kerzen mit. Ich freue mich sehr darauf, Sie besser kennenlernen zu dürfen und hoffe, ihre Erwartungen, auch in meinem lädierten Zustand, übertreffen zu können....“ Flupp – knallroter Hals und zartrotes Gesicht! Make-up sei Dank! Dr. Gruber war offensichtlich entrüstet und dampfte wutschnaubend davon! Dieser unverschämte Mistkerl hatte es wieder mal geschafft, ihr die Röte ins Gesicht zu treiben! Und sie hatte es sich so fest vorgenommen, sich diesmal nicht aufs Glatteis führen zu lassen! Der Verstand mag vielleicht stark sein, aber das Fleisch ist schwach.
Hauptkommissar Holzner kam wieder prustend ins Krankenzimmer und schlug sich vergnügt auf seine Oberschenkel. „Ich fasse es nicht! Ich dachte schon – was ist denn heute mit dem Santa Cruz los – hat der schlecht geschlafen? Keine blöden Sprüche? Dann ist die Frau Doktor schon fast zur Türe raus und dann kommt wieder der Hammer! Santa Cruz, Sie sind schon an der Grenze zur sexuellen Belästigung mit ihrem Anbagger-Versuchen! Ihr Argentinier-Amerikaner-Italiener seid schon die Wucht! Gehen Sie immer so ran an die Mutti? Hahaha... Ich werde schon mal für Privatsphäre sorgen, bringen sie doch Schampus und Kerzen mit, dann werde ich mich eventuell dazu herablassen, ihren Erwartungen zu entsprechen!‘ Das war gut! Hahaha.....“
So ging das noch einige Zeit mit Holzner weiter, er konnte sich mit seinen Wiederholungen kaum beruhigen. Irgendwie war er einfach zu amüsieren.
JP wollte nun zur Sache kommen. „Herr Holzner, was haben die Laborauswertungen der Fingerabdrücke vom Gabelstapler ergeben?“ „Noch nichts da! Vielleicht kommt noch was am Nachmittag rein. Auch die Kollegen vom Labor fahren an diesem Wochenende Sonderschichten.“, entgegnete Holzner. „OK, Herr Holzner, wie funktioniert eine Amtshilfe mit der Polizei im Ausland?“, wollte JP wissen. „Kommt sehr auf das jeweilige Land an, Herr Santa Cruz. Mit den Holländern klappt’s gut. Mit den Österreichern auch, mit Italien und Frankreich eher schlecht als recht.“ „Und mit England?“, fragte JP. „Keine Ahnung – hatte ich noch nie was mit zu tun ...“, entgegnete Holzner.
JP kratzte sich am Kopf und sah ernst in Richtung Hauptkommissar. „Holzner, bitte machen Sie sich dringend schlau. Wenn wir Glück haben erreichen Sie heute noch jemanden. Sie brauchen ganz unbedingt Amtshilfe von der Polizeistation Glasgow in Schottland. Es geht um die Person Dr. Angus McGregor. Er ist der Finanzchef des Malinger Konzerns und der Schwiegersohn von Herrn Joseph Malinger, dem Senior. Sie bekommen in ca. 30 Minuten von mir einen Ausdruck, was sie alles über McGregor vor Ort in Schottland in Erfahrung bringen müssten.“ „Santa Cruz, Sie haben doch schon wieder was und haben wahrscheinlich ohnehin schon alles selbst herausgefunden. Sie brauchen mich mal wieder wegen der Legalität. Sie wollen wieder mit der Privatperson Korbinian Holzner sprechen, hä?“ „Jein, Herr Holzner! In diesem Falle ist mir der „offizielle“ Hauptkommissar Holzner ganz recht. Meine Leute haben eine heiße Spur ermittelt, aber nicht genug Fakten. Wir brauchen ein paar Details, die nur ihre Polizeikollegen in England beisteuern können. Meine Kollegen liefern nur die grobe Richtung, aber wir wollen ja alle, dass Beweismittel vor Gericht in vollem Umfange verwertbar sind. Wenn das nicht passt, werden die gegnerischen Anwälte Hackfleisch aus unserer Staatsanwaltschaft machen. Aber ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass Sie fündig werden, Herr Holzner.... Ich spüre förmlich, Sie werden noch berühmt, denn der Ruhm ist allein Ihrer! Ich stelle soeben das Dossier von Angus McGregor für Sie zusammen, das bekommen Sie spätestens am Montagabend.“
Der Schnurrbart von Korbinian Holzner unterstrich noch sein breites Grinsen. „Ja, schon klar, Santa Cruz! Ich habe ein paar gute Kumpels bei Europol und die werden mir schon irgendwie helfen können.“ JP wurde ernst und entgegnete: „Irgendwie .... das reicht uns nicht, Herr Holzner. Wir brauchen schnelle und verbindliche Auskünfte. Mobilisieren Sie bitte schon mal alle Ihre persönlichen Kontakte, aber involvieren Sie unbedingt auch Ihren Chef und die zuständigen Ministerien. Ich denke, wir werden Hilfe von ‚oben‘ brauchen. Ich bereite inzwischen die Liste der Dinge vor, die von den schottischen Polizeikollegen in Erfahrung gebracht werden müssen. Wir sollten am Montag Nachmittag handlungsfähig sein und die Rückläufe bekommen! Dies ist wirklich wichtig!“ Holzner setzte wiedermal seine Verschwörermine auf und gab JP kumpelhaft ein Klaps auf die Schulter. „Gebongt, Santa Cruz. Ich ziehe mich ins Nachbarzimmer zurück und beginne zu telefonieren. Ich mache Ihre Zimmertüre zu und weise den Beamten an, niemanden zu Ihnen vorzulassen.“ „Ach Holzner, ich hätte allerdings doch eine sehr große Bitte an sie! Meine Eltern machen sich wirklich große Sorgen um mich. Sie haben vor, heute Vormittag ins Krankenhaus zu kommen und mich so gegen 11:00 Uhr zu besuchen. Ich weiß, wir haben Besuchsverbot vereinbart – aber es sind doch meine Eltern! Mein Vater muss morgen wieder nach Buenos Aires fliegen und er und meine Mutter müssen mich einfach sehen! Ist das OK?“
Holzner grinste listig. „Santa Cruz – Sie haben selbst auf diese hohe Sicherheitsstufe und Ihre totale Isolation bestanden, aber ich werde sehen, was sich machen lässt.... Ich denke, wir werden das schon irgendwie hinbekommen. Ihre Eltern werden ihre „Wachkomatarnung“ ja nicht auffliegen lassen. Übrigens: Zu Ihrer Tarnung müssen wir uns nächste Woche unbedingt was Neues einfallen lassen. Die Story ist nicht mehr glaubwürdig und stinkt schon langsam.“
***
Hauptkommissar Holzner war tatsächlich ein Schatz! Er machte es schon „irgendwie möglich“ und um 11:00 Uhr saßen Herr und Frau Santa Cruz vor dem Krankenbett ihres Sohnes Giovanni Paul Davide, sie nannten ihn immer Gianni, die Kurzform von Giovanni. Anna Giulietta Peppina Santa Cruz schwappte förmlich über vor lauter Liebe für ihren „Poverino“ (den Armen) und wollte im Detail in Erfahrung bringen, wie er sich fühle, was es zu essen gab, wie das Pflegepersonal und die Ärzte ihn behandelten etc. etc. Davide Santa Cruz, JPs Vater, ließ sie gewähren und hörte weitestgehend still zu. Ihn interessierte vor allem, wie die unterstützende Arbeit der Polizei vorranging, welche Ermittlungen inzwischen zu welchen Ergebnissen geführt hatten und wer nach Meinung der Polizei für den Anschlag auf den Malinger IT-Container verantwortlich war. JP ignorierte die Detailgenauigkeit der Fragen seines Vaters und antwortete weitestgehend oberflächlich.
Nach einer knappen Stunde war Anna Giulietta Peppina Santa Cruz mit ihren dringlichsten Fragen durch und verabschiedete sich mit dem Hinweis, noch ein paar dringende Erledigungen machen zu müssen. Vater Davide blieb bei seinem Sohn sitzen. JP beendete das anfängliche Schweigen. „Papa, rück raus damit. Was weißt Du schon alles? Ich merke doch, dass Du viel zu genau fragst und bestens im Bilde bist. Was willst Du genau von mir wissen?“ Ein leichtes Lächeln huschte über die Gesichtszüge von Davide Santa Cruz. „Du kennst mich doch besser, als ich dachte. Nun gut, ich habe die hiesige Polizei von meinen Leuten seit dem Tag der Explosion vor einer Woche überwachen lassen. Du weißt, dass ich so etwas, bei entsprechend terroristischem Verdacht veranlassen kann. Und ich konnte anfänglich einen terroristischen Verdacht intern darstellen.
Ich will Dich beschützen! Wir haben dazu die hiesige Polizei und dieses Zimmer abgehört. Das habe ich aber seit gestern notgedrungen einstellen müssen. Ja, ich weiß sehr genau Bescheid. Aber jetzt kann ich Dich nicht mehr beschützen lassen!“ Davide Santa Cruz stand auf und knackte mit den Fingern. Dann fuhr er fort: „Man hat mir mein hiesiges Team entzogen. Es ist nun eindeutig klar, dass es sich nicht um Terrorismus, sondern um einfache Wirtschaftskriminalität handelt. Das ist nicht meine Zuständigkeit, schon gar nicht hier in Deutschland. Ich bin ab sofort raus und muss morgen wieder nach Buenos Aires zurück. Du musst jetzt selbst auf Dich aufpassen!“
JP traute seinen Ohren nicht und meinte: „Papa, Du musst Dir keine Sorgen um mich machen! Mir passiert schon nichts! Ich bin schon erwachsen.“ Vater Davide sah das anders: „Gianni, Du bist mein Sohn! Ich werde mich immer um Dich sorgen! Zumal ich Dir ausdrücklich empfohlen habe, für diese Firma zu arbeiten, bin ich umso mehr für Dich verantwortlich. Du hilfst hier, eine wirklich große Sauerei aufzudecken! Das finde ich sehr gut und ich bin tagtäglich froh, dass Du Dich für die richtige Seite des Gesetzes entschieden hast. Ich bin sehr stolz auf Dich! Aber, Du hilfst bei der Ermittlung gegen reiche und einflussreiche Leute. Da musst Du ein paar Spielregeln des Lebens wissen. Du legst Dich hier mit Leuten an, die es nicht akzeptieren werden, dass ihnen irgendjemand in die Quere kommt. Also rechne immer und jederzeit mit Gegenmaßnahmen von deren Seite. Diese Leute sind intelligent, skrupellos und aufmerksam. Sie wissen, dass sie etwas Illegales tun und halten deshalb immer und zu jeder Zeit ihre Augen und Ohren offen. Sie sind vorsichtig und reagieren feinfühlig auf Gefahr oder jegliche Veränderung des Normalen.... Deshalb sind sie bis jetzt erfolgreich noch im Geschäft und am Leben.“ Der Vater nahm JP an der Hand und sah ihm gerade und ernst ins Gesicht. „Gianni, Du als Person bist für sie nicht wichtiger als eine Kakerlake unter dem Teppich und wenn Du zu sehr auffällst oder Ihnen zu nahe kommst, dann werden sie versuchen, Dich zu zertreten. Sie verfolgen ein festes Ziel und sind bereit Hindernisse zu überwinden oder auszuschalten. Ich will und werde verhindern, sofern ich kann, dass man Dir Schaden zufügt! Aber Du bist auch sehr gut und ich weiß und vertraue darauf, dass du auf Dich aufpassen kannst!“
Der Blick von Vater Davide glitt in die Ferne. Das schöne, reife Gesicht bekam einen noch ernsteren Ausdruck. Er sammelte offensichtlich seine Gedanken und fuhr fort: „Gianni, Du hast auch zwei ganz ausgezeichnete Shadow-Detectives, die für Dich recherchieren. Ich kenne Mosche sehr gut und mein Office hat FATBOY schon seit Deiner Sache mit ihm in New York unter Beobachtung, sofern so etwas mit FATBOY möglich ist. Aber weder Du noch Deine Gehilfen dürfen eine gewisse Grenze überschreiten. Du und sie, ihr dürft einige Dinge einfach nicht weiter hinterfragen oder detaillierte Recherchen anstellen.“ Davide Santa Cruz setzte sich zu seinem Sohn auf das Krankenbett. Seine Tonfall wurde leise und verbindlich. „Gianni, es gibt einen sehr, sehr mächtigen Mann in diesem Spiel – haltet euch fern von ihm! Er ist nur ganz am Rande beteiligt, aber er ist extrem, ich meine EXTREM gefährlich und sehr, sehr einflussreich! Ich weiß, dass er sogar meine Behörde infiltriert hat. Ich kann Dich nicht vor ihm schützen!“
„Papa, meinst Du vielleicht diesen Russen Vladimir Popolowsky, Miteigentümer der tschechischen Firma?“ Davide Santa Cruz wurde kreidebleich im Gesicht und wurde noch ernster: „Warum weißt Du das Gianni?...Hör zu, Sohn, Du darfst auf keinen Fall so weit gehen! Konzentriere Dich ausschließlich auf Deine Firma Malinger. Decke die dortigen Machenschaften von mir aus auf, das ist OK! Diese paar Millionen... Betrügereien und Diebstahl etc. die erregen keinerlei Aufmerksamkeit bei den wirklich Mächtigen. Das sind alles Peanuts und die hiesigen Beteiligten sind nur kleine Verbrecher und Möchtegerns.
Aber halte Dich unbedingt fern von diesen russischen Elementen. Du würdest damit das Leben unserer gesamten Familie aufs Spiel setzen, nein unserer gesamten Sippe! Versprichst Du mir das? Schwöre auf das Leben Deiner Schwestern und Deiner Mutter?“ „Ach Papa! Wer macht denn heute noch solche, schwülstigen Schwüre! In welchem Zeitalter lebst Du?“ „Gianni, es ist mir wirklich ernst! Sehr, sehr ernst! Ich weiß genau, was ich sage und ich bitte Dich inständig, nein ich befehle Dir als Dein Vater, Deine Recherchen ausschließlich auf die unmittelbar Beteiligten bei Malinger einzuschränken. Halt Dich fern von Popolowsky!!! Ich muss auf diesen Schwur bestehen! Zu Deiner und unser aller Sicherheit!“ „Mensch Papa! Ok, meinetwegen. Ich halte mich und meine Partner von Popolowsky fern! Aber ich will wissen, warum ist dieser Russe so derart wichtig und mächtig?“ „Schwörst Du auf Deine Schwestern und Deine Mutter? Dann erzähl ich Dir ein paar Dinge über Popolowsky...“ „Also, hör mal Papa! Was soll das? Ja, ja, OK ich schwöre auf Mama und die Zwillinge!“ „Gut. Also noch mal: Haltet Euch fern von Vladimir Popolowsky und seinen Geschäften! Unter allen Umständen! Hast du FATBOY den Namen von Vladimir für seine Recherchen gegeben?“ Davide Santa Cruz senior legte seine Stirn in Falten.
Er war geballte Aufmerksamkeit. JP fühlte sich unwohl bei dieser Art Gespräch. „Nein, Papa. Ich habe ihm nur von der tschechischen Firma und den dortigen Beteiligungsverhältnissen des russischen Konsortiums erzählt – Popolowsky hat mich bisher nicht interessiert.“ Davide Santa Cruz`seniors Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. „Gut, so soll es bleiben! Ich hoffe sehr, dass FATBOY hier nicht weiter recherchiert! Du kannst FATBOY nicht ausfindig machen und unsere besten Leute seit Jahren auch nicht. Aber, glaube mir, Vladimir Popolowsky würde es schaffen! Davon kannst du zu 100% ausgehen. Er würde ohne Probleme eine Kopfprämie von vielleicht zehn Millionen Dollar oder auch mehr auf den Kopf von FATBOY aussetzen, wenn er auch nur das Gefühl hätte, der Junge könnte ihm vielleicht irgendwann mal zu nahe kommen, verstehst Du? Geld spielt für ihn keinerlei Rolle und für den entsprechenden Betrag kannst du alle Spezialisten der Welt kaufen! Halte Deinen Jungen im Zaum! Sonst ist er tot. Das hier ist KEIN Spiel!“ „Papa, ich kann FATBOY nicht kontrollieren oder ihn wirklich im Zaum halten, das weißt Du ganz genau!“
JP hatte einen trotzigen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Vater Davide wurde wieder sehr ernst. „OK, dann bring ihn auf keinen Fall auf die Fährte von Popolowsky. Verstehst Du? Ich werde mich darum kümmern....ich werde mich einmischen – und zwar mehr, als ich eigentlich will. Pass auf: Ich werde dafür sorgen, dass Popolowsky seine Beteiligung an dieser tschechischen Firma MOTOHMOTY s.r.o in der nächsten Woche abstößt. Da sind schon ein paar unangenehme Dinge am Laufen und das müsste reichen, dass er sie fallen lässt wie eine heiße Kartoffel. Vladimir hat einige Beteiligungen dieser Art. Solange sie einfaches Geld bringen, lässt er die Sache laufen, aber wenn es für ihn unbequem wird, dann trennt er sich sofort. Damit sollte er auch für FATBOY uninteressant werden. Die Malinger-Leute und der Wirtschaftsprüfer aus Berlin verlieren damit komplett den Rückhalt und den Boden unter den Füßen.... um die kann sich dann die hiesige Polizei kümmern. Du wirst das Material für eine entsprechende Verhaftung schon zusammenkratzen und die hiesige Justiz und Presse können sie dann öffentlich schlachten.“
Vater Davide stand eine Minute still am Fußende des Bettes und dachte nach. Dann fuhr er konzentriert fort: „Gianni, dies wird mich wieder einige böse Gefälligkeiten bei diversen meiner Kollegen in Prag kosten. Du weißt, es gibt nichts umsonst in unserer Welt. Aber für meine Familie ist es mir die Sache wert. Ich muss und werde meine Familie schützen! Aber bitte denke an Deinen Schwur, Gianni! FINGER WEG VON POPOLOWSKY! Gianni, nimm das hier sehr, sehr ernst – ich tue es auch!“ Davide Santa Cruz war erregt aufgestanden und machte große Schritte quer durch JPs Krankenzimmer. Sein Gesicht zeigte volle Konzentration und es bestand keinerlei Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Aussage.
Davide blieb wieder an JPs Bett stehen und schaute ihm eindringlich in die Augen, als er mit seiner Erläuterung fortfuhr: „Warum Popolowsky so einflussreich ist? Er kontrolliert mittlerweile den Zugang zu den maßgeblichen russischen Erdgas- und Erdölreserven, den größten der Welt! Die großen Regierungen brauchen ihn alle, vor allem auch die USA! Verstehst Du? Popolowsky steht deshalb jenseits von Moral oder Ethik, er verkörpert pures BIG, BIG Business! Und dafür wird ihn jede Regierung decken, egal, was er verbricht oder sich zu Schulden kommen lässt.... Er ist wahrscheinlich einer der größten und skrupellosesten Verbrecher dieser Welt, aber niemanden interessiert das, solange er den Schlüssel zum Erdöl und zum Erdgas in der Hand hält! Und solange das so ist, legst Du Dich nicht nur mit ihm an, sondern gleichzeitig mit allen Geheimdiensten der an Erdöl und Erdgas interessierten Länder... verstehst Du???“
Es entstand eine Pause, Worte konnten hier nichts mehr ergänzen. Nach endlosen Minuten des Schweigens begann Vater Davide wieder: „Gianni, ich muss jetzt los! Wenn Du hier aus der Sache raus bist, fliegen wir Zwei im Juli oder August nach Alaska zum FlyFishing. Ich verspreche es Dir! Ich liebe Dich mein Junge! Ich werde Dich aus der Ferne sehr genau beobachten, so gut es geht! Pass auf Dich auf! Und wenn Du Hilfe brauchst, dann melde dich SOFORT, versprich mir das!“ Dann ging er.
JP war nun wieder alleine im Zimmer.
Ein Gespräch dieser Art, mit dieser Verbindlichkeit, mit diesem Nachdruck hatte er noch nie mit seinem Vater geführt. Es war auch das erste Mal, dass JP ein bisschen mehr Einblick in die beruflichen Möglichkeiten seines Vaters hatte. Die genaue Behörde oder Abteilung, zu der Davide Santa Cruz gehörte, kannte JP aber immer noch nicht. JP vermutete, dass sein Vater eine verantwortungsvolle Position, vielleicht bei der Central Intelligence Agency inne hatte. Vielleicht war er für Terrorismus Bekämpfung zuständig, dafür hätten die vielen Auslandseinsätze der vergangenen Jahre gesprochen, aber letztendlich war alles nur Spekulation. Vater Davide Santa Cruz verwahrte seine Geheimnisse sehr gut und vielleicht wollte JP auch gar nicht so genau wissen, was die wirkliche Aufgabe seines Vaters war...
Jedenfalls: Die Polizei in Deutschland und JPs Krankenzimmer und wer weiß was noch alles, einfach mal so „abhören“ zu lassen, das konnte nicht jemand veranlassen, der gar „nichts zu sagen hatte“, zumal er in diesem Lande nicht einmal zuständig war.
***
„Dr. Angus McGregor“ war der Titel des Dossiers, das JP genauestens studierte. Dieser Mann war in der Tat ein interessantes Studienobjekt, zumindest was sein finanzielles Geschick in eigener Sache und im Auftrag seines Arbeitsgebers und Schwiegervaters Joseph Malinger anging. Als Person war Angus eher langweilig, fast schon unscheinbar. Bis auf seine erhebliche Körpergröße von 194 cm und seine unzähligen Sommersprossen im Gesicht fiel er nicht weiter auf. JP kannte ihn nicht besonders gut und hatte ihn nur ein paar Mal im Werk in Schottland oder in der Zentrale in München gesehen, aber kaum mit ihm gesprochen. Somit hatte JP auch keine Meinung oder spezielle Sympathien bzw. Antipathien zur Person des Finanzdirektors.
Auf den ersten Blick erschien die Vitae von McGregor grundnormal und solide: Studium der Physik, Promotion Summa Cum Laude in London, diverse Anstellungen als Physiker und wissenschaftlicher Leiter. Plötzlicher Wechsel in das Management der Firma Malinger Holding (im Jahr seiner Heirat), seit sechs Jahren verantwortlich für das Finanzwesen des Malinger Konzerns, 55 Jahre alt, verheiratet mit Joseph Malingers einziger Tochter Amelie, fünf Kinder.
JP hatte Hauptkommissar Holzner eine Liste der Dinge übergeben, die besser durch Amtshilfe der schottischen bzw. englischen Polizei ermittelt werden sollten. Dazu gehörten vor allem Details zu den Bar- und Vermögenswerten, polizeiliche Ermittlungen und polizeilich erfasste Delikte von Dr. Angus McGregor. Das Dossier von FATBOY über McGregor war wieder einmal erschreckend brutal und detailliert! Es war schlichtweg nicht geeignet, um ungefiltert an die deutsche Polizei weitergegeben zu werden! Tagesaktuelle Kontoauszüge von drei englischen und vier Offshore-Banken gehörten genauso dazu wie Depotauszüge aller Aktientransaktionen der Privatperson McGregor der vergangenen zwei Jahre und sogar interne, polizeiliche Vernehmungsprotokolle! FATBOY war einfach unglaublich und kannte keine Grenzen! Er war ein durch und durch gefährlicher Mann, für den es keine elektronischen Grenzen zu geben schien. JP hätte niemandem mit ein bisschen Rechtsverständnis vermitteln können, dass er auf legale Weise an diese Daten gelangt sein konnte. Und egal, wie gut und juristisch ausgefeilt sein Beratervertrag mit der deutschen Polizei auch war, diese Art von Informationsbeschaffung sprengte wahrlich jeden legalen Rahmen.
Wenn ihn schon nicht die hiesige Polizei verklagt hätte, dann sicherlich eine der betroffenen Banken, sofern sie vor Gericht von den illegalen Kontoauszugskopien erfahren hätten. Nachbearbeitung und intelligente Retusche waren wieder zwingend notwendig. Hauptkommissar Holzner würde die eine oder andere Lücke in Zusammenarbeit mit der Polizei in Schottland schließen und somit legale Beweismittel beschaffen. Aber wie sollte JP die erheblichen Geldbeträge auf den Offshore-Bankkonten beweisen, ohne die Kontoauszüge auf den Tisch zu legen? Aufgrund der hohen Geldbeträge auf drei der vier Offshore-Bankkonten waren diese offensichtlich nicht die privaten Konten von McGregor, sondern wohl „geschäftliches Spielgeld“ für diverse Transaktionen seiner Partner.
Das wahrscheinliche Privatkonto von McGregor wies auch ein stattliches Guthaben auf, aber das waren vergleichsweise kleine Geldbeträge. McGregor war wohl nicht nur Finanzdirektor des Malinger Konzerns, sondern auch Herr des Geldes für die beteiligten Geschäftspartner. JP fand auch die regelmäßigen Geldeingänge aus Unterschlagungen von Steuern von Sozialabgaben der 150 Malinger Mitarbeiter auf diesen Konten wieder.
Es war einfach zu beweisen, dass McGregor ein sehr kostspieliges Privatleben führte, das er – selbst mit seinem exzellenten Gehalt – niemals finanzieren konnte. Alleine die Barausgaben McGregors betrugen im Schnitt der vergangenen 18 Monate 48.981,- Pfund Sterling pro Monat. Dies stand einem stattlichen, aber nicht ausreichendem Gehalt von netto 16.893,- Pfund Sterling gegenüber.
Und das, obwohl die Villa in Glasgow und die Eigentumswohnung in Marbella voll bezahlt, also keine monatlichen Tilgungen nötig waren. Die Leasingkosten beider privater PKWs wurden vom Malinger Konzern getragen. Selbst die Personalkosten für Küchen- und Hauspersonal für die private Villa der Familie McGregor wurden laut Kontoauszügen von der Malinger Holding rückerstattet. Sicherlich, die Privatschulen der fünf Kinder kosteten Geld, aber das waren vergleichsweise geringe Beträge.
Damit stellte sich die berechtigte Frage, wofür Dr. Angus McGregor allmonatlich so viel Geld ausgab.
Aber auch FATBOY hatte sich diese Frage schon gestellt und war natürlich fündig geworden. Es war JP völlig schleierhaft, wie FATBOY diese Information nun wieder beschafft haben könnte: Der gute Angus McGregor hatte eine langjährige, wohl vor der Familie Malinger geheim gehaltene Freundin, mit der er zusätzlich zwei uneheliche Kinder, zwei und vier Jahre, hatte. Diese Freundin Carol Freemont wohnte in einer Eigentumswohnung auf ihren Namen in London, für die Angus monatlich 9.853,- Pfund Sterling an Tilgung bezahlte. Sie fuhr einen Porsche Cayenne, dessen Leasing- und Servicekosten immer von Angus´ Konto abgebucht wurden. Für ihr tägliches Leben erhielt die Dame monatlich 12.000,- Pfund Sterling netto überwiesen und ein paar zusätzliche Überweisungen von insgesamt über 37.684,- Pfund im Laufe 2009 waren wohl noch für „unerwartete Ausgaben, wie Urlaube, Möbel etc.“ fällig.
Diese Lady, nein, seine zweite Familie war eindeutig ein kostspieliges, kleines Geheimnis für Angus McGregor. Diese Ausgaben erklärten Einiges, aber nicht alles. Interessant war auch, dass Angus McGregor schon zwei Mal in England wegen unerlaubten Drogenbesitzes (Kokain) festgenommen, allerdings jedes Mal wieder und ohne Anklage freigelassen wurde. Details über das „warum“ waren nicht im dem Polizeibericht vermerkt. Aber ein guter Anwalt scheint immer einen Trick zu kennen, den der kleine Mann nicht für sich in Anspruch nehmen kann. Hinzu kam, dass Angus vor gut einem Jahr durch hochspekulativen Aktien-Optionshandel wahrlich ein Vermögen verzockt hatte und noch lange nicht auf dem finanziellen Nullstand von damals – „VOR der Wirtschaftskrise“ – war. Alleine schon dieser finanzielle Verlust hätte es ihm sehr schwer gemacht, aus der Betrugssache gegen seinen Schwiegervater auszusteigen, hätte er jemals diesbezüglich Ambitionen gehabt.
Denn: Was man schon mal hatte, will man zumindest wieder haben, besser noch mehr!
Irgendwie hatte es FATBOY auch geschafft, den privaten PC und die private IP-Adresse von Angus McGregor ausfindig zu machen und natürlich zu hacken. Die jeweiligen Pincodes und Zugriffsdaten für alle Bankkonten hatte FATBOY ja bereits gehackt. FATBOY fand auf dem privaten Notebook von McGregor einen dilettantisch geschützten Ordner mit dem Titel „MySafety“. Das Verschlüsselungsprogramm, das vor einem unerlaubten Zugriff schützen sollte, war für FATBOY ein Klacks und so hatte er sich den gesamten Inhalt auf eine externe Webadresse kopiert. JP fand den Inhalt dieses Ordners „MySafety“ äußerst spannend. Es gab dort gescannte Originaldokumente von diversen Kaufverträgen, Bankentransaktionen und Gesprächsprotokollen, die, jedes für sich, McGregor und seine Komplizen schwerst belasteten und für Jahre hinter Gitter bringen würde. Dieses Datenmaterial hatte McGregor wohl für den Fall der Fälle und zu seinem eigenen Schutz gesammelt und zusammengetragen. JP nahm an, dass damit eine Bedrohung durch die eigenen Partner oder die Polizei entschärft werden sollte. Vielleicht war dies auch eine Reißleine, um für sich bei der Polizei einen Deal zu verhandeln, falls irgendwann mal nötig.
Da kam JP die Idee, wie er die Kontoauszüge der diversen Banken offiziell an die Polizei weiterleiten konnte, ohne dass er eines illegalen, elektronischen Einbruchs in eine Bank beschuldigt werden konnte. Als FATBOY zurückgerufen und die Details mit ihm besprochen waren, war es ein einfaches Spiel: Auf dem privaten PC von Ian McGregor gab es ab sofort einen gut versteckten Ordner „MyBankaccounts“ („Meine Bankkonten“), in dem die tagesaktuellen Kontoauszüge all seiner Banken hinterlegt und abgespeichert waren. Ein kleines Softwareprogramm holte sich ab sofort jede Nacht, sofern der Rechner online war, die aktuellen Kontodaten und speicherte sie verdeckt auf diesem speziellen Ordner. Diesen PC würde die Polizei bei der Festnahme sofort beschlagnahmen und diesen Kontoauszugsordner und die notwendigen Zugriffsdaten dort ganz offiziell finden. Niemand konnte erkennen, dass dieser Ordner extern und nicht von McGregor selbst angelegt worden war. Einen kleinen Teil des Ordners „MySafety“ wollte JP zusammen mit seinem erheblich überarbeiteten, aber immer noch 92 Seiten umfassenden Dossier über McGregor an die deutsche Polizei weitergeben. Nicht, dass JP annahm, dass diese Beweismittel damit vor Gericht einwandfrei verwertbar wären, nein, er wollte nur erreichen, dass sich McGregor damit keine vorteilhaften Deals verhandeln konnte. Was die Ermittler schon hatten und wußten, konnte man ihnen hoffentlich nicht nochmals verkaufen....
Außerdem hatte JP einen guten, aber durchaus riskanten Plan mit FATBOY diskutiert und vorbereitet. Dieser Plan sah vor, im richtigen Moment gewaltigen Druck auf die Diebesbande auszuüben. JP und FATBOY würden diese Gangster dort packen, wo es sie am meisten schmerzte – direkt an den Cochones (Eiern), wie die Argentinier so schön sagten. Da sich hier alles ums Geld drehte, würden sie genau da ansetzen und zudrücken, dass das Jaulen furchtbar und der Schmerz unerträglich für die Beteiligten werden würde.
JP hatte viel erreicht in den vergangenen Tagen, zu viel für seinen persönlichen Geschmack. Seine zypriotische Firma Lucky Eagle Ltd . wurde nur nach Dienstleitsungs-Manntagen bezahlt und das Limit waren vorerst drei Wochen, also 2 x 21 Manntage. JP wollte aber möglichst mehr als „nur“ dieses Kontingent berechnen. Es war für ihn nicht akzeptabel, eventuell früher als vereinbart fertig zu werden. Mosche Heiligenschein machte nicht besondere Fortschritte. Das Knacken der Archive von Franz Korber war OK, aber sonst war FATBOY einfach zu schnell mit seinen Resultaten. Er recherchierte zu umfassend und vor allem zu schnell. JP musste künstlich die Bremse ziehen, sonst wäre der Fall zu schnell gelöst....
So, das war wieder ein arbeitsreicher und auch erfolgreicher Samstag. Es tat gut, einen so großen Schritt weitergekommen zu sein, aber er würde sein Resümee über Angus McGregor erst am Montag abliefern. Morgen war Sonntag und da wollte sich JP ein bisschen Ruhe gönnen und nur so tun, als ob er das Dossier zusammenstellen würde. Warum sollte er jemandem sagen, dass dies alles schon fertig war.
Für heute war es gut – genug ist genug.