9. März 2010, München Malinger IT-Container
Heute, Dienstag, geht es schon wieder so halbwegs. Gestern, Montag, war JP völlig neben der Spur! Er konnte kaum die Augen offen halten und sah furchtbar aus. Das war der Sandy-Effekt. Das Wochenende mit ihr hatte ihn wirklich geschafft. Gott sei Dank war sein Chef, Franz Korber, gestern außer Haus. So kurz nach der Beförderung so ein Leistungstief vor dem Protegé, das wär nicht so prickelnd gewesen. Sandy musste zum Glück am Montag Nachmittag vorzeitig nach London abreisen – irgendwas war mit ihrer Schwester. JP war heilfroh, er fiel voll bekleidet auf sein Bett und wurde erst am Dienstagmorgen wieder wach. Und das nur, weil die Blase so furchtbar drückte. Dazwischen: tiefste Dunkelheit. Er war so weggebeamt und hatte eine solche Mattscheibe in der Birne, dass er nach dem Aufstehen versehentlich in den Einbauschrank marschierte, obwohl er dringend aufs Klo musste. Hätte gerade noch gefehlt, dass er da reinpinkelte – aber zu dieser peinlichen Panne kam es zum Glück nicht. Er hatte seinen Penis zwar schon in der Hand, aber die schmerzende Spitze hatte ihn gerade noch wachgerüttelt.
Mit den geplanten Datenauswertungen war er keinen Schritt weiter. Er musste noch ein paar Systeme hacken und mehr Daten horten. Dann konnte er mit dem Auswerten beginnen – aber nicht hier im Office.
Mail von Mischa Freudenthaler an JP@Malinger.com: „Davide, ruf mich heute an, erst nach 22:00 Uhr. Bin dann allein! Mischa.“
Mensch, Mischa hatte JP komplett vergessen. Der fuhr ja nach der Cebit zu dieser „möglichen“ Malinger Tochterfirma in Tschechien. Das klang vielsagend, Mischa war kein Schwätzer und auch kein Poet, wie man an seiner Mail erkennen konnte. Der lange Sebastian war gerade am Witze reißen – man merkte an der allgemeinen Lockerheit, dass Franz Korber nicht im Office war, er wollte erst nach dem Mittagessen wieder im Büro sein. Basti war ein sehr guter Witzeerzähler! Mit seinem stark bayerischen Dialekt kamen seine Pointen einfach gut rüber. Er war in der Abteilung der große Stimmungsmacher und der Clown vom Dienst.
„Also passt auf“, meinte er soeben zu allen Kollegen. Jeder hörte zu, wenn Basti mit seinen Witzen anfing. „Liegen zwei miteinander im Bett beim Bumsen. Flüstert sie ihm ins Ohr: ‚Sag mir was Schmutziges!‘
Sagt er: ‚Küche.’“
Gebrüll! Selbst die Praktikantin lachte mit – wenn der Chef da war, traute sie sich das nie.
„Oder der: Kommt einer zum Dorfteich zum Angeln. Er setzt sich neben den Pfarrer. Der Pfarrer fängt einen Fisch nach dem nächsten. Der Neue gar nichts. Das ärgert ihn. ‚Herr Pfarrer, Sie fangen so gut; ich gar nicht. Was nehmen Sie für einen Köder?‘ ‚Würmer, mein Sohn.‘ ‚Ich auch, Herr Pfarrer. Aber bei mir geht nix‘ ‚Naja mein Sohn, ich habe schon einen besonderen Trick – aber nicht weitererzählen!‘ ‚Ehrenwort Herr Pfarrer!‘ ‚Pass auf: Ich wickle immer das Schamhaar einer Frau um den Wurm am Haken‘ ‚Uiui, Herr Pfarrer! Danke, das werde ich mir merken!‘ Am nächsten Morgen wird der Typ früh wach. Oh, denkt er sich – geiles Wetter zum Angeln. Da fällt ihm der Trick vom Herrn Pfarrer ein. Prima, denkt er – hier bin ich ja an der Quelle – robbt sich langsam runter zum Venushügel seiner nackten, schlafenden Frau und ... zupf ...
Da rekelt sich seine Frau und murmelt verschlafen: ‚Na, Herr Pfarrer, gehen wir heute wieder Fischen?“
Der war gut!! Lautes Gelächter! Die Stimmung war einfach super, diese IT-Truppe war gut drauf! „Wie ich sehe, habt ihr Spaß und mich nicht vermisst!“ Franz Korber war wieder da. „Hey Chef“ ging‘s fröhlich reihum. Franz war kein Spielverderber und mochte gerne eine gute Stimmung und auch die derben Witze.
Auch er war sehr gut gelaunt – dieser Tag außer Haus musste ihm gut getan haben!