Mein zweiter Espresso kommt, und ich stürze auch diesen hinunter. Diesmal werfe ich die leere Tasse dem Barista zu. Er fängt sie, scheint aber nicht zu wissen, was er damit anfangen soll. Ich rücke näher an Cat heran, lege ihr den Arm um die Schulter und betatsche ihre Möpse. Sie versteift sich und schüttelt mich ab, aber mittlerweile befindet sich der Chip-Zylinder mit meinem Bericht längst in ihrem Ausschnitt. Sie ist eine bessere Schauspielerin, als ich erwartet habe. Das Gesicht, das sie mir zuwendet, ist weiß, und ihre Lippen sind vor Wut aufeinandergepreßt. Doch in ihren unmöglich violetten Augen erkenne ich immer noch den Anflug von Belustigung und vielleicht sogar noch etwas mehr als Belustigung. Wer weiß, vielleicht erinnert sie sich ja auch noch an das Wochenende im Mayflower? Es hat schon Seltsameres gegeben.

Jetzt streichle ich ihren Oberschenkel, und sie packt meine Hand mit überraschend festem Griff und schiebt sie weg. Ich spüre, wie mir etwas Winziges, Hartes in die Hand geschoben wird, und ich lasse es rasch verschwinden. Der Austausch ist vollzogen, und die Schau, die wir abgezogen haben, hat garantiert dafür gesorgt, daß alle Gäste der Kaffeebohne verlegen weggesehen haben.

»Du bist 'n verdammter Eisblock, hab ich recht, du Schnalle?« fauche ich. »Du hast ja keine Ahnung, was dir entgeht.«

»Lieber würde ich's mit 'ner Teufelsratte tun«, zischt sie zurück. Netter Spruch.

»Ließe sich vielleicht arrangieren«, sage ich zu ihr, was ihr die Andeutung eines Zwinkerns entlockt. Interessant. Ich würde die Angelegenheit gern weiterverfolgen, aber jetzt und hier ist weder die rechte Zeit noch der rechte Ort. Was verdammt schade ist.

Ich stehe auf und schlendere davon. Ich sehe, wie sich der Barmann bemüht, den Schneid aufzubringen, mir zu sagen, daß ich ihm Geld schulde, also sage ich zu ihm, »Sie übernimmt die Rechnung«, und bin auch schon auf der Straße. Einer von Lone Stars Streifencops fährt langsam auf seinem Motorrad vorbei und mustert mich von oben bis unten. Ich grinse ihn an und halte meine Jacke auseinander, um ihm zu zeigen, daß ich unbewaffnet bin. Er schneidet eine Grimasse und fährt weiter.

Und, welche Überraschung, es regnet nicht, und ich sehe sogar einen Flecken blauen Himmels von der Größe meines Daumennagels. Alles in allem entwickelt sich der Tag gar nicht so schlecht.