21

Ich konnte Ärzte noch nie leiden, und die Orte, an denen Ärzte herumhängen, noch weniger. Sicher, ich habe Chummer, Kollegen, Delinquenten und Fremde in mehr Unfallstationen geschleppt, als ich zählen kann, aber ich habe es immer gehaßt. Ich nehme an, weil irgendein irrationaler Teil von mir eine Scheißangst davor hat, ich könnte mir das holen, was der andere hat - auch wenn er nicht krank, sondern angeschossen oder sonstwie verletzt ist. Zum Teufel mit der Logik. Ich kann mir hundertmal sagen, daß Schußwunden nicht ansteckend sind, aber ich will trotzdem immer so schnell wie möglich ins Freie.

Also können Sie sich ja vorstellen, wie ich mich fühle, wenn der andere Bursche tatsächlich krank ist. Unendlich viel schlechter, Priyatel. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, hänge ich hier auch noch in einem Schatten-Krankenhaus rum, und dieser verdammte Argent kommt nicht...

Ich kann nichts weiter tun, als auf und ab zu gehen, und meine Stiefel klicken dumpf auf dem verschrammten Boden. (Linoleum! Das gibt Ihnen eine Vorstellung davon, wie alt der Laden ist.) Im Wartezimmer steht eine abgewetzte Vinylcouch, aber ich bin nicht in Stimmung, mich von den Sprungfedern zerstechen zu lassen. Einmal auf die Couch setzen, und schon ist man ein Fall für den Doc und muß wieder zusammengeflickt werden und dafür dann auch noch hundert Nuyen zahlen. Mein Blick fällt immer wieder auf die uralte Zwölf-Stunden-Digitaluhr an der Wand. Sie zeigt sechs null-drei an, was 1803 in Echtzeit bedeutet, nur ein oder zwei Minuten später als bei meinem letzten Blick. Ja, ja, die Zeit vergeht wie im Flug, wenn es einem schlecht geht.