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Der Motor meiner Harley Scorpion heult mir die Ohren voll, während sich die Leuchtanzeige des Tachos immer weiter nach oben reckt. Wind und Regen peitschen mir ins Gesicht, und aus meinem klatschnassen Haar laufen mir kalte Rinnsale den Rücken herunter. Es ist kalt, aber die Kälte ist nichts im Vergleich zu dem eisigen Gefühl, daß sich in meinem Rückgrat ausbreitet. Ich umklammere den Lenker so fest, daß meine Unterarme schmerzen. Nur so kann ich das Zittern in meinen Händen unterdrücken.

Die Scorpion jault durch die Nacht nach Süden auf den Highway 5, und dort erreicht das schwere Motorrad rasch seine Höchstgeschwindigkeit von hundertsechzig. Nicht, daß ich an einen bestimmten Ort fahre -oder weiß, wohin ich fahre es ist nur so, daß ich nachdenken muß, und ich kann besser denken, wenn ich unterwegs bin, vorzugsweise mit einem leistungsstarken Motorrad. Es war schon immer so, auch als ich noch ein Kind war und noch in Lake Geneva wohnte, bevor meine Familie die fünfzig Kilometer nach Norden in die Stadt zog. Ich wollte ein Cross-Motorrad, doch meine Eltern wollten davon nichts wissen. Statt dessen kauften sie mir einen Bombardier WaveRunner aus fünfter Hand, einen düsengetriebenen Wasserschlitten, der wie eine Kreuzung zwischen einem Schneemobil und einem Kleinboot aussah.