30 - SCHICKSAL

Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, beschloss ich, in den Club zu fahren, um mit Grant zu reden. Vielleicht wusste er eine Möglichkeit, um Michael noch eine Weile hinzuhalten. Grant hörte sich alles in seinem Büro an und murmelte etwas von einer »guten Adresse für Papiere«. Aber er gab zu, dass er auch keinen echten Ausweg wusste.

»Ludmilla,« sagte er. »Ich weiß zu wenig von dir. Du warst damals in jener Nacht auf einmal da, als mich die beiden Typen fertigmachen wollten. Dann bist du geblieben und hast nie etwas erzählt, und ich habe auch keine Fragen gestellt. Du bist jemand… etwas, was mir angst macht. Aber ich mag dich. Trotzdem: Du kannst dich nicht länger vor dem verstecken, was früher einmal war.«

Er hatte recht. Michael war ein guter Polizist. Er würde jede Lüge über kurz oder lang aufdecken. Auch wenn er mich sicherlich nicht irgendwelcher schwerer Verbrechen verdächtigte, wusste er instinktiv, dass ich etwas zu verbergen hatte, und er war mit seiner Geduld am Ende. Wenn er meine alte menschliche Identität entdeckte, würde es viele sehr unangenehme Fragen geben. Ich musste mein neues Leben schützen. Die Lösung lag auf der Hand. In absehbarer Zeit würde ich für immer von hier verschwinden müssen. Ich war mir zwar sicher, dass Michael mir noch etwas Zeit lassen würde, bevor er Maßnahmen ergriff. Wahrscheinlich hoffte er, dass ich ihn doch noch anrufen würde, um ihm alles zu erzählen, was er wissen wollte. Aber sehr lange konnte ich nicht mehr warten.

Grant forderte mich schließlich auf, hinunter in den Saal zu gehen und zu arbeiten. Das würde mich erst mal ablenken. Er wolle über alles nachdenken.

Ich ging zur Bar und sah mich in dem vollen Raum um. Vor mir saß ein Stammgast mit einer Zigarette im Mund und suchte in seinen Taschen nach einem Feuerzeug. Ich hielt Carl an, der gerade vorbei ging, und bat ihn um eines unserer »Grants Club«-Streichholzbriefchen. Er griff in sein Sakko, reichte es mir und ging wortlos weiter. Ich gab dem Gast Feuer und steckte die Streichhölzer in die Brusttasche meiner Bluse.

Die Nacht war lang, aber schließlich leerte sich der Club nach und nach und es wurde etwas ruhiger. Ich saß mit Linda und Grant an der Bar, als es plötzlich in einer Ecke des Saals laut wurde. Zwei Männer, offensichtlich angetrunken, waren wegen irgend etwas in Streit geraten und fingen an, sich gegenseitig zu beschimpfen.

Grant wollte aufstehen, aber ich kam ihm zuvor. »Ich werde sie schon besänftigen«, sagte ich und ging langsam in Richtung der beiden Streithähne. Aber es war schon zu spät. Einer der beiden zog plötzlich ein Messer und fing an, auf seinen Gegner einzustechen. Ich sprang hin und drosch dem Messerstecher meine Faust gegen das Kinn. Er ging bewusstlos zu Boden. Aber der Mann hatte seinen Gegner trotzdem verletzen können. Das Opfer stand mit weit aufgerissenen Augen vor mir und presste eine Hand auf seinen Unterarm, aus dem unaufhörlich Blut spritzte. Ein dünner Strahl traf mich mitten ins Gesicht. Es war wie ein Keulenschlag. Ich roch, ich schmeckte das frische Blut, und sofort kam der Hunger. Ich hatte lange nicht getrunken, und was sich in letzter Zeit langsam und stetig aufgebaut hatte, kam jetzt mit ungeheurer Intensität. Ich brauchte Blut, und zwar sofort. Zum Glück waren Grant und zwei Kellner zur Stelle und kümmerten sich um den Verletzten. Ich hätte den Mann sonst möglicherweise an Ort und Stelle angefallen. So konnte ich mich in dem allgemeinen Trubel unauffällig zurückziehen und lief hinaus auf die Straße. Heute Nacht würde ich nicht vorsichtig sein. Heute würde ich nicht weit weggehen, um zu trinken. Es musste bald sein. Sehr bald.

Schnell verließ ich die direkte Umgebung des Clubs und stand schließlich ein paar Straßen weiter in einer dunklen Hausecke und wartete. Wen würde mir das Schicksal liefern? Einen betrunkenen Freier? Einen Zuhälter, der gerade vom Abkassieren kam? Eines der zahlreichen Bandenmitglieder? Ich zitterte vor Gier am ganzen Körper. Blut. Ich dachte nur noch an Blut.

Dann endlich hörte ich Schritte. Eilige Schritte. Zwei Personen. Sie bogen um die Ecke. Männer. Kräftig, durchtrainiert. Sie bewegten sich schnell und zielsicher. Vielleicht das Fußvolk irgendeines Paten auf dem Weg zu einem Auftrag. Ich würde sie beide töten müssen. Doch die Gier benebelte meine Sinne, machte mich unvorsichtig. Ich ließ sie nicht nahe genug an mich herankommen, sondern stürzte mich schon aus einiger Entfernung auf sie. So sahen sie mich kommen, registrierten als kampferprobte Männer sofort eine Attacke und gingen umgehend zum Gegenangriff über. Der eine versuchte, mir mit einem wuchtigen Karatetritt den Kehlkopf zu zerquetschen. Ich drehte mich rechtzeitig weg, packte seinen Fuß und rißss den Mann von den Beinen. Aber schon war der andere hinter mir und schlug mir mit aller Kraft ins Genick. Ich taumelte einen Schritt nach vorne, verlor kurz das Gleichgewicht und fiel hin. Der Mann stürzte sich sofort auf mich, aber ehe er mich erreicht hatte, stand ich schon wieder auf den Beinen, sprang auf ihn zu und tötete ihn mit einem gezielten Schlag. Der andere hatte sich wieder aufgerappelt und blickte ungläubig auf seinen Partner, der leblos auf der Erde lag. Ehe er reagieren konnte, stand ich schon hinter ihm, drückte ihn mit meiner überlegenen Kraft zu Boden und fing an, ihn gierig leerzutrinken. Sein Widerstand ließ schnell nach.

Doch noch während ich über ihm kauerte und sein Blut nahm, hörte ich plötzlich Schritte und Gesprächsfetzen. Eine größere Gruppe Menschen näherte sich dem Ort des Geschehens. Es gab nur die Flucht. Ich sprang auf und rannte davon.

Minuten später war ich zu Hause, schloss die Tür hinter mir und kam langsam wieder zur Ruhe. Es war verdammt knapp gewesen. Von zahlreichen Zeugen neben zwei Leichen gesehen zu werden, hätte sehr gefährlich werden können. Schon im Zusammenhang mit dem Tod des jungen Patrick war ja die Rede von einer jungen, dunkelhaarigen Frau gewesen.

Ich ging nicht mehr aus dem Haus und fiel im Morgengrauen schließlich in einen unruhigen Schlaf. Im Traum erschien mir Var. Bleich, groß und machtvoll. Sie sprach nicht, aber allein ihre bloße Gegenwart schüchterte mich ein und ließ mich mein nächtliches Fehlverhalten um so mehr bereuen. Ich fühlte mich wie eine Schülerin, die zum wiederholten Male unter den strengen Blicken ihrer Lehrerin versagt hatte.

Am Nachmittag des folgenden Tages erwachte ich vom Klingeln des Telefons. Es war Grant.

»Ludmilla, wie geht es dir? Wir haben uns Sorgen gemacht wegen gestern. Du bist so plötzlich verschwunden…«

»Kein Problem, Grant«, antwortete ich, bemüht, möglichst ruhig zu klingen. »Ich habe mich ziemlich geärgert, dass ich die Situation falsch eingeschätzt habe. Ich hätte schneller reagieren müssen.«

»Na, du bist gut«, protestierte Grant. »Der Mann ist nur leicht verletzt. Weil du eingeschritten bist. Ich denke, du hast ihm das Leben gerettet. Der Angreifer war ein stadtbekannter, ziemlich gewalttätiger Koksdealer. Die Polizei hat ihn gleich mitgenommen, als er wieder aufgewacht ist. Du hast ihm ein ziemliches Ding verpasst. Er hat einen Kieferbruch. Na ja, wie es so deine Art ist, meine Liebe.«

Ich musste lächeln. Ich empfand auf einmal ein starkes Gefühl der Vertrautheit und sagte: »Danke, dass du angerufen hast. Ich komme gleich vorbei.« Dann legte ich auf, machte mich frisch und ging los in den Club.

Als ich dort ankam, saß Grant mit einem der Musiker in seinem Büro und diskutierte mal wieder über die Höhe der Gagen. Carl war unten im Lager und kümmerte sich um die Anlieferung der Getränke. Grant begrüßte mich überschwänglich und wollte mich gerade um meine Meinung in dem Disput bitten, als es plötzlich an der Tür klopfte.

Grant rief barsch »Herein«. Er erwartete offensichtlich einen der üblichen Lieferanten, der mal wieder mit ihm über neue Preise verhandeln wollte. Aber es war Michael Goldstein, der mit einem seiner Leute das Büro betrat.

Ich registrierte sofort, dass etwas nicht stimmte. Michaels Blick war kalt. Er war offensichtlich dienstlich hier. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Hatte mich doch irgend jemand gesehen und erkannt?

»Guten Abend«. Michael würdigte mich keines Blickes.

»Es tut mir leid«, begann er, »aber heute bin ich nicht als Gast hier, sondern in meiner Funktion als Ermittler der Mordkommission.«

Er schwieg und ließ seine Worte auf uns wirken.

»Als Gast sehe ich Sie lieber, Michael«, antwortete Grant. »Aber selbstverständlich sind wir Ihnen auch beruflich behilflich. Allerdings wüsste ich beim besten Willen nicht, wie wir Ihnen helfen könnten. Die Sache gestern ist doch wohl nichts für Ihre Abteilung.«

»Nein, deshalb bin ich nicht hier«, antwortete Michael. »Der Grund ist, dass wir gestern Nacht ein paar Straßen weiter zwei männliche Leichen gefunden haben. Eine davon nahezu blutleer.«

Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.

»Ja und?« fragte Grant.

»Nun, neben einer der Leichen fanden wir dies hier.«

Michael zog einen versiegelten Plastikbeutel aus der Tasche. Darin befand sich ein Streichholzbriefchen. Deutlich war die Aufschrift »Grants Club« zu lesen. Mir stockte der Atem. In Sekundenbruchteilen war mir klar, was geschehen war. Ich musste bei dem Kampf mit meinen beiden Opfern die Streichhölzer verloren haben, die ich mir von Carl geholt hatte. Die Polizei hatte sie dann offensichtlich bei den Toten gefunden.

»Ich verstehe nicht, Goldstein«, sagte Grant. »Ein Streichholzbriefchen aus meinem Club, nun gut. Davon sind viele in Umlauf. Die sind sehr beliebt. Schließlich sind wir so etwas wie eine Sehenswürdigkeit. Worauf wollen Sie hinaus?«

»Zunächst will ich auf gar nichts hinaus«, antwortete Michael. »Aber es ist die erste Spur in einer Reihe von seltsamen Morden. Und wir müssen einfach allem nachgehen, was uns irgendwie weiterbringen könnte.«

Er hielt kurz inne und warf einen Blick auf das Beweisstück.

»Also, wir haben drei verschiedene Fingerabdrücke auf dem Briefchen gefunden. Zwei davon ziemlich frisch. Und das Seltsame ist: Keiner der drei Abdrücke ist identisch mit denen der beiden Opfer. Es besteht also die Möglichkeit, dass der Mörder die Streichhölzer während der Tat verloren hat.«

»Verstehe ich richtig, was Sie uns sagen wollen, Michael?« fragte Grant.

»Wollen Sie sagen, dass der Täter womöglich heute Abend bei uns im Club war und dann von hier aus losgezogen ist, um zu morden?«

»Vielleicht«, antwortete Michael. »Natürlich kann sie auch jemand zufällig dort verloren haben. Aber ich glaube eigentlich nicht an Zufälle. Wir haben die Fingerabdrücke sofort durch unseren Computer gejagt. Und siehe da, wir sind fündig geworden. Einer der beiden frischen Abdrücke stammt von einem Ihrer Mitarbeiter: Carl Lenkowitz, Ihrem Geschäftsführer. Er ist vorbestraft wegen gefährlicher Körperverletzung und Zuhälterei. Ich würde ihn gern sprechen. Ist er schon da?«

»Aber das heißt doch nichts«, antwortete Grant. »Carls Fingerabdrücke auf einem Streichholzbriefchen aus unserem Club – das ist doch nun wirklich nichts Ungewöhnliches. Warum verdächtigen Sie ihn? Nur weil er vorbestraft ist?«

Michael schüttelte langsam den Kopf. »Ich verdächtige niemanden. Ich will ihn zunächst einfach nur befragen. Vielleicht hat er den oder die Täter gestern Abend bedient. Darf ich jetzt wissen, ob er da ist?«

Er wurde sichtlich ungeduldig.

Grant erzählte ihm, dass Carl unten im Lager sei, und Michael und sein Mitarbeiter gingen zur Tür. Grant blieb kopfschüttelnd sitzen. Bevor er den Raum verließ, sah Michael zu mir herüber. Er lächelte nicht.

Ich spürte eine Mischung aus Zorn und Trauer und nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Ich dachte nur noch an Carl. Er wusste, wem er gestern Nacht Streichhölzer gegeben hatte und wer zur wahrscheinlichen Tatzeit den Club verlassen hatte. Auch meine Fingerabdrücke würden auf dem Briefchen zu finden sein. Alles noch keine Beweise. Aber wenn Carl mich beschuldigen und Michael Nachforschungen anstellen würde, könnte es verdammt eng für mich werden. Ich wusste ja, dass Carl mir schon lange nachspionierte und misstraute.

Langsam stand ich auf und verließ unter einem Vorwand das Büro. Das also war das Ende meines Intermezzos in »Grants Club«. Ich hoffte nur, dass ich noch ohne Probleme verschwinden konnte.

Aber schon bevor ich das Ende der Treppe erreicht hatte, geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Plötzlich ertönte Lärm von unten aus dem Lager. Jemand hämmerte von innen gegen die Tür, und ich sah Carl wie von Furien gehetzt durch den Club rasen. Wenige Sekunden später war er durch die Tür verschwunden.

Ich lief in das Lager im Keller und öffnete die von außen verriegelte Tür. Michael kochte vor Wut. »Verdammt!« schrie er. »Wir haben uns wie Amateure von ihm reinlegen lassen.«

Sein Mitarbeiter rannte hastig die Treppe hoch zu einem Telefon, um seine Kollegen zu benachrichtigen.

»Was ist denn passiert?« fragte ich.

»Der ist Amok gelaufen«, antwortete Michael. »Nachdem wir ihm die Streichhölzer gezeigt und ihm von den Morden erzählt haben, ist er plötzlich kalkweiß geworden, wie ein Verrückter zur Tür gerannt, hat sie zugeknallt und verschlossen. Dabei schrie er ›Sie war es. Sie – und jetzt will sie es mir anhängen‹.«

Ich blieb stumm.

»Keine Ahnung, was das bedeuten soll«, murmelte Michael. »Ich verstehe den Mann nicht. Selbst wenn er was mit den Morden zu tun hat: seine Fingerabdrücke auf diesen Streichhölzern beweisen doch im Grunde gar nichts. Irgend etwas muss ihn zutiefst entsetzt haben. Aber wir werden ihn bald haben. Die Großfahndung dürfte schon laufen. Der kommt nicht weit.«

Dann hielt er inne, sah mich an und sagte. »Hier ist eine Menge faul, Ludmilla. Und du weißt etwas. Rede mit mir, wenn ich dir helfen soll. Und zwar schnell.«

Dann drehte er sich um und ging in Richtung Ausgang.

Ich stand da wie vom Donner gerührt. Jetzt war mir alles klar. Carl hatte mich schon lange verdächtigt, ein Geheimnis zu haben. Aber wer oder besser was ich wirklich war, konnte er nicht ahnen. Aber jetzt nach den Morden und der Sache mit den Streichhölzern musste ihm klargeworden sein, dass ich eine Killerin war.

Mein Entschluss stand fest. Ich musste verschwinden. Linda hatte ihren freien Tag. Ich konnte ihr nicht mal auf Wiedersehen sagen. Ich brachte es auch nicht fertig, Grant noch einmal zu treffen, und verließ heimlich den Club.

In meiner Wohnung packte ich die wichtigsten Sachen in eine Tasche und wollte gerade hinausgehen, als das Telefon klingelte. Es war Carl.

»Hör zu, du mieses Stück!« brüllte er mit gehetzter Stimme. »Ich weiß Bescheid über dich. Ich war in deiner Wohnung. Damals. Erst dachte ich, du bist eine Spinnerin. Aber jetzt ist mir alles klar. Du bist kein Mensch. Aber denke nicht, dass du mir was anhängen kannst. Hör mal, bei wem ich hier zu Hause bin.«

Es raschelte im Hörer. Dann ertönte Lindas gequälte Stimme.

»Ludmilla. Hilf mir. Er ist total durchgedreht.«

Dann schrie sie.

»Ja, deine gute, alte Freundin Linda«, hörte ich Carl wieder.

»Sie hält auch zu dir, wie alle anderen. Du kommst jetzt sofort mit deinem Bullenfreund her, sonst erschieße ich die alte Säuferin. Wir müssen deinem Freund ein paar Dinge über dich erzählen. Wenn ich irgend jemanden außer euch beiden sehe, knallt es. Ist das klar?«

»Ja«, sagte ich. »Ich werde ihn gleich anrufen. Und Carl: wenn Linda etwas passiert, stirbst du. Und wenn es das letzte ist, was ich tue.«

Carl legte wortlos auf.

Ich rief bei Michael im Präsidium an. Zum Glück nahm er sofort ab.

»Michael«, flehte ich. »Du musst sofort zu Lindas Wohnung kommen. Es geht um Leben und Tod. Ich kann dir jetzt nicht mehr sagen. Bitte komm sofort und vor allem allein. Wir treffen uns vor der Einfahrt. Geh nicht allein rein, hörst du? Wenn du mich liebst, tust du, was ich sage.«

Michael zögerte nur kurz. Dann sagte er knapp: »Okay, gib mir die Adresse.«

Zehn Minuten später setzte mich ein Taxi kurz vor Lindas Wohnung ab. Es war bereits dunkel geworden. Linda wohnte in einem Reihenhaus etwas außerhalb. Ich ging das letzte Stück zu Fuß. Mir war klar, was Carl vorhatte. Er wollte mich zwingen, vor Michael die Wahrheit zu sagen. Aber mir blieb keine Wahl. Ich konnte und wollte Linda nicht opfern.

Ich bog um die Ecke und sah Michael am vereinbarten Ort warten. Er sah mich mit sonderbarem Blick an.

»Ich erwarte einige Erklärungen, Ludmilla. Und zwar sofort.«

»Die wirst du bekommen, Michael. Da drinnen liegen die Antworten auf viele deiner Fragen.«

Dann nahm ich ihn bei der Hand und ging mit ihm die Einfahrt hinunter auf das Reihenhaus zu.