XVI.

An dem Morgen nach den Ereignissen in ihrem Gutshof erwachte Irmela einige hundert Meilen weiter mit dem Gefühl, dass etwas Entsetzliches geschehen sein musste. Voller Angst blieb sie im Bett liegen und blickte nicht einmal auf, als Fanny hereinkam.

Diese sah sie an und schüttelte den Kopf. »Ihr habt lange genug geschlafen, Komtesse. Raus aus den Federn! Es ist ein herrlicher Tag.«

Irmela drehte ihr den Kopf zu und sah sie mit Tränen in den Augen an. »Das ist er nicht. Ich fühle es!«

»Ihr solltet Euch ein etwas robusteres Gemüt zulegen. So wie jetzt würdet Ihr jeden Ehemann, den Ihr einmal bekommt, zur Verzweiflung treiben – und mich dazu.«

Fanny schüttete das warme Wasser, das sie mitgebracht hatte, in die Waschschüssel und nahm Lappen und Seife zur Hand.

»Also, was ist? Ich kann Euch schlecht im Bett waschen.«

»Nein, das kannst du nicht.« Irmela überlegte, ob sie so tun sollte, als sei sie krank. Allerdings kannte sie ihre Zofe gut genug, um zu wissen, dass Fanny dann jedes Hausmittel anschleppen würde, das sie selbst, Walburga oder Meinarda kannten, um es ihr erbarmungslos einzuflößen. Da war es doch besser, aufzustehen, sich anzuziehen und sich an einen Ort zu setzen, an dem sie ihren Gedanken freien Lauf lassen konnte. Dabei konnte sie an dem neuen Banner sticken, welches sie für Fabian fertigen wollte. Er hatte zwar noch keine eigene Kompanie, aber wenn er so weitermachte wie bisher, würde er wohl bald zum Hauptmann aufsteigen und Männer in die Schlacht führen.

Irmela hoffte, dass ihre dumpfen Ahnungen nichts mit ihm zu tun hatten. Noch war sie sich nicht sicher, ob sie ihn innig genug liebte, um über seine Fehler hinwegsehen und ihn heiraten zu können. Daher sagte sie sich, sie müsse die Ehe mit ihm wie einen Handel ansehen. Sie bot Fabian Geld und Ansehen für seinen weiteren Aufstieg und er ihr den Schutz vor Helene und anderen Verwandten oder Vormunden, den sie so dringend brauchte. Doch bei der Vorstellung krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, und sie brach in Tränen aus.

Fanny, die sie beobachtet hatte, schüttelte den Kopf. Manchmal konnte sie wirklich nicht verstehen, was ihre junge Herrin bewegte.

Die Feuerbraut
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