Kapitel 39

Frühling

Der junge Mann, mit dem Phoebe tanzte, gefiel Mildred. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, beim Ball der Admiralität, und bereits damals hatte sie gedacht: Was für ein reizendes Gesicht. Wie schade, dass er nicht mit Phoebe tanzt, aber Phoebe ist selbst schuld, wenn sie wie ein Schluck Wasser neben Esther hockt und Löcher in den Tunichtgut Horatio stiert.

Heute stierte Phoebe keine Löcher in Horatio. Mildred hatte ihn und seine skandalöse Frau, die gerade wieder irgendwo verhaftet worden war, eingeladen, weil es ihr Spaß machte, Hector zu brüskieren, aber sie hatte sie nicht am Ehrentisch ihrer Tochter platziert. Immerhin wurde dieser Ball, das prachtvollste Fest, das Mount Othrys’ Geschichte je gesehen hatte, in Phoebes Namen abgehalten. Zu ihrem Tischherrn hatte Mildred daher Philip Lewis, den Sohn des Port Admirals, bestimmt, der eine Traumpartie war. Seine Mutter Maria, die Giftnatter von Portsmouth, hätte der Zorn über eine solche Verbindung vermutlich ins Grab gebracht. Dass aber Phoebe sich weniger für Philip als für dessen Regimentskameraden interessierte, konnte Mildred ihr nicht verdenken.

Ich in ihrem Alter hätte dasselbe getan.

Es war lange her, unendlich lange, dass Mildred sich zuletzt so gelöst, ja geradezu beschwingt gefühlt hatte. Sie hatte keine gute Woche hinter sich. Zum ersten Mal in der Geschichte des Hotels war die Zahl der Buchungen zurückgegangen, und zum ersten Mal hatte sie so kurz vor Saisonbeginn noch freie Zimmer anzubieten. Woran es lag, ließ sich nicht erklären, und das war das Schlimmste. »Vielleicht müssen Sie mit den Preisen nachgeben«, hatte Max gesagt, der inzwischen zu so etwas wie einem Vertrauten avanciert war. »Weniger Luxus, mehr Standard. Wer sich die oberste Preisklasse leisten kann, denkt heutzutage an regenfreie Ferien im Süden.«

Mount Othrys ohne Luxus? Nicht im Traum hätte Mildred daran gedacht, und heute Abend war sie froh darüber. Mount Othrys war Luxus pur, war die selige Verschwendung, die sorgenfrei und gedankenlos machte. Ihr Ballsaal war ein Sinnbild nie endenden Überflusses, wie ihn die Menschen im Reich der Königin Victoria genossen. Das war es, was ihre Gäste unter ihr Dach lockte, und es würde sie auch in diesem Jahr locken. Vermutlich trafen die letzten Buchungen einfach mit ein wenig Verspätung ein.

Mildreds Sorgen verschwammen im Rot ihres Weins. Dank ihres Beraters hatte sie einen exzellenten Tropfen aus der Vulkanerde Siziliens aufgetan. Sonne schien darin gefangen, eine Sonne, von der sie geträumt und die sie fast völlig vergessen hatte. Vor den Fenstern ihres Ballsaals fiel Regen, aber das Feuer des Weins vertrieb ihn. Die Musik tat ein Übriges. Sie war langsamer geworden, lasziver, gab den Tänzern mehr Zeit, beieinander zu verharren, verbotenes Streifen von Gliedern zu spüren, sich in eine Drehung zu legen, wie um sich vereint zu Boden zu werfen. Etwas Verruchtes haftete dieser Art zu tanzen an. Mildred war dreiundvierzig Jahre alt und hatte heiratsfähige Töchter, aber etwas in ihr mochte sich in diese Rolle nicht fügen.

Habe ich vielleicht genug getanzt, habe ich genug geliebt, bin ich genug geliebt worden?

Sie sah ihre Tochter, die heute das weiße Kleid einer Debütantin trug und im Arm des bezaubernden Sergeanten vorbeischwebte. Auf ihren Wangen blühten Flecken hektischer Röte, die man von fern jedoch als Rosenwangen deuten konnte. Ihr schlanker, fast zierlicher Tänzer mit den hellen Locken war eine Augenweide. Er wertete sie auf. Männer wie Frauen drehten sich nach ihnen um.

Also war die Horatio-Krise überstanden, und das, nachdem Mildred befürchtet hatte, sie müsse einen Arzt hinzuziehen, weil das Mädchen vor ihren Augen verfiel. Mildred genoss ihren Wein und schloss halb die Augen. Gut gemacht, meine Phoebe, meine titanische Sonnengöttin. Habe ich es dir nicht versprochen? Zur Belohnung kaufe ich dir alles, was du dir wünschst.

Mildreds Blick glitt zur Seite. Neben ihr saß der Mann, um den sie gekämpft hatte, bis sie wie ausgeblutet am Boden lag. Die Idee, sie zum Tanz zu bitten, kam ihm nicht. Die Idee, sein Glas zu erheben und ihr zuzuprosten, gar ein paar preisende Worte auf die Herrin seines Hauses zu sprechen, kam ihm erst recht nicht. Er sah sie nicht einmal an und nahm daher auch nicht wahr, dass sie ihn ansah. Ach, Hyperion. Was hätten wir besitzen können? Noch einmal verspürte sie den alten Drang, die Hand auszustrecken und ihn zu berühren. War es nicht ihr Recht? Hatte sie sich nicht diesen Mann für den höchsten Preis erkauft, damit er ihr gehörte? Aber der Drang war schon so abgenutzt, dass es ihr leichtfiel, ihm standzuhalten und die Hand zurückzuziehen.

Ihre Tochter würde mehr Glück haben. Der junge Mann, der jetzt schon den dritten Tanz mit ihr begann, wirkte in seiner Uniform schneidiger und entschlossener, als Hyperion je gewesen war. Da er mit dem jungen Lewis befreundet war, stammte er zweifellos aus guter Familie und würde, sobald er an die Gründung einer Familie dachte, sein Patent erwerben. Als Infanterieoffizier der Marine hatte er in diesen Tagen, in denen das Empire durch leicht gewonnene Feldzüge dem Globus seinen Stempel aufdrückte, schier unbegrenzte Aufstiegsmöglichkeiten. Wer weiß, vielleicht wurde er eines Tages Port Admiral, und ihre Phoebe säße auf dem hohen Ross, von dem Maria Lewis bis dahin gestürzt wäre. Dann wird alle Welt sehen, wie glücklich sie ist. Als der Tanz zu Ende war, konnte Mildred nicht länger an sich halten und lief quer über die Tanzfläche zu dem strahlenden Paar.

»Phoebe, mein Zuckertäubchen!«, rief sie. »Wie hübsch du aussiehst! Und wir, mein Herr, sind einander wohl noch nicht vorgestellt worden …«

»Andernfalls würde ich mich erinnern. Ich mag meinen eigenen Namen vergessen, aber niemals eine schöne Frau.« Der junge Mann sandte ihr ein hinreißendes Lächeln und verbeugte sich. »Sie gestatten? Sergeant Granville Redknapp, Portsmouth Division der königlichen Marine.«

»Sehr erfreut. Ich bin Mildred Weaver, Phoebes Mutter.«

Er hatte helle Augen. Nicht grau wie Hyperions, sondern wasserblau. Sein Blick flirtete mit ihrem, dass es in ihren Eingeweiden kribbelte. »Natürlich wusste ich, wer Sie sind. Wer würde die Königin von Mount Othrys nicht kennen?«

Wenn ich erst König bin, dilly dilly, wirst du meine Königin.

»Darf ich die beiden Damen auf ein Gläschen Champagner an die Bar bitten?« Charmant und mit tiefem Blick in ihre Augen bot er Mildred seinen Arm. Warum, durchfuhr es sie, warum konnte Hyperion nicht einen Tag lang so mit mir sein? Für einen Herzschlag gab sie sich hin, dann zwang sie sich zu Beherrschung und einem mütterlichen Lächeln. »O nein, mein lieber Sergeant. Wo die Jugend sich vergnügt, kann das Alter nichts anderes sein als ein Störenfried.«

»Das Alter vielleicht, aber nicht Sie, Mrs Weaver.«

Sein Blick unter goldenen Wimpern ließ den ihren nicht los. Sie faltete ihren Fächer und schlug ihm weich auf die Wange. »Jetzt ist es genug, Sie Charmeur. Vernachlässigen Sie über der Mutter die Tochter nicht.« Aufmunternd lächelte sie Phoebe zu und beschwor sie zugleich: Lass dir um Himmels willen dieses Juwel nicht entgehen. Halt ihn nur fest, für den Rest sorge ich. Dann wirbelte sie auf dem Absatz herum und ging, um Erkundigungen über Sergeant Granville Redknapp einzuziehen. Schon jetzt war sie sicher, dass sie zu ihrer Zufriedenheit ausfallen würden.


»Ist dein Vater daheim, Charles?«

Kaum merklich schüttelte der Junge den Kopf. Er hatte ihr einen Brief mitgebracht, den sein Lehrer geschrieben hatte. Den zog er jetzt, da er merkte, dass sie kein Interesse daran zeigte, verlegen wieder weg. Sofort schmerzte Sukie das Herz. Einen besseren Sohn als Charles hätte keine Mutter, nicht einmal die Königin, sich wünschen können. Dass sie ihn missachtete, hatte er wahrlich nicht verdient.

»Soll ich gehen und den Vater suchen?«, fragte er.

Jetzt war es an Sukie, den Kopf zu schütteln, was nahezu all ihre Kraft kostete. »Er wird eben zu arbeiten haben. Und ich habe ja dich bei mir. Sag, was steht in diesem Brief, was schreibt dein Lehrer?«

Charles schluckte. »Er empfiehlt mich zum Studium«, antwortete er mit gepresster Stimme. »Zur Universität. Ich hab das Zeug dazu, sagt er.«

Um höher zu schlagen, war Sukies Herz bereits zu schwach. Die ewigen Schmerzen, das Würgen, Erbrechen und Gallespucken hatten sie von innen ausgehöhlt. Zitternd tastete ihre Hand über die Bettdecke und umfasste das Gelenk des Sohnes. »Charles«, flüsterte sie, »mein kleiner Charles.« Spürte er, welche Freude er ihr bereitet hatte, obgleich ihrer Freude alle Kraft fehlte? Sie war ein dummes Mädchen gewesen, das wenig nachgedacht und sein Leben verpfuscht hatte, aber sie hatte dieses eine richtig gemacht. Sie hatte einen wundervollen Sohn geboren und ihn mit aller Hingabe aufgezogen. Dass sein Vater ihn höchstens als Beschützer für seine angebetete Hedwig wahrnahm, dass ihm der Makel der unehelichen Geburt anhaftete und der Vater ihm nach den neuen Gesetzen nicht einmal ein Erbteil zahlen musste, all das hatte Sukie nicht von ihm nehmen können. Aber sie war ihm eine gute Mutter gewesen, und jeder Tag mit dem Sohn hatte sie dafür belohnt.

Das ihre war ein trauriges, kleines Leben voll vergeblicher Liebe gewesen, und doch hätte sie es um Charles’ willen gegen kein anderes getauscht. Sie drückte sein Gelenk. Siebzehn Jahre lang hatte sie ihn wachsen sehen dürfen, und bevor sie starb, schenkte er ihr noch diesen letzten Triumph. Messerscharf fuhr ihr die Erkenntnis in den ausgebrannten Leib: Sie durfte nicht sterben! Nicht ehe sie Victor gesagt hatte, dass er ihr dieses schuldig war, dass er diese Vaterpflicht erfüllen und den Jungen auf die Universität schicken musste. Sie krümmte sich und schlang die Arme um den Leib. Der Schmerz war überwältigend. Kein Tier hätte man auf solche Weise leiden lassen, nur beim Menschen hielt man eisern daran fest, dass jeder elende Rest von Leben unantastbar sei. »Charles«, flüsterte Sukie unter Qualen, »du musst mir doch den Vater suchen. Und schnell!«

Durch die Schleier, die der Schmerz ihr vor die Augen trieb, sah Sukie ihren Jungen zögern. Etwas in ihr selbst zögerte, wollte noch einmal die Hand ausstrecken und ihn festhalten. Wenn sie ihn jetzt fortschickte, mochte sie ohne ihn sterben, die letzte Möglichkeit vergeuden, ihn bei sich zu spüren, wie sie ihn als Kind gespürt hatte, wie sie ihn zu sich in ihr Bett geholt hatte, sooft die Einsamkeit unerträglich wurde. Hielt sie ihn fest, so konnte sie noch einmal, wenn auch nur im Geist, ihre kleinen Lieder mit ihm singen, noch einmal Kosenamen in sein Ohr wispern, ihm noch einmal sagen: Mein Söhnchen, mein Sonnenschein, ich hab dich so lieb.

»Ich mag dich nicht allein lassen, Mutter«, stammelte ihr Sohn, der so selten widersprach. »Es geht dir doch nicht gut.«

»Es geht mir schon besser«, krächzte Sukie. Sie musste ihn doch schicken! Er musste doch die Chance bekommen, ein studierter Mann zu werden und sein Glück zu finden. »Ich glaube, ich will ein wenig schlafen. Du hol mir den Vater. Bis bald, Charles.«

»Bis bald, Mutter.«

Noch einen zweifelnden Blick warf er ihr zu, dann ging er mit schleppenden Schritten. Als hätte ihr Leib sich mit letzter Not zusammengerissen, bis die Tür hinter ihrem Sohn ins Schloss fiel, brachen gleich darauf die Krämpfe wieder los. Als würden Sprengkörper in ihren Eingeweiden explodieren und sie in Fetzen reißen. Sukie wollte sich zur Kugel rollen, den Kopf in ihren Armen bergen, bis die Raserei des Schmerzes vorüber war, doch nicht einmal dazu besaß sie noch Stärke. Mit einem röchelnden Laut rann etwas aus ihrem Mund. Blut und Speichel. Dann sah sie nichts mehr, schmeckte auch nicht das Metall des Blutes, hörte es aber in ihren Ohren rauschen und spürte, wie ihr der Kopf ins Kissen sackte. Als würde er nicht mehr zu ihr gehören. Als wäre er nicht mehr von Nutzen.


Esther saß unendlich gern in dem kleinen Garten bei Lydia und Horatio und schwatzte über Gott und die Welt. So oft wie möglich ging sie nach der Arbeit dort vorbei, wenn Lydia aus der Schule kam. Nora gesellte sich still hinzu. Oft war auch Rebecca da, Lydias Jura studierende Kampfgenossin, die Esther auf der Hochzeit kennengelernt hatte. Lydias Mutter stellte ihnen einen Krug Limonade hin, und wenn Horatio aus Southampton kam, mixte er für alle ein Getränk mit Gin, frischen Erdbeeren und Gurkenscheiben, das köstlich schmeckte. Lydias zusammengewürfelter Haushalt war gewiss nicht einfach zu führen, häufig gerieten die aufbrausenden Temperamente aneinander, und doch hatte Esther nie ein Familienleben erfahren, das sie als harmonischer empfand.

Es wurde viel geredet in dem Haus hinter den Kastanien, erörtert, gestritten und gelacht. Esther würde die Abende bei der duftenden Magnolie vermissen. Weil Phoebe und Chastity so sehr gebettelt hatten, hatte sie ihre Abreise noch einmal verschoben, doch für Ende Juni endgültig eine Passage angezahlt. Jetzt war schon Mai. Sie hatte einen Überseekoffer gekauft und begonnen ihre Habseligkeiten auszusortieren und Fehlendes zu besorgen. Praktische Kleidung brauchte sie. Die von Mildred angeschafften Kleider taugten weder für die Reise noch für das Leben als Studentin. Esther wollte sie unter ihren Schwestern verteilen, aber Georgia winkte ab: »Wie viel von mir soll denn in die Wespentaille passen, Libellchen? Ein Arm?« Letzten Endes gab sie alle Kleider Phoebe, denn Chastity wären sie zu groß gewesen, aber Mildred warf sie aus Phoebes Schrank wieder hinaus und wetterte, ihre Tochter habe keine abgelegten Lumpen nötig.

An diesem Abend überreichte Lydia ihr ein aus grauer Wolle gefertigtes Kleidungsstück mit an den Ellbogen aufgenähten Lederflicken. Es sei einer von Horatios Jerseypullovern, erklärte sie, er werde Esther in der Kälte Kanadas warm halten. Horatio und Lydia trugen häufig Kleidung, die Esther nirgendwo zuvor gesehen hatte. So saß Lydia in einem von Horatios Hemden ohne Kragen und in seiner burgunderroten Weste da, und Horatio hatte sich einen Rock mit seidenen Revers machen lassen, dem die Schöße fehlten und der bequem und aufreizend zugleich wirkte. Man sah diesen beiden und ihrem Kreis an, dass sie Menschen eines neuen Zeitalters waren. Esther wollte werden wie sie. Unter Gelächter ließ sie sich von Rebecca in den Pullover helfen.

Als es dunkel wurde, rollte Horatio eine fast mannshohe, wie eine Konserve geformte Maschine in den Garten, befestigte einen Scheinwerfer, wie er im Krieg benutzt wurde, daran und setzte das Gerät, das leise schnarrte, in Betrieb. Im Nu war der kleine Hof überflutet von Licht. Die Versammelten johlten und klatschten, nur Lydias Mutter zeterte: »Nimm sofort dieses Ding weg, oder glaubst du, ich will in deinem Höllenfeuer aufgehen?«

Horatio lachte. »Solche Generatoren können wir im Prinzip schon seit fünfzig Jahren bauen. Und wenn wir es nicht bald im großen Stil tun, statt uns weiter über Formalitäten zu streiten, laufen die Amerikaner und die Deutschen uns damit davon.«

»Besser als dass einer wie du uns ganz Portsmouth in Brand setzt«, schimpfte die Mutter, und an ihrem Ton erkannte Esther, dass sie ihr Herz für Horatio entdeckt hatte, all ihrem Sträuben zum Trotz.

Horatio schaltete den Generator ab und rollte ihn wieder nach drinnen. Als er zurückkam, setzte er sich auf Lydias Armlehne, schlug ein langes Bein über das andere und spielte mit ihrem Haar. Lydia schob den Arm unter seinen Rock ohne Schöße und strich über seinen Rücken. War es das, was die Mutter sich so sehnlichst für Phoebe wünschte? Wenn es das war, dann wünschte Esther es ihr ebenso.

»Welch tiefer Seufzer«, sagte Rebecca. »Woran hast du denn dabei gedacht, an dein Kanada?«

Esther lachte. »Nein, an meine Schwester, um ehrlich zu sein.«

Horatio merkte auf und hob den Kopf, und Lydia merkte im selben Moment auf und hob ebenfalls den Kopf. »Phoebe?«, fragten beide wie aus einem Mund.

»Ja, Phoebe«, erwiderte Esther verwirrt. »Ist etwas nicht in Ordnung?«

Lydia und Horatio sahen erst einander und dann wieder Esther an. »Wir wollten ohnehin mit dir darüber sprechen«, begann Lydia drucksend. »Über diesen Sergeanten, mit dem Phoebe herumzieht. Horatio mag ihn nicht.«

»Warum nicht?«, mischte sich Rebecca ein. »Vielleicht, weil er nicht nur mit Esthers Schwester herumzieht? Wer im Glashaus sitzt, wirft besser nicht mit Steinen, dachte ich.«

Manchmal fand Esther, Lydia solle ihrer Freundin verbieten, so mit ihrem Mann zu sprechen. Horatio hatte schließlich bewiesen, dass seine wüsten Tage hinter ihm lagen, aber Lydia verbot Rebecca nichts, und Horatio gab sich nie gekränkt. »Wer im Glashaus sitzt, versteht sich auf Scherben«, erwiderte er ruhig. »Die Damen, mit denen Granville Redknapp womöglich herumzieht, sind das kleinste Problem. Ein weit größeres sind die Herren.«

»Was für Herren?«

»Er hat Spielschulden«, sagte Lydia.

»Haben nicht alle Soldaten welche?«, versetzte Rebecca. »Wenn ihr mich fragt, sollen die sich lieber gegenseitig das Geld aus der Tasche ziehen, als Frauen nachzustellen.«

»Das sieht von uns niemand anders«, stimmte Horatio zu. »Nur stellt Redknapp eben Esthers Schwester nach. Wenn zudem alle Soldaten Schulden in solcher Höhe haben, erklären wir besser die Armee für bankrott.«

Esther fühlte ein Grollen in der Magengegend. Dass sie selbst Sergeant Redknapp nicht sonderlich anziehend fand, war ihr zweitrangig erschienen – sie hatte ihn mit offenen Armen empfangen, weil die arme Phoebe endlich wieder aufblühte. An seiner Seite wirkte sie geradezu hektisch entschlossen, sich ins Leben zu stürzen – alles andere als bedrückt und teilnahmslos wie in den Wochen des Winters. Einmal war sie nach einem Tanztee in der Garnison geradezu berauscht erschienen. »Geht es dir gut, Grillchen?«, hatte Georgia gefragt, und aus Phoebe war es herausgesprudelt: »Und wie gut es mir geht, Borkenkäfer! Mutter freut sich so – jetzt sieht sie doch endlich, dass ich glücklich bin!«

Mildreds Freude war nicht zu übersehen. Was sie Phoebe in Sergeant Redknapps Gesellschaft gestattete, verblüffte Esther. Zwar schickte sie der Form halber eine der Schwestern mit, wenn Phoebe mit ihrem Galan unterwegs war, doch das war alles, was sie für die Sittsamkeit der Tochter tat. Jedes Mal, wenn Esther die beiden begleitet hatte, hatten sie sich ihrer über kurz oder lang entledigt. Zuweilen fragte sich Esther, ob sie die Schwester deswegen zur Rede stellen sollte, doch dazu durchringen konnte sie sich nie. Phoebe war offensichtlich verliebt und Sergeant Redknapp ein höchst charmanter Mann. Weshalb sollte sie ihrer Schwester ihr Glück missgönnen?

Rebecca nahm inzwischen von neuem Horatio aufs Korn. »Mir ist noch immer nicht klar, was dieser Redknapp tut, das andere nicht tun. Du zum Beispiel. Sollte nicht eine Krähe der anderen kein Auge aushacken?«

»Horatio spielt nicht, Becky«, sagte Nora.

Rebecca zuckte mit den Schultern. »Vielleicht nicht mit Würfeln oder Karten.«

»Wenn Redknapp vorhat, um Phoebes willen sein Leben zu ändern, bin ich der Letzte, der ihm etwas aushackt«, sagte Horatio. »Im Augenblick hat es jedoch eher den Anschein, als täte er, was immer er vorhat, um Mount Othrys’ willen. Jedenfalls ist er bestens darüber informiert, dass Esther nach Kanada geht und dass sowohl Georgia als auch Chastity kein Erbrecht besitzen.«

»Wie bitte?« Esther sprang auf. »Ich weiß, Georgia ist nicht ehelich geboren, aber weshalb soll denn Chastity kein Erbrecht besitzen? Und was will Sergeant Redknapp mit Mount Othrys?« Im selben Atemzug wurde ihr klar, wie töricht ihre zweite Frage klang. Von Männern, die Frauen um ihres Erbes willen heiraten wollten, hörte man an jeder Straßenecke.

»Ich weiß es nicht.« Horatio wandte sich ihr zu. »Ich denke nur, wir haben besser ein Auge darauf, wenn wir nicht wollen, dass Phoebe zu Schaden kommt. Ich hatte schon angeboten, mir den Menschen zur Brust zu nehmen, aber Lydia meint, ich soll mich nicht aufspielen wie ein Pascha, der seinen Harem bewacht.«

»Damit hat Lydia ganz recht«, bemerkte Rebecca spitz. »Du hast mit deiner eigenen Besserung genug zu tun, ohne dass du uns Frauen ins Handwerk pfuschst.«

Lydia sollte es ihr nicht erlauben, dachte Esther. Sie wusste, es war nicht halb so grob gemeint, wie es ausgesprochen wurde, aber es klang wie ein Peitschenhieb, und wenn Horatios Stolz irgendwann gegen die Hiebe aufbegehrte, konnte man ihm keinen Vorwurf daraus machen. Im Augenblick aber sah er nicht aus, als wollte er aufbegehren, sondern streichelte Lydia, deren Kopf an seiner Schulter lehnte.

»Vielleicht sprichst du einmal mit Phoebe, Esther«, sagte Lydia friedfertig. »Wir wollen keine Gerüchte in die Welt setzen, aber ich gebe zu, mir ist der Mann so angenehm wie ein Tiegel Wagenschmiere. Mir wäre wohler, wenn wir Phoebe wenigstens gewarnt hätten.«

Esther wollte noch fragen, was denn Horatio und Lydia genau gegen Sergeant Redknapp vorzubringen hatten, und auch, was es mit Chastity und ihrem Erbrecht auf sich hatte. Gleich darauf geschah jedoch etwas, das allen Gesprächen darüber den Faden abschnitt. Den Abend über hatte Esther keinen Anlass gesehen, sich Sorgen um Nora zu machen. Im Gegenteil. Sie schien sich mit Rebecca angefreundet zu haben und beteiligte sich sogar ab und an am Gespräch. Jetzt aber begann sie auf einmal am ganzen Leib zu schlottern und mit den Zähnen zu klappern. »Dir ist kalt«, bemerkte Rebecca. »Ich hole dir eine Decke.«

»Nein, lass nur«, erwiderte Nora, und ihre Stimme klang nicht klar. »Das kann ich doch selbst tun.« Mit einem Lächeln erhob sie sich und schwankte drei Schritte in Richtung Haus. Dann warf sie die Arme um den Leib, krümmte sich und brach zusammen. Mit einem Satz waren Horatio und Rebecca bei ihr, fielen auf die Knie und beugten sich über sie.

»Ein Arzt!«, rief Esther, drängte sich zwischen sie und tastete nach Noras Puls, der so schwach war, dass sie Mühe hatte, ihn zu finden. Sie war nicht völlig bewusstlos, bewegte krampfend die Kiefer, schien jedoch nichts, was Esther zu ihr sagte, zu hören. Obwohl ihre Haut eiskalt war, brach ihr der Schweiß aus den Poren. »Wir müssen aus dem Spital einen Arzt holen.«

Horatio sollte gehen, er besaß ein Pferd und ritt wie ein Berserker. Er aber weigerte sich stur wie ein Kind, seine Schwester zu verlassen, bis Lydia ihn bei den Schultern packte und schüttelte. »Komm doch zu Verstand! So hilfst du ihr nicht!« Er wirkte wie in Trance, doch indem sie ihn nicht losließ, gelang es ihr, ihn zu sich zu bringen. Endlich rannte er los, zäumte das Pferd nur auf und ritt ohne Sattel in die Nacht.

Rebecca, die fieberhaft über Noras blutleeres Gesicht strich, blickte auf. »Was war los?«, fragte sie mit bebender Stimme. »In dem verfluchten Haus, in dem dieses Mädchen aufgezogen wurde – was zur Hölle war da los?«

Esther fiel nichts ein, als hilflos mit den Schultern zu zucken. »Genau weiß ich es auch nicht, keine von uns war gern dort. Onkel Hector war wohl mit seinen Kindern ungewöhnlich streng …«

»Nein«, sagte Lydia, »das ist keine Strenge. Eltern, die zu ihren Kindern streng sind, versuchen sie zu lebensfähigen Menschen zu erziehen, aber Hector Weaver hat versucht die Lebensfähigkeit in seinen Kindern zu zerbrechen. Er hat Horatio nicht erzogen, Esther, er hat ihn misshandelt, und ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen möchte, was er mit Nora gemacht hat.«

Ich auch nicht, durchfuhr es Esther, die die Hand ihrer Base drückte. Sie hatte ihr den Kragen geöffnet und ihr den Kopf auf Horatios Jerseypullover gelagert. Mehr konnte sie nicht für sie tun. Nur beten, dass ihr Vater es konnte. Und dass er bald kam.

»Ich will es wissen«, sagte Rebecca.

»Dann wirst du Nora fragen müssen, nicht uns«, entgegnete Lydia. »So wie ich Horatio gefragt habe.«

Esther war zu verängstigt, um sich über diese Gesprächsfetzen zu wundern. Sie gingen ihr erst später im Kopf herum, lange nachdem ihr Vater und Will Ackroyd gekommen waren und sie Nora ins Haus geschafft hatten, wo ihr Vater versuchte, ihr in Wasser gelösten Zucker einzuflößen. »Was hat sie?«, fragte Esther, als ihr Vater sich und Nora eine Atempause gönnte. »Einen Schock?«

Nicht ohne Erstaunen blickte er auf und nickte. »Das Problem ist, dass wir sehr vieles Schock nennen, von dem wir in Wahrheit nicht wissen, was es bewirkt.«

»Und weißt du, was den Schock bei Nora bewirkt hat?«

»Ich kann es nur vermuten«, erwiderte ihr Vater. »Meiner Ansicht nach leidet Noras Körper an lebensbedrohlicher Unterzuckerung. Ich kann hier nichts mehr für sie tun. Sie hat das Bewusstsein verloren, und wenn ich weiter versuche, ihr noch etwas einzuflößen, erstickt sie.«

»Du musst es ihr injizieren! Sonst stirbt sie doch!«

Noch einmal nickte er mit einer Art Erstaunen. »Ich muss sie ins Spital schaffen. Sag Horatio, er soll sie hinunter zum Wagen tragen.«

Sie fuhren alle mit ins Spital. Auf stickigen, überfüllten Gängen warteten sie, bis in der ersten grauen Morgenstunde Will Ackroyd sie wissen ließ, dass Nora auf die Glykose-Injektion reagierte und überleben würde. »Sie ist sehr schwach und sollte jetzt nicht transportiert werden. Aber wenn sich ihr Zustand stabilisiert hat, kann sie nach Hause.« Er wandte sich an Horatio. »Ihre Schwester ist schwerkrank. Wenn sie nicht in Behandlung kommt, bringt der nächste Schock dieser Art sie um.«

»Meine Mutter ist mit ihr von Arzt zu Arzt gelaufen«, fuhr Horatio auf. »Es ist nie etwas dabei herausgekommen, immer hieß es, mit Nora stehe alles zum Besten, sie müsse nur gezwungen werden, ordentlich zu essen.«

»Ich hoffe, niemand hat sie gezwungen«, bemerkte Ackroyd.

Horatio senkte den Kopf und schwieg.

»Sie müssen mit mir sprechen«, sagte Ackroyd. »Kein Arzt kann Ihrer Schwester helfen, wenn er nicht weiß, was ihr zugestoßen ist.«

»Doch«, erwiderte Horatio hart, die Augen zu Schlitzen verengt. »Wir haben sie gezwungen. Wir haben das ganze Zeug genommen, fette weiße Fischleiber, gepökelte Zunge, in Sahne triefende Kuchen, und es ihr in den Mund gestopft, bis sie es wieder erbrochen hat. Wir haben sie mit dem Kopf in das Erbrochene gedrückt. Und liegen lassen.«

Lydia ging zu ihm. »Nicht du«, sagte sie und schob ihm den Arm unter den Rock ohne Schöße. »Nicht du hast deiner Schwester das angetan. Auch wenn dein Vater dich gezwungen hat, dabei zuzusehen.«

Ackroyd sandte ihr ein dankbares Lächeln. »Ich weiß, man hört so etwas nicht gern«, begann er. »Aber Sie sollten mit Ihrer Schwester einen Spezialisten aufsuchen. Sie braucht dringend kundige Hilfe.«

»Einen Spezialisten?«, bellte Horatio. »Was meinen Sie damit? Einen Irrenarzt? Einen dieser Psychiker, die Kranken die Seele aus dem Leib peitschen, sie auf Drehstühlen zu Tode kurbeln oder in Zwangsjacken ersticken?«

»Scht«, machte Lydia und streichelte seinen Rücken. »Lass den Doktor ausreden, ja? Nora lebt jetzt bei uns, und wir werden niemandem erlauben, sie zu quälen. Meiner Mutter sage ich, dass es in unserem Haus keinen Weißfisch, keine Pökelzunge und keinen Kuchen in Sahne mehr gibt.«

Noch einmal lächelte Ackroyd ihr dankbar zu. »Ich weiß, die Psychiatrie hat einen schlimmen Ruf, und die meisten Anstalten haben ihn mehr als verdient«, sagte er. »Aber Sie sollen doch Ihre Schwester in gar keine Anstalt einweisen lassen. Sie ist nirgendwo so gut aufgehoben wie unter Menschen, die sie lieben. Ich würde Ihnen lediglich jemanden empfehlen, der nach modernen sozialpsychiatrischen Gesichtspunkten praktiziert und sich mit dem Leiden Ihrer Schwester auskennt.«

»Was ist es?«, fragte Horatio tonlos.

»Die Psychiater nennen es nervöse Anorexie«, antwortete Ackroyd. »Die Sucht, den eigenen Körper auszuhungern bis zur Unsichtbarkeit. Die Erscheinung ist bereits seit dem Altertum bekannt, aber dennoch wagt kaum ein Arzt, sich damit zu befassen.«

»Ist es heilbar?«

Ackroyd verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln und nickte ihm zu. »Wenn ein Mensch von so viel Liebe umgeben ist wie Ihre Schwester, lassen sich die Schmerzen, die zu diesem Leiden führen, lindern.«

Esther sah die Bewegung, die durch Horatios Körper stob und ein Zeichen von Erlösung war. Nora würde Hilfe bekommen. Sie würde aus dem Alptraum, in dem sie gefangen war, eines Tages befreit werden. Übernächtigt, wie sie waren, gerieten sie alle in ein Hochgefühl, das anhielt, bis sie Nora abholen und nach Hause bringen durften. Zum Sprechen war sie noch zu schwach, doch ihr wie geschrumpftes Gesicht schien entspannt. Rebecca weinte vor Freude. Esther glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie Horatio, der Nora trug, beim Arm nahm und ihn flüchtig an sich drückte.

Es war ein Tag von Wundern und Zeichen. Ihr Vater kam hinunter, um sich von ihr zu verabschieden. »Ich hätte mich um Nora kümmern müssen, nicht wahr?«, fragte er, erwartete aber keine Antwort. »Du warst gut gestern Nacht. Besonnen. Vielleicht tust du ja recht daran, dieses Studium in Kanada zu verfolgen.«

Vermutlich wäre dies der Augenblick gewesen, ihm zu sagen, dass er sich um Phoebe kümmern musste, dem Verdacht gegen Redknapp nachgehen und mit Mildred reden. Aber das, was er als Letztes gesagt hatte, tat Esther so wohl, dass sie darüber Phoebe und Redknapp und sämtliche Sorgen vergaß. Sie wollte mit ihren Freunden heimfahren, sich schlafen legen und von einer seligen Zukunft als Ärztin träumen. Vielleicht sogar als Psychiaterin. In einer neuen Welt, in der jede Krankheit des Körpers und jedes Leid der Seele geheilt werden konnten.

Die Mondrose
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