Kapitel 26
Portsmouth, Januar 1868
Hyperion schlug den Mantelkragen bis an die Wangen hoch, doch das hielt Kälte und Nässe nicht ab. Es gab wenig Schnee in diesem Winter, dafür umso mehr Regen und Wind, Tage, die nicht hell wurden, sondern von grauer Düsternis in schwarze Düsternis hinüberstarben. Bei jedem Schritt sank er bis zu den Knöcheln in schlammigen Grund. Hier draußen, hinter den Mauern der Garnisonsstadt, wo die letzten verstreuten Häuser sich verloren, verriet das sumpfige Land noch, dass Portsmouth eine ins Meer hineingebaute Stadt war und dass man einst durch Furten hatte waten müssen, um sie zu erreichen.
Ein einzelnes schwaches Licht glomm durch Schwärze, ein wenig Feuerschein, der durch ein Fenster fiel, ohne Wärme zu versprechen. Das Gasthaus, das in vergangenen Jahrhunderten Durchreisenden Obdach geboten hatte, diente jetzt dunkleren Zwecken, doch für Hyperions Vorhaben war der Ort geeignet wie kein zweiter. In diese Gegend, nach Sudewede, wo Schmuggler, Huren und Ganoven hausten, würde Mildred sich im Leben nicht verirren, so wie sie niemals nach Whitechapel fahren würde.
Wo er sich die Schuhe verdorben hatte, würde sie ihn allerdings fragen, nagelneue Halbstiefel aus weichem Leder, die sie ihm gekauft hatte, weil er so abgerissen, wie er herumlief, die ganze Familie blamierte. Sie würde außer sich sein. Wenn sie ihn ausschimpfte, hatte er zuweilen das Gefühl, in seine Kindheit zurückzusinken und vor seiner Großmutter zu stehen, die ihn zusammenstauchte, weil ihm dieses oder jenes missglückt war. Nur hatte die Großmutter stets darauf geachtet, bei der Abstrafung mit ihm allein zu sein, während es Mildred einerlei war, ob die drei kleinen Mädchen dabei waren.
Es gibt noch einen Unterschied, dachte Hyperion. Damals tat es mir weh, weil ich mir so sehr wünschte, alles richtig zu machen, und verzweifelte, wenn es mir wiederum misslang. Heute perlte Mildreds Geschimpf an ihm ab wie Regen an Entengefieder, weil ihm schon alles misslungen war. Welche Untat er jetzt auch beging, sie wog nichts gegen die namenlose Untat, die er schon begangen hatte. Auch die Predigt wegen der verdorbenen Schuhe würde er gleichgültig über sich ergehen lassen, und dennoch verschwieg er ihr, wen er hier draußen traf. Er wollte nicht mit ihr darüber sprechen, es gehörte ihm allein, war das Letzte, was ihm allein gehörte.
Der Funke Hoffnung.
Durchgefroren stieß er die Tür des Gasthofs auf. Der Schankraum war vernebelt vom Rauch, wenngleich nur halb gefüllt. Durch die Schwaden sah er seinen Gast, der bereits an dem Tisch saß, an dem Hyperion ihn bei früheren Treffen empfangen hatte. Als er das erste Mal vorgeschlagen hatte, dieses Etablissement aufzusuchen, hatte der andere gelacht. »Offen gestanden hätte ich von Ihnen nicht erwartet, dass Sie Detektivromane lesen, die in dunklen Spelunken spielen«, hatte er gesagt.
Hyperion mochte den Mann. Es war nicht der, den er sich gewünscht hatte, aber einer, den dieser ihm empfohlen hatte und der ausschließlich Aufträgen von Privatpersonen nachging. Der Beruf des Detektivs, des Ermittlers, der durch seine Klugheit Verbrechen aufklärte und verstreute Puzzleteile zusammenfügte, war noch jung, und doch schien das Land sich in einer Art Detektivfieber zu befinden. Romane, in denen ein solcher Mann die Hauptrolle spielte, erschienen in steter Folge in den Zeitungen. Hyperion allerdings hatte nie einen gelesen. Für ihn gab es nur ein Rätsel, das er gelöst sehen wollte, das Rätsel, um das sein Leben kreiste, und das taugte für keinen Roman.
Sie begrüßten einander geradezu freundschaftlich. Gleich darauf, noch im Setzen, sagte der Detektiv, der Wolfe hieß und in Hyperions Alter war: »Ich lasse Sie besser sofort wissen, dass ich Sie wiederum enttäuschen muss. Alle Spuren, über die wir das letzte Mal sprachen, führten ins Leere. Wenn ich ehrlich sein soll, gibt es jetzt kaum noch eine, die Erfolg verspricht.«
»Heißt das, Sie geben den Fall auf?«, fragte Hyperion und hatte das Gefühl, ihm werde die Luft zum Atmen entzogen.
»Es heißt, ich rate Ihnen, ihn aufzugeben, ja«, erwiderte der Detektiv. »Ich habe gern für Sie gearbeitet, und ich habe auch bis zum Schluss daran geglaubt, dass Ihre Frau und Ihr Sohn zu finden sind. Jetzt aber glaube ich nicht mehr daran. Ich möchte nicht, dass Sie Ihr Geld verschwenden. Noch weniger möchte ich, dass Sie Ihre Kraft und Ihre Hoffnung verschwenden.«
»Aber sie müssen doch zu finden sein!«, rief Hyperion. »Eine Frau und ein lebhaftes Kind können ja schlecht vom Erdboden verschluckt sein, ohne dass irgendein Mensch sie gesehen hat.«
»Wollen Sie nicht etwas trinken?«, fragte Wolfe. »Warum lassen Sie mich nicht von der Bar etwas holen?«
Ehe Hyperion ablehnen konnte, war er gegangen und kehrte mit zwei hohen, mit grünlichem Getränk gefüllten Gläsern und einem Wasserkrug zurück.
»Was ist das?«
Wolfe lächelte. »Absinth. Passt zu Ihren Detektivromanen und irgendwie zur Örtlichkeit.«
»Das trinke ich nicht. Ich bin Arzt.« Er hatte Absinth-Opfer behandelt. Der bittere, mit Anis versetzte Wermut führte zu Sucht, Verelendung und Tod.
Der Detektiv lächelte immer noch. »Medizin schadet auch, wenn man sie in hohen Dosen zu sich nimmt. Einmal eingenommen, kann sie jedoch Wunder wirken.«
»Und Sie meinen, ich habe Medizin nötig?«
»Vielleicht habe auch ich es nötig, dass Sie trinken«, erwiderte Wolfe. »Ich muss Ihnen sagen, was ich denke, und der Gedanke, dass Sie es in nüchternem Zustand hören, verursacht mir Übelkeit.«
»Sagen Sie es«, versetzte Hyperion und nahm das Glas. Der hochprozentige Alkohol roch tatsächlich nach Medizin und schmeckte auch so.
»Ich denke, Ihre Frau und Ihr Kind sind tot«, sagte Wolfe.
Hyperion musste schnell schlucken, um das Getränk nicht von sich zu geben. Sie waren tot vor dem Gesetz. Er selbst hatte vor dem Standesbeamten zu Protokoll gegeben, dass er Daphne Rose Weaver und Louis Fergus Weaver für tot hielt. Aber wirklich für tot gehalten hatte er sie nie. Von allen Möglichkeiten war diese eine nie in Frage gekommen.
»Kein Mensch hat gesehen, wie sie die Stadt verließen. Keinem Menschen haben sie anvertraut, wo sie hinwollten, und bei keinem Menschen sind sie angekommen. Ich war in Whitechapel, ich habe die Eltern Ihrer Frau ausfindig gemacht. Ihre Mutter lebt nicht mehr, und ihr Vater hat seit Jahren nichts von seinen Töchtern gehört. Ihre Frau hatte kein Geld bei sich. Sie hätte jemanden um Hilfe bitten müssen, und diesen Menschen hätte ich über kurz oder lang aufgetrieben. Meine Vermutung, dass sie nicht weit gekommen ist, sondern sich in einem der umliegenden Dörfer aufhält, hat sich nicht bestätigt. Niemand weiß von ihr oder dem kleinen Jungen. Von allen Verschwundenen findet sich früher oder später eine Spur, selbst dann, wenn der Vermisste nicht gefunden werden möchte. Wenn es so wie bei Ihrer Frau keine einzige Spur gibt, lässt das nur einen Schluss zu: Wir können Ihre Frau nicht finden, weil sie nicht mehr am Leben ist.«
Hyperion war jetzt froh, den Absinth getrunken zu haben, denn anders hätte er die Frage nicht stellen können. Und er musste sie stellen. Sie hämmerte in seinem Kopf. »Wenn Daphne und Louis tot sind – wo sind dann ihre Leichen?«
»Die Frage ist berechtigt«, erwiderte Wolfe. »Ich könnte ihr nachgehen, aber es wäre nicht, was Sie wollten.«
»Ich will, dass Sie weiter für mich arbeiten«, sagte Hyperion. »Wenn Sie nach zwei Toten suchen, soll mir das recht sein, weil ich sicher bin, dass sie zwei Lebende finden werden.«
»Mir kommt es vor, als würde ich Ihren Kummer ausnutzen«, sagte Wolfe. »Nun gut, weil Sie es so sehr wünschen, werde ich die Suche gegen meine Überzeugung fortsetzen. Ihr Geld aber werde ich nicht länger nehmen.«
Die Ausgabe, die er vor Mildred geheim hielt, einzusparen wäre eine Erleichterung gewesen. Dennoch widersprach er: »Sie können unmöglich diesen Aufwand ohne Entlohnung betreiben. Wovon wollen Sie denn leben?«
»Nun, einer jener seltsamen Zufälle, die das Leben uns hinwirft, will es, dass man mir einen anderen Fall in dieser Gegend übertragen hat. Ich denke, ich kann immer dann in Ihrer Sache ermitteln, wenn ich ohnehin hier unterwegs bin. Und wissen Sie, was ich noch denke? Dass Sie mir bei der Suche nach der anderen Person sozusagen im Gegenzug behilflich sein könnten. Es ist nämlich denkbar, dass Sie diese Person gesehen haben oder dass Sie jemanden kennen, der sie gesehen hat.«
Hyperion hatte von keinem anderen Fall etwas hören wollen, er wollte, dass es für Wolfe wie für ihn keinen anderen Fall gab. Jetzt aber packte ihn die Neugier. »Weshalb sollte ausgerechnet ich sie gesehen haben – wer ist denn diese Person?«
»Sie ist nicht hier geboren«, antwortete Wolfe. »Eine Ausländerin, darin besteht die Schwierigkeit. Ich habe Wochen gebraucht, um herauszufinden, wann sie in England angekommen ist. Anschließend ist sie wohl in eine Unterkunft für Emigranten gezogen, in der es ihr nicht sonderlich gut ergangen ist.«
»Sagen Sie nicht, in Milton’s Court.« Hyperion stöhnte. Noch immer hatte er die Mahnungen seines Doktorvaters im Ohr. Die Epidemien, die sich von Milton’s Court aus verbreitet hatten, hätten sich eindämmen lassen, wenn er mit Hector gesprochen hätte, statt tatenlos zuzusehen. Er war unendlich erleichtert gewesen, als ihm zu Ohren kam, sein Bruder habe Milton’s Court aufgegeben und es dem sanftmütigen Deutschen, Victor März, überlassen.
»Milton’s Court«, sagte der Detektiv. »Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund.«
»Es ist möglich, dass Sie mich verwechseln«, erklärte Hyperion eilig. »Das Emigrantenheim gehörte meinem Bruder, nicht mir. Vielleicht sollten Sie mit ihm sprechen? Er hat das Geschäft allerdings inzwischen aufgegeben.«
»Oh, das ist mir bekannt«, erwiderte Wolfe. »Mit Ihrem Bruder habe ich bereits gesprochen – er sagt, sein Name sei Hase. Also habe ich meine Hoffnung auf Sie verlegt. Sie sind als Geburtshelfer tätig, nicht wahr? Ich muss davon ausgehen, dass die Gesuchte, als sie hier ankam, hochschwanger war.«
Warum saß er hier? Warum ließ er sich von einer fremden Frau erzählen, die ihn nichts anging, einer der zahllosen Frauen, denen er nicht hatte helfen können? »Wenn sie schwanger war und in Milton’s Court wohnte, ist sie höchstwahrscheinlich tot«, sagte er. »Nur die Zähesten überleben, und als Ausländerin hätte sie vermutlich keine Hilfe gehabt.«
Wolfe nickte langsam. Er hatte das Gesicht in Falten gelegt, als nähme die Sorge um die fremde Frau ihn mit. Das hatte Hyperion an ihm gemocht – dass er sich um Daphne und Louis zu sorgen schien wie um eigene Verwandte. »Wann müsste die Entbindung denn gewesen sein?«, fragte er gegen seinen Willen.
»Vor etwa sechs Jahren. Im Winter.«
Hyperion rechnete nach. Vor sechs Jahren hatte Daphne ihm gesagt, dass sie ein Kind erwartete, und darauf gefolgt war die glücklichste Zeit seines Lebens. Aber begonnen hatte sie nicht glücklich. Auf einmal glaubte er das Gesicht der Frau vor sich zu sehen, die in jener Nacht nach einem Kaiserschnitt gestorben war. Er hatte das Richtige getan, davon war er bis heute überzeugt, und doch hatte er der Frau nicht helfen können. Die kleine Hatwick fiel ihm ein und der Mann Hannes, den er nicht gesucht hatte. Waren die beiden auch tot, oder war es Hannes, der den Detektiv mit der Suche beauftragt hatte? »Eine Ausländerin, sagen Sie?«, fragte er.
»Ja. Eine Deutsche.«
»Ich muss nachdenken. Falls mir etwas einfällt, sage ich es Ihnen bei unserer nächsten Zusammenkunft.« Wenn es wirklich Hannes war, der seine Frau suchte, dann war grausam, was er tat. Wie konnte er dem fremden Mann die Hölle zumuten, durch die er selbst ging, wie konnte er ihm Informationen vorenthalten? Er wusste, warum er es tat. Er fürchtete Wolfe zu verlieren, sobald dieser die Antworten aus ihm herausgeholt hatte. Und mit Wolfe hätte er auch seine Hoffnung verloren – ohne den Detektiv fiel ihm nichts mehr ein, das er noch hätte tun können.
»Lassen Sie sich Zeit«, erwiderte Wolfe freundlich und erhob sich. »Ich sende Ihnen wie immer eine Nachricht, einverstanden?«
»Ins Spital, nicht nach Mount Othrys.«
»Natürlich. Es ist bemerkenswert, dass Sie Ihr Haus stets beim Namen nennen. Ein anderer würde einfach nach Hause sagen.«
Hyperion zuckte mit den Schultern. Mount Othrys war kein Haus, sondern ein Grandhotel, und es war nicht sein Zuhause, sondern das von Mildred, aber nichts davon ging den Detektiv etwas an.
Auf dem Rückweg durch das verschlammte Land kam sein Leben ihm so leer vor wie nie zuvor, und in der Nacht konnte er, in der Leere wie in einem Käfig gefangen, nicht schlafen. Noch früher als sonst stand er auf. Als er das Altenteil, an dem gebaut wurde, verlassen wollte, kam ihm von der Kinderstube her eine kleine Gestalt mit wippenden Zöpfen hinterher. Wenn eins der Kinder versuchte mit ihm Kontakt aufzunehmen, tat er so, als würde er es nicht bemerken. Es war ihm unerträglich, mit ihnen umzugehen, und mit diesem, das vor ihm stand, war es am unerträglichsten. In ihrem Gesicht sah er Louis. Aber die knapp Vierjährige baute sich nun einmal so ernst und wichtig vor ihm auf und ballte die Fäuste in den Hüften, dass er sie unmöglich ignorieren konnte.
Sie trug ein weißes Kittelkleid, ordentliche Schnürstiefel und am Arm ein Kinderhandtäschchen. »Vater«, sagte sie entschlossen wie eine Erwachsene, »ich komme heute mit dir.«
Er wollte sie nicht ansehen. Wie sie die Stirn in Falten legte, wie das Licht des Wandarms sich in ihrem Haar fing, wollte er nicht bemerken. »Das geht nicht, Esther«, sagte er. »Da, wo ich hingehe, ist kein Platz für Kinder. Und du hast es hier ja auch schöner.«
Die Kleine schüttelte den Kopf, dass die Zöpfe flogen. »Hier hab ich’s nicht schön«, verkündete sie. »Ich gehe lieber mit dir und helfe dir, Leute gesund machen.«
Um ein Haar hätte er aufgelacht. »Ich mache nur wenige Leute gesund«, entfuhr es ihm. »Den meisten sehe ich beim Sterben zu.«
Um zu überlegen, stützte sie ihr Kinn auf eine Faust. »Dann komme ich auch und sehe beim Sterben zu«, sagte sie schließlich. »Will Sterben sehen. Ist Sterben schön?«
Jäh erinnerte er sich, wie reif Louis für sein Alter gesprochen hatte. Dieses Kind sprach auch reif für sein Alter, es sprach, wie Louis mit vier Jahren gesprochen haben mochte, und jetzt war Louis bald sechs. Ob er sich noch an seinen Vater erinnerte? »Es geht nicht«, wies er die Kleine unwirsch zurecht. »Jetzt geh und spiel, bis Mildred kommt und euch zum Frühstück bringt.« Ich muss Mildred vorschlagen, eine Kinderfrau zu engagieren, dachte er. Er hatte es schon einmal getan, woraufhin sie sich ereifert hatte, sie wolle die Erziehung der Mädchen keinem hergelaufenen Ding überantworten. Es war gut von ihr, und dass sie Daphnes Kind nicht anders behandelte als ihre eigenen, war mehr als gut, aber jetzt, zu Saisonbeginn, war sie mit drei Kindern überfordert.
Daphnes Kind. Mit ein paar Herzschlägen Verspätung traf ihn der Gedanke wie ein Hieb.
»Ich komm doch mit, ja?«, piepste Esthers Stimmchen.
Wie von selbst ging Hyperion in die Hocke. »Warum willst du denn nicht hierbleiben und mit Mildred und deinen Schwestern spielen?«, fragte er. »Wenn es nicht regnet, geht Mildred gewiss mit euch zum Clarence Pier und du kannst das Meer sehen.«
»Will nicht!«, rief das kleine Mädchen, und sein blasses Gesicht lief vor Anspannung rot an. »Lieber beim Sterben zusehen.«
»Aber mit Mildred hast du es doch viel netter.«
»Nein. Nicht nett.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin schmutzig. Ich sage schlechte Dinge. Ich mache Mildred böse.«
»Aber nicht doch.« Er versuchte zu lachen. »Du bist ein sauberes, artiges Mädchen, und du machst Mildred bestimmt nicht böse.«
»Doch, doch, doch!«, rief das Kind. Statt mit dem Fuß zu stampfen, schlug es sich auf den Hinterkopf. Dann streckte es den Arm aus und schloss seine kleine Hand um seine. »Bitte lass mich mitkommen. Bitte, bitte, bitte!«
Hyperion seufzte. Um Probleme wie dieses zu lösen, war er nicht geboren. Halbherzig erhob er sich, ohne die Hand der Kleinen loszulassen, aber auch ohne ihr in die Augen zu sehen. »Also komm.« Er würde mit Mildred sprechen müssen. Vielleicht war sie mit dem zarten Kind zu streng. Für den Augenblick aber war es das Einfachste, Esther mitzunehmen. Vielleicht konnte er im Spital eine Schwester bitten, sich um sie zu kümmern.