37

Die Glühbirnen brannten ohne Unterbrechung. In einem fensterlosen Raum, in dem das Licht sich nicht änderte, war es schwer einzuschätzen, wie viel Zeit vergangen war. Waren sie schon zwei Tage hier? Auf jeden Fall länger als einen Tag, dachte Lily, aber wie viel länger, hätte sie nicht sagen können.

„Gin“, sagte Cynna und breitete ihre Karten aus.

„Du luchst mir noch alle meine Phantasiemillionen ab.“

„Ich habe jetzt, wenn ich richtig gezählt habe, dreihunderttausend mehr als du. Du bist nicht ganz bei der Sache.“

Nein, sie war zu sehr damit beschäftigt, sich Sorgen zu machen.

Rule hatte sie bereits gefunden. Sie hatte gespürt, wie er näher gekommen und dann ungefähr in hundert Meter Entfernung stehen geblieben war. Und dann war er wieder gegangen. Das war schon sehr lange her.

Er muss einen Plan machen, dachte sie. Und ein Plan brauchte seine Zeit. Die lange Verzögerung musste nicht bedeuten, dass ihm etwas zugestoßen war. Er war am Leben, immerhin das wusste sie.

Aber würde Kun Nu nicht erfreut sein, wenn sie eine zweite Geisel hatte, mit der sie Lily erpressen konnte? Würde sie nicht Lilys Entsetzen genießen, wenn sie Rules bewusstlosen Körper in das kleine Gefängnis zu Lily und Cynna warf?

Lily stemmte sich hoch. „Ich kann nicht gut warten. Nichts zu tun, ist schwer für mich. Ich werde ein paar Stretchübungen machen.“

„Uns warten zu lassen, gehört zu Vogelfraus Plan. Oder ich sollte vielleicht lieber sagen: dich warten zu lassen“, sagte Cynna sachlich, während sie die Karten wieder einsammelte. „Ob ich kribbelig und nervös werde, juckt sie nicht.“

„Ich weiß. Ich muss mich trotzdem bewegen.“

Lily legte sich auf den Boden und streckte die Arme über den Kopf. Sie versuchte sich nur auf ihre Übung zu konzentrieren.

Die Erde stöhnte. Und bewegte sich.

Es war ein leises Stöhnen, beinahe ein Grummeln – als wenn die Steine um sie herum sich über irgendetwas beschwerten –, und Lily spürte es wie einen Schauder am ganzen Körper.

Sie blickte Cynna an und sah die Angst in den Augen ihrer Freundin, die gleiche Angst, die auch sie fühlte. Dann begann sie entschlossen mit ihren Yoga-Dehnübungen.

Dies war das dritte Mal, dass sie das Geräusch hörten. Das dritte Mal, dass die Erde bebte. Das erste Mal hatte Lily die absurde Hoffnung verspürt, dass das leichte Schaudern bedeutete, dass Rettung nahte, obwohl sie wusste, dass Rule gar nicht in der Nähe war.

Cynnas Vermutung war wahrscheinlicher. „Ist sie das?“, hatte sie geflüstert. „Macht sie uns jetzt den Rock ’n’ Roller, oder was?“ Lily verstand sofort, was sie meinte. Gut möglich, dass die Chimei die Erde erbeben ließ, um ihnen Angst einzujagen.

Wenn ja, dann hatte sie Erfolg damit. An einer Wand, knapp unter der Decke, hatte sich bereits ein Riss gebildet, aus dem jetzt, als Lily die Knie an die Brust zog, Staub rieselte.

Aber vielleicht hingen die schwachen Beben auch gar nicht mit ihnen oder der Chimei zusammen. Sie waren in Kalifornien. Erdbeben waren hier nicht selten.

Wie in jedem Krieg, wurde auch in diesem viel gewartet.

Es war nach Mitternacht. Rule lag flach auf dem Bauch auf der Erde, im Schutz der Sträucher am Rande eines kleinen Wäldchens – Salbei und Ackerwinde und irgendeine Art von Riedgras, deren Düfte sich mit denen der Blüten einer kümmerlichen Winterbeere vermischten.

Und mit dem Geruch der Hamburger, die die Gangster gegrillt hatten, und dem Geruch der anderen Lupi, die sich wie er in den Büschen und Gräsern um das baufällige Haus nahe der Stadt versteckten. Einer von ihnen lag ganz in der Nähe – einer, dem das Warten sehr schwer fallen musste. Cullen sagte oft, dass er keine Geduld hatte.

Die Wolken hatten sich verzogen, der Mond war zu drei Viertel voll, und Rule konnte seine Zielpersonen klar erkennen. Von hier aus sah er die Hausseite, ein Stück vom Vorgarten und fast den ganzen Garten hinter dem Haus – wenn man ein Stück blanker Erde Garten nennen konnte. Das Haus, das sie beobachteten, hatte vermutlich jahrelang leer gestanden, bevor seine jetzigen Bewohner eingezogen waren. Wenn nicht, dann hatte sich schon seit Langem niemand mehr darum gekümmert, denn das Dach war auf der einer Seite eingebrochen. Auf der Veranda gab es vorn eine Lampe und im hinteren Teil zwei Flutlichter – offenbar vor allem, damit die Gangmitglieder genug sehen konnten, um Karten zu spielen und Bier zu trinken.

In seinem Blickfeld waren im Moment sechzehn von ihnen. Insgesamt waren es sechsunddreißig. Vier patrouillierten um das Haus, obwohl das mit ihren beschränkten Sinnen eigentlich recht nutzlos war. Die anderen schliefen in dem besser erhaltenen Teil des Hauses.

Sechsunddreißig bewaffnete Bandenmitglieder gegen zwölf Lupi und einen Zauberer. Das sah gut für sie aus, vor allem, da die Lupi, die die Talismane trugen, Benedicts beste Männer waren. Es lag nahe, als Erstes die Wachen lautlos auszuschalten und dann die, die draußen tranken und Karten spielten, aus sicherer Entfernung zu erschießen, um dann ins Haus zu gehen und mit den Schlafenden kurzen Prozess zu machen. Brutal, aber einleuchtend.

Und verheerend. Das Haus war voller Schutzbanne. Einer dieser Banne, die das Haus umgaben, warf kleinere Objekte wie Moskitos und Kugeln zurück.

Glücklicherweise war das Innere des Hauses nicht ihr Ziel, es sei denn, etwas ging schief. Denn dort war Lily nicht.

Rules Sinn der Gefährten war nicht so stark wie Lilys, oder vielleicht war er auch nur nicht so geübt wie sie, ihn zu interpretieren. Aber von so nah war kein Irrtum möglich. Er wusste genau, wo sie sich befand – in ungefähr sechs Metern Tiefe unter diesem Haus, zumindest so tief unter der Erde.

Ihre Nähe tröstete ihn ein wenig, obwohl ihm das Warten sehr zu schaffen machte. Er hoffte, dass es auch sie tröstete, zu wissen, dass er in der Nähe war – auch wenn sie ihn vermutlich verwünschte, weil er so lange nichts unternahm.

Aber nicht er hatte zu entscheiden. Nur, verdammt, wenn sie sich nicht beeilten, würden die Chimei und ihr Geliebter zurückkommen, und dann –

Cullen stieß ihn in die Seite. Er sah seinen Freund an, der immer noch blass war. Er war noch nicht ganz gesund, eigentlich noch nicht wieder einsetzbar, aber sie würden ihn brauchen. Was ausschlaggebend gewesen war. Obwohl er ohnehin mitgekommen wäre.

Cullen zeigte mit dem Kinn nach rechts.

Drei Meter von ihnen entfernt schaute ein kleiner grauhäutiger Kopf aus der Erde, haarlos und für einen Kopf zu rund, aber mit der richtigen Anzahl von Augen und einer einzigen Nase dazwischen und einem Mund. Aber die Nase sah aus wie eine Mischung aus Stupsnase und Rüssel, das Kinn fehlte ganz, und die Augen waren viel zu groß.

Der Gnom sah sich blinzelnd um, bis er Rule erspäht hatte, und arbeitete sich dann hoch. Erst da erkannte Rule, dass dort, wo er eben noch gewesen war, ein Loch war.

Der Gnom trottete zu ihnen herüber. Er trug fuchsiafarbene Shorts mit gelben Hosenträgern. „Is nich einfach“, flüsterte er. „Granit. Kommste nur schwer durch. Widerspenstig.“

Rule redete mit sehr leiser Stimme, ohne jedoch richtig zu subvokalisieren, denn Gnome hatten genauso schlechte Ohren wie Menschen. „Von dem Granit hast du mir schon vor einer Stunde erzählt.“

„Is eben widerspenstig, das Zeuch“, wiederholte er, mit seinen großen Augen zwinkernd. In dieser Welt lebten die Gnome unterirdisch, und dieser junge Gnom schien vor allem an Dunkelheit gewöhnt zu sein. „Und der Bann is auch’n Problem. Is’n guter Bann. Max sagt, ich soll dir sagen, kann sein dreißig Minuten. Kann sein weniger. Oder mehr. Muss langsam machen. Umformen zu viel, zu schnell, und der Bann geht los und Felsen fällt.“

Fast genau dasselbe hatte er schon das letzte Mal gesagt, als er nach oben gekommen war, um ihnen Bericht zu erstatten. Rule versuchte, ruhig zu bleiben. Der kleine Gnom war der Neffe von jemandem – einem der Ältesten, vermutete er. Denn einen Tunnel durch den Stein zu graben, der zu dem Luftschutzbunker hinter dem Haus führte, war für die Ältesten eine Gelegenheit, eine Schuld zu begleichen.

Die Gnomältesten konnten mit Magie Stein bewegen – vor allem, ohne den Bann auszulösen. „Danke. Wenn du bitte auch den Rho informieren würdest. Er möchte es sicher auch gern erfahren.“

Ein zweifaches Zwinkern aus den großen Augen. „Wo ist er sein?“

„Immer noch da, wo er war, als du uns das letzte Mal Bericht erstattet hast. Dort bei dem großen Felsen, den du so bewunderst.“

Der kleine Kerl nickte kurz und trabte davon.

Rule legte sich wieder hin, um weiter zu warten.

Heute war es ihre Aufgabe, Lily und Cynna zu befreien. In Sicherheit zu bringen. Idealerweise würde ihnen das gelingen, ohne auf Widerstand zu stoßen, denn die Chimei und der Zauberer waren nicht hier. Sam hatte behauptet, er könne sie fortlocken, und er hatte recht behalten. Als Rule Max und Cullen zu diesem Haus geführt hatte, waren ihre Gegner fort.

Das war am frühen Nachmittag gewesen, gegen ein Uhr. Vor mehr als elf Stunden. Mac hatte die Ältesten mitgebracht, die seitdem an dem Tunnel zum Luftschutzbunker arbeiteten. Langsam.

Schneller als jeder andere es gekonnt hätte, rief sich Rule in Erinnerung. Sicher würde es niemand so unauffällig hinbekommen wie die Gnome. Und so schwer das Warten auch war, jede Stunde, die die Chimei und der Zauberer länger diesem Ort fernblieben, war eine Stunde, die sie Lilys und Cynnas Rettung näher brachte. Eine Stunde, in der Cullen sich erholen konnte. Jede Stunde mehr war hochwillkommen.

Doch die Rettung der Eingeschlossenen würde nicht das Ende des Krieges bedeuten. Der würde erst mit dem Tod oder der vollständigen Niederlage ihrer Feinde enden. Falls Rule diese Nacht überlebte und ihre Feinde nicht besiegt waren, würde er zum Clangut der Leidolf fahren und sie zum Krieg aufrufen. Falls Isen überlebte, würde er die den Nokolai unterstehenden Clans zusammenziehen, die einem Aufruf zum Krieg Folge leisten mussten.

Und wenn keiner von ihnen überlebte, würde Benedict der Rho werden. Und er würde die den Nokolai unterstehenden Clans mobilisieren und den Krieg weiterführen.

Die DAME hatte der Rhej ein Wort gesagt. Dieses Wort war Krieg.

Irgendwo weit hinter ihm rief eine Trauertaube. Rule erstarrte. Das war das Signal des Spähers an der Straße. Jemand kam. Wenn der Späher sehen konnte, wer es war, und wenn er klein war und asiatisch aussah, dann …

Die Taube rief wieder, zweimal.

Das war es dann wohl. Der Zauberer kam zurück. Ihre Zeit war abgelaufen.

Isen war nie sehr gut im Erkennen von Vogelrufen gewesen. Das schnelle Ku-ku-ku-ku des Schwarzschnabelkuckucks – der nicht einmal in Kalifornien lebte – war der einzige Ruf, den er gut hinbekam. „Plan B“, flüsterte Rule.

Cullen packte Rule am Arm, zeigte in die Ferne und flüsterte: „Das ist sie.“

Was? Rule konnte nichts … Doch, Moment – etwas Blasses, Dunstiges, fast unsichtbar, schwebte, wie er zu erkennen glaubte, die Schotterstraße entlang, die hierher führte, als würde es einem Auto folgen. Er ging über zum Subvokalisieren. „Was siehst du?“

Cullen antwortete auf dieselbe Weise. „Energie. Sehr viel Energie.“

„Glaubst du, sie hat die Wandlung beendet, von der Sam gesprochen hat?“

„Keine Ahnung. Die Energie ist … Sie ist anders als alles, was ich bisher gesehen habe. Sie oszilliert oder flackert oder … vielleicht ist sie gar nicht vollständig in unserer Welt. Vielleicht kann sie sie erst ständig hier halten, wenn sie selbst auch ständig hier ist.“

„Das wäre gut.“ Er warf einen Blick nach links auf die hohen Felsen, wohin er den Gnom geschickt hatte. Sein Vater war selbstverständlich nicht zu sehen. Er zwang sich zur Ruhe. Und wartete weiter.

„Verdammt“, murmelte Cullen sehr leise, „sie sollten sich doch um die Wachen kümmern. Wie lange kann es denn dauern …“

Der Kuckuck meldete sich wieder – vier Töne schnell hintereinander. Die Patrouille der Gang war ausgeschaltet.

Rule zog mit aller Gewalt und brach aus den Büschen, auf vier Füßen. Einen Moment später folgten ihm vier andere – vier Wölfe mit Halsbändern. Halsbänder, an denen kleine Talismane hingen. Sie liefen, so schnell sie konnten, zu dem Garten, wo die Männer sie jetzt bemerkt hatten – sie reagierten zu langsam, fand Rule. Zu langsam, um überleben zu können.

Ein Dutzend Lupuskrieger gegen sechsunddreißig Gangster, da standen die Chancen gut für die Wölfe. Fünf gegen sechsunddreißig wäre schlechter gewesen. Aber die anderen hatten die schwierigere Aufgabe – sie mussten die Chimei und den Zauberer so lange beschäftigen, bis die Gnome durchgebrochen waren.

Sie durften niemanden lebend zurücklassen.

Rule lief über den Punkt hinaus, an dem sich angeblich der erste Schutzbann befand. Nichts passierte. Er lief über die Stelle, wo der zweite sein sollte. Nichts.

Der Zauberer oder die Chimei schuf sehr gute Banne, besser als alle, die Cullen wirken konnte – und darunter einen, der kleine Objekte wie Kugeln abwehrte. Und einen anderen, der Menschen aufhielt.

Aber einen Wolf hielten sie nicht auf. Als Rule seine erste Zielperson ansprang, hörte er einen Schuss. Seine Zähne schlugen durch die Halsschlagader des Mannes. Blut sprühte in alle Richtungen und rann durch seine Kehle, heiß und süß.

Dann waren die anderen vier Wölfe über den Männern.

Einhundert Meter entfernt trat eine alte, sich sehr gerade haltende Frau in die Mitte der Schotterstraße, dort, wo sie in den Garten führte, und begann, einen Kreis auf den Boden zu malen.

Sie war nicht allein. Zu ihrer Linken befand sich ein schöner, junger Mann, ein bisschen blass vielleicht, der einen Diamanten im Ohr trug und einen zweiten um den Hals. Zu ihrer Rechten stand ein älterer Mann. Er hatte graue Haare, einen Bart und ähnelte einem Waldgott.

Ein weißer Kastenwagen rumpelte über die Straße auf sie zu. Der Fahrer musste sie gesehen haben. Er trat aufs Gaspedal.

„Chimei!“, donnerte der ältere Mann, während der Wagen auf sie zugerast kam. „Zauberer! Ihr habt meine DAME beleidigt, wir sind im Krieg!“

So war die äußere Form gewahrt. Von beiden Seiten der Straße eröffneten die sechs Nokolai in Menschengestalt das Feuer – mit Maschinengewehren.

Der Wagen wurde durchlöchert. Er zog nach rechts – ein Reifen platzte, und er rutschte in den Graben.

Der Schrei eines großen Raubvogels zerriss die Luft.

Sechs Meter unter der Erde stöhnte der Fels. Staub rieselte aus den Rissen an der Decke. Lily packte ihren behelfsmäßigen Speer fester und sah Cynna bedeutungsvoll an.

Rule war hier. Beinahe zumindest – nah, ganz nah. Schon seit Stunden. Als sie erwacht war, hatte sie ihn sofort gespürt und es Cynna wissen lassen – sie hoffte wenigstens, dass es ihr gelungen war –, indem sie ihren Speer in Reichweite gelegt hatte und Cynna eines der magisch geschärften Messer gegeben hatte.

Seitdem hatte sie weitere fünfhunderttausend beim Gin verloren. Es wären noch mehr gewesen, wenn nicht auch Cynna abgelenkt gewesen wäre.

Vor einigen Augenblicken war er sehr schnell näher gekommen. Sie war aufgesprungen, den Speer in der Hand. Ohne genau zu wissen, was geschehen würde – aber bei Gott, alles in ihr verlangte danach, zu handeln.

Die Erde grummelte lauter. Und bebte.

Cynna biss sich auf die Lippen. „Vielleicht sollten wir lieber unter eines der … Huch!“

Ein großes Stück Betonwand neben ihr hatte sich gerade in Staub verwandelt. Und aus dem staubigen Loch lugte ein kleiner grauer Mann heraus.

Nein, ein Gnom. Einen Meter groß, mit einer komischen rüsselähnlichen Nase, ohne Kinn. Weite fuchsiafarbene Shorts mit gelben Hosenträgern. Ein Gnom.

„Böses Ding kommt!“ Der Gnom winkte sie aufgeregt heran. „Beeilens euch!“

Das Loch – ein Tunnel – war groß genug für einen Gnom, aber nicht für eine erwachsene menschliche Frau. „Du hast gehört, was der Gnom gesagt hat“, sagte Lily. „Beeil dich.“

Cynna widersprach nicht. Längst hatten sie sich darauf geeinigt, dass die Sicherheit des Kindes Vorrang hatte, und das würde nun einmal nicht alleine hier hinauskommen. Sie ließ sich auf Knie und Hände nieder und begann zu kriechen.

Lily wollte es ihr gleichtun und ging in die Hocke. Der kleine Gnom hüpfte vor Nervosität auf und ab. „Schnell, schnell!“

Da gingen die Lampen aus. Die verdammten Glühbirnen, die sie nicht hatten ausmachen können, erloschen nun von allein und ließen sie in vollkommener Dunkelheit zurück. Schwärzer als die Nacht.

Der kleine Gnom kreischte – und gab Lily einen heftigen Stoß, sodass sie die Balance verlor und umfiel. Er warf seinen kleinen Körper über sie, als könnten seine zarten Knochen sie beide schützen – und die Erde und die Steine kreischten mit ihm. Dann brach alles über ihnen zusammen.