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Lily verspürte ein klein wenig Befriedigung, als sie die Tür zuknallte, aber nicht mehr. Am liebsten wäre sie zurückgegangen und hätte sich weiter mit Rule gestritten. Was bildete er sich ein, ihr zu sagen, was sie dachte und fühlte?

Unglaublich, dass er sich gerade diesen Zeitpunkt ausgesucht hatte, um ihr Vorwürfe zu machen. Er hatte unrecht. Wie kam er darauf, dass sie nicht wüsste, was sie wollte? Sie wollte ihn, verdammt noch mal. Die Ehe …

Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Die Ehe versetzte sie in Angst.

So. Jetzt hatte sie es zugegeben. Die Ehe versetzte sie in Angst, aber es war das Richtige – oder nicht?

Sie ging los.

Das Gebäude, in dem sich das Büro der Gerichtsmedizin befand, war ein reizloser weißer Legostein mitten in einem Betonmeer. Bald würden sie in eine neue, größere Anlage umziehen, denn diesem, in den 60er-Jahren erbauten, waren sie längst entwachsen. Aber aufgrund von Verzögerungen bei den Bauarbeiten arbeiteten sie immer noch in denselben beengten Räumlichkeiten, die Lily noch aus ihrer Zeit bei der Mordkommission kannte.

Als sie beim Anblick des Totenhauses einen leichten Hauch von Nostalgie verspürte, kam sie sich dumm vor.

Cody richtete sich auf, als sie bei seinem Wagen ankam und ging neben ihr her. „Hallo. Du siehst aber gar nicht glücklich aus.“

„Ach, warum wohl nicht? Wichtige Ermittlungen, stinkende Leiche. Das muss doch gute Laune machen!“

„Nein, so ein Gesicht machst du, wenn du dich gestritten hast. Ich muss es ja wissen. Ich habe es oft genug gesehen.“

Plötzlich fühlte Lily sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Sie roch nach Zigaretten und nassem Sand, verbranntem Kaffee und Bourbon. Unwillkürlich ging sie langsamer und legte den Kopf schräg, um den Mann neben ihr verstohlen zu mustern.

Codys Gesicht hatte sich nicht sehr verändert, und sein Körper war immer noch stark und muskulös. Aber er roch nicht mehr nach Zigaretten. Oder Bourbon. „Ich hatte keine Ahnung, wie viel du von diesen Streitigkeiten noch weißt. Vor allem am Ende.“

„Das meiste. Mehr, als mir angenehm wäre. Wenn es dich interessiert: Du hattest recht.“

Sie warf ihm einen erneuten Blick zu. „Was, mit allem? So etwas zu sagen, ist gefährlich.“

Er grinste. „Ich lebe für das Risiko.“ Das Grinsen verschwand. „Nicht für den Alkohol. Nicht mehr.“

Eine Weile gingen sie schweigend in Richtung auf die Laderampe auf der anderen Seite des Gebäudes nebeneinander her. „Ich habe davon gehört“, sagte sie schließlich. „Ich habe gehört, dass du einen Entzug gemacht hast.“

Er schnaubte. „In den Entzug gezwungen wurde, meinst du wohl. Ich hatte Riesenmist gebaut und mich erwischen lassen, was das Beste war, was mir passieren konnte. Natürlich war ich damals zu blöd, um das zu erkennen. Nicht ganz blöd, weil ich immerhin kapiert habe, dass ich nur durch Glück noch niemanden umgebracht hatte, aber schon ziemlich blöd. Du hattest mir gesagt, dass ich dort enden würde. Du hattest recht.“

Sie hatte davon gehört. Cody war nicht im Dienst gewesen, als er versucht hatte, einen Überfall auf einen Getränkemarkt zu verhindern. Unglücklicherweise war er dort als Kunde gewesen – und bereits weit über dem legalen Limit, weswegen der Idiot auch mit dem Taxi dort hingefahren war. Typisch Cody, hatte sie damals gedacht. Halb Arschloch, halb Held. Er hatte gewusst, dass er zu betrunken war, um selbst fahren zu können, und trotzdem versucht, einen bewaffneten Täter zu stellen.

Was viel schlimmer hätte ausgehen können. Das Ende vom Lied war, dass Cody eine Kugel im Oberschenkel und der Verkäufer einen neuen Scheitel durch eine verirrte Kugel gezogen bekommen hatte, aber beide überlebt hatten. Der Täter allerdings konnte unerkannt entkommen.

Oh ja, sie hatte davon gehört. Dafür hatten ein paar von CJs Freunden gesorgt. Die waren nämlich der Auffassung gewesen, dass er nicht so viel getrunken hätte, wenn sie bei ihm geblieben wäre. „Ich hätte lieber nicht recht behalten.“

Er lächelte. „Wenn du die Gelegenheit nicht nutzt, um mir zu sagen ‚Ich hab’s dir ja gesagt‘, kann ich dir auch nicht helfen.“

Sein Lächeln riss alte Wunden wieder auf. Sie blieb stehen und sah ihn an. „Weißt du, was Hammond und Sheffield gesagt haben, als wir uns trennten?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich steckte zu tief in meinem eigenen Elend, um mich für irgendetwas anderes zu interessieren.“

„Sie haben allen erzählt, ich hätte dich benutzt. Dass die Armani-Verhaftung eigentlich auf dein Konto ging, aber ich die Lorbeeren dafür eingeheimst und dich, als die hohen Tiere erst einmal auf mich aufmerksam geworden waren, sitzen gelassen habe.“

„Scheiße. Diese Arschlöcher. Hätte ich mir denken können, dass sie das Maul aufreißen, habe ich aber nicht. Ich habe überhaupt nicht gedacht, was damals typisch für mich war.“ Seine Stimme wurde leise und eindringlich. „Lily, du musst mir glauben. Nachdem du mich verlassen hattest, habe ich einigen Mist von mir gegeben. Mir ging es schlecht, und ich habe mir eingeredet, dass alles dein Fehler war, damit ich mich nicht selbst infrage stellen musste. Aber beruflich habe ich dich nie schlechtgemacht. Nicht diesen beiden gegenüber und niemand anderem sonst.“

Die alten Wunden begannen sich zu schließen. Die Einschränkung war ihr nicht entgangen – nicht beruflich –, aber sie hakte nicht nach. Nach einer Trennung redete man schlecht über den anderen … Das schien zumindest die Norm zu sein, auch wenn Lily gar nicht über Cody geredet hatte, weder gut noch schlecht, aber das war eben ihre Norm. Wenn sie verletzt war, zog sie sich ganz in sich zurück.

„Okay, ich glaube dir. Reden wir nicht mehr davon. Ich bin hier, um mir die Leiche anzusehen.“ Sie setzte sich wieder in Bewegung.

Er ging neben ihr. „Ich habe wohl einen schlechten Zeitpunkt erwischt, um über die guten alten Zeiten zu plaudern. Du bist immer noch verletzt von dem Streit mit deinem Neuen.“

„Du sagtest, das Opfer wurde in einem Lagerschuppen gefunden?“

„Ah, der Wink mit dem Zaunpfahl. Du willst nicht über ihn sprechen, aber ich frage mich doch –“

„Ist Magruder der zuständige Pathologe?“

Er schüttelte traurig den Kopf. „Ich lasse das Thema wohl lieber fallen. Du willst nicht reden. Aber als ich hörte, dass du mit einem Lupus zusammen bist, war ich wie vom Donner gerührt. So zum Spaß, das hätte ich ja noch verstanden. Aber du warst eigentlich nie der Typ, der nur Spaß haben will. Doch du hättest dich ja geändert haben können. Ich habe gehört, dass Lupi auf Frauen sehr überzeugend wirken können. Aber er und du, ihr seid wirklich ein Paar, was? Ihr seid doch seit ein paar Monaten fest zusammen.“

„Mir fällt noch ein anderer Grund ein, warum wir uns so oft gestritten haben. Einer, der nichts mit deinem Trinken zu tun hatte.“ Jetzt waren sie an der Laderampe angekommen. Sie drückte auf die Klingel neben der Metalltür, aber das Licht blieb rot, was bedeutete, dass die Tür immer noch verschlossen war.

„Streitest du dich oft mit deinem Lupus-Typ?“

Sie drückte wieder auf den Knopf. „Auf welchem Planeten ginge dich das etwas an?“

„Freunde dürfen so etwas fragen.“

„Wir sind keine Freunde.“

Das klang zu harsch, zu heftig. Der Schmerz in seinem Blick war echt, wie sie an dem Grinsen sah, mit dem er ihn schnell überspielte. „Ich glaube, ich habe es dir nie gesagt, aber das ist eines der Dinge, die ich an dir schätze. ‚Lass uns Freunde bleiben‘ musste ich mir von dir nie anhören.“

„Cody.“ Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Du willst dich mit mir aussprechen. Na gut. Aber nicht jetzt, verdammt. Jetzt habe ich Ermittlungen zu führen. Es geht hier nicht nur um eine Messerattacke auf einen Menschen – einen Lupus –, sondern um sehr viel mehr. Etwas Großes, Gefährliches. Darauf muss ich mich konzentrieren. Du hilfst mir nicht sehr dabei.“

Er sah sie mit einem ausdruckslosen Blick an, den sie nicht zu deuten wusste, und streckte dann den Finger nach demselben Knopf aus, mit dem sie schon eben ihr Glück versucht hatte, und hielt ihn lange gedrückt. „Magruder hat Urlaub. Davis hat die Autopsie durchgeführt. Er ist neu, du kennst ihn vielleicht noch nicht, aber er hat ein gutes Auge.“

Die Tür öffnete sich. „Sie müssen sich nicht gerade auf den blöden Klingelknopf lehnen“, blaffte ein junger Mann sie an. „Ich komme, so schnell ich kann – Oh, hallo, Cody. Was gibt’s?“

„Jamal, mein Freund.“ Cody und der Aufseher vollzogen erst ein kompliziertes Begrüßungsritual, bevor Cody sagte: „Wir möchten gerne Tote sehen.“

Jamal brach in Gelächter aus. Das war typisch Cody, bei ihm klangen die abgedroschensten Witze frisch und lustig. Und er kannte alle. In San Diego lebten eineinviertel Millionen Menschen, und Cody schien die Hälfte davon mit Namen zu kennen. Grinsend sagte Jamal: „Dann bist du hier richtig.“

„Immerhin eine Sache, die ich heute richtig gemacht habe. Jamal, das ist Agent Yu“, sagte Cody, als sie eintraten.

„Natürlich, ich kenne Sie“, sagte der Aufseher freundlich. „Lily Yu, richtig? Aber ich dachte, Sie seien Detective.“

„War ich auch früher. Jetzt bin ich beim FBI.“

„Oh ja, davon habe ich gehört. Wollen Sie sich setzen? Dr. Davis hat noch einen Fall zu bearbeiten, aber er kommt zu Ihnen, sobald er fertig ist.“

„Ich muss mir die Leiche mit der Stichwunde im Herz ansehen. Das kann ich ja tun, solange ich auf Dr. Davis warte.“

„Das geht wahrscheinlich in Ordnung. Die stinkt aber“, warnte Jamal sie, als er den Flur hinunterging. „Ich hole Ihnen eine Maske, obwohl sie nicht viel helfen wird.“

„Schlimmer als eine Wasserleiche?“

„Vier, fünf Tage in dieser Hitze – was glauben Sie?“

Die Tür zum zweiten Autopsieraum öffnete sich, und ein großer, schlaksiger Mann mit Silberrandbrille, einem Kinn wie Jay Leno und schmutzigblondem Haar trat heraus. Er entledigte sich gerade seines grünen Chirurgenkittels, als er sie bemerkte und die Stirn runzelte. „Cody, haben Sie einen Fall hier?“

„Heute nicht“, sagte Cody heiter. „Sie haben mich wegen des Toten, den Sie heute Morgen auf dem Tisch hatten, angerufen, erinnern Sie sich?“

„Richtig.“ Sein Blick richtete sich auf Lily. „Das muss die FBI-Agentin sein, von der Sie gesprochen haben.“

„Lily Yu“, sagte sie, trat vor und streckte ihm die Hand entgegen. „Sind Sie Dr. Davis?“

Er ergriff ihre Hand und schüttelte sie automatisch. Seine Hand war groß, trocken und ohne jede Magie. „Schön, Sie kennenzulernen, Agent Yu. Sie interessieren sich für Mr Xing, habe ich gehört?“

Lilys Herz schlug schneller. Vielleicht kannte sie dieses Opfer. „Wenn er der Mann mit der Herzwunde ist, dann ja. Haben Sie ihn identifizieren können?“

„Das habe ich getan“, antwortete eine andere Stimme. „Aber nur vorläufig, es fehlt noch die zahnmedizinische Identifizierung.“

Ein älterer Mann kam von den Büros über den Flur her auf sie zu. Mit seinen weißen Haaren und dem weißen Bart sah er aus wie der Weihnachtsmann in Zivil, ein Eindruck, der von den blauen Augen, die hinter einer Goldrandbrille funkelten, noch vertieft wurde, obwohl der Weihnachtsmann wohl keine … Nun, das waren keine Ringe mehr unter den Augen. Eher Suppenteller.

„T.J.“, sagte Lily erfreut. „Du hast dir ja ein Fell wachsen lassen.“

Der Alte nickte Cody grüßend zu und blieb vor Lily stehen. Über seinen Bart streichend, sagte er: „Versteckt die Falten.“

T.J. hatte keine einfachen Falten. Er hatte tief eingeschnittene Furchen. „Steht dir gut, aber wie kommt es, dass du Bart tragen darfst?“

Codys Handy klingelte. Er zog es aus seiner Hosentasche, warf einen Blick darauf und entfernte sich ein paar Schritte. „Beck am Apparat.“

„Ärztliche Anweisung.“

„Der Arzt hat dir verordnet, dass du dir einen Bart wachsen lässt?“

„Vom Rasieren bekomme ich Hautausschlag.“

Er sah ganz ernst aus. T.J. sah immer ganz ernst aus, wenn er einen auf den Arm nahm, was ziemlich oft der Fall war. Der Mann sah zwar aus wie der Weihnachtsmann, aber er hatte einen äußerst schrägen Humor. Außerdem war er einer der besten Polizeibeamten, die sie kannte. Als sie zum Mordkommissariat versetzt worden war, war er ihr Mentor gewesen. „Dann ist es also dein Fall?“, fragte sie.

„Das war er. Nimmst du ihn mir weg?“

„Ich bin brav, wenn ich kann.“

Traurig schüttelte er den Kopf. „Das hast du nicht von mir gelernt.“

Doch, eigentlich schon. „Der Name des Mannes ist Xing. Kenne ich ihn?“

„Möglicherweise. Ich habe ihn anhand dessen identifiziert, was von einem Tattoo auf dem rechten Bizeps noch übrig ist. Eines von diesen chinesischen Dingern, mit denen sie schreiben. Du wirst es erkennen.“

Die Xings besaßen ein Importunternehmen. Sie führten billige Keramikwaren, Souvenirs und Heroin ein. „Welcher der Brüder ist es?“

„Zu klein für Zhou, also wird es wohl einer der Zwillinge sein. Wir brauchen die zahnmedizinischen Ergebnisse, um sicher zu sein.“

Cody steckte sein Telefon weg. „Lily, das war die Zentrale. Ich muss weg.“

Es gab ein Dutzend Dinge, die sie ihm gern gesagt hätte, aber nichts davon schien jetzt das Richtige zu sein. Also gab sie sich professionell. „Ich rufe dich an, um dir zu sagen, was ich hier erfahren habe. Danke für den Tipp.“

Codys dunkle Augen flogen zwischen ihr und T.J. hin und her. „T.J., schön, dich mal wiedergesehen zu haben – wenn auch nur kurz. Bis später.“ Er hob lässig die Hand und ging zur Tür.

Sie bemerkte erst, dass sie ihm nachgesehen hatte, als die Tür sich hinter ihm schloss und T.J. knurrte: „Er hat aber auch wirklich einen knackigen Hintern.“

„Ja, das hat er.“ Lily war es ein bisschen peinlich, erwischt worden zu sein – aber nur ein bisschen. „Obwohl ich erstaunt bin, dass du das zu schätzen weißt. Weiß Camille davon?“

„Camille“, sagte er und meinte die Frau, mit der er erstaunlicherweise seit über dreißig Jahren verheiratet war, „weiß alles. Verdammt noch mal alles. Ich habe gehört, du und Beck seid mal zusammen gewesen.“

„Vor fünf Jahren. Ist irgendwie ein komisches Gefühl, ihn wiederzusehen.“ Und damit sollte es auch genug zu diesem Thema sein. „Ich muss mir die Leiche ansehen.“

„Das heißt wohl, dass du sie anfassen musst.“

Ihre Blicke trafen sich. Seine Augen funkelten nicht mehr. Die ganze Zeit, die sie mit ihm zusammengearbeitet hatte – oder mit jedem anderen beim SDPD –, hatte sie ihre Gabe verheimlicht. Einige hatten es vermutet, es aber nie angesprochen. T.J. war einer von denen, die es gewusst, aber für sich behalten hatten. „Ja“, sagte sie schließlich, „das heißt es.“

„Wie bitte? Sie wollen die Leiche anfassen?“ Dr. Davis schüttelte den Kopf. „Das ist gegen die Vorschrift.“

„So arbeite ich aber, Dr. Davis. Ich bin eine Sensitive. Die Verletzungen Ihres Opfers ähneln denen eines beinahe tödlichen Angriffs, den ich untersuche, in dem Magie angewendet wurde. Wenn ich Spuren von Magie an der Wunde finde, kann ich eine Verbindung zwischen beiden Fällen herstellen.“

Er schien nicht überzeugt. „Ich wusste nicht, dass so etwas als Beweis gilt.“

„Was ich durch meine Gabe erfahre, ist vor Gericht nicht verwertbar, aber im Rahmen meiner Ermittlungen darf ich nichtverwertbaren Spuren nachgehen.“ Sie war es leid, das immer wieder erklären zu müssen, doch es gehörte zu ihrem Job.

„Hmm. Das hört sich vernünftig an.“

Sie verkniff sich die Bemerkung, dass der Generalstaatsanwalt sicher froh wäre zu hören, dass der Pathologe einer Meinung mit ihm war. „Was können Sie mir über die Verletzung sagen?“

Auf diesem Gebiet fühlte er sich wieder sicher. „Eintritt im Rücken, Verlauf von unten nach oben durch die fünfte und sechste Rippe, dann Eintritt in die linke Kammer. Der Angreifer benutzte eine sehr dünne Klinge, zwischen sechzig und einhundertneunzig Millimeter breit. Aufgrund des fortgeschrittenen Zerfalls des Körpers kann ich leider nicht genauer werden.“

„Das ist mehr, als ich erhofft hatte, wenn man die Verwesung bedenkt.“

„Meine Schätzung basiert auf der Wunde am Herzen selbst.“

Da sie gerade davon sprachen … „Haben Sie Mr Xing schon wieder zusammengesetzt?“

„Das macht mein Assistent wahrscheinlich gerade.“

„Vielleicht könnten Sie ihn oder sie bitten aufzuhören. Es wäre praktisch, wenn das Herz sich noch nicht wieder im Körper befände. Dort vermute ich nämlich Spuren von Magie, wenn es welche gibt.“ Der Tote hatte tagelang in der Hitze gelegen. Aber sie musste es trotzdem versuchen.

Dr. Davis’ Stirnrunzeln schien wie dauerhaft eingemeißelt. „Ohne Handschuhe sollten Sie keinen Teil dieser Leiche berühren. Bei dieser hohen Mikrobenaktivität ist das Risiko einer Infektion enorm hoch.“

Lily zog eine kleine Grimasse. „Dann wasche ich mir wohl lieber gründlich die Hände, was?“