Einundsechzig

Ich wünschte, du wärst hier. Was für eine Ironie, nicht?

Du würdest wissen, was zu tun ist.

Du würdest deine Hand auf meine legen und meinen Arm nach unten drücken, bis die Waffe auf den Boden zielt. Du würdest sie mir abnehmen, und obwohl ich dich anbrüllen würde, dass du mich in Ruhe lassen sollst, wie ich dich angebrüllt habe, als du mir den Wodka wegnehmen wolltest, wie ich dich anbrüllte, wenn du mir sagtest, ich hätte genug, würde ich dich lassen. Ich würde dich die Waffe nehmen lassen.

Ich will sie nicht in meiner Hand. Wollte sie nie.

Er kam damit an. Shifty. Sammelte die Wochenmiete ein, legte die Waffe auf den Tisch und sagte, er hätte gedacht, dass ich die vielleicht haben will. Zwei Riesen.

Er wusste, wie knapp ich bei Kasse war. Wusste, dass Toilettenputzen – sogar an einer vornehmen Mädchenschule – keine solchen Summen einbrachte und ich ihm schon alles für die Miete zahlte, was ich verdiente.

Aber er wusste auch, dass ich Angst hatte. Er bot mir einen Kredit zu Zinsen an, bei denen mir die Luft wegblieb, aber was hatte ich für eine Wahl? Ich brauchte Schutz.

Ich nahm den Kredit und kaufte die Waffe.

Mir ging es besser damit zu wissen, dass sie da war, auch wenn ich nicht ernsthaft daran dachte, sie jemals zu benutzen. Ich stellte mir vor, was geschehen würde, würde man mich finden; malte mir aus, in die Schublade zu greifen, in der ich sie verwahrte. Zu zielen. Zu feuern.

Meine Hand zittert.

Sie ist deine Tochter. Das ist deine Enkelin! Was tue ich bloß?

Ich höre das schwache Heulen einer Sirene und hoffe halb, dass es lauter wird. Aber es verklingt. Dabei brauche ich dringend jemanden, der mich aufhält.

Wärst du doch hier.

Aber ich nehme an, wenn du noch hier wärst, würde ich dich jetzt nicht brauchen.