Sechsunddreißig
»Ein Baby?«, sagte ich. »Aber wir haben verhütet!«
»Die Pille ist nur zu achtundneunzig Prozent sicher.« Ich konnte es nicht glauben. Und das sagte ich auch.
»Sieh es dir an.«
Der schmale blaue Strich war unerbittlich. Genau wie ich. Ich wollte kein Kind.
Natürlich gab es Möglichkeiten, doch ich wurde wie ein Monster dargestellt, wenn ich sie nur erwähnte.
»Wie kannst du bloß?«
»Es ist ein kleiner Zellhaufen.«
»Es ist ein Baby. Unser Baby.«
Unsere Eltern waren entzückt. Sie hatten sich bei einem peinlichen Nachmittagstee kennengelernt und festgestellt, dass sie sich glänzend verstanden. Es war Zeit, dass wir eine Familie gründeten. Keinem von ihnen gefiel unser »zügelloses« Londoner Leben. Wie wunderbar, dass wir uns gefunden hatten, und was für ein Wunder dieses Baby war!
Mir wurde alles aus der Hand genommen.
Eine Mussehe, ein neues Haus (»Viel familienfreundlicher als diese schreckliche Wohnung«), ein neuer Job (»Keine solche Halsabschneiderei wie in der Großstadt«), ein Umzug an die verdammte Küste (»Die Luft ist so viel sauberer!«) …
Noch nie hatte ich mich so gefangen gefühlt.
Trotzdem konnte man Anna unmöglich nicht lieben, als sie da war. Sie war klug und schön, voller Wissbegier. Aber es war auch unmöglich, sie nicht abzulehnen. Da draußen wartete ein ganzes Leben auf mich, und anstatt es mit beiden Händen beim Schopf zu packen, war ich zum Stillstand verdonnert, mit einem Baby auf dem Arm. Ich fantasierte, davonzugehen. Sagte mir, dass ein abwesender Elternteil besser war als einer, der nur unter Zwang blieb. Doch ich ging nicht. Ich tat, was ich immer getan hatte, wenn das Leben hart wurde.
Ich trank.