Neunundfünfzig
Ich hätte sie rausgelassen. Anna und Ella.
Als ich den Wagen anhielt und Anna befahl auszusteigen, meinte ich es ernst. Nicht nur weil ich dann ebenfalls weggekonnt hätte – so schnell und weit verschwinden, dass ich nicht gefunden würde –, sondern weil ich nie wollte, dass die beiden verletzt werden.
Jetzt ist es zu spät. Ich muss sie bei mir behalten. Als Versicherung. Als Pfand.
Wäre ich deine Leiche doch nur allein losgeworden, dann wäre dies hier niemals geschehen. Aber ich konnte nicht.
Ich kniete auf dem Boden, wo dein Blut durch meine Jeans sickerte. Ich fühlte nach einem Puls, wartete, dass deine Brust sich hob und senkte – obwohl mir der blutige Schaum zwischen deinen Lippen verriet, was ich wissen musste. Es gab kein Zurück mehr. Für keinen von uns.
Ich hätte nicht sagen können, ob ich um dich oder um mich weinte. Vielleicht um uns beide. Alles, was ich weiß, ist, dass ich schlagartig nüchtern war. Ich legte die Arme um dich, versuchte, dich aufzusetzen, aber meine Hände waren glitschig vom Blut, und du rutschtest mir weg und schlugst wieder auf den Fliesen auf.
Ich schrie, rollte dich herum und sah das Gewebe durch den Spalt in deinem Schädel. Ich übergab mich. Zweimal.
Und da, als ich dort saß, bedeckt von deinem Blut und weinend vor Angst vor dem, was jetzt auf mich zukam, ging die Tür auf.