Elf
Murray
Tom Johnson war seit fünfzehn Stunden verschwunden, als seine Frau, Caroline Johnson – 48 Jahre alt, zehn Jahre jünger als Tom –, die Polizei verständigte. Sie hatte Tom nicht mehr gesehen, nachdem sie den Abend zuvor, wie sie es bezeichnete,
»einen albernen Streit« gehabt hatten und er aus dem Haus gegangen war.
»Er sagte, dass er in den Pub will«, stand in ihrer Aussage.
»Als er nicht nach Hause kam, dachte ich, dass er zu seinem Bruder gegangen ist, um seinen Rausch auszuschlafen.« Ihre Tochter Anna, die bei ihnen lebte, war in London zur Tagung einer Kinderhilfsorganisation, für die sie seit ihrem Universitätsabschluss arbeitete.
Tom Johnson war am nächsten Tag nicht zur Arbeit erschienen.
Murray fand die Aussage von Billy Johnson, Toms Bruder und Geschäftspartner, der sich keine Sorgen ob Toms Fehlen gemacht hatte.
»Ich nahm an, dass er verkatert war. Er ist mein Kompagnon. Was hätte ich denn tun sollen? Ihn abmahnen?« Sogar auf dem nüchternen Aussageprotokoll wirkten Billy Johnsons Worte defensiv. Bei vielen Leuten war das eine natürliche Reaktion: So wehrten sie die nagenden Schuldgefühle ab, weil sie sich nicht hinreichend gekümmert hatten, als es darauf ankam.
Die Vermisstenmeldung wurde von Uniformierten aufgenommen und als risikoarm eingestuft. Murray sah nach dem Namen des Officers, kannte ihn aber nicht. Zu dem Zeitpunkt hatte nichts darauf hingedeutet, dass Tom Johnson suizidgefährdet wäre, was jedoch nicht heißen sollte, dass die Einschätzung des Officers nicht hinterfragt wurde, nachdem der Suizid gemeldet worden war. Hätte es irgendwas geändert, wäre Tom als Hochrisiko eingestuft worden? Das konnte man unmöglich wissen. Nichts an Tom Johnsons Verschwinden hatte Grund zur Sorge gegeben. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann und bekannt im Ort. Ein Familienmensch, der noch nie wegen Depressionen behandelt worden war.
Die erste Textnachricht war um neun Uhr dreißig eingegangen.
Es tut mir leid.
Ironischerweise war Caroline Johnson erleichtert gewesen.
»Ich dachte, dass er sich für unseren Streit entschuldigt«, gab sie in ihrer Aussage an. »Er hatte mich angeschrien – und einige Sachen gesagt, die mich gekränkt hatten. Er war aufbrausend, aber hinterher hat er sich immer entschuldigt. Als die Nachricht kam, dachte ich, dass wenigstens alles in Ordnung ist.«
Er war aufbrausend.
Murray machte sich eine Notiz und unterstrich die Worte. Wie aufbrausend war Tom Johnson gewesen? Könnte er an dem Abend im Pub mit jemandem gestritten haben? In eine Prügelei geraten sein? Nachfragen bei Toms üblichem Pub hatten nichts ergeben. Wo er auch an jenem Abend vor seinem Tod hingegangen sein mochte, um seinen Kummer zu ertränken, es war nicht seine Stammkneipe gewesen.
Eine Anfrage des zuständigen Officers, Toms Handy zu orten, war abgewiesen worden, weil es keinerlei Hinweise auf eine lebensbedrohliche Situation gab. Murray krümmte sich innerlich stellvertretend für den Kollegen, der diese Entscheidung getroffen hatte. Sie wurde rasch widerrufen, als Caroline eine zweite Textnachricht von ihrem Mann erhielt.
Ich schaffe das nicht mehr. Die Welt wird ohne mich ein besserer Ort sein.
Was schaffte er nicht mehr?
Es war eine klassische Aussage im Eifer des Gefechts, wie sie jeder von sich geben könnte. Eventuell bedeutete sie nichts; oder sie bedeutete alles.
Ich schaffe das nicht mehr.
Verheiratet bleiben? Eine Affäre haben? Lügen?
Was hatte Tom Johnson getan, das ihn eine solche Schuld empfinden ließ?
Mehr Nachrichten gab es nicht, Tom Johnsons Handy war ausgeschaltet. Eine Überprüfung ergab, dass es sich zuletzt nahe Beachy Head ins Funknetz eingeloggt haben musste. Die automatische Kennzeichenerkennung spuckte aus, dass der Wagen, den er aus dem Autohaus mitgenommen hatte, in genau diese Richtung gefahren war, und Einsatzkräfte wurden hingeschickt. Obwohl Murray wusste, wie es ausgegangen war, bekam er Herzklopfen, als er die Seiten durchlas, und er stellte sich vor, wie es sich für die Officers angefühlt haben musste, dieses Wettrennen, um ein Leben zu retten.
Der Anruf einer Zivilistin – Diane Brent-Taylor –, die berichtete, einen Mann gesehen zu haben, der Steine in einen Rucksack lud. Ihr kam es seltsam vor, zumal der Mann einen Anzug trug, und sie blieb stehen. Sie beobachtete, wie er an den Klippenrand trat. Entsetzt sah sie, wie er seine Brieftasche und sein Handy aus der Tasche nahm, ehe er einen Schritt nach vorn machte und verschwand. Murray las die Mitschrift des Anrufs.
»Es ist Flut. Da ist nichts. Ich kann ihn nicht sehen.«
Der Seenotrettungsdienst war innerhalb von Minuten dort, doch es war bereits zu spät. Von Tom Johnson war keine Spur mehr zu entdecken.
Murray holte tief Luft. Er fragte sich, wie Ralph Metcalfe, der Coroner, damit fertigwurde, tagein, tagaus Geschichten von Toten zu hören. Gewöhnte er sich daran, oder ging er jeden Abend nach Hause und betäubte sich die Sinne mit Alkohol?
Die Officers hatten den Bereich abgesucht, den Mrs Brent-Taylor als die Stelle beschrieb, an der sie Tom über den Klippenrand treten gesehen hatte. Sie hatten seine Brieftasche und sein Handy gefunden. Das Display zeigte noch die panischen Nachrichten seiner Frau.
Wo bist du? Tu das nicht!
Wir brauchen dich …
Die Polizei hatte Caroline Johnson die Nachricht zu Hause in ihrer Küche überbracht, wo sie mit ihrer Familie saß. Eine Kopie aus dem Notizbuch von PC Woodward listete die Namen und Berufe der Freunde und Angehörigen auf, die dort gewesen waren, um Caroline beizustehen.
William (Billy) Johnson, Geschäftsführer von Johnson’s Cars.
Schwager.
Robert Drake, Facharzt für Chirurgie am Royal Sussex.
Nachbar.
Laura Barnes, Empfangssekretärin bei Hard as Nails. Patenkind.
Anna Johnsons Daten – Bezirkskoordinatorin bei Save the Children. Tochter – waren auf einem neuen Blatt vermerkt, was nahelegte, dass sie erst zu Hause eingetroffen war, nachdem PC Woodward die Namen der anderen aufgenommen hatte.
In den Tagen nach Tom Johnsons Tod hatten CID-Officers zahlreiche Befragungen durchgeführt und eine Akte für den Coroner zusammengestellt. Der Inhalt von Toms Smartphone war aufgeführt, einschließlich Onlinesuchen in den frühen Morgenstunden des 18. Mai nach Beachy Head Selbstmord und Tidenkalender Beachy Head. Murray fiel auf, dass die Flut ihren Höchststand um 10:04 erreicht hatte und Diane Brent-Taylors Anruf nur eine Minute später eingegangen war. Um die Zeit musste das Wasser ungefähr sechs Meter tief gewesen sein. Allemal tief genug, um einen mit Steinen beschwerten Mann zu verschlucken, ehe ihn der Brandungssog nach draußen zog. Sollte seine Leiche jemals gefunden werden, was wäre nach neunzehn Monaten noch von ihm übrig? Gab es irgendeinen Hinweis, ob Tom Johnson an jenem Morgen allein auf den Klippen gewesen war?
Die Zeugin, Diane Brent-Taylor, hatte niemanden bei Tom gesehen. Sie hatte sich geweigert, eine offizielle Aussage zu machen oder zur Anhörung zu erscheinen. Nach mehreren Minuten Gespräch, bei denen Diane so ausweichend war, dass es an Behinderung der Justiz grenzte, hatte die Notrufannahme schließlich herausgefunden, dass Diane mit einem verheirateten Mann am Beachy Head gewesen war, mit dem sie eine Affäre hatte. Das heimliche Paar war ebenso entschlossen gewesen, sein Rendezvous geheim zu halten, wie es die Polizei war, eine Aussage zu bekommen. Doch nichts konnte Diane bewegen, offiziell in Erscheinung zu treten.
Die Zeitachse in Murrays Notizbuch war nun vollständig. Die Ermittlungen zum Todesfall Tom Johnson waren binnen vierzehn Tagen abgeschlossen, die Akte wurde weitergegeben, und die CID-Officers wurden mit neuen Fällen betraut. Es folgte eine Verzögerung von mehreren Monaten, während die Erlaubnis eingeholt wurde, eine Anhörung ohne Leiche abzuhalten, doch soweit es die Ermittlungen betraf, war die Sache erledigt. Suizid. Tragisch, aber nicht verdächtig. Das war es.
Aber war es wirklich so einfach?
In der Akte gab es mehrere CDs mit Aufnahmen von Überwachungskameras, die man gesichert hatte, sowie Tom Johnson als unmittelbar gefährdet galt. Anscheinend hatte sie niemand durchgesehen, und Murray schätzte, dass der Fall bereits seinen traurigen Abschluss gefunden hatte, bevor die Officers Gelegenheit gehabt hatten, sich für eventuelle Hinweise stundenlang durch Aufzeichnungen zu kämpfen.
Der neue Audi, den Tom von Johnson’s Cars am Tag seines Verschwindens mitnahm, war zwar untersucht worden, aber da alles auf Selbstmord hindeutete, nicht Mord, bekam die Forensik kein Budget für weitere Tests. Allerdings waren die Beweise beim Wagen genauso gesichert worden wie die Kameraaufzeichnungen, und Murray fragte sich, ob es sinnvoll wäre, Proben und Haare aus dem Wagen untersuchen zu lassen.
Aber was würde das beweisen? Es gab keinen Verdächtigen, mit dem man die Beweise abgleichen könnte, und bei dem Fahrzeug hatte es sich um einen Vorführwagen gehandelt. Wer also wusste, wie viele Probefahrten damit bereits gemacht worden waren?
Und wer würde Murray Laboruntersuchungen genehmigen, wenn er nicht einmal mit diesem Fall zu tun haben sollte? Bisher hatte er nichts gefunden, was den Befund des Coroners infrage stellen könnte.
Vielleicht ergab Caroline Johnsons Akte irgendetwas von Interesse.
Auf Anna Johnsons Notruf war schnell und umfassend reagiert worden. Die Adresse der Familie war bereits mit einem Warnhinweis versehen, und diesmal wurde die Vermisstenanzeige sofort als »Hochrisiko« eingestuft.
»Der Tod meines Vaters hat sie sehr getroffen«, stand in Anna Johnsons Aussageprotokoll. »Ich fing an, von zu Hause aus zu arbeiten, um ein Auge auf sie zu haben – weil ich mir ernste Sorgen machte. Sie aß nicht, schrak jedes Mal zusammen, wenn das Telefon klingelte, und an manchen Tagen stand sie überhaupt nicht auf.«
So weit normal, dachte Murray. Trauer traf jeden anders, und ein Verlust durch Suizid stellte eine besondere Belastung dar. Schuld – so unangebracht sie auch sein mochte – lastete schwer auf der Seele.
Am 21. Dezember hatte Caroline Johnson ihrer Tochter gesagt, sie bräuchte frische Luft.
»Sie war den ganzen Tag mit ihren Gedanken woanders gewesen«, hatte Anna ausgesagt. »Immer wieder ertappte ich sie dabei, wie sie mich ansah, und zweimal sagte sie mir, dass sie mich liebt. Sie benahm sich eigenartig, aber ich schob es auf die Tatsache, dass uns beiden vor dem ersten Weihnachten ohne Dad graute.«
Mittags wollte Caroline Milch kaufen.
»Sie nahm den Wagen. Ich hätte gleich erkennen müssen, dass etwas nicht stimmte, denn wir kaufen unsere Milch immer in dem kleinen Eckladen am Ende der Straße. Das ist nur ein kurzer Weg. Als ich richtig drüber nachdachte, dass der Wagen weg war, wusste ich, dass etwas Furchtbares passieren würde.«
Die Polizei wurde um drei Uhr nachmittags gerufen. Ein Officer, der die Familiengeschichte kannte und schon zu viele Beachy-Head-Fälle gehabt hatte, um zuversichtlich zu sein, hatte das Büro des Seelsorgers verständigt. Dort bot man seit Jahren Krisenintervention an, proaktive Streifen und Suchteams, alles, um die jährliche Todesrate am Beachy Head zu reduzieren. Ein eifriger Seelsorger bestätigte, ja, er hätte tatsächlich eine Frau gesehen, zu der die Beschreibung passte, aber der Officer dürfe beruhigt sein, denn sie war nicht gesprungen.
Murray legte Anna Johnsons Aussage ab und fand den Ausdruck zum Anrufprotokoll aus der Notrufzentrale, verfasst von PC 956 Gray:
Seelsorger macht Angaben über ein langes Gespräch mit einer Frau in den Fünfzigern, dem Anschein nach nordeuropäisch. Fragliche Person war sichtlich verzweifelt und trug einen mit Steinen befüllten Rucksack bei sich. Fragliche Person gab ihren Namen mit Caroline an und sagte aus, kürzlich ihren Mann durch Suizid verloren zu haben.
Der Seelsorger hatte Caroline den Sprung von der Klippe ausreden können.
»Ich wartete, während sie die Steine aus ihrem Rucksack nahm«, stand in seiner Aussage. »Wir sind zurück zum Parkplatz gegangen. Ich sagte ihr, dass Gott immer bereit sei, zuzuhören. Dass nichts so schlimm sei, als dass Gott uns nicht helfen könne, es durchzustehen.«
Murray bewunderte Leute, deren Glauben ihnen eine solche innere Sicherheit bescherte; er würde auch gern so einen tiefen Glauben empfinden, wenn er in eine Kirche ging. Doch es gab zu viel Schreckliches auf der Welt, als dass er alles als Gottes großen Plan hinnehmen könnte.
War sogar der Glaube des Seelsorgers von dem erschüttert worden, was als Nächstes geschah? Hatte er ein Gebet gesprochen und Hilfe erfleht, um damit fertigzuwerden?
Carolines Foto war an sämtliche Reviere weitergegeben worden, und zusätzliche Streifen wurden zum Beachy Head geschickt. Die Küstenwache arbeitete, wie so oft, mit der Polizei und der Seelsorge zusammen. Freiwillige Patrouillen Seite an Seite mit Officers. Unterschiedliche Herkunft, unterschiedliche Ausbildungen, aber dasselbe Ziel: Caroline Johnson lebend zu finden.
Carolines Handy wurde am oder nahe Beachy Head geortet, und um kurz nach fünf Uhr nachmittags fand ein Hundehalter ihre Handtasche und das Mobiltelefon am Klippenrand. An dem Tag hatte die Flut um vier Uhr dreiunddreißig ihren Höchststand erreicht.
Ein BMW auf dem Parkplatz von Beachy Head, bei dem die Schlüssel steckten, wurde rasch zu Johnson’s Cars zurückverfolgt. Dort bestätigte Billy Johnson, dass die Beschreibung des Seelsorgers auf seine Schwägerin Caroline Johnson passte, Mitgeschäftsführerin von Johnson’s Cars und seit kurzem die Witwe von Billys Bruder, Tom Johnson.
Mit Ausnahme der Abschiedsnachrichten – Caroline hatte keine geschickt – war es eine exakte Kopie von Tom Johnsons Suizid sieben Monate zuvor. Wie musste Anna sich gefühlt haben, als sie wieder einem Polizisten die Tür öffnete, der seine Mütze in den Händen hielt? Als sie wieder in der Küche saß, umgeben von denselben Freunden und Angehörigen? Als noch eine Ermittlung, noch eine Trauerfeier, noch eine Anhörung anstanden?
Murray legte die Akte hin und seufzte tief. Wie oft hatte Sarah versucht, sich das Leben zu nehmen?
Zu oft, als dass er noch nachzählen könnte.
Das erste Mal war zu Beginn ihrer Beziehung, als Murray zum Squash-Spielen mit einem Kollegen gegangen war, anstatt Sarah zu treffen. Bei seiner Heimkehr hatte er sieben Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter vorgefunden, und mit jeder hatte Sarah verzweifelter geklungen.
Damals war Murray in Panik geraten. Und das nächste Mal auch. Manchmal lagen Monate zwischen den Versuchen; dann wieder kam es vor, dass Sarah mehrmals täglich versuchte, sich umzubringen. In solchen Phasen wurde ein Aufenthalt in Highfield nötig.
Nach und nach hatte Murray gelernt, dass er für Sarah vor allem ruhig bleiben musste. Da sein. Nicht bewerten, nicht panisch werden. Also kam er nach Hause und hielt sie in den Armen; und wenn sie nicht ins Krankenhaus musste – was meistens der Fall war –, badete Murray sie in seinen Armen, verband behutsam ihre Handgelenke und versicherte ihr, dass er nirgends hinging. Erst wenn sie hinterher im Bett lag, wenn sich ihre Stirnfalten im Schlaf geglättet hatten, vergrub Murray das Gesicht in den Händen und weinte.
Er rieb sich das Gesicht. Konzentration! Diese Sache sollte einige Zeit füllen, ihn davon ablenken, über Sarah nachzudenken, abhalten, sich an Dinge zu erinnern, die er sonst immer verdrängte.
Er sah zu seinem Notizbuch, das nun von seiner sauberen Handschrift gefüllt war. Nichts schien außergewöhnlich. Also warum würde jemand Carolines Tod infrage stellen? Unruhe stiften? Anna erschüttern?
Selbstmord? Von wegen.
Irgendetwas war an jenem Tag geschehen, das nicht in der Polizeiakte stand. Etwas, dass die ermittelnden Officers nicht gesehen hatten. Das kam vor. Nicht oft, aber dennoch. Schlampige oder schlicht überlastete Detectives. Andere Fälle, die Vorrang hatten, weshalb Fälle zu den Akten gelegt wurden, obwohl vielleicht – ganz vielleicht – noch mehr Fragen zu stellen wären. Mehr Fragen auftauchten.
Murray nahm den letzten Packen Papiere auf: unterschiedliche, unsortierte Dokumente wie ein Foto von Caroline Johnson, die Kopie der Anrufliste von ihrem Handy, die Kopie von Tom Johnsons Lebensversicherungspolice.
Murray sah sich Letztere an. Und sah noch mal hin.
Tom Johnson war tot eine beachtliche Summe wert gewesen.
Annas Haus hatte Murray nie gesehen, aber er kannte die Straße. Es war eine ruhige Allee mit eigenem Park – Zugang nur für Anwohner. Solche Immobilien waren nicht billig und sehr begehrt. Murray vermutete, dass das Haus beiden Johnsons gehört hatte und folglich an die Tochter gegangen war, zusammen mit der gewaltigen Lebensversicherung. Und nicht zu vergessen das Familienunternehmen, von dem Anna Johnson nun die Hälfte gehören dürfte.
Wie man es auch drehte und wendete, Anna Johnson war eine extrem vermögende Frau.