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Was ist dein Plan?«, murmelte Lara. Stephen lag neben ihr, Arme und Beine um ihren Leib geschlungen. Sie war noch immer ans Bett gekettet, musste dringend zur Toilette und lechzte nach einem Glas Wasser. Der Geruch ihrer Körper hüllte sie ein, aber Stephen hatte sie so stark gezeichnet, dass sie nicht mehr wusste, welches ihr Geruch war und welches seiner. »Hast du überhaupt einen Plan?«

»Ich fahre heute Abend in den Ort«, erklärte er, stützte sich auf einen Ellbogen und streichelte ihr den Rücken, »und sage Bella und Olly, dass ich ihr Vater bin. Ich glaube, sie werden sich freuen, meinst du nicht?«

Lara lag vollkommen still, ohne zu antworten. Sie war nicht in der Lage, sich vorzustellen, wie die Reaktion ihrer Kinder ausfallen würde, aber Freude war nicht das Erste, was ihr in den Sinn kam.

»Keine Sorge. Ich habe alles für sie vorbereitet. Sie werden erleichtert sein, ganz im Ernst. Dann komme ich mit ihnen hierher zurück, und wir können alle zusammen Tee trinken. Vielleicht könntest du einen Kuchen backen.«

»Ich muss aufs Klo«, sagte Lara.

»Aber natürlich.« Er sprang auf und löste die Fesseln um ihre Füße und Handgelenke. Er stützte sie – sie konnte ihr gebrochenes Bein nicht belasten – und führte sie ins Bad, wo er vor ihr stehen blieb, während sie auf der WC-Schüssel saß.

»Warte, ich wische dich ab«, bot er an und nahm die Toilettenpapierrolle. Gerade in dem Moment hörten sie ein lautes Klopfen an der Hintertür. Lara hielt den Atem an und sah zu Stephen auf. Der kniff die Augen zusammen.

»Das nenne ich Eigeninitiative.«

»Was meinst du damit?«

»In Ordnung. Du bleibst besser hier.« Er trug sie zurück ins Schlafzimmer und kettete sie hastig wieder fest. Das Klopfen dauerte an und wurde immer drängender.

Endlich verspürte Lara einen Hoffnungsschimmer. Jemand war gekommen, um sie zu retten.

»Mum? Lara?«

Ihr Herz machte einen Satz direkt in ihren Mund, als ihr klar wurde, wer dort draußen mitten in diesem gottverlassenen Wald vor Stephens Tür stand.

Ihre Tochter.

»Das ist mein Mädchen«, sagte Stephen.

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