45

»SIND WIR SCHON da?«

Die stickige Nachtluft wurde immer drückender. Yimt zertrampelte einen zehn Zentimeter langen Tausendfüßler, der über den Pfad krabbelte. Er grub den Absatz seines Stiefels mit mehr Wucht in die Erde, als notwendig war. Alle überlebenden Mitglieder der Patrouille teilten dieses Gefühl. Sie marschierten bereits seit Stunden durch eine Luft, die so feucht war, dass es sich anfühlte, als würden sie durch ein tropfnasses Baumwolltuch atmen. Der Baumsaft der Elfen linderte zwar ihren Durst und erfrischte sie, obwohl sie längst hätten erschöpft zusammenbrechen müssen. Aber er vermochte weder die Luft zu kühlen noch Scolly zum Schweigen zu bringen.

»Und jetzt?«

Teeter runzelte die Stirn und versuchte, Scolly zu ermahnen, vergeblich.

Yimt knurrte etwas und zertrampelte einen weiteren Tausendfüßler. Alwyn kontrollierte mit einem kurzen Seitenblick, ob vielleicht irgendwelche Elfen ihnen zusahen. Sie wären vermutlich nicht besonders erfreut, wenn ein Geschöpf der Natur auf diese Art und Weise getötet wurde. Aber im Moment war keiner von ihnen zu sehen.

»Also? Sind wir da?«, fragte Scolly erneut.

Es war, dessen war Alwyn sich sicher, bestimmt das hundertste Mal.

Yimt griff nach seinem rechten Schenkel und schlug dann mit der Faust dagegen. Alwyn wusste, dass der Zwerg sich wünschte, er hätte seinen Drukar wieder.

Er warf Alwyn einen Blick zu und schüttelte den Kopf.

»Es liegt nicht an der Hitze, sondern an seiner Dummheit.«

Alwyn lächelte, was ihm nicht leichtfiel. Die Hitze forderte auch von ihm ihren Tribut, vor allem, weil seine Schulter immer noch schmerzhaft pochte. Er trank einen Schluck aus dem Kürbis und fühlte sich sofort ein bisschen besser. Das Problem war nur, dass sein Kürbis fast leer war und sie noch die ganze Nacht marschieren mussten. Und dann war da noch Scolly.

»Also?«

Yimt fluchte und zog so hart an seinem Bart, dass er Haarsträhnen in der Hand hatte.

»Scolly, zum letzten verdammten Mal, ich sage es dir, wenn wir da sind. Siehst du einen magischen Stern? Sieht das hier aus wie eine Festung auf einem Hügel neben einem Fluss?« Yimt deutete mit der Hand auf die Bäume um sie herum.

Scolly sah sich um und nickte schließlich, als hätte er verstanden. Aber sie alle wussten, dass er dieselbe Frage fünf Minuten später wieder stellen würde. Er hatte Angst vor dem Wald. Sollten Sie Kritton jemals wieder begegnen, hatte der Elf eine Menge Fragen zu beantworten. Die Bäume ihrerseits wirkten nicht besonders gefährlich, auch wenn sie merkwürdig aussahen. An einem Baum mit einer grauen Rinde wuchsen faustgroße orange und schwarz gepunktete Früchte in Trauben jeweils zu dritt direkt aus dem Stamm. Dann gab es noch eine Sorte Baum, die Yimt »die weinende Peitsche« getauft hatte wegen der fadendünnen Blätter, die über den Pfad baumelten. Ihre Spitzen hatten kleine Haken, die perfekt geeignet waren, sich in Bärten zu verfangen. Alwyn musste bei diesem Anblick an zu Hause denken, an die großen buschigen Haselnusssträucher und die großen Ahorne, in denen nichts Wilderes gehaust hatte als ein Eichhörnchen, das seine Wintervorräte bewachte.

»Und jetzt?«

»Jetzt reicht es, Bursche«, knurrte Yimt, packte den Schaft seiner Armbrust fester und trat einen Schritt auf Scolly zu. Im selben Moment tauchte Chayii vor dem Zwerg auf und legte ihm sanft, aber bestimmt eine Hand auf die Schulter. Sie streckte einen Finger der anderen aus und legte ihn an die Lippen.

Alwyn blieb wie angewurzelt stehen und bedeutete Inkermon und Teeter, seinem Beispiel zu folgen. Das hatten sie jedoch bereits getan, denn die Elfen der Langen Wacht waren um sie herum aufgetaucht. Während sich die Soldaten auf einem verschlungenen Pfad durch den Wald nach Luuguth Jor kämpften, gingen die Elfen durch den Wald. Es waren etwa zwei Dutzend, vermutete Alwyn, obwohl es schwer war, sie genau zu zählen. Sie bewegten sich geräuschlos zwischen den Bäumen; jedenfalls machten sie kein Geräusch, das Alwyn hätte hören können. Er war sich nicht sicher, aber er glaubte, dass einige von ihnen tatsächlich sogar in den Zweigen und Ästen waren und über ihnen von Baum zu Baum sprangen. Jedes Mal, wenn er glaubte, er hätte etwas bemerkt, und hochblickte, war nichts zu sehen als Blätter. Er musterte auch diese und betete, dass er auf dem Rest ihrer Reise kein von Frost verbranntes Blatt mehr sehen musste. Und auch nicht für den Rest seines Lebens.

»Was gibt es?«, fragte Yimt, dessen Flüstern sich kaum von seiner normalen Stimme unterschied.

Chayii zirpte Irkila leise etwas zu, die schneller einen Pfeil auf ihren Bogen legte, als Alwyn ihren Bewegungen folgen konnte. Sie trat zwei Schritte vom Pfad in den Wald und verschwand zwischen den Bäumen. Alwyn blinzelte, versuchte herauszufinden, wohin sie ging, aber das Laubdach hielt zu viel Mondlicht ab, als dass er mit seinen schwachen Augen etwas hätte erkennen können. Ihm war klar, dass er sie nie finden würde, als er eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm, die ihn veranlasste, sich umzudrehen.

Knapp dreißig Meter hinter ihnen auf dem Pfad, den sie eben entlanggegangen waren, stand in einem Haufen aufgeworfener Erde neben einem klaffenden Loch im Boden eine Kreatur, die er aus den Gutenachtgeschichten seiner Großmutter kannte: ein Korwird.

Alwyn war so überrascht, dass er nicht einmal daran dachte, seine Muskete von der Schulter zu nehmen. Korwirds waren, wie Rakkes und Hundespinnen, längst ausgestorben.

Er kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und versuchte, das Wesen genauer zu betrachten. Es gelang ihm, und er wünschte, er hätte darauf verzichtet.

Es sah den Tausendfüßlern ähnlich, die Yimt zertreten hatte, nur dass das Korwird etwa sieben Meter lang und sein spitzes Maul mit nadelscharfen Zähnen gespickt war. Sein Körper war von schimmernden schwarzen und grünen Schuppen bedeckt, was den Anblick der milchig weißen Augen umso schrecklicher machte.

Das Korwird trat ein paar Schritte vor. Alwyn drehte sich der Magen um. Die Beine des Tieres bewegten sich rhythmisch und parallel wie die Ruder eines Langbootes, sodass es mit ruckartigen, sehr schnellen Bewegungen vorankam. Gleichzeitig erzeugten sie ein hartes, stakkatoartiges Klicken. Die Kreatur schwenkte ihre Schnauze dicht über dem Waldboden und beschnupperte die Erde des Pfades. Geiferfäden hingen aus ihrem Maul und zogen sich über den Boden. Wo sie ihn berührten, stieg zischender Dampf auf. Alwyn wusste instinktiv, dass dieses Wesen giftig sein musste.

Ein Pfeil zischte durch die Dunkelheit und grub sich in das rechte Auge des Korwird. Die Kreatur erhob sich auf ihre hinteren Beine und kreischte vor Schmerz, während sie ihr tödliches Gift in alle Richtungen versprühte. Weitere Pfeile zischten aus den Schatten gegen den ungeschützten Bauch der Bestie, prallten jedoch wirkungslos von den Schuppen ab.

Außer sich vor Wut und mit einem nach wie vor sehenden Auge ließ sich das Korwird auf all seine Beine zurückfallen und schoss über den Pfad direkt auf Alwyn zu. Sein Körper schlängelte sich, als es sich näherte, und das Klicken seiner Füße war so laut wie das Zirpen eines ganzen Schwarms von Zikaden. Immer mehr Pfeile prallten von den Schuppen des Korwird ab, ohne dass auch nur einer sie hätte durchdringen können. Alwyn taumelte zurück und riss dabei die Muskete von seiner Schulter. Er hörte Schreie hinter sich, spürte, wie Hände seine Schultern packten, aber seine ganze Aufmerksamkeit war auf den Albtraum gerichtet, der schneller auf ihn zukam, als er selbst hätte laufen können. Schließlich war das Korwird nur noch anderthalb Meter von Alwyn entfernt und riss sein Maul weit auf.

»Hinweg mit dir, in die brennenden Höllenlöcher, und wage es nicht, erneut auf dieser Welt zu wandeln!«, brüllte Inkermon und trat vor Alwyn. Er hatte ein kleines weißes Buch in seiner rechten Hand, das er wie einen Schild vor seinen Körper hielt.

Alwyn wusste nicht genau, wer überraschter war, er selbst oder das Korwird. Die Kreatur wich ein Stück zurück, das Maul immer noch weit aufgerissen. Die Zähne glitzerten von Gift.

»Zurück, sage ich!«, fuhr Inkermon fort. Ihm traten die Augen aus den Höhlen, und Speichel spritzte von seinen Lippen. »Deine infernalische Gegenwart ist eine Beleidigung für alles Gute und Anständige! Dein feindseliger Meister hat sich an allem versündigt, was gut und rein ist. Geh dahin zurück, woher du kamst, und behellige uns nicht mehr!«

Das Korwird schien einen Augenblick darüber nachzudenken, entschied sich dagegen und stürzte sich auf Inkermon.

Zwei Musketen feuerten unmittelbar hinter Alwyn. Seine Trommelfelle schmerzten, während beißender Rauch ihn einhüllte und ihm die Sicht nahm. Er hörte lautes Klatschen, als die Musketenkugeln ihr Ziel fanden. Einen Moment später sah er das Korwird vor sich: Es hatte ein großes Loch im Hals, ein anderes im Rücken, und zwei seiner Beine baumelten jetzt nutzlos an seiner linken Seite. Das Wesen hatte Inkermons weißes Buch zwischen den Zähnen, während Inkermon selbst hastig einen Baum hinaufkletterte.

Das Korwird kreischte, spie das Buch aus und stürzte sich wieder vorwärts.

Alwyn bereitete sich gerade darauf vor, das Korwird mit seiner Muskete niederzuschlagen, als er das vertraute laute Knallen einer Armbrust hörte und zwei schwarze Pfeile an ihm vorbeizischten. Sie durchbohrten den Oberkiefer des Korwird und gruben sich tief in sein Hirn. Der Kopf des Wesens krachte zu Boden, aber die Beine und sein Körper bewegten sich weiter.

Chayii näherte sich ruhig der Kreatur und zog dabei ein schlankes Schwert aus seiner Scheide. Das leise Wispern einer alten, weisen Stimme drang durch die Luft. Zunächst erfüllte sie Alwyn mit einem Gefühl von Frieden und Freundlichkeit, doch plötzlich schwoll sie an und wurde zu etwas weit Tödlicherem. Die Stimme brüllte, als Chayii den Körper der Kreatur mit einem einzigen Hieb von ihrem Kopf trennte. Dann hielt sie die Klinge ins Mondlicht und betrachtete die Schneide. Sie war makellos sauber. Zufrieden tätschelte sie die Seite der Klinge und schob sie wieder in die Scheide. Die Stimme verstummte. Alwyn schlug sich mit der Hand aufs Ohr und sah zu dem Korwird zurück. Einen Moment hörte man nur ein leises Zischen, als sein Gift die Blätter der Bäume um es herum zersetzte.

Chayii sagte etwas, und etliche Elfen tauchten auf. Sie traten jedoch nicht zu dem Korwird, sondern zu den Bäumen um den Kadaver herum und legten behutsam dasselbe Moos auf die Bäume, mit dem sie auch die Wunden der Soldaten behandelt hatten.

Yimt schob sich an Alwyn vorbei, packte beiläufig den Saum von Inkermons Caerna und zerrte ihn vom Baum herunter. Dann ging er zu dem Kadaver der Kreatur und bewunderte seinen Schuss. »Vermutlich hätte ein Pfeil auch ausgereicht, aber es war für meinen Geschmack ein wenig zu nah.« Er streckte die Hand aus, um die Pfeile aus dem Kadaver zu ziehen, doch Irkila hob eine Hand. Tyul, der Elf, den Irkila den Verlorenen genannt hatte, trat auf den Pfad. Er hatte einen Pfeil auf seinen Bogen gelegt.

»Es ist nicht sicher, sie schon zu entfernen«, erklärte sie. Dann wechselte sie ins Elfische und sagte etwas zu Tyul, der vortrat, bis er direkt über dem Kadaver stand. Das kleine Eichhörnchen tauchte plötzlich aus den Blättern auf, in die der Elf sich gehüllt hatte, und sprang auf das Korwird. Es hüpfte über den Kadaver, als suchte es nach etwas, blieb schließlich stehen, hockte sich auf eine Stelle in der Nähe des Rückgrats des Wesens und tippte nachdrücklich mit der Pfote darauf. Tyul schoss, und der Pfeil grub sich tief in den Kadaver des Korwird, knapp zwei Zentimeter von dem vollkommen unbekümmerten Eichhörnchen entfernt.

»Jetzt herrscht Gleichheit … Du kannst die tödlichen Pfeile herausziehen.« Irkila hob die Hand vor die Augen und drehte sich weg.

Yimt hob erstaunt eine Braue, nickte jedoch und zerrte die schwarzen Pfeile aus dem Kadaver. Dabei benutzte er den Saum seiner Caerna, um seine Hände zu schützen. Alwyn drehte sich beschämt zur Seite, weil Yimt ein wenig mehr enthüllte, als notwendig war, als er sich zurücklehnte und zog.

»Diese Dinger stecken ganz schön tief drin!« Er keuchte vor Anstrengung.

»Sie schlagen bereits Wurzeln«, erklärte Chayii und trat neben Tyul, der regungslos über dem Kadaver stand. Das Eichhörnchen rümpfte die Nase, sprang wieder an Tyul hoch und verschwand in den Blättern.

Chayii deutete auf die Spitzen der Pfeile am Hinterkopf des Korwird. Hässlich aussehende Fasern sprossen dort, drangen in das Geschöpf hinein und durch es hindurch in den Erdboden.

Chayii und Irkila begannen zu singen, und Alwyn empfand das gleiche merkwürdige Gefühl wie auf der Lichtung, als er zugesehen hatte, wie das Frostfeuer alles verbrannte. Diesmal war es nicht so dramatisch, nach wenigen Augenblicken konnte Yimt die Pfeile herausziehen. Die Wurzeln waren von den Spitzen verschwunden. Stattdessen jedoch schlugen die beiden anderen, die elfischen Pfeile, Wurzeln. Die braunen Schäfte schimmerten und begannen zu glühen, als aus ihren Federn neue Blätter sprossen. Sie waren von einem leuchtenden, golddurchwirkten Grün.

»Wachst, ihr starken Kleinen, und säubert diesen Ort«, sagte Chayii und segnete die Pfeilbäume, die bereits dabei waren, den Kadaver des Korwird zu verdecken. Dann bedeutete sie den anderen weiterzumarschieren, und Alwyn riss seinen Blick von dem Kadaver los. Er bemerkte jedoch, dass Tyul blieb, wo er war. Sein Blick war starr auf die Pfeile gerichtet, die jetzt zu Bäumen heranwuchsen.

»Werden sie nicht davon vergiftet, wenn sie sich von dem Ding ernähren, Mistress Rote Eule?«, fragte Alwyn. Er fühlte sich irgendwie getröstet, weil die Elfe jetzt mit ihnen auf dem Pfad ging.

»Böse oder gut, der Unterschied liegt im Geist begründet, Alwyn vom Imperium. Diese Kreatur ist ebenso ein Opfer ihrer Macht wie die Kinder dieses Ortes, die davon verletzt wurden.« Sie deutete auf die Bäume um sie herum. »Sie gräbt tiefer, als die Wurzeln reichen, viel tiefer, als klug ist, und bringt aus den Tiefen Dinge ans Licht, die nicht ans Licht dringen sollten. Deswegen haben wir lange Wache gehalten, sie auf ihren Berg und in den Hohen Forst dort verbannt, aber wir sind selbstzufrieden geworden. Jetzt beschämt es uns, dass wir die Gefahr so haben wachsen lassen.«

»Aber Ihr könnt sie aufhalten, richtig? Eure Magie ist die gute Magie, und die ist doch immer besser … richtig?«

Chayii blieb stehen und sah Alwyn an. »Vieles hängt in der Schwebe, Alwyn vom Imperium, und ich werde nicht Dinge behaupten, die ich nicht weiß.« Sie ging weiter und legte dabei sanft eine Hand auf seinen Arm, um ihn zu führen. Sofort setzte das vertraute Murmeln des Lebens ein. Alwyn fühlte einen Funken, wo ihre Hand auf seinem Arm ruhte, aber Chayii ignorierte dies.

»Die Elfen von der Langen Wacht werden mit all ihrer Macht danach streben zu verhindern, dass ihre Herrschaft in diesem oder irgendeinem anderen Land noch weiter Fuß fasst. Es ist dir vielleicht nicht bewusst, aber Tyul Bergquelle hat viel geopfert, als er mit zwei Kindern seines Ryk Faur, dem Grauenden Morgen, diesen Ort heilte. Er wird deswegen viele Monde trauern, und ich fürchte, wir werden noch weit mehr Opfer bringen müssen.«

»Irkila hat mir gesagt, er wäre ein Dïova gruss, eine der verlorenen Seelen. Was bedeutet das?«

Chayii senkte einen Moment den Kopf, hob ihn dann wieder und sah Alwyn an. »Ab und an in einer langen Zeitspanne wächst auf der Geburtswiese eine silberne Wolfseiche heran. Ihre Macht ist weit größer als die ihrer Brüder und Schwestern. Und es geschieht sehr häufig, dass der von ihr auserwählte Elf in der Reinheit ihres Herzens verloren geht, in ihrem Verständnis der Natürlichen Ordnung. Wenn das geschieht, vergisst der Auserwählte, was es bedeutet, ein Elf zu sein, und wird stattdessen eine Kreatur der Wildnis. Er befindet sich außerhalb unseres Einflusses.«

»Ist das auch mit der Schattenherrscherin passiert?«, erkundigte sich Alwyn.

Chayii blieb abrupt stehen, und ihr Griff um Alwyns Arm wurde fester als zuvor. »Nein!« Ihre Stimme klang schwer von Trauer. »Kein Dïova gruss würde so etwas tun, Alwyn vom Imperium. Denn als sie ihren Ryk Faur rettete, brach sie mit der Natürlichen Ordnung. So etwas könnte Tyul niemals vollbringen. Denn wären wir nicht mehr Teil der Natürlichen Ordnung, wären wir dessen beraubt, was wir mehr als alles andere schätzen, selbst wenn es bedeutet, dass unser Ryk Faur sterben müsste.«

Alwyn blickte über seine Schulter zurück. Tyul stand nicht mehr auf dem Pfad, aber das Bild, das sich allen ins Gedächtnis eingeprägt hatte, wurde stärker, und er empfand eine große Trauer.

»Wenn Yimt diese schwarzen Pfeile nicht aus dem Korwird gezogen hätte, was wäre dann geschehen?«

»Ein neuer Wald wäre entstanden, ein schwarzer, kalter Ort, der die Bäume bedroht hätte, die hier in Frieden leben. Sie mussten nicht gegen ihre Macht ankämpfen wie die Wolfseichen unseres Heimes, also sind sie noch nicht stark genug, um sich ihrem Einfluss zu entziehen. Sie hätten sich ihr ergeben, fürchte ich, und ihre Stimmen wären härter geworden, ihr Saft schwarz wie die Schatten.«

Der Ärger in ihrer Stimme überraschte Alwyn.

»Ich wusste nicht, dass die Bäume so … so lebendig sind.« Alwyn sah sich um und betrachtete die Umgebung. Jetzt schien es ihm, als könnte er ihre Energie tatsächlich spüren. Es war ein beunruhigendes Gefühl.

»Dann hast du noch viel zu lernen. Und nun, während wir hier wandeln, könntest du mich vielleicht aufklären?«

Alwyn sah Chayii überrascht an. »Nur zu gern, Mistress Rote Eule. Was möchtet Ihr denn gern wissen?«

Chayii warf Alwyn einen kurzen Seitenblick zu und lächelte beinahe unmerklich. »Erzähl mir, Alwyn vom Imperium, mehr von dieser Hexe, dieser Visyna.«

Elfen wie Stahl
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