24

VISYNA WANDTE DEN Kopf ab, als der erste Schlag durch die Luft pfiff und klatschend auf dem Rücken des Soldaten landete. Man hörte deutlich, wie die anderen Soldaten die Luft einsogen, aber kein einziger bewegte sich. Sie hätte dem ein Ende bereiten können, wenn sie gewollt hätte. Es hätte sie nur wenig Mühe gekostet, einen Wind zu beschwören, der die Asche und den Staub aufwirbelte, sodass es nahezu unmöglich war, etwas zu sehen. Sie hätte das so lange aufrechterhalten können, bis wieder Vernunft eingekehrt war. Sie erlaubte sich einen Moment, diesen Gedanken zu genießen, obwohl sie sehr genau wusste, dass sie nichts dergleichen tun würde.

»Eins!«

Es war Dhareg … Regimentssergeant Lorian, verbesserte sie sich bitter, der die Hiebe zählte. Sie hatte gedacht, ihr Zorn auf Konowa wäre intensiv gewesen, aber jetzt stellte sie fest, dass sie noch wütender war, als der andere Mann, der Interesse an ihrer Zuneigung geäußert hatte, sich dieses Gräuels schuldig machte.

»Seien Sie nicht zu hart mit ihnen, Liebes«, flüsterte ihr eine raue Stimme ins Ohr. »Sie alle folgen nur Befehlen.«

Visyna fuhr erschreckt herum und sah, dass Rallie direkt neben ihr stand. Sie war eigentlich sehr geschickt darin, die Gegenwart von anderen zu registrieren, doch die alte Frau war neben sie getreten, so substanzlos wie ein Schatten in einer mondlosen Nacht.

»Hart mit wem?«, erkundigte sich Visyna und zuckte zusammen, als der zweite Schlag einen roten Striemen quer über dem Rücken des Soldaten hinterließ. Er hob kurz die Schultern, und sein Kopf ruckte vor und zurück, aber kein Laut kam über seine Lippen. Der Auspeitscher wirkte weit mehr erschüttert; er schwankte und sah aus, als würde ihm gleich schlecht.

»Mit ihnen allen«, erwiderte Rallie und deutete auf das Regiment. »Das Leben als Soldat ist hart. Die meisten von ihnen sind ungebildete Plünderer, Diebe, Säufer und Schlimmeres. Und das sind nur die Offiziere, wohlgemerkt!«

Visyna stieß unwillkürlich ein kurzes Lachen aus. Einige der Muraphantentreiber ihres Vaters sahen sie schockiert an.

»Das ist nicht lustig!«, erwiderte Visyna und starrte erst die Treiber und dann Rallie böse an.

Die alte Frau hatte ihre Kapuze heruntergezogen, sodass ihr ungebärdiges graues Haar ihren Kopf wie eine Wolke umgab und ein wettergegerbtes Gesicht enthüllte, das so zäh war wie Baumrinde. In der einen Hand hielt sie ein kleines geöffnetes Buch, das in Leder gebunden war, und in der anderen Hand einen Federkiel. Sie lächelte nicht, aber die Belustigung in ihrer Stimme war unüberhörbar.

»Das ist es nie, und dennoch ist es einer der absurdesten Widersprüche in der heutigen Welt. Sehen Sie sich die Leute an«, sagte Rallie und deutete mit ihrem Federkiel auf das Regiment. »Die meisten von ihnen sind noch jung, und ich möchte wetten, dass die meisten von ihnen öfter gespaltene Schädel als das Innere eines Boudoirs gesehen haben. Sie wurden dafür ausgebildet zu töten, zu hacken und zu zerfetzen, und manchmal bedarf es rauer Maßnahmen, sie unter Kontrolle zu halten. Wir schaffen mit ihnen in gewisser Weise Monster, aber wir brauchen sie; und manchmal brauchen wir sie auch gemein und herzlos, Jungs und abgebrühte Schläger, die zwischen uns und den Monstern stehen, die wir nicht geschaffen haben.« Rallie nickte, angetan von ihren Worten, und begann zu schreiben.

»Also verzeihen Sie ihnen das?«, erkundigte sich Visyna ernsthaft überrascht. Sie kannte viele Berichte von Rallie und hatte immer gedacht, dass ihr mehr an dem Wohlergehen der Soldaten läge.

Rallie blickte von ihrem Notizbuch hoch und zuckte mit den Schultern. »Es spielt keine Rolle, ob ich das tue oder nicht. Meine Aufgabe ist es aufzuzeichnen, was ich sehe, damit meine Leser und Hörer verstehen, was hier draußen vorgeht.« Sie betrachtete Visyna unter ihrem zerzausten Haarschopf. Ihre blauen Augen waren klar und starr. »Letztlich ist die Feder stärker als die Muskete. Es könnte sein, dass meine Leser irgendwann entscheiden, dass es bessere Wege gibt als den hier«, meinte sie und kehrte dem Spektakel des Auspeitschens den Rücken. »Ich wäre nicht enttäuscht, wenn sie es täten«, fuhr sie fort, als sie langsam die Lichtung verließ.

»Schließt das auch ein, ihnen ein Licht aufzustecken, wie ungerecht es ist, andere Völker zu unterdrücken?«, erkundigte sich Visyna, als es zum dritten Mal klatschte. Der Schmerz des ausgepeitschten Elfs war fühlbar, selbst ohne ihre Fähigkeiten. Sie empfand den Drang, auch den nächsten Streich zu beobachten, zwang sich jedoch dazu, stattdessen der alten Frau zu folgen.

»Es ist das geringere von zwei Übeln, denke ich«, erwiderte Rallie, die sich immer weiter von dem Regiment entfernte. »Das Imperium ist trotz seiner Arroganz und Gier im Grunde am Wohlergehen aller Rassen interessiert.« Sie hob die Hand, bevor Visyna widersprechen konnte. »Ja, Liebes, das rechtfertigt sein Verhalten nicht, ich weiß, und hätten wir eine einfachere Zeit, würde ich Sie in Ihrem Bemühen von ganzem Herzen unterstützen. Aber wir haben keine einfache Zeit.«

»Sie würden mich in meinen Bemühungen unterstützen?«, erkundigte sich Visyna, der plötzlich kalt wurde. Sie sah sich um, ob jemand etwas gehört hatte, aber natürlich schlenderten sie allein an den Schlingpflanzen entlang.

Jetzt lächelte Rallie und rieb sich mit dem Federkiel die Nase. »Meine kleine Hexe, Sie haben ein gutes Herz und einen starken Verstand, aber Sie müssen noch viel über Subtilität lernen. Der Prinz interessiert sich für kaum etwas, und Konowa hat seine eigenen Sorgen, aber wenn Sie fortfahren, ständig die Missetaten des Imperiums anzuprangern, wird sich, so vermute ich, irgendwann jemand für Sie interessieren, und es wird kein freundliches Interesse sein.«

Visynas Herz hämmerte wie wild, aber sie zwang sich dazu, gelassen zu bleiben. Das Auspeitschen, das sie so bestürzt hatte, erschien ihr jetzt nur noch wie eine Erniedrigung, die von einer korrupten Macht verursacht wurde. »Im Norden breitet sich eine Rebellion aus. Wenn der Stern von Sillra tatsächlich dort ist, dann sollte sich das Imperium Sorgen machen.«

Rallie lachte leise und legte eine Hand auf Visynas Arm. Die Hand war kühl und leicht und verriet nichts von ihren Gefühlen. »Das Imperium macht sich Sorgen, sonst wären die Stählernen Elfen nicht hier! Aber den Stern wiederzubeschaffen ist nur ein kleines Puzzleteil des Gesamtbildes. Die Schattenherrscherin hat sich tief in ihrem Hohen Forst eingegraben, so tief, dass nicht einmal die Elfen der Langen Wacht kontrollieren können, was sie getan hat. Alles kommt zurück, das Gute, das Schlechte und das sehr Schlechte. Mit dem Stern und den Stählernen Elfen kommen auch die Rakkes und die Faeraugs und wer weiß, was noch? Es ist eine sehr gefährliche Zeit, um politische Intrigen zu spinnen.«

Ihre Worte bestätigten zwar Visynas Verdacht, aber sie war trotzdem entsetzt. »Der Stern gehört uns. Mit seiner Hilfe kann mein Volk sich befreien. Diese Chance ist jedes Risiko wert.«

Rallie drehte sich einen Moment weg, als das Stöhnen des Gefangenen zu ihnen drang. Sie schnalzte mit der Zunge und ging weiter, wobei sie eifrig in ihr Buch schrieb.

Visyna versuchte zu lesen, was sie schrieb, aber die Schrift war weder die des Imperiums noch irgendeine andere, die sie kannte.

Rallie antwortete, während sie schrieb. »Der Prinz will ihn für sich selbst haben, und von ihm wird er seinen Weg zu ihr finden.«

Visyna trat eine Schlingpflanze zur Seite und schlug dann entsetzt über ihre Brutalität die Hand vor den Mund. »Also wird er damit zur Kaiserin laufen, damit sie den Stern in die Schatzkammer der gestohlenen Kostbarkeiten legen kann?«

Rallie blieb stehen, schloss mit einem vernehmlichen Klacken das Buch und verstaute es in den Tiefen ihres Umhangs. »Die andere sie, Liebes, die andere sie.« Sie drehte sich um und ging zurück zu dem Regiment. Das Klatschen eines weiteren Peitschenhiebs hallte ihnen entgegen.

Visyna musste sich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten. Ihr Gesicht war bereits schweißgebadet, und ihr Nacken dampfte förmlich unter ihrem dicken Zopf. Rallie dagegen schien, wie sie gereizt bemerkte, von der Hitze nicht weiter berührt. »Konowa trägt ein Stück ihres Berges mit sich herum. Ich spüre die Anwesenheit der Schattenherrscherin hier, und sie wird ständig stärker. Konowa hätte es niemals akzeptieren sollen. Es ist eine Falle.«

Rallie schob sich den Federkiel hinter das rechte Ohr und breitete die Arme aus, als würde sie sich an eine Versammlung wenden. »Wenn Sie einem alten Weib seine etwas geschwollene Ausdrucksweise verzeihen: Dunkle Wolken sammeln sich, und sie befindet sich im Zentrum des heraufziehenden Sturms.« Sie legte den Kopf auf die Seite, sah Visyna an und senkte ihre Stimme. »Ja, es ist eine Falle. Es verblüfft mich immer wieder, dass Menschen so blind entscheiden. Sie sind eine seltene Ausnahme, Liebes, ein wahres Kind der Erde und der Lebenskraft, die darin ruht, im Gleichklang mit allen lebenden Wesen, und das auf eine Art und Weise, die ihresgleichen sucht. Sie sehen, was so viele nicht sehen wollen, nämlich die Existenz von Gegensätzen, und zwar allüberall: Sonne und Mond, Sommer und Winter, Jäger und Beute. Wenn es Gott gibt, gibt es den Teufel. Gibt es die Sterne, dann auch eine Schattenherrscherin, die versucht, ihr Licht zu löschen.«

Die Peitsche knallte erneut, und Visyna glaubte, den beißenden Schmerz selbst zu spüren. »Was können wir dann tun?«, erkundigte sie sich schließlich.

»Einstweilen warten wir ab und tun, was wir können, um diese Jungs vor Schaden zu bewahren. Sie werden schon sehr bald noch für etwas ganz anderes als für den Kampf gegen Faeraugs gebraucht«, antwortete Rallie.

Sie waren jetzt wieder dort angekommen, wo sie zuvor gestanden hatten, und Visyna warf einen schnellen Blick auf die Elfkynan in ihrer Nähe. Sie alle waren von dem Auspeitschen fasziniert, weil ihnen eine solch vorsätzliche und kalte Brutalität fremd war.

Rallie legte erneut eine Hand auf ihren Arm. »Bleiben Sie ruhig, Kind. Wir haben noch viele Meilen vor uns, und ich für meinen Teil habe noch ein paar Tricks im Ärmel. Trotzdem, seien Sie vorsichtig, wem Sie zuhören – die Helligkeit eines Sterns beruht zum Teil auf der Dunkelheit, die ihn umgibt.«

Bevor Visyna antworten konnte, stieg ein kollektives Keuchen vom Regiment auf, und es ertönte ein Geräusch, als wäre ein Sack Mehl auf einen Steinboden geworfen worden.

»Der arme Kerl ist ohnmächtig geworden«, sagte Rallie und schnalzte erneut mit der Zunge. »Er hat nicht einmal die zwanzig Hiebe überstanden.«

 

Der Drache beugte sich über ihn, und sein schwefliger Atem trieb ihm die Tränen in die Augen. Er versuchte sich zu bewegen, wegzulaufen, aber die großen Krallen der Bestie nagelten ihn am Boden fest. Das Gewicht zerquetschte ihn fast, aber schlimmer noch war der Gestank. Er riss den Mund auf, wollte schreien, doch jeder Laut wurde abgeschnitten, als der Drache einen Strom aus lodernden Flammen in seinen Hals spie.

»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir ihn bald wieder auf seinen Stelzen haben.«

Alwyn rappelte sich schwankend auf und stieß jemanden zur Seite. Eine Feldflasche mit Drachenschweiß fiel zu Boden und ergoss ihren Inhalt mit obszönem Gurgeln über die Erde. Er wusste nicht, welcher seiner Sinne am meisten litt, was beinahe alle anderen widerlichen Empfindungen hätte verdrängen können – beinahe. Sein Magen verkrampfte sich, Tränen standen ihm in den Augen, in seinem Kopf hämmerte es, seine Beine fühlten sich weich an, und seine rechte Schulter sowie der Arm zitterten vor Schmerzen.

Das Auspeitschen. Aus dem Nichts tauchte eine Hand auf, packte seinen linken Arm und steuerte ihn auf ein Dickicht aus Schlingpflanzen zu. Alwyn brach davor zusammen, dann lehnte er den Rücken dagegen und ließ den Kopf zwischen den Knien herunterhängen.

»Du solltest dich vielleicht ordentlich anziehen, Ally – immerhin ist Weibervolk anwesend«, sagte Yimt.

»Wa… was?«, krächzte Alwyn. Er erkannte seine eigene Stimme nicht.

»Zieh deine Caerna herunter, Junge. Man kann deine Edelsteine sehen.«

Alwyn konzentrierte sich, sah seine nackten Beine und das Tuch der Caerna, das sich um seine Taille gerollt hatte. Mit der Linken zog er das Kleidungsstück herunter und hob dann den Blick zu der verschwommenen Figur von Yimt.

»Ich kann das nicht, Yimt. Ich bin kein Soldat.« Diesmal wusste er, dass es seine Stimme war, denn sie sprach aus seinem Herzen.

Der Zwerg wirkte eine Sekunde bestürzt, schüttelte dann den Kopf und kniete sich neben ihn. Seine Knie knackten, als er sich hinhockte und seine Armbrust als Stütze benutzte, während er Alwyn die Brille und eine Feldflasche reichte.

»Darin ist nur Wasser«, erklärte Yimt, hob die Feldflasche und ließ ein paar Tropfen der Flüssigkeit in Alwyns Mund fallen.

Sie schmeckte warm und abgestanden, aber sie half.

»Jetzt hör mir zu, Ally. Ich will so ein Gerede nicht mehr hören. Du entwickelst dich zu einem guten Soldaten. Auspeitschen ist eine miese Aufgabe, das ist alles. Ich habe allen erzählt, dass du heftigen Durchfall hattest und deshalb umgekippt bist.«

»Das ganze Regiment denkt also, ich hätte Durchfall?«, erkundigte sich Alwyn und zog seine Caerna ein bisschen weiter herunter.

»Na klar«, strahlte Yimt. »Wir wussten ja bereits, dass du recht empfindlich bist. Besser, sie glauben, dass du nichts bei dir behalten kannst, als …« Der Zwerg wirkte plötzlich verlegen, zupfte an seinem Bart und wich Alwyns Blick aus.

Er denkt also auch, dass ich ein Feigling bin, begriff Alwyn. Er senkte den Kopf, als eine neue Welle von Übelkeit ihn überkam. Das Auspeitschen war nur ein weiteres Beispiel dafür, was er schon die ganze Zeit hätte wissen sollen. Der kleine Elfenschuster hatte es gewusst, und Yimt auch: Er war zu schwach, um Soldat zu sein. Dabei hatte er schon gedacht, er hätte es langsam in den Griff bekommen, das Soldatendasein; das Marschieren und das Geschrei, das miese Essen und die langen Stunden, die man Wache halten musste. Aber das war alles ein Kinderspiel gewesen im Vergleich zu dem hier.

Er konnte dem Elf, den er gehasst und gefürchtet hatte, nicht einmal zwanzig Peitschenhiebe versetzen. Es war alles zu schwierig. Er hob den Kopf, um Yimt das zu sagen, und sah stattdessen den Major vor sich stehen.

»Wie fühlen Sie sich, Soldat?«

Alwyns Selbstmitleid verschwand in einem Blitz von glühend heißem Ärger. Er sprang auf und salutierte zackig, obwohl ein nadelspitzer Schmerz in seine Schulter fuhr. »Dem Soldaten geht es gut, Sir! Soll ich den Gefangenen weiter auspeitschen?«

Der Major blinzelte und sah zu Yimt hinüber, der Haltung angenommen hatte, aber es trotzdem schaffte, mit den Schultern zu zucken. »Sie haben fünfzehn der zwanzig Schläge ausgeführt, mit denen Soldat Kritton bestraft werden sollte. Ich war der Meinung, das wäre genug.«

»Wirklich, Sir? Nur fünfzehn?« Die Wut verlieh Alwyn eine Courage, die er an sich niemals für möglich gehalten hätte. Er richtete sich ein wenig gerader auf und sah dem Elf direkt in die Augen. »Der Korporal hat trotz Befehl das Zelt des Prinzen nicht geschützt; da hat er doch zwanzig Schläge verdient?«

Der Major erwiderte Alwyns starren Blick eine Weile, dann kehrte er ihm den Rücken zu. »Arkhorn«, sagte der Major, »wir brechen in zwanzig Minuten auf. Sorgen Sie dafür, dass die Soldaten in Ihrer Abteilung keine Ausrüstungsgegenstände zurücklassen. Ich will nicht, dass sie etwas ablegen, was sie später vielleicht brauchen, nur weil es heiß und die Ausrüstung so schwer ist. Und sorgen Sie dafür, dass alle eine Feldflasche Wasser trinken. In dieser Hitze kann ein Soldat leicht seinen Kopf verlieren.«

Alwyn starrte böse auf den Rücken des Offiziers, und etwas in ihm hakte aus. Zum Teufel damit!, dachte er. Er streckte die Hand aus, um den Ärmel des Majors zu packen und ihn herumzudrehen, als ihn eine volle Feldflasche mit Wasser in den Magen traf, ihm den Atem nahm und ihn auf die Knie zwang.

»Kein Problem, Major«, erwiderte Yimt und trat zwischen Alwyn und den Elf. »Ich sorge dafür, dass alle gelassen bleiben.«

Der Major drehte sich ein wenig zur Seite und blickte an Yimt vorbei auf Alwyn. Seine Miene war undurchdringlich. Eine Hand hatte er an die Brust gelegt, als würde er etwas gegen sein Herz drücken, dann wirbelte er auf dem Absatz herum und ging weg. Alwyn rang immer noch nach Luft, als Yimt sich herumdrehte und ihm mit der Handfläche gegen die Stirn schlug. Alwyn fiel rücklings auf seinen Hintern.

»Warum hast du das gemacht?«, wollte Alwyn wissen, während ihm die Tränen in die Augen stiegen. Das ärgerte ihn noch mehr, und er stemmte sich auf die Ellbogen, um aufzustehen und dem Zwerg einen Kinnhaken zu verpassen.

Yimt bückte sich und schob sein Gesicht direkt vor das von Alwyn. Die Augen des Zwergs, die immer voller Übermut und Fröhlichkeit gefunkelt hatten, waren jetzt klar und kalt. »Um dir etwas Vernunft einzubläuen«, erwiderte Yimt kühl. »Was denkst du dir? Glaubst du, du kannst einfach den Dienst quittieren? Wir sind hier mitten in der Wildnis, mein Junge. Sicher, ich weiß, was man über den Kleinen Verrückten sagt, aber ich will dir eins verraten: Ich habe weit Schlimmeres überlebt als das hier, während die anderen um mich herum in die kühle Erde gelegt wurden. Das Leben ist verdammt hart«, fuhr er fort und stieß mit dem Finger gegen Alwyns Brust. »Es wird Zeit, dass du erwachsen wirst und dich daran gewöhnst. Hier draußen kannst du nicht einfach deine Bauklötze einpacken und zu Mami laufen. Hier draußen bist du entweder einer von uns oder einer von denen.«

»Einer von wem?«, erkundigte sich Alwyn.

Yimt schüttelte angewidert den Kopf und stand auf. Er schulterte seine Armbrust und legte seine Hand auf den Knauf seines Drukar. »Einer von den Toten. Frag Meri.« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon. Alwyn fühlte sich einsamer und verunsicherter als jemals zuvor in seinem Leben.

Elfen wie Stahl
cover.html
e9783641129088_cov01.html
e9783641129088_toc01.html
e9783641129088_ded01.html
e9783641129088_c01.html
e9783641129088_c02.html
e9783641129088_c03.html
e9783641129088_c04.html
e9783641129088_c05.html
e9783641129088_c06.html
e9783641129088_c07.html
e9783641129088_c08.html
e9783641129088_c09.html
e9783641129088_c10.html
e9783641129088_c11.html
e9783641129088_c12.html
e9783641129088_c13.html
e9783641129088_c14.html
e9783641129088_c15.html
e9783641129088_c16.html
e9783641129088_c17.html
e9783641129088_c18.html
e9783641129088_c19.html
e9783641129088_c20.html
e9783641129088_c21.html
e9783641129088_c22.html
e9783641129088_c23.html
e9783641129088_c24.html
e9783641129088_c25.html
e9783641129088_c26.html
e9783641129088_c27.html
e9783641129088_c28.html
e9783641129088_c29.html
e9783641129088_c30.html
e9783641129088_c31.html
e9783641129088_c32.html
e9783641129088_c33.html
e9783641129088_c34.html
e9783641129088_c35.html
e9783641129088_c36.html
e9783641129088_c37.html
e9783641129088_c38.html
e9783641129088_c39.html
e9783641129088_c40.html
e9783641129088_c41.html
e9783641129088_c42.html
e9783641129088_c43.html
e9783641129088_c44.html
e9783641129088_c45.html
e9783641129088_c46.html
e9783641129088_c47.html
e9783641129088_c48.html
e9783641129088_c49.html
e9783641129088_c50.html
e9783641129088_c51.html
e9783641129088_c52.html
e9783641129088_c53.html
e9783641129088_c54.html
e9783641129088_c55.html
e9783641129088_c56.html
e9783641129088_ack01.html
e9783641129088_cop01.html