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Am nächsten Tag tat sich endlich etwas.
Nach dem Mittagessen
mit dem Deputy hatte Rule den Nachmittag damit verbracht, die
Seitenstraßen abseits des Highway 63 abzufahren, von dem in Jasper
County gelegenen Ufer des Dam B bis rauf in den Norden zur
staatlichen Fischzucht. Die zweispurigen Verbindungsstraßen
verliefen hier kreuz und quer, meistens allerdings mehr oder
weniger parallel zu den Hügeln, die die östliche Seite des Sees und
der Niederungen des Angelina River umgaben. Von unbefestigten
Nebenstraßen zweigten gepflasterte Straßen in Kiefernwälder ab, und
von diesen wiederum schmale Sandpisten und Transportwege. Die
sandige Hügellandschaft war von den Holzfirmen gerodet und dann
wieder bepflanzt worden; durch die Anbauflächen zogen sich
schnurgerade Kiefernreihen, unterbrochen von kahlen Stellen, die
bis auf Bodenhöhe eingeebnet waren.
Die Sonne stand hoch
am Himmel, weiß wie eine Perle aus Alabaster. Er sah kaum wilde
Tiere, nur ein paar Vögel. Zwar war jetzt ohnehin nicht die
richtige Tageszeit dafür, doch auch frühmorgens oder in der
Abenddämmerung wäre es kaum anders gewesen. Eichhörnchen ernährten
sich nicht von Kiefernzapfen, und Rehe und Truthähne lebten
ebenfalls vorzugsweise in Laubwäldern.
Weiter die wellige
Wasserscheide hinunter, nach den Holzfarmen, verloren sich die
Transportstraßen im Nichts. Die ausgefahrenen Sandpisten, die
bergauf und hinunter in die Flussniederung führten, waren so stark
unterspült und überwuchert, dass Rule das Gefühl hatte, kaum
vorwärtszukommen. Es war ein heißer, schwüler Tag; unter den
dichten Baumkronen staute sich die stickige Luft wie in einer
überhitzten Sauna. Obwohl er mit heruntergekurbeltem Fenster fuhr,
geriet er im Führerhaus ganz schön ins Schwitzen. Hin und wieder
legte er einen Stopp ein und ließ Lefty in den Wald.
Er wusste immer noch
nicht, was für ein Fahrzeug der Rothaarige fuhr, und hatte keine
Ahnung, wonach er suchte, trotzdem hielt er die Augen auf. Man
konnte nie wissen, ob man nicht doch auf irgendetwas stieß. Das war
jedenfalls besser, als zu warten. Er war ganz dicht dran, er konnte
es spüren.
Gegen Abend gab er
seine Suche auf und fuhr zurück nach Jasper. Im Westen versank
gerade die Sonne in einem Meer aus blutroter Farbe. In den
Magnolien und Platanen zirpten die Zikaden. Und an den Vordächern
der Häuser, die in den schattigen Lichtungen entlang der Straße
standen, gingen die Lichter an. Aus den Fenstern drangen der warme
gelbe Schein der Zimmerbeleuchtung und das bläuliche Flackern der
Fernsehapparate, während die Bewohner es sich zum Feierabend
gemütlich machten.
In diesem Moment
wurde ihm klar, dass er den ganzen Tag über kein Wort mit Moline
gewechselt hatte. Sie hatten einander gemieden. Das war zwar nicht
gut, was die Arbeit betraf – er fragte sich, ob das auf dem
Überwachungsvideo DeReese oder Wade war, und irgendjemand musste
Rufus unten in Bolivar mal genauer unter die Lupe nehmen -, doch
vorerst war ihm das ziemlich egal. Moline war zu nervös, und wenn
er besoffen war, neigte er dazu, andere zu bedrohen, darum hielt er
sich besser von ihm fern. Außerdem stand der Rothaarige jetzt ganz
oben auf der Tagesordnung. Um den Abgleich der Videos mit DeReese
und Wade konnte er sich später kümmern oder noch besser den
Rothaarigen dazu befragen, das wäre am einfachsten.
An der
Hauptverkehrsstraße checkte er im Best Western neben dem Cotton
Patch, einem rustikalen Café, ein und rief Deputy Wright an. Noch
hatte er nichts von den Matthews gehört, doch die Polizeistreifen
waren wachsam. Die Dienststelle hatte ein paar zusätzliche Helfer
zur Unterstützung angefordert. Rule nannte dem Deputy seine Adresse
und ging dann nach nebenan, um zu Abend zu essen.
Als die Hilfskräfte
erwähnt wurden, fiel es ihm plötzlich wieder ein: Das letzte Mal
hatte er Lomax in Huston gesehen. Mit Handschellen in einem
Streifenwagen, die schlaksigen Knochen angespannt vor
Siegesgewissheit und unterdrückter Wut. Ein paar Stunden später
ließ man ihn gegen Kaution allerdings laufen. Wieder ein freier
Mann, Aufenthaltsort unbekannt. Ein Toter reichte vielleicht, um
den Blutdurst eines Racheengels zu befriedigen. Auge um Auge,
womöglich mussten es nicht beide sein. Aber unter Umständen hatte
er Lomax in der ganzen Aufregung erst richtig wachgerüttelt. Ihm
fiel das alttestamentarische Feuer im fahlen Gesicht des Mannes
ein, die zusammengepressten Kiefer. Und er kam zu dem Schluss, dass
der Bursche bald hier auftauchen würde, es war nur eine Frage der
Zeit. Wie ein schlimmer Fall von Nesselsucht.
Er aß etwas Leichtes
zu Abend, ein Sandwich mit gebratenem Hähnchensteak und Pommes
frites, dann suchte er einen Supermarkt auf und kaufte eine Tüte
Hundefutter für Lefty. Den Rest des Abends verbrachte er auf seinem
Zimmer und las den Burke-Roman. Oder er versuchte es. Denn er
schweifte immer wieder ab. Er überlegte, Eastland in Houston
anzurufen, um sich nach dem Verbleib von Lomax zu erkundigen, ließ
es dann aber bleiben. Er fragte sich, was er, wenn überhaupt, wegen
Katie unternehmen sollte. Außer sie loszulassen, aber das betraf
ihn und nicht sie. Also zerbrach er sich nicht weiter darüber den
Kopf.
Für eine Weile
stellte er sich Dana mit gespreizten Beinen im Bett vor, ihre
glatten Beine und darüber der schmale blonde Streifen Schamhaar,
wie sie sich streichelte und dabei aufbäumte. Er bekam eine leichte
Erektion und spielte daran herum, doch dann ließ sie wieder nach.
Er war nicht richtig bei der Sache. Seine Gedanken wanderten umher,
versuchten Kontakt mit dem Rothaarigen aufzunehmen, in den Kopf des
Jungen zu kriechen. Darüber dämmerte er schließlich weg; er
schlief, ohne zu träumen, und wachte zeitig wieder
auf.
Nachdem er geduscht
hatte, betrat er erneut das Cotton Patch, um zu frühstücken. Eine
Armada silbergrauer Regenwolken war über Nacht von der Küste her
aufgezogen. Im Gegenlicht der Morgensonne erstrahlten sie in einem
trüben, verschwommenen Neonglanz; die Wolkendecke hing so tief,
dass sich die schwüle Luft darunter staute.
Das Café war voller
Männer mit Polyesterhosen, kurzärmeligen Hemden und
Ansteckkrawatten, die Uniform der Geschäftsleute aus der Provinz.
Kiwanis- und Lions-Club-Typen. Die meisten von ihnen hatten einen
Bauchansatz und meldeten sich lebhaft und lautstark zu Wort. Die
Kellnerinnen machten Witze und tauschten mit den Männern im
Vorübergehen neckische Blicke aus, während sie Tellerstapel auf
ihrem Arm balancierten und die Bestellungen weitergaben. Aus der
Küche drang das Zischen von brutzelndem Fleisch, begleitet von
Bratenduft und Rauch und von den leisen, hektischen Anweisungen der
schwarzen Köche, die dort zugange waren. Rule setzte sich in die
Nähe der Tür und bestellte, dann nippte an seinem
Kaffee.
Er machte sich
gerade über ein paar Buchweizenpfannkuchen mit Würstchen her, als
Jude Bevil das Café berat. »Mich laust der Affe«, blaffte Jude,
»sieh mal an, wen’s hierher verschlagen hat.«
Rule erhob sich von
seinem Platz, um ihm die Hand zu schütteln, und Jude setzte sich
auf die andere Seite des Tisches. Er war schlank, hatte rosige Haut
und über den Ohren ein paar weiße Haarbüschel; er war fast neunzig
und hatte einen krummen Rücken, brauchte aber immer noch keinen
Krückstock, und seine dunkelblauen Augen funkelten wie ein
Kurzschluss in einem elektrischen Stecker. Er war Herausgeber,
Redakteur und einziger Reporter der Wochenzeitung gewesen, bevor er
sie an eine Unternehmenskette in Atlanta verkauft hatte. Einmal
hatte man wegen seiner politischen Überzeugungen durch das
Bürofenster der Zeitung auf ihn geschossen, ein andermal war er
aufgrund seiner Haltung in der Rassenfrage zusammengeschlagen
worden, außerdem hatte er sich wegen seiner bissigen Leitartikel
unzählige Klagen eingehandelt. Alles ohne Erfolg. »Wenn man
versucht, dich mundtot zu machen«, hatte er stolz erklärt, »musst
du noch lauter bellen.« Ein geborener Bilderstürmer, der den Leuten
hier ordentlich auf die Finger geklopft hatte. Der Leitspruch
seiner Zeitung damals lautete »Als Erstes kam Gott, dann
Shakespeare und schließlich Franklin D. Roosevelt.« »Heutzutage«,
sagte Jude, »würde er ›Beschütz unsere Anzeigenkunden‹ lauten.« Er
bestellte eine Schüssel Haferflocken mit Weizenvollkorntoast und
Kaffee.
»Du siehst gut aus«,
sagte Rule. »Was macht der Ruhestand?«
»Immer noch besser
als die Alternative. Der Friedhof, mein ich. Die Öffentlichkeit
fehlt mir schon. Wenn mich die Wut packt, schreibe ich einen Brief,
aber sie drucken es nie ab. Kriegst du eigentlich mit, was diese
Arschlöcher in Washington gerade treiben?«
Judes Augen blitzten
wild, und ohne eine Antwort abzuwarten, redete er
weiter.
»Die Demokraten sind
alle Republikaner geworden, und die Republikaner habe keine Ahnung,
was sie tun sollen. Das nennt man politische Rassenmischung. Wir
haben momentan nur noch eine Partei, das ist doch schizophren. Die
Demokraten amüsieren sich mit kleinen Mädchen, und die Republikaner
werden mit Jungs auf der Greyhound-Toilette erwischt, das ist in
meinen Augen der einzige Unterschied. Die Wirtschafsbosse schmeißen
jetzt den Laden. Für die aufgeblähten Erbsenhirne in Washington
gibt’s nichts mehr zu tun, außer sich einen runterzuholen, für die
Wiederwahl zu kandidieren und die Hand für Schmiergeld aufzuhalten.
Die haben alle Schauspiellehrer. Sobald sie eine Fernsehkamera
sehen, kriegen sie’nen Steifen. Du jagst den Matthews-Jungen,
was?«
Rule nickte, während
er seine Pfannkuchen verschlang.
»Tja, von seiner
Familie kannst du keine Hilfe erwarten«, sagte Jude und löffelte
sich Zucker in den Kaffee, »ihm werden sie allerdings auch nicht
helfen. Ein reizender Haufen Einfaltspinsel. Schwachköpfe und
Diebe, alle miteinander. Sie sind die einzigen natürlichen
Raubtiere, die noch in den Wäldern hausen, jetzt, wo die Wälder in
ihrem natürlichen Zustand nicht mehr existieren. Es gibt keine
Sumpfkiefern mehr, die Sandböden und Wiesen sind alle neu bepflanzt
worden. Und die großen Holzfirmen haben es jetzt auch noch auf die
Flussniederungen abgesehen. Raubritter in guter amerikanischer
Tradition. Die klauen uns das letzte Hemd und kriegen dafür
hymnische Besprechungen in Fortune und
Newsweek. Der einzige Unterschied
zwischen denen und den Matthews ist, dass sie besser gekleidet
sind. Wenn die hier fertig sind, steht in East Texas kein einziger
Hickory- oder Walnussbaum mehr. Nie wieder wird dort Musik
erklingen, keine Harfen, keine Sänger, weder Flöten noch Trompeten.
Du hattest die besten Kaufleute, sie beherrschten die ganze Erde,
durch deine Zauberei hast du alle Völker verführt. Buch der
Offenbarung. Ich schätze, dass du unten am Fluss schon nachgeschaut
hast.«
Rule nickte erneut,
während er auf einem Stück Wurst herumkaute. Wenn man sich mit Jude
unterhielt, konnte man in aller Ruhe zu Ende essen.
Der alte Mann
streute Zucker über seine Haferflocken und rührte um. »Ich schätze,
du hast hauptsächlich diese Seite abgegrast, da, wo die Familie
lebt, falls man das eine Familie nennen kann. Ich war nie ein
Befürworter des selektiven Völkermords, aber diese Jauchegrube der
Inzucht kann einen schon ins Grübeln bringen. Ethel Matthews’ drei
Jungs haben letzten Monat eine Planiermaschine geklaut. Sie wollten
damit die Hütten der Nigger plattwalzen, das haben sie Buckshot
erzählt, und sie waren auch noch stolz darauf, als würden sie damit
der Allgemeinheit einen Dienst erweisen. Hast du mal gesehen, wie
die hausen? Johnny Ray ist der einzige, der ein bisschen was in der
Birne hat, und jetzt schau dir an, was ihm das genutzt hat. Er wird
sich allerdings nicht auf dieser Seite des Flusses herumtreiben.
Hast du schon die Niederungen am Westufer abgesucht?«
Rule
verneinte.
»Na dann«, sagte
Jude, »jetzt, wo wir das geklärt hätten, was machen wir bloß mit
diesen Hohlköpfen in Washington?«
Rule dachte über das
nach, was Jude gesagt hatte, und als er nach dem Frühstück im Büro
des Sheriffs vorbeischaute, ohne dass sich etwas Neues ergab, fuhr
er den Highway 63 hinaus, vorbei an der Tennessee Pipeline Station.
Dann überquerte er die Angelina River Bridge, warf einen flüchtigen
Blick auf die kleine Baptistenkirche dahinter und fuhr weiter
Richtung Zavalla durch den Angelina Nationalforst. Die Wolkendecke
am Himmel überzog die Landschaft mit einer zarten blaugrauen
Satinschicht. Es regte sich kein Windhauch, und die Luft war
klebrig wie der heiße Dampf eines Bügeleisens. Die hochgewachsenen
Kiefern streckten ihre Arme nach der Hitze aus und verströmten ihr
harzhaltiges Myrrhearoma.
Er fuhr mit
heruntergekurbeltem Fenster, sodass der Wind ins Wageninnere blies.
Er duftete nach frischem Kiefernsaft und Geißblatt und nach der
Haut einer Frau direkt unter dem Ohr. Lefty hockte sich mit
erhobenem Kopf neben das andere Fenster und schaute, ob sich in der
Landschaft etwas bewegte.
Sechzehn Kilometer
hinter Zavalla, bei Boykin Springs, bog Rule auf den Parkweg und
folgte ihm Richtung Süden, zwischen Bäumen hindurch und durch ein
Viehgitter, vorbei an schmächtigen Jungkühen, die zwischen den
wenigen Bäumen umherstreiften, und dem Schild eines Jagdvereins,
der hier sein Revier hatte. An der Quelle, bei einem achtzig
Quadratkilometer großen See, endete die Straße. Er stieg aus, trat
auf die Staumauer des Sees und beobachtete, wie ein Reiher durchs
flache Wasser stakste und Jagd auf kleine Fische machte; sein
langer, schlanker Hals krümmte sich anmutig zu einer s-förmigen
Kurve, bevor er sich plötzlich streckte und mit einer heftigen
Stoßbewegung herabschnellte. Dann reckte der große weiße Vogel
seinen Schnabel gen Himmel und würgte seine Beute
hinunter.
Rules Blick wanderte
zum gegenüberliegenden Ufer, wo von den oberen Ästen einer uralten
Eiche ein dickes Hanfseil auf den See herabhing. Und plötzlich war
er mit seinen Gedanken wieder in der Vergangenheit. Damals hatte er
sich von einem über dem Wasseroberfläche baumelnden Seil fallen
lassen und war fünf Meter, oder auch mehr, in die Tiefe gestürzt,
was ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen war, mit rudernden Armen und
Beinen, hinab ins kalte Quellwasser, atemlos, bis er keuchend und
schreiend wieder aufgetaucht war. Und er war nicht nur einmal
gesprungen. Nein, immer wieder, an heißen Tagen wie heute. Genau
dort drüben, an diesem Baum, vielleicht sogar mit diesem Seil.
Alles schien unverändert, aber irgendwie auch anders. Ein
spöttischer Gruß aus alten Tagen. Die Vergangenheit nichts weiter
als eine wehmütige Erinnerung in verschwommenen Bildern. Und dann
waren sie wieder fort. Schließlich wandte er sich ab und fuhr aus
dem Park, zurück nach Osten auf den Highway Richtung
Jasper.
Kurz hinter der
Angelina Bridge bog er auf eine Nebenstraße, die zum Neches River
führte, durch das Schwemmland, das zwischen den beiden Flüssen
oberhalb des Dam B lag, wo sich die beiden vereinigten. Sie
verliefen hier im Abstand von mehreren Kilometern fast parallel
zueinander. Dazwischen gab es jede Menge Landschaft, in der sich
vielleicht ein rothaariger Mann versteckte. Während er ein paar
Kilometer die Nebenstraße entlangfuhr, zählte er ein halbes Dutzend
Feldwege, die zu den am Westufer des Angelina River gelegenen
Niederungen führten. Vielleicht war er in eine davon abgebogen,
oder auch keine. Schließlich machte er auf dem schmalen
Seitenstreifen kehrt und fuhr langsam zum Highway zurück, während
er aufmerksam lauschte. Ein Rascheln in den grünen Baumwipfeln, das
schwermütige Krächzen einer Krähe, in der Ferne ein zweiter Schrei,
dann Stille. Die Wolken über ihm, mit ihrer blau gestreiften
Unterseite, dehnten sich immer weiter aus und teilten sich dann,
bevor sie in einem dunstig schimmernden Ballett erneut miteinander
verschmolzen.
Es roch nach
Regen.
Mitten auf der
Straße bremste er, stieg aus und blieb mit der Hand auf dem
Kotflügel neben dem brummenden Truck stehen. Als er das Rauschen
der Bäume hörte, spitzte er erneut die Ohren. Lefty, der im
Führerhaus hockte, winselte und wollte hinaus, also ließ er den
Hund am Rande des Dickichts umherstreifen, während er, den Kopf in
den Nacken gelegt, mit geschlossenen Augen und zitternden
Nasenflügeln erneut lauschte. Nach einer Weile lief er zum
Waldrand, bis er Lefty schließlich eingeholt hatte. Er kniete sich
neben ihn und kraulte seinen Kopf.
»Hörst du auch, was
ich höre? Und riechst du das?«
Er sprach leise, es
war kaum mehr als ein Murmeln. Der Walker schielte mit erhobenem
Kopf zu Rule hinauf, der seine Hand über das weiche, dreifarbig
gemusterte Rückenfell gleiten ließ, und weiter die bebende Flanke
hinunter, die er sanft tätschelte.
»Da drin, mein
Junge. Wir müssen ihn nur noch aufscheuchen.«
Er streichelte Lefty
noch ein letztes Mal, zupfte an einem seiner samtweichen
Schlappohren und stand auf. Dann zog er seinen 45er aus dem
Halfter, überprüfte das Magazin und lud durch.
»Oder reingehen und
ihn zur Strecke bringen.«