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Der perfekte Verdächtige

Georginas Wohnung

Eine halbe Stunde später

»Sie haben mir erzählt, ich hätte in Norwich meine Eltern ermordet und wäre dann nach Schottland gefahren, um Simon und die Gilfillans zu erschießen. Sie hatten alles fein säuberlich ermittelt, Entfernungen und Tatzeiten aufgelistet und die Kugeln verglichen. Kaum zu glauben, aber sie haben sogar einen armen Wicht zwischen Schottland und Norfolk hin und her fliegen lassen, um nachzuweisen, dass es möglich war, die Taten in der von ihnen festgestellten Reihenfolge zu begehen. Ich bin der perfekte Verdächtige; sie ziehen nicht einmal in Erwägung, dass es einen anderen Täter geben könnte. Ich habe ihnen gesagt, wie es wirklich war, und sie haben mir ins Gesicht gelacht. Sie sagten, eine Geschichte, die derart an den Haaren herbeigezogen ist, hätten sie noch nie gehört, ich sollte Kriminalromane schreiben. Übrigens erheben auch die Ägypter Anspruch auf meine Person: Sie wollen mich für die Morde heute Morgen in Schubra zur Verantwortung ziehen.«

Dschamila musterte sein Gesicht, während er redete, und zweifelte nicht einen Moment daran, dass er die Wahrheit sagte. Die reine Wahrheit, die keine Polizei auf der ganzen Welt ihm glauben würde. Was Georgina anging, so wich die kribbelnde Erregung der Rettungsaktion der beklommenen Frage, ob es klug gewesen war, bei diesem Husarenstreich mitzumachen. Sie stellte sich vor, ihre Mutter könnte Wind von den Umtrieben ihrer Tochter bekommen, und schauderte bei dem Gedanken an die frostige Stimme, mit der sie solche »Dummheiten« zu kommentieren pflegte. Eine Gefängnisstrafe wäre leichter zu ertragen als ihr Sarkasmus.

Sie hatten den britischen Detective und den Fahrer im Auto zurückgelassen, geknebelt und mit Stricken gefesselt, die Dschamila eigens zu diesem Zweck auf dem Basar der Zeltmacher gleich neben dem Polizeirevier erstanden hatte. Der Wagen parkte in einer Seitenstraße, also befanden sich die beiden vermutlich immer noch in ihrer ungemütlichen Lage, aber Georgina beruhigte ihr Gewissen damit, dass nach menschlichem Ermessen kein ernsthafter Schaden für sie zu befürchten war. In ein oder zwei Stunden würde man sie entdecken und den ausländischen Kollegen in sein Hotel bringen, wo er in einem heißen Bad und anschließend gründlich durchgewalkt von den kundigen Händen des im Hotel angestellten Masseurs das erlittene Ungemach vergessen konnte.

Sie befanden sich wieder in Georginas Wohnung. Samiha war nach Georginas und Dschamilas Weggang vorhin aufgewacht und hatte nicht wieder einschlafen können. Das Gefühl, dass kostbare Zeit ihr ungenutzt zwischen den Fingern zerrann, quälte sie, dazu kam, dass sie ihre Kinder nie wiedersehen würde, wenn es nicht gelang, Mohammed al-Masri an der Ausführung seiner Wahnsinnstat zu hindern. Einen großen Becher neben sich, setzte sie sich an Georginas Computer und ging auf Jagd im World Wide Web. Als die anderen wiederkamen, gesellte sie sich im Wohnzimmer zu ihnen und berichtete, was ihre Nachforschungen zutage gefördert hatten.

»Die Konferenz steht nominell unter dem Vorsitz von Präsident Mubarak, der die Absicht hat, bei sämtlichen Sitzungen anwesend zu sein. Da er jedoch bei den Friedensverhandlungen eine entscheidende Rolle spielt, wird er nicht in persona die Konferenz leiten. Man hat eine Handvoll Friedensnobelpreisträger eingeladen, um diese Rolle zu übernehmen. An Mubarak selbst kommen wir nicht heran. Nicht in der Kürze der uns zur Verfügung stehenden Zeit und auch sonst nicht, realistisch betrachtet.

»Die Person, die für uns in Frage käme, ist der Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Megdi Jusuf. Jusuf ist die eigentliche treibende Kraft, was die Konferenz angeht. Er hat, zusammen mit seinem israelischen Kollegen Avraham Edri, das gesamte Unternehmen in Gang gebracht, er hat persönlich sämtliche Staatsoberhäupter angesprochen, und bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Sein Kopf wird rollen, falls irgendetwas schiefgeht.«

»Wie zum Beispiel, dass während der feierlichen Eröffnungszeremonie eine Atombombe gezündet wird«, juxte Georgina.

Jack grinste. Falls es je einen geeigneten Zeitpunkt für Galgenhumor gegeben hatte, dann war er jetzt.

»Das Problem ist«, führte Samiha weiter aus, »dass Jusuf zur Zeit überall und nirgends anzutreffen ist. Den größten Teil des heutigen Tages wird er an der Seite des Präsidenten die Staatsoberhäupter begrüßen, und in jeder freien Minute ist er unterwegs, um letzte Details zu überprüfen. Sein Terminkalender ist im Ministerium online, und er sieht chaotisch aus. Er kümmert sich sogar um das Catering. Offenbar kann oder will er nichts delegieren. Allerdings ...«

Sie stockte. In ihren anfänglichen Optimismus mischte sich leiser Zweifel. Hatte sie wirklich die Lösung des Problems gefunden?

»Also, einen Bereich hat er doch abgegeben, und das ist die Sicherheit. Um Kompetenzgerangel zu vermeiden, wenn jedes Land seinen eigenen Sicherheitsdienst mitbringt, hat er eine private Firma aus den Vereinigten Staaten mit der Wahrnehmung der Sicherheitsaufgaben beauftragt. Die Verantwortung für die einzelnen Staatschefs liegt weiterhin bei deren jeweiligen Personenschützern, aber mit der allgemeinen Sicherheit haben sie nichts zu tun. Zu deren Koordinator hat er einen seiner alten Freunde berufen. Der Mann heißt Chalid Selim, und er war früher eine große Nummer im Amt für innere Sicherheit.«

»Er war mein Chef bei der Mubahath al-Daula, dem Inlandsgeheimdienst«, warf Dschamila leise ein. »Als Vorgesetzter ein Rabenaas, aber effizient. Er wird dafür sorgen, dass die Sicherheitsoperationen absolut reibungslos laufen.«

»Hast du mit ihm persönlich zu tun gehabt?«, fragte Jack.

Sie schüttelte den Kopf.

»Ein- oder zweimal. Er war die Nummer Eins. Männer wie er verkehren nicht mit dem Fußvolk.«

Samiha fuhr fort.

»Der Aufgabenbereich der US-Firma umfasst die Überwachung des Sicherheitsbereichs, Überprüfung der Pressezulassungen, biometrische ID-Checks und so weiter. Selim verfügt aber zusätzlich über eine zehntausend Mann starke Truppe, die er aus den Reihen des Militärs und der Sicherheitsdienste rekrutiert hat.«

»Worauf willst du hinaus?«, fragte Jack.

»Ich glaube, an Selim ist leichter heranzukommen als an den Präsidenten oder den Außenminister. Gelingt es, ihn zu überzeugen, dass der Konferenz Gefahr droht, hat er genug Leute, um nach der Bombe zu suchen. Vielleicht ist er sogar in der Position, die Eröffnungszeremonie zu verschieben, indem er eine Sicherheitswarnung oberster Priorität ausgibt.«

Dschamila schüttelte den Kopf.

»Das tut er nicht. Der Präsident würde das Gesicht verlieren, und das darf nicht sein. Nie wieder würde man Ägypten für eine Veranstaltung dieser Art in Betracht ziehen. Mubarak ist bestrebt, das Image der Gewalttätigkeit auszumerzen, das unserem Land anhaftet. Jusuf hat alles darauf gesetzt, dass diese Konferenz ohne Zwischenfall abläuft. Glückt es, ist er so gut wie sicher ein Kandidat für den Friedensnobelpreis und möglicherweise heißer Anwärter für das Amt des Präsidenten. Ihn zu überzeugen bedeutet Schwerstarbeit, und dafür haben wir einfach nicht die Zeit. Davon abgesehen, auch an Selim ist nicht so ohne weiteres heranzukommen.«

Dagegen konnte Samiha nichts einwenden. Aus der Runde kamen ein paar Vorschläge, aber alle wurden nach wenigen Minuten wieder verworfen. Sie schauten sich ratlos an. Es war früher Nachmittag. In diese Atmosphäre der Mutlosigkeit hinein hob Georgina die Hand.

»Die Botschaft führt geheime Dossiers über sämtliche ägyptischen Politiker und sonstige Großkopfete. Garantiert ist unser Freund Selim auch dabei. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, es dürfte eine ziemlich dicke Akte sein. Die meisten dieser Dossiers enthalten Material, das wir an die Presse durchsickern lassen können, falls es geboten erscheint. Gewöhnlich müssen wir nicht darauf zurückgreifen. Es ist nicht unbedingt die feine Art.«

Die Dossiers waren ein offenes Geheimnis bei einigen Botschaftsangehörigen. Georgina gehörte zu diesem privilegierten Kreis. Sie hatte ihren Posten mit tadellosen Empfehlungen angetreten, überwiegend gesellschaftlicher Natur. Ungeachtet ihrer Jugend und der Tatsache, dass sie neu war, gehörte sie bereits zu einem inneren Zirkel aus alten Schulfreunden, Oxbridge-Absolventen und Verwandten von Diplomaten und militärischem Personal. Einer ihrer Onkel war in den Siebzigern Botschafter in Ägypten gewesen und einer ihrer Uronkel in den fünfziger Jahren. Nicht, dass sie das je erwähnte – schlechter Stil! –, aber man wusste es, und sogar viel ältere Kollegen vertrauten ihr heikle Interna an, von denen ein sozialer Aufsteiger mit einem Diplom von einer der neuen Universitäten so schnell nichts erfahren haben würde.

Sie brauchte fünfzehn Minuten, um sich einzuhacken, Selims Akte aufzuspüren und sie zu lesen.

Ins Wohnzimmer zurückgekehrt, berichtete sie den anderen, was sie herausgefunden hatte.

Selim hatte eine Mätresse, eine Französin, die in Zamalek lebte, der nördlichen Hälfte der großen Nilinsel, auf der auch Naomis Schule lag. Er besuchte sie immer donnerstagnachts – am Freitagabend nach dem muslimischen Kalender – in ihrer großen und luxuriös eingerichteten Wohnung in einem der alten, von den Briten errichteten Wohnblocks an der Saray-al-Gazira-Street. Auch wenn es nicht gerade ein offenes Geheimnis war, eine Handvoll Leute wusste davon, eingeschlossen seine Ehefrau. Sie pflegte ihre eigene außereheliche Affäre mit einem am Hungertuch nagenden ägyptischen Poeten namens Misbah und zog es vor, die Liebschaft ihres Mannes stillschweigend zu tolerieren.

Selims französische Freundin war Korrespondentin für »Le Monde« in Ägypten, 28 Jahre alt, unglaublich hübsch, trés chic und brünett, trickreich und schlau wie Houdini, und versiert in gewissen sexuellen Stellungen, die nur ein Produkt französischer Eltern und französischer Erziehung im Repertoire haben konnte. Selim war vernarrt in sie, und der »Französischunterricht« in ihrem Boudoir war das Einzige, was ihm half, klaren Kopf zu bewahren auf seinem wichtigen, aber auch mit großer Verantwortung verbundenen Posten.

Selim besuchte die anbetungswürdige Adrienne stets nach Einbruch der Dunkelheit. Manchmal verließ er sie zu später Stunde und fuhr nach Hause, ein andermal blieb er bis zum Morgen. Hielten seine Pflichten ihn über die Zeit hinaus im Mubahath fest, erschien er um Mitternacht oder später. Sie ihrerseits besuchte ihn nie, und sie zeigten sich nie zusammen in der Öffentlichkeit.

Zum Stelldichein fuhr er regelmäßig in einem Privatwagen, einem schwarzen Lexus, den sein Chauffeur anschließend vor dem Clarendon House parkte, einem Wohnblock aus den 30er Jahren, um dort zu warten. Ein zweiter Wagen, ein Mercedes, folgte dicht dahinter. Darin saßen zwei Leibwächter, immer dieselben Männer, von Selim wegen ihrer Verschwiegenheit geschätzt.

»Heute Nacht wird er wohl kaum ein Schäferstündchen halten«, meinte Jack. »Nicht in der kritischsten Phase vor dem Beginn der Konferenz.«

Dschamila wiegte den Kopf.

»Vielleicht doch. Heute Abend findet im Mena House Hotel eine Neujahrsgala statt. Er wird in seiner Eigenschaft als Sicherheitschef anwesend sein. Das Dinner endet gegen 22.00 Uhr; man will den Gästen Gelegenheit geben, sich zu erholen und auszuschlafen, bevor es morgen losgeht. Gut möglich, dass er sich stattdessen ein bisschen therapeutischen Sex gönnt, zur Beruhigung der Nerven.«

»Aber bestimmt wissen wir es nicht«, wandte Georgina ein.

Ein Anruf im Kairoer Büro von Le Monde erbrachte die Auskunft, dass Mlle. Dussolier an der vor dem Bankett stattfindenden Pressekonferenz teilnehmen werde, aber an keiner anderen Veranstaltung an diesem Abend. Georgina führte das Gespräch mit Hilfe ihres Schulfranzösisch. Sie bemerkte scherzhaft, Adrienne lasse wohl ein wenig die gebotene Arbeitsmoral vermissen.

»Sie hat die ganze Woche über zahlreiche Termine wahrgenommen«, erfuhr sie daraufhin von der pikierten Sekretärin. »Wir haben zusätzliche Leute aus Paris hier, und sie war die letzten Tage ständig eingespannt. Ich nehme an, sie will früh zu Bett, um frisch zu sein, wenn morgen die Konferenz eröffnet wird. Für welches Blatt schreiben Sie noch, haben Sie gesagt?«

»The Times. Bestellen Sie Adrienne, dass ich mich nach ihr erkundigt habe. Vielleicht laufen wir uns morgen über den Weg. Au revoir.«

»So weit, so gut«, meinte Jack. »Und nun? Lädt Georgina sich auf ein paar Drinks ein, um mit Selim zu plaudern?«

Keiner antwortete. Sie saßen nur da und schauten sich bedrückt an. Endlich brach Georgina das Schweigen.

»Im Grunde ist es ganz einfach. Höfliche Zurückhaltung bringt uns nicht weiter. Wir müssen ihn kidnappen. Nur für ein paar Stunden. Dann können wir ihn bearbeiten, bis er uns glaubt.«

Eine halbe Stunde später war Jack auf dem Weg nach Zamalek, begleitet von Dschamila und Samiha. Sie waren beide verschleiert. Ihm hatten sie Haar und Bart blond gefärbt, mittels einer Tinktur aus einer Flasche in Georginas Schlafzimmer. In dieser kosmopolitisch geprägten Gegend erregte er damit kaum Aufmerksamkeit, im Gegensatz zu manch anderen Vierteln Kairos. Vorbei an Girlanden und Fahnen, die schon jetzt unter dem Grauschleier des ewigen Smog ihre Leuchtkraft eingebüßt hatten, fuhren sie nach Zamalek.

Das Haus fanden sie auf Anhieb, danach aber wurde es schwierig. Das Gebäude hatte einen gesicherten Vordereingang, bewacht von einem livrierten Türsteher. Das hieß, sie mussten ihn beziehungsweise seinen Vertreter mit auf die Rechnung setzen, zusätzlich zu Selims Leibwächtern.

»Ich gehe und schaue mir die Rückfront an«, sagte Jack. »Ihr wartet hier.«

Von hinten sah das Gebäude um einiges weniger gepflegt aus, als die Fassade vermuten ließ. Eine schmale Gasse verlief als Trennstrich zwischen den Rückseiten zweier Straßenzüge. Die Menschen, die in dem exklusiven Appartementhaus logierten, mit ihren Armani-Anzügen und dicken Brieftaschen, benutzten selbstverständlich nur das vornehme Portal und ahnten nichts von der ihren Blicken verborgenen Schattenwelt.

Dort in den Gassen, in die kein Tageslicht drang, lebten Menschen, die sich mehr schlecht als recht ihren Lebensunterhalt zusammenkratzten, die Glücklosen.

Wir müssen hier jemanden postieren, dachte Jack. In Sichtweite des Hinterausgangs, wo man ein Auge darauf haben kann, wer kommt oder geht: die Putzkolonnen, dienstbare Geister, Lieferanten. Vielleicht nutzte auch Selim diese Möglichkeit, ins Haus zu gelangen? Es gab keine Feuerleiter, keinen anderen Ein- und Ausgang, nur diese Tür. Er machte sich in Gedanken eine Notiz, den Türsteher zu fragen, welchen Eingang der Sicherheitschef benutzte. Wie in Paris die Concièrges, wussten die bauabs von Kairo minutiös Bescheid über das Kommen und Gehen ihrer Arbeitgeber und waren fast ausnahmslos bestechlich.

Bevor er die Gasse verließ, warf Jack noch einen Blick auf die armen Menschen, die sich hier häuslich eingerichtet hatten. Er empfand Mitleid mit ihnen in einem Ausmaß, wie er es bisher nicht gekannt hatte. Sein eigener Verlust und das Wissen um die drohende Katastrophe ließen ihn diese Bettler, die im Lauf der vielen Jahre, die er in Kairo lebte, bedrückend vertrauter Teil seines Alltags geworden waren, in einem anderen Licht sehen. Darsch fiel ihm ein und sein Versprechen, dem Jungen eine Zukunft zu ermöglichen. Und er erinnerte sich an die Freundlichkeit der Zabbalin in dem Dorf, in dem Dschamila mit ihm nach der blutig beendeten Hochzeitsfeier Zuflucht gesucht hatte.

Auf dem Weg nach Zamalek waren sie einer kleinen Familie dieser Abfallsammler begegnet, Mann, Frau und zwei kleine Kinder, die langsam und immer wieder Halt machend, die Straße hinunterwanderten.

Der Gedanke an die Zabbalin brachte Jack auf interessante Ideen. Diese unermüdlichen Leute verrichteten ihre Tätigkeit vor aller Augen und waren doch gleichsam unsichtbar, wie die Bettler. Man sah sie, aber nahm sie nicht zur Kenntnis oder verschwendete einen zweiten Gedanken an sie.

»Aber natürlich ...«, sagte er. »Natürlich.«

Er verteilte sein Kleingeld und einige Scheine in die ausgestreckten Hände und kehrte dorthin zurück, wo Samiha und Dschamila warteten. Die zwei von Kopf bis Fuß verschleierten Gestalten sahen sich zum Verwechseln ähnlich, doch auf den zweiten Blick erkannte er Samihas Augen. Wie hatte er sie verwechseln können? Die Iris war golden. Und sie schaute ihm unverwandt ins Gesicht.

In diesem Moment veränderte sich das Licht. Die letzten Strahlen der Sonne liebkosten die Spitzen der zahllosen Minarette, dann loderte sie als Feuerbrand am westlichen Horizont, versank hinter den Pyramiden und den Totentempeln, überzog die Zeltstadt mit goldenen Schleiern. Von jedem Minarett stieg die Stimme des Muezzin himmelwärts und rief zum Abendgebet, mit welchem das neue Jahr begann.

»Wo haben wir diese Zabbalin gesehen?«, fragte Jack.

Samiha hatte sich der ungewohnte Anblick eingeprägt. Sie deutete zum Flussufer.

»Ein paar Straßen weiter dahinten«, sagte sie.

Sie brauchten nicht weit zu gehen. Die Familie war noch bei der Arbeit, sogar am Weihnachtstag. Falls Jesus noch einmal auf die Erde kam, dachte Jack, würde er in einem ihrer Dörfer geboren werden und in seiner Kindheit und Jugend, in Lumpen gehüllt, einen Esel durch die Straßen führen und im Abfall wühlen.

Das Schwert - Thriller
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