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Waffenbrüder
In einem Tunnel tief unter Imbaba hörten Mohammed al-Masri und sein Bruder Raschid, in Sicherheit und auf dem Weg zurück ans Tageslicht, die Explosion. Sie murmelten Gebete. Und während er betete, beschloss al-Masri, dass nun die Zeit gekommen sei, seinen Anspruch auf das Kalifat mit Nachdruck geltend zu machen.
Der Tunnel verlief in südlicher Richtung quer durch den Schari Sudan in den Suhafijn-Bezirk. Dort endete er an einem Ausstieg in einer Bäckerei, deren Besitzer ein enger Vertrauter von al-Masri war. Eine kontrollierte Sprengung ließ den Tunnel von der Mitte her in Richtung Imbaba einstürzen, samt einer darüber gelegenen Zeile schlampig hochgezogener Wohnblöcke.
Salman, der Bäcker, schob die Brüder hastig in einen Lieferwagen und fuhr mit ihnen über den Fluss, ostwärts nach Bulaq, wo die Zelle ein weiteres Versteck unterhielt. Während der Fahrt wandte sich Mohammed an seinen Bruder: »Raschid, ich habe einen wichtigen Auftrag, den du ausführen sollst. Niemand anders darf davon erfahren. Ist das klar?«
Raschid nickte stumm.
»Ich möchte, dass du mir einige Gegenstände beschaffst, die sich im Besitz eines alten Buchhändlers befinden. Der Mann ist ein Gelehrter, ein Scheich, ein frommer Mann. Doch er weiß mehr, als gut für ihn ist. Du hast mich von dem Schwert des Propheten sprechen hören, dem Schwert mit Namen al-Adb. Von Omar Schaltut weiß ich, dass dieser Mann das Schwert in seinem Besitz hat sowie einige andere Gegenstände aus derselben Zeit, darunter ein Brief von der Hand des Schreibers des Propheten, gesegnet sei sein Name. Er hat vor, alles an ein Museum zu verkaufen. Daran müssen wir ihn hindern. Dieses Schwert ist das Zeichen, auf das ich gewartet habe. Sobald ich es in den Händen halte, verleiht es mir die wahre Macht eines Kalifen. Bring es mir.«
»Es ist so gut wie getan. Und der alte Mann?«
»Er heißt Mehdi. Mehdi Mussa. Ich werde dir sagen, wo du ihn findest. Töte ihn. Kein Wort von all dem darf an irgendjemandes Ohr dringen, bevor die Zeit nicht reif ist.«