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Taxi
Al-Tahrir Street
Eine halbe Stunde später
Amin Junus war müde. Seit dem frühen Morgen war er unterwegs und hatte immer noch nicht genug verdient, um seine Familie satt zu machen. Das Paar, das er in der Stadt der Toten abgesetzt hatte, war spendabel gewesen, trotzdem brauchte er noch ein paar Fuhren, bevor er sich guten Gewissens zu Hause schlafen legen konnte. Er hatte beschlossen, zur al-Tahrir zurückzufahren, in der Hoffnung auf ein paar Touristen aus den Bars. Ein paar Touristen wären eine große Hilfe, dachte er. Man konnte sie mit dem Fahrpreis übers Ohr hauen, und sie merkten es nicht einmal. Vielleicht nahm er sogar genug ein, um sich eine neue Stoßstange leisten zu können.
Al-Tahrir war sein angestammtes Revier. Weil der Boulevard so lukrativ war, hatte nur eine kleine Anzahl von Taxis die Erlaubnis, hier abzusahnen. Während er langsam dahinrollte, sah er einen Mann am linken Fahrbahnrand den Arm ausstrecken und winken. Er hielt am Bordstein, und der Fahrgast setzte sich neben ihn, gleichzeitig öffneten zwei weitere Männer die hinteren Türen links und rechts und stiegen ein.
»Wohin?«, fragte er.
»Das sollst du uns sagen«, antwortete der Mann auf dem Beifahrersitz.
»Ich verstehe nicht.«
»Man hat vorhin beobachtet, wie ein Mann und eine Frau bei dir eingestiegen sind. Er trug eine Galabija, sie den Hidschab. Erinnerst du dich?«
»Natürlich. Was geht euch das an?«
Einer der Männer im Fond beugte sich vor und flüsterte Amin etwas ins Ohr. Der Taxifahrer wurde bleich.
»Was ... was wollt ihr wissen?«, fragte er. Seine Stimme zitterte. Diese Leute waren nicht die Art Leute, mit denen er sich anlegen wollte.
»Wo hast du sie hingebracht?«
Er sagte es ihnen. Der Mann hinter ihm zog ein Handy aus der Tasche und telefonierte.
»Vielen Dank«, sagte der Mann auf dem Beifahrersitz. »Und jetzt steig aus.«
»Aber – das ist mein Auto.«
»Hat mein Freund dir nicht erklärt, wie die Dinge stehen? Du wirst dein Auto wiederbekommen. Nun rette dein Leben und geh nach Hause zu deiner Familie.«
Er öffnete die Tür und stieg aus. Fast wären ihm die Beine eingeknickt. Der Mann, der neben ihm gesessen hatte, schob sich hinter das Lenkrad. Er zog die Tür zu. Der Wagen setzte sich in Bewegung, während der Mann auf dem Rücksitz vorgebeugt Richtungsanweisungen gab.
Amin verfolgte sein Auto mit den Blicken, bis es im Verkehrsgewühl verschwunden war. Er wusste, er würde es nicht wiedersehen. Er würde heute Nacht mit leeren Händen nach Hause kommen. Heute Nacht und morgen Nacht und in jeder anderen. Diese Männer hatten nicht nur ein Auto gestohlen, sondern ihm und seiner Familie das Leben.