4. Kapitel
Chewbacca senkte ihren Bug, sodass sie auf den quadratischen blauen Schlund des Tunneleingangs zusanken, und begann einen langsamen Abstieg in das Inhaftierungszentrum. Malla holte das Blastergewehr zwischen den Sitzen hervor und inspizierte die Unterseite.
[Das ist ein ganz spezielles Modell], erklärte Chewbacca. [Die Sicherung wird automatisch deaktiviert, wenn man den Knauf ergreift und seinen Finger auf den Abzug legt.]
Malla experimentierte einen Moment lang mit der Waffe herum und schüttelte dann den Kopf. [Das traue ich mir nicht zu.] Sie schob die Waffe ins Halfter hinter dem Fahrersitz zurück, ehe sie durch die Windschutzscheibe starrte. [Ich bin mir sicher, du hast einen Plan.]
Chewbacca nickte. [Einen guten.] Er bog um eine scharfe Schutzecke, die dazu diente, Hochgeschwindigkeits-Einbruchsversuche zu vereiteln, und sagte dann: [Wir suchen Lumpy und holen ihn da raus.]
[Denkst du nicht, dass die Blassnasen versuchen werden, ihn zu töten, wenn ihnen klar wird, dass wir in ihrem Vehikel sitzen?]
[Aus diesem Grund müssen wir rasch handeln und hart zuschlagen.]
Chewbacca manövrierte den Speeder um den zweiten Abschnitt der Schutzecke, und sie passierten ein offenes Sicherheitstor, um in einen höhlenartigen Hangar zu gelangen, der vom selben matten Licht erhellt wurde wie der Tunneleingang und voller heruntergekommener Luftgleiter, Karboplasfässern und bunt durcheinandergewürfelter Altmaterialhaufen war. Gegenüber des Tunnels konnte er gerade so ein zweigeschossiges Kommandodeck ausmachen, dessen aus Transparistahl bestehende Observationswand dreckverkrustet und von Blasterlöchern vernarbt war.
Der andere Luftgleiter hatte unter dem Kommandodeck in einer Landebucht aufgesetzt. Hinter dem Vehikel waren vier Unterweltler, die ihre liebe Mühe hatten, ein um sich schlagendes Fellknäuel zu einer offen stehenden Sicherheitstür zu geleiten, die tiefer in das Inhaftierungszentrum hineinführte. Als Malla und er näher herankamen, sah Chewbacca Blasen und blaue Flecken auf den blutgesprenkelten Gesichtern der Entführer seines Sohnes.
[Nun sieh dir an, was der Junge ihnen für einen Kampf geliefert hat!] Er schwang den Gleiter vor der angrenzenden Landebucht herum. [Ich zähle zwei gebrochene Nasen und einen ausgerenkten Kiefer!]
Malla warf ihm missbilligend einen finsteren Blick zu. [Das hier ist kein Spiel, Chewbacca.] Sie erhob sich von ihrem Sitz und wandte sich dem Heck des Luftgleiters zu. [Um sich so zu wehren, muss Lumpy große Angst haben.]
[Ein bisschen Angst ist gesund – das lehrt einen, vorsichtig zu sein.] Chewbacca schwebte rückwärts in die Landebucht. [Du weißt, was zu tun ist?]
Sie nickte. [Hart zuschlagen, schnell zuschlagen, mit Lumpy zurückkommen.]
[Und mit Prinzessin Leias Datapad, falls du es siehst.] Chewbacca stand auf und schlüpfte hinter das Geschütz. [Ich gebe dir Feuerschutz.]
Malla lief zur Hecktür des Speeders hinaus, Drohungen und Flüche brüllend. Als es Chewbacca endlich gelungen war, den schweren Blaster aus seinem Verankerungssockel zu lösen, hatte sie die Unterweltler bereits erreicht, schleuderte hagere Leiber beiseite und riss knochige Hände von ihrem Sohn. Chewbacca feuerte ein paar Laserschüsse in den Boden, um die beiden Überlebenden durch die Sicherheitstür zu scheuchen. Dann war Lumpy frei, rappelte sich auf die Beine auf – und lief seinen Entführern hinterher.
[Hier lang!] Lumpy winkte mit dem Arm und wies auf eine der Sicherheitstüren. [Das ist eine …]
Malla packte den Jungen am Arm und riss ihn zurück, in Richtung des Luftgleiters. Lumpy wand sich frei. So viel dazu, dass Furcht ihn irgendetwas lehren würde.
[Lumpy!], brüllte Chewbacca. [Komm …]
[Das ist eine Falle!] Lumpy packte Malla am Handgelenk und versuchte erfolglos, sie auf die Sicherheitstür zuzuziehen. [Schnell!]
Chewbacca drehte sich um, um den Rest des Hangars zu überprüfen, und sah, wie in den hinteren Ecken der Kammer zwei kleine Paneele beiseiteglitten. [Weg!]
Er bedeutete Malla zu verschwinden und ließ sich just in dem Moment aus dem Geschützturm fallen, als die Sicherheitstür zuzugleiten begann. Er schoss aus dem Heck des Luftgleiters und feuerte auf die oberen Führungsschienen. Die Tür glitt aus ihrer Halterung und verklemmte sich.
Kanonenschläge trafen die Panzerung des Speeders, schüttelten ihn durch und schlugen häufig genug durch die Verkleidung, um keinen Zweifel am Schicksal aller zu lassen, die drinnen blieben. Malla und Lumpy erreichten die Sicherheitstür und quetschten sich durch den Spalt. Chewbacca lief ihnen nach, krachte mit der Schulter gegen die Tür und ließ sie schief zurück, als er weiterpreschte.
Er landete geradewegs in einem Gestöber querschlagender Blastersalven, um sich schlagender Wookiee-Arme und umherfliegender Unterweltler, ehe er einen flüchtigen Blick auf eine Wand blasser Gesichter erhaschte, die versuchten, durch die gegenüberliegende Tür reinzukommen, und eröffnete mit dem schweren Blaster das Feuer.
Die Wand verschwand.
Chewbacca donnerte den Knauf der Waffe gegen die Schädel zweier menschlicher Unterweltler, die Blasterschüsse von den Wänden abprallen ließen, während Lumpy darum kämpfte, sie dazu zu zwingen, ihre Arme zu Boden gerichtet zu halten. Dann drehte sich Chewbacca um und sah, wie Malla den Letzten ihrer Angreifer zweimal weit durchbog – in die falsche Richtung.
Chewbacca überließ es Malla, ihm den Rücken freizuhalten, trat über ein halbes Dutzend ausgezehrter Leiber hinweg und spähte durch die Tür in einen von Dunkelheit erfüllten Zellenblock mit nicht mehr als hundert Einheiten. Eine kleine, mit alten E-11-Blastergewehren bewaffnete Gruppe Unterweltler stürmte durch das zentrale Atrium heran. Chewbacca hob seinen schweren Blaster und schüttelte den Kopf. Als die Unterweltler stehen blieben und sich anschickten, ihre eigenen Waffen zu heben, mähte er sie nieder.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich mit seiner Familie in einem Gefangenen-Ankunftsbereich zu befinden schien, mit einer Wachstation zur Linken und einer Wand voller Elektroschellen rechter Hand. Die Blasterkanonen draußen im Hangar-Areal feuerten weiter. Ihre Salven prallten als Querschläger vom Boden ab und hämmerten gelegentlich sogar in die durchhängende Sicherheitstür.
[Ist irgendwer verletzt?], fragte Chewbacca.
[Mir … Mir geht’s gut], sagte Lumpy. [Denke ich.]
[Du bist blutbedeckt], sagte Malla und streckte die Hand nach ihm aus. [Lass mich mal sehen.]
Er wollte sich fügen, doch dann sah er, dass Chewbacca ihn anschaute, und zog sich zurück.
[Das ist nicht mein Blut.] Lumpy warf einen Blick in die Richtung, aus der die dröhnenden Kanonensalven kamen, und wandte sich dann an Chewbacca. [Ein Glück, dass ich wusste, dass das eine Falle ist, was? Als …]
[Noch sind wir nicht entkommen, Lumpy], sagte Chewbacca und schaute sich in der kleinen Kammer um. Die Tür zur Wachstation war fest verschlossen, sodass der Zellenblock der einzige verfügbare Ausgang blieb – was exakt der Grund dafür war, warum Chewbacca wusste, dass sie diesen Weg um jeden Preis vermeiden mussten. [Das kannst du uns später erklären.]
Lumpys Miene fiel in sich zusammen.
Chewbacca ignorierte den schmerzhaften Stich der Schuld darüber, dem Jungen über den Mund gefahren zu sein, spähte durch die dreckige Observationswand in die Wachstation und entdeckte die Kontrolltafel. Er bedeutete Malla und Lumpy, sich in einer Ecke hinzukauern, drückte die Mündung seines schweren Blasters gegen den Transparistahl und stemmte sich mit seiner ganzen Kraft dagegen.
[Lumpy, mach das ja nie nach!], sagte er. [Es sei denn, du hast keine andere Wahl.]
[Aber wird der Rückstoß dich nicht …]
[Doch, wird er.]
Chewbacca schloss die Augen und zog den Abzug, wurde trotzdem vom Mündungsblitz geblendet und krachte rückwärts gegen die Wand gegenüber. Als Nächstes spürte er, wie er über den schmutzigen Boden rutschte. Seine Ohren klingelten von Blasterfeuer, und seine Nüstern füllten sich mit dem Gestank versengten Fells. Er hatte einen Arm in die Luft gereckt und spürte einen Knoten zwischen den Schulterblättern, der sich anfühlte, als hätte ihm jemand eins mit einem Schockstab verpasst.
[Kannst du aufstehen?], fragte eine sanfte Wookiee-Stimme – Mallas Stimme.
Chewbacca öffnete die Augen und stellte fest, dass er noch Beine hatte. Dann sah er den kleinen Abfertigungsraum, in dem sie nach wie vor gefangen waren, und die letzten paar Augenblicke stürzten mit der Wucht einer Woge über ihn herein. Er schnappte sich seine Waffe vom Boden, die er fallen gelassen hatte, rappelte sich auf und starrte die Wachstation an. Dort, wo er den Blaster gegen den Transparistahl gedrückt hatte, befand sich ein faustgroßes Loch, und der Rest der Observationswand war durch die Hitze trübe geworden und zusammengeschmolzen.
[Wo ist Lumpy?]
Malla wies auf die Tür der Wachstation, die jetzt offen stand. Chewbacca trat ein und stellte fest, dass Lumpy drinnen wartete, während er durch die andere Wand des Raums die Augen aufhielt.
Sobald sich Malla zu ihnen gesellt hatte, ging Chewbacca zur Kontrolltafel hinüber, verriegelte sowohl die Tür zum Zellenblock als auch den Eingang zur Station selbst und feuerte dann auf die Kontrolltafel.
Er drehte sich zu Lumpy um. [Jetzt erzähl mir von dieser Falle!]
Lumpys Miene hellte sich vor Begeisterung auf. [Wirklich?]
Chewbacca war hin- und hergerissen. Einerseits wollte er den Jungen für seinen Ungehorsam bestrafen, während er ihn andererseits dafür loben wollte, ihnen das Leben gerettet zu haben – größtenteils deshalb, weil er nicht wusste, was von beidem besser dazu geeignet war, um Lumpy unter Kontrolle zu halten, bis sie einen Weg fanden, um diesem Schlamassel zu entkommen.
Chewbacca entschied sich zu nicken.
[Nachdem die mich in ihren Luftgleiter geschleppt hatten], begann Lumpy, [machte It eine große Sache daraus, mir zu sagen, dass du uns folgen würdest.]
[It?], fragte Malla.
[Ihr Droide], erklärte Lumpy. [Zumindest denke ich, dass It einer von denen ist – alle verhalten sich, als würden sie It gehören und nicht umgekehrt. Der Droide meinte, er wisse, wie Wookiees denken, und er wäre bereit, wenn du kommst, um mich zu retten. Und als wir dann hier ankamen und It seinen Leuten auftrug, mich draußen im Hangar zu lassen, bis du mich siehst, wusste ich, dass er euch eine Falle stellt.]
[Dieser Droide …] Chewbacca nahm Lumpys Position am Ausgang ein und schaute einen verwaisten Korridor hinunter, mit lediglich zwei Türen auf der Hangarseite und einem defekten Turbolift am Ende. Er wusste, dass der Aufzug defekt war, weil irgendwer eine schrottige Metallleiter in den Schacht gestellt hatte. [Wie sah It aus?]
[Irgendwie spinnenartig, mit einem schimmernden schwarzen Körper und jeder Menge langer Beine], sagte Lumpy.
[Hört sich nach einem aus der IT-Serie an – nach einem Verhördroiden], sagte Chewbacca, bemüht dahinterzukommen, warum seine Programmierung einen altmodischen Folterdroiden dazu veranlassen sollte, so etwas wie das hier abzuziehen. [Das hast du gut gemacht. Diese ITs sind ausgesprochen gerissen – was auch der Grund dafür ist, warum du von jetzt an genau das tun musste, was ich sage.]
[Keine Sorge], sagte Lumpy.
[Wir machen uns aber Sorgen], sagte Malla. [Hättest du heute nur ein einziges Mal gehorcht, würden wir nicht in diesem Schlamassel stecken.]
[Aber dann wüssten wir auch nicht, wo Prinzessin Leias Datapad …]
[Lumpy!] Chewbacca blickte streng auf den Jungen herunter. [Du gibst mir allen Anlass zur Sorge.]
Ohne eine Reaktion abzuwarten ging Chewbacca durch den Korridor voran. So besorgt er auch darüber war, was der IT-Droide bezüglich des Banketts heute Abend im Schilde führte, so bestand seine erste Priorität doch darin, mit seiner Familie aus dem Inhaftierungszentrum zu entkommen. Bei dem Versuch getötet zu werden, die Helden zu spielen, würde niemanden retten.
Wie sich herausstellte, waren beide Türen im Korridor von der anderen Seite verschlossen, sodass der Turbolift den einzig möglichen Fluchtweg darstellte. Die ganze Zeit über rechnete Chewbacca damit, dass eine Bande Unterwelter hinter ihnen in den Gang stürmen würde – oder aus dem Lift selbst sprangen –, um sie anzugreifen, doch sie erreichten das Ende des Korridors ohne Zwischenfälle.
Er signalisierte Malla und Lumpy zu warten, während er die provisorische Leiter erklomm, um sicherzugehen, dass der Bereich sauber war. Er konnte das Dröhnen der Blasterkanonen im Hangar nicht mehr hören, doch da waren andere Geräusche – ein dumpfes Surren, gedämpfte Rufe und das unverkennbare Knacken einer Droidenstimme, die Befehle erteilte.
Am oberen Ende der Leiter fand sich Chewbacca auf dem Kommandodeck wieder, das er vorhin gesehen hatte, und ließ den Blick über ein trübes Durcheinander von Tischen, Kontrollkonsolen und Blasterpositionen schweifen. Als die Anlage neu gewesen war, hatten die Observationswände zu beiden Seiten einem einen ungehinderten Blick sowohl auf den Zellenblock als auch auf den Hangar geboten. Jetzt war der Transparistahl so dreckig, dass er lediglich nebulöse Formen und geisterhafte Bewegungen ausmachen konnte.
An einem hell erleuchteten Schreibtisch nahe der Raummitte kauerte ein kleiner, vage vogelähnlicher Droide über einem Datapad und summte, zwitscherte und blinkte vor sich hin, während seine Fingerfortsätze über die Tastatur tanzten. Im Gegensatz zu nahezu allem anderen in dem Inhaftierungszentrum war das Körpergehäuse des Droiden poliert und glänzte, seine Servosysteme waren offensichtlich geschmiert und gut gewartet.
Chewbacca stieg die Leiter wieder runter und wandte sich an Lumpy. [War noch ein anderer Droide bei dem IT?], flüsterte er.
Lumpy nickte. [Ein kleiner Hacker], antwortete er ebenso leise. [Der war mit den Dieben auch im Apartmentgebäude, in dem die Solos wohnen.]
Chewbacca nickte. Er entsann sich, in der Nähe der Überdruckrohre einen flüchtigen Blick auf einen ähnlichen Droiden erhascht zu haben, bevor Lumpy entführt wurde, und ein Hacker erklärte auch, wie das Sicherheitssystem der Solos lahmgelegt worden war. Vermutlich war der Hackerdroide auch die Erklärung dafür, warum die Wartungsdroiden in der Technikanlage die Spuren der Diebe verwischt hatten. Das Einzige, was seine Gegenwart nicht erklärte, war, wer irgendwelche Unterweltler mit Millionen Credits teuren Hackerdroiden versorgte.
[Der Hacker ist da oben und macht sich an einem Datapad zu schaffen …]
[Worauf warten wir dann noch?], wollte Lumpy wissen. Der Junge sprang auf die provisorische Leiter und kletterte hoch. [Lasst uns gehen!]
Diesmal war Chewbacca vorbereitet. [Runter da!] Er zog Lumpy aus dem Turbolift und stellte ihn nachdrücklich auf den Boden. [Du sorgst noch dafür, dass irgendwer umkommt!]
Lumpys Augen wurden groß und feucht, und seine Unterlippe fing an zu zittern. Sofort fühlte Chewbacca sich schuldig, doch schroff zu sein schien die einzige Möglichkeit, zu dem Jungen durchzudringen. Er hielt ihm einen Finger vors Gesicht.
[Du bist noch nicht bereit für so was], sagte er bestimmt. [Du bleibst bei deiner Mutter. Verstanden?]
Lumpy nickte mürrisch und starrte zu Boden.
Chewbacca sah Malla an und rollte mit den Augen, ehe er fragte: [Kommt ihr beide hier alleine zurecht?]
[Ich werde dich schon finden], entgegnete Malla. [Aber beeil dich.]
Chewbacca zerzauste Lumpys Fell, ehe er die Leiter erklomm und mit dem langsamen, lautlosen Vorstoß eines Wookiees auf der Pirschjagd begann. Sobald er nah genug war, um sicher zu sein, dass er sein Ziel erwischen würde, hob er das Blastergewehr und richtete es auf den Schreibtisch. Als er bis auf drei Schritte herangekommen war, blieb Chewbacca stehen und räusperte sich.
Der Hackerdroide setzte seine Arbeit unbeirrt fort. »Bin beschäftigt.«
Chewbacca ballerte eine Blasterladung durch das Gehäuse des Denkprozessors. Die Fingerfortsätze erschlafften, dann hüpfte das Ding herum, um ihn anzusehen.
»Was soll das?«, wollte der Droide wissen. Als er bemerkte, welcher Spezies Chewbacca angehörte, schaltete der Droide auf Shyriiwook um. [Ich muss einen Termin einhalten.]
[Daraus wird nichts werden], sagte Chewbacca. [Aktivier deinen Schaltkreisunterbrecher, dann überlebst du vielleicht, um neu programmiert zu werden!]
Der Droide hockte sich auf das Datapad. [Ich bin darauf programmiert, mich bei Gefangennahme selbst zu zerstören – doch dazu muss es nicht kommen. Ich kann Sie lebend aus dieser Anlage herausbringen.]
[Daraus ergibt sich, dass du hier verschwinden wirst – und der einzige Weg, wie das passieren wird, ist über meinen Rücken geworfen.] Chewbacca trat vorsichtig vor und inspizierte das Gehäuse des Droiden. [Was für ein Modell bist du? Ein ISB-Eins-Zwanzig?]
[Eins-Zwanzig?], spottete der Droide. [Beleidigen Sie mich nicht! Meine Prozessorgeschwindigkeit ist fünfzig Komma drei zwei Mal schneller als die des Eins-Zwanzigers.]
[Dann musst du mit dem GwendoLyn Sechs ausgestattet sein], sagte Chewbacca.
[Das ist korrekt], sagte der Droide stolz. [Tachyonen-Prozessorbänder, Quantum-RAM, Biozellenspeicher.]
[Netter Chip], stellte Chewbacca fest. Darüber hinaus war das ein Chip, den der Hersteller, der imperiale Droidenlieferant MerenData, die letzten zwei Jahre über entwickelt hatte. [Du musst Ysanne Isard so viel gekostet haben wie eine ganze Söldnertruppe.]
[Das weiß ich nicht], entgegnete der Droide, dem ungeachtet seiner Prozessorleistung offenbar nicht bewusst war, wie viel er gerade über sich selbst preisgegeben hatte. [Kostenrechnung hat noch nie zu meinen Funktionsparametern gehört.]
Das unausgesprochene Eingeständnis des Droiden entlockte Chewbacca ein Lächeln. Eine gewisse Zeit lang war Ysanne Isard, die ehemalige Leiterin des Imperialen Geheimdienstes, der Klebstoff gewesen, der das Imperium während Palpatines Abwesenheit zusammenhielt. Zum Glück für die Neue Republik war sie vor anderthalb Jahren angeblich umgekommen, als gegen Ende des Bacta-Krieges ihre Raumfähre explodierte.
Während Chewbacca damit beschäftigt war, die Einzelheiten des Komplotts auszuknobeln, vernahm er hinter sich einen leisen, dumpfen Schlag – vermutlich bloß eine Granitschraube, die aus der Wand gefallen war. Das Wichtigste war, dass er jetzt die Grundzüge von Isards Plan verstand: Man schicke einen Hacker, um die Programmierung eines Verhördroiden zu aktualisieren, der noch immer in einem der geheimen Inhaftierungszentren des Imperiums lauerte, lehne sich zurück und sehe zu, wie der Droide seine neuen Hauptdirektive erfüllte – die Regierung der frischgebackenen Neuen Republik zu vernichten.
[Ich habe schon gehört, dass sich Ysanne Isard niemals Gedanken über die Kosten macht], sagte Chewbacca, der seinen Blaster immer noch auf den Hackerdroiden gerichtet hielt. [Wie …]
Chewbacca ließ die Frage unvollendet, als er spürte, wie die Mündung eines Blasters sein Kreuz berührte.
»Ich finde, ihr beide habt euch genug unterhalten«, sagte eine kratzende Stimme.
[Sehe ich auch so.]
Chewbacca betätigte den Abzug – um den Hackerdroiden, das Datapad und einen Großteil des Schreibtisches in Schlacke zu verwandeln –, ehe er zu seinem Angreifer herumwirbelte, seinen Körper zur Seite drehte und einen Arm herumriss, um den Blaster beiseitezuschlagen. Sein Ellbogen traf auf etwas Hartes, und er spürte das Knacken eines spröden Schädels – bevor er unvermittelt in den Lauf der Waffe eines zweiten Unterweltlers blickte.
Diesmal war es eine Menschenfrau, genauso ausgezehrt und bleich wie die anderen, aber größer, mit einer scharf geschnittenen Nase und eisweißen Augen. Sie wies auf den Blaster in Chewbaccas Händen.
»Fallen lassen!« Hinter ihr tauchten zwei pelzige Gestalten am oberen Ende der Treppe auf und schlichen sich lautlos an sie heran.
Chewbacca schüttelte den Kopf.
»Ich werde mich nicht wiederholen.«
Er ließ den Blaster vor seine Füße fallen.
»Gut. Wo sind die anderen beiden?«
Chewbacca zuckte mit den Schultern.
Die Augen der Frau zogen sich zu Schlitzen zusammen, und sie richtete ihren Blaster auf seinen Kopf. »Dann, schätze ich, gibt es keinen Grund …«
Sie wurde von der scharfen Stimme des IT-Droiden unterbrochen, die aus einem Komlink an ihrem Gürtel drang. »Statusbericht! Ich habe Blasterfeuer ausgemacht.«
Sorgsam darauf bedacht, mit ihrem Blaster weiterhin auf Chewbaccas Kopf zu zielen, hob sie das Komlink an ihre Lippen. Es handelte sich um eins dieser Kurzreichweitenmodelle mit Direktstrahlverbindung, ideal für die Kommunikation so tief unten in der Stadt.
»Du hattest recht«, sagte die Frau. »Der Wookiee hat sich diesen Hackerdroiden sofort zur Brust genommen. Er ist hinüber.«
Malla nutzte die Abgelenktheit der Frau, um sich die letzten beiden großen Schritte vorzuschleichen. Dennoch beschlich Chewbacca das ungute Gefühl, dass er in eine weitere Falle getappt war. Im Stillen beteten er darum, dass die Frau auf Prinzessin Leias Datapad zu sprechen kam, dass sie darauf hinwies, dass das Gerät ebenfalls bloß noch Schlacke war.
Stattdessen blickte sie auf ihren bewusstlosen Gefährten hinab und fügte dann hinzu: »Genau wie Rath.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte der IT. »ISBes Werk ist getan. Mit dem Datapad der Prinzessin komme ich schon zurecht. Hast du die Wookiees eliminiert?«
»Noch nicht.«
Malla griff über die Schulter der Frau und pflückte ihr den Blaster aus der Hand, während sie gleichzeitig die andere Hand benutzte, um ihr den Mund zuzuhalten. Die Unterweltlerin wehrte sich, hörte jedoch schnell damit auf, als Chewbacca tadelnd mit einem Finger wackelte. Lumpy folgte einen Moment später, den Blaster ihres Partners im Anschlag.
»Worauf wartest du?«, wollte der IT wissen. »Muss ich dich etwa wieder verbrennen?«
Chewbacca deutete auf das Blastergewehr in der Hand seines Sohnes und hob drei Finger. Lumpy feuerte drei Schüsse in einen Tisch in der Nähe, und Chewbacca begann zu stöhnen.
»Viel besser«, sagte der IT. »Stell sicher, dass sie tot sind, und kehr dann in den Hangar zurück. Die Zeit der Unterweltler steht dicht bevor. Sobald die Rebellen erledigt sind, wird deine Loyalität großzügig belohnt werden.«
Chewbacca grinste angewidert, ehe er das Komlink der Frau an sich nahm und es zwischen seinen Fingern zerbröselte.
[Furcht und Hoffnung.] Chewbacca streckte einen Fingerknöchel aus und schlug der Frau hinters Ohr, woraufhin sie zusammenbrach. [Das sind die Werkzeuge von Folterknechten und Tyrannen. Wenn man beides zusammen hört, ist es an der Zeit, sich seinen Bogenspanner zu schnappen.]
Lumpy nickte. Er blickte immer noch zu Boden.
Chewbacca runzelte die Stirn. [Was ist los? Wenn du wütend bist, solltest du zumindest den Schneid besitzen, mir in die Augen zu sehen.]
[Ich bin nicht wütend.] Lumpy suchte Chewbaccas Blick, doch in seinen Augen zeigte sich kein Aufblitzen von Trotz, bloß Rechtfertigung … und vielleicht sogar Verlegenheit. [Ich wollte dir bloß zeigen, dass ich es kann. Das ist alles.]
[Dass du was kannst?]
[Dass ich auf mich selbst aufpassen kann], sagte Lumpy. [Genau wie du und Han.]
[Aha.]
Chewbacca schüttelte überrascht den Kopf. Letzten Endes hatte Malla wohl doch recht – Lumpys rebellische Ader hatte mehr mit dem Versuch zu tun, seinem Vater zu gefallen, als damit, sich selbst zu behaupten. In einigen Jahren würde das im Hinblick auf sein Rrakktorr nichts Gutes verheißen, doch momentan bedeutete es, dass Lumpy ein edelmütiges Herz besaß – und das würde ihn sicher über mehr dunkle Pfade geleiten als jedes Maß an Rrakktorr.
Chewbacca zerwuschelte Lumpys Kopffell. [Mein Sohn, du bist wirklich etwas durcheinander. Nichts von alldem ist deine Schuld.]
[Ist es nicht?], fragten Malla und Lumpy gleichzeitig.
[Hast du Prinzessin Leias Datapad gestohlen?], fragte Chewbacca. [So was passiert eben, wenn man mit den Solos zu tun hat. Wärst du diesem Dieb nicht nachgejagt, wäre die Lage wesentlich schlimmer. Dann hätten wir womöglich die gesamte vorläufige Regierung verloren.]
Dieser Gedanke schien Lumpy ungemein zu gefallen. [Dann habe ich also in gewisser Weise die Neue Republik gerettet?]
Chewbacca lächelte. [Noch nicht.] Er überprüfte sein Komlink, und als er sah, dass er immer noch kein Signal empfing, ging er zur vorderen Observationswand hinüber. [Zuerst müssen wir einen Luftgleiter entwenden und von hier verschwinden.]
Malla warf dem defekten Turbolift einen sehnsüchtigen Blick zu. [Können wir nicht einfach klettern?]
[Ich wünschte, das könnten wir], sagte Chewbacca. [Aber selbst wenn wir uns hier zurechtfinden würden, würde das Stunden dauern – und wir sind hier in einem Inhaftierungszentrum. Vermutlich führt der Aufzug nicht einmal in die oberen Stockwerke.]
[Und wir müssen Prinzessin Leias Datapad wiederbeschaffen], fügte Lumpy hinzu.
[Falls sich uns die Gelegenheit dazu bietet], sagte Malla. [Wir können nicht alles …]
[Nein, das müssen wir], sagte Lumpy, der durch ein Blasterloch spähte. [Sie sind bereits dabei, das Zemex zu verladen.]
Chewbaccas Kehle wurde trocken. [Zemex?]
Lumpy drehte sich um und sah ihn an. [Das hatte ich vergessen – als wir den Tunnel runterkamen, hat der IT-Droide einem der Unterwelter gesagt, er solle das Zemex zum Verladen vorbereiten.]
Malla trat neben Chewbacca an die Observationswand. [Ist das etwas Übles?]
Chewbacca nickte. [Ein imperiales Nervengas.]
Er fand ein Blasterloch und spähte in den Hangar hinunter. In einem Arbeitsbereich in der Nähe der Mitte der Kammer entfernten mehrere Unterweltler die Sitze aus der Passagierkabine von einem ihrer schwarz gepanzerten Luftgleiter. Dichter beim Kommandodeck trugen ein Dutzend ihrer Gefährten vorsichtig Zemex-Behälter aus Durastahl zum Rande des Verladebereichs. Mit ihrer abgerundeten Tülle und den vier Flügeln, auf denen sie aufrecht standen, sahen die Zylinder wie primitive Bomben aus.
Ein kleiner Droide überwachte die Operation aufmerksam, Prinzessin Leias Datapad in seiner Klaue haltend. Er besaß denselben glänzenden, sensorübersäten Kugelkörper wie der imperiale Standard-IT-O-Verhördroide, doch bei ihm befand sich sein Handwerksgerät – Nadeln, Schneidbrenner und Laserskalpelle – am Ende langer, mehrgelenkiger Gliedmaßen, die an Insektenbeine erinnerten.
Malla seufzte und warf Chewbacca einen Seitenblick zu. [Ich nehme an, das Schicksal der Neuen Republik liegt in unseren Händen?]
[Ja.] Das war eine Antwort, die Chewbacca Angst machte, doch sie hatten tatsächlich keine andere Wahl. Er musste den Droiden aufhalten, und das bedeutete, dass seine Familie ihm helfen musste. Angesichts des Umstands, wie wenig vertraut Malla und Lumpy mit Coruscants besonderer Art von Wald waren, glaubte er nicht, dass sie es ohne ihn zurück in die zivilisierten Ebenen schaffen würden. [Und auch Hans Leben. Er wird auf diesem Bankett sein.]
Malla nickte. [Ich nehme an, dann müssen wir dies tun.]
[Unser Problem ist IT], sagte Chewbacca. [Wir dürfen dem Droiden keine Gelegenheit geben, die Hangar-Verteidigungssysteme wieder zu aktivieren.]
[Warum pusten wir das Ding jetzt nicht einfach weg?], fragte Malla.
[Weil der wichtigste Teil der Mission darin besteht, wieder nach Hause zu kommen], sagte Lumpy. [Es sei denn, man ist dumm genug, einen Imperialen zu spielen.]
Malla sah Chewbacca um eine Übersetzung heischend an.
[Wir wollen hier oben nicht eingekesselt werden], sagte Chewbacca. [Wenn der Kampf beginnt, müssen wir näher an diesem Luftgleiter dran sein.]
Alle schwiegen für einen Moment, ehe Lumpy sagte: [Ich kann uns dort hinbringen.]
Chewbacca hörte – geduldig, wie er fand – zu, während Lumpy erklärte, wie er den IT-Droiden in eine Falle locken könne, die zur Abwechslung mal sie ihm stellten, anstatt umgekehrt.
Als der Junge geendet hatte, schüttelte Chewbacca den Kopf. [Auf keinen Fall], sagte er. [Ich dachte, du wärst darüber hinweg, den Helden zu spielen.]
Lumpys Miene fiel in sich zusammen, doch er senkte den Kopf und sagte: [Das bin ich. Der Gedanke hat mir ohnehin irgendwie Angst gemacht.]
[Gut so], sagte Chewbacca.
Malla dachte einen Moment lang nach und sagte dann zu Chewbacca: [Das kann nur heißen, dass du eine bessere Idee hast.]
Sie schwiegen, während Chewbacca versuchte, sich etwas einfallen zu lassen.
Schließlich sagte Malla: [Das dachte ich mir.] Sie wandte sich an Lumpy. [Tu es. Das ist das Einzige, womit der Droide niemals rechnen wird.]
Lumpys Augen wurden unruhig. [Wirklich?]
Als Malla nickte, wandte sich Lumpy an Chewbacca.
Chewbacca warf Malla einen Blick zu und nickte dann zustimmend. [Ich habe keine besseren Ideen, was dann wohl bedeutet, dass ich überstimmt bin.]
Lumpy erhob sich und ging zu einem ansehnlichen Blasterloch über dem Verladebereich hinüber. [Dann sehen wir uns gleich.]
[Ich gebe dir Deckung], entgegnete Chewbacca. [Falls du Schwierigkeiten bekommst …]
[Ich weiß. Winsel nicht um Gnade], beendete Lumpy den Satz für ihn. [Verhördroiden unterscheiden sich nicht sonderlich von einigen der Wookiee-Rabauken, die ich kenne. Wenn man ihnen gibt, was sie wollen, wird alles nur noch schlimmer.]
Damit wandte Lumpy sich ab, um durch das Blasterloch zu klettern. Weder Chewbacca noch Malla umarmten ihn, noch sagten sie ihm, wie sehr sie ihn liebten. Das hätte angedeutet, dass sie nicht glaubten, ihn wiederzusehen. Sie bezogen einfach zehn Meter entfernt an einem viel kleineren Loch Position, wo die Wahrscheinlichkeit geringer war, dass sie entdeckt werden würden, und verfolgten, wie sich Lumpy vorsichtig nach unten gleiten ließ.
Der Anblick seines jungen Sohnes, der ein solches Risiko einging, war beinahe mehr, als Chewbacca ertragen konnte, und irgendwie machte es die Sache bloß noch schlimmer, dass selbst Malla der Ansicht war, dass dieses Vorgehen nötig war, um einen verheerenden Anschlag auf die Neue Republik zu vereiteln. Er fragte sich, wie oft er sich in den nächsten ein oder zwei Jahren in einer ähnlichen Situation wiederfinden würde. Wenn er bloß sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, blieben seine Gedanken fokussiert, und er behielt die Nerven. Jetzt raste sein Verstand, suchte nach einer anderen Möglichkeit, obwohl die Zeit für solche Entscheidungen längst verstrichen war. Seine Hände zitterten so heftig, dass er seinen Finger vom Abzug des Blasters nehmen musste, aus Angst, die Waffe versehentlich abzufeuern.
Chewbacca setzte im selben Moment zu sprechen an wie Malla.
[Du zuerst], sagte er.
[Bloß eine Frage], sagte sie. [Wie oft passiert dir so was?]
[In der Nähe der Solos?] Obgleich Chewbacca seine nächsten Worte schmerzten, sprach er sie ohne zu zögern aus. [Zu häufig, als dass Lumpy hierbleiben könnte.]
Malla ergriff seine Hand. [Danke, dass du derjenige bist, der das ausspricht.]
[Aber er muss trotzdem lernen, wie man sich bei einem Faustkampf zur Wehr setzt], sagte Chewbacca grinsend. [Wenn wir hier fertig sind, kümmere ich mich darum, für ein paar Wochen nach Kashyyyk heimzukommen, damit ich es ihm beibringen kann. Solange kann sich Han aus Schwierigkeiten raushalten – hoffe ich.]
Malla lächelte. [In Ordnung. Dann komm heim.]
Lumpys Hinterklauen glitten kreischend über den Transparistahl, als er nach der Fuge am unteren Rand der Observationswand tastete, was die Unterwelter so erschreckte, dass eine Gruppe ihren Zemex-Behälter beinahe fallen ließ. Alle Augen wandten sich dem Geräusch zu. Lumpy fand die Fuge, nach der er suchte, und griff nach unten, um die Krallen seiner Hand in den Spalt zu haken.
Der IT-Droide brüllte: [Halt!]
Lumpy huschte unter dem Deck außer Sicht.
[Zeit zu verschwinden], sagte Malla.
Sie liefen aus dem Raum und kletterten den defekten Turbolift hinunter, ehe sie sich der nächstgelegenen Tür zuwandten und abwartend dastanden, als sie feststellten, dass sie immer noch verschlossen war. Einen Moment später vernahmen sie Lumpys verängstigte Stimme, die auf der anderen Seite widerhallte, zu gedämpft, als dass man sie verstehen konnte. Der IT-Droide antwortete in beschwatzendem Tonfall. Lumpy knurrte wenig überzeugend, und die Tür glitt auf.
Malla zog ihn über die Schwelle nach draußen. Chewbacca eröffnete das Feuer, und ein halbes Dutzend Unterweltler wichen zum Verladedeck zurück. Der IT-Droide eilte weiter und prallte gegen die niedrige Decke. Funken und Rauch sprühten aus einem klaffenden Loch an seiner Seite, ehe er die höheren Bereiche im Hauptteil des Hangars erreichte und in die Dachsparren emporschwebte, ohne Prinzessin Leias Datapad loszulassen.
Chewbacca preschte als Erster durch die Tür und überraschte die Unterweltler damit so vollkommen, dass diejenigen, die nicht schnell genug die Flucht ergriffen, einfach starben. Er erhaschte einen Blick auf den Verhördroiden, der sich über den Verladebereich im Zickzack und wild auf und ab hüpfend seinen Weg nach draußen bahnte, und schoss erneut auf ihn. Gehäusesplitter, Skalpellarme und Elektroschocker flogen in alle Richtungen. Datapad-Teile konnte Chewbacca hingegen nicht ausmachen.
Im Arbeitsbereich explodierte ein Strom von Blastersalven. Chewbacca erwiderte das Feuer und verlor den IT-Droiden dabei aus den Augen, doch es gelang ihm, den gefährlichen Blasterstrom zu einem ungenauen Tröpfeln zu reduzieren. Mit Malla und Lumpy dicht hinter sich, lief er quer durch den Verladebereich und ging hinter den Zemex-Behältern in Deckung.
Sofort stellten die Unterweltler das Feuer ein.
[Genau wie der Mallakin, der sich hinter dem Katarn verschanzt], merkte Malla an. [Aber wie entkommen wir aus dem Nest?]
Chewbacca steckte seinen Kopf aus der Deckung. Zehn Meter entfernt richteten ein halbes Dutzend Unterweltler die Läufe ihrer Blaster auf sie, über den Luftgleiter hinweg, an dem sie sich zu schaffen gemacht hatten.
[Indem wir das Nest einfach mitnehmen.] Chewbacca reichte Malla seinen Blaster und sagte: [Schieß einfach auf den Boden, und jag ihnen Angst ein!]
[Was ist mit dem Datapad?], fragte Lumpy. [Solange wir das nicht haben …]
[Der IT wird zu uns kommen], sagte Chewbacca. [Wir sind eine Gefahr für sein Primärziel. Er wird nicht zulassen, dass wir lebend von hier entkommen.]
[Ich wünschte, das hättest du irgendwie anders ausgedrückt], sagte Malla.
Chewbacca schnappte sich einen der schweren Zemex-Behälter und bettete ihn in seine Arme. Das Ding wog so viel wie ein Düsenschlitten, doch er war halb in einen Kampfrausch verfallen, und es bereitete ihm keine Probleme, den Behälter zu tragen.
[Folgt … mir!]
Chewbacca hastete im Trab auf den Luftgleiter zu, Malla und Lumpy, die sich hinter dem Behälter verbargen, links und rechts von sich.
Die erschrockenen Unterweltler blieben hinter dem Luftgleiter und verfolgten mit vor Unglauben offenen Mündern, wie er näher kam. Als Malla anfing, Blasterschüsse in ihre Richtung zu schicken, lösten sie sich ruckartig aus ihrer Lethargie und flohen zum Ausgang.
Während sich Chewbacca und die anderen dem Luftgleiter näherten, schwebte It – oder besser: das, was noch von It übrig war – über sie hinweg und landete auf dem Rücken des Behälters. Das Ding besaß nach wie vor drei Gliedmaßen, von denen eine Leias Datapad umklammert hielt. Doch der Großteil des Außengehäuses des Droiden war verschwunden, um verbrannte Kabel und versengte Schaltplatinen freizulegen, die – wenig feierlich – aus der Kugel heraushingen.
Der Droide richtete sein visuelles Rezeptorauge auf Chewbacca und sagte mit einem kaum wahrnehmbaren Krächzen: »Du hast ihn als Köder benutzt … deinen eigenen Nachwuchs?«
Chewbacca blieb an der Hecktür des Luftgleiters stehen und nickte, ohne den Droiden aus den Augen zu lassen.
»Damit … habe ich nicht gerechnet.« Während der Droide sprach, zog er eine seiner verbliebenen Gliedmaßen auf seinen Körper zu. »Und du rechnest mit Sicherheit nicht damit …«
Doch Chewbacca rechnete durchaus damit. Die Hitzeringe in der hohlen Spitze der Gliedmaße waren ihm längst aufgefallen. Als der winzige Fusionsschneider flackernd zum Leben erwachte, ließ er den Behälter fallen und schlug zu, um den Droiden an der Basis seines Schneidearms zu erwischen und ihn gegen den Rahmen des Luftgleiters zu donnern.
Der Verhördroide schwang den Fusionsschneider herum und verpasste Chewbaccas Handgelenk eine lange, tiefe Schnittwunde. Chewbaccas Hand öffnete sich, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, doch seine andere Hand schoss bereits nach unten, um den Droiden zu packen, der auf den Zemex-Behälter zustürzte. Dieses Mal erwischte er die Greifklaue des Droiden.
[Rühr dich nicht!], sagte Malla.
Sie stieß den Blasterlauf durch das gesprungene Körpergehäuse des Droiden und drückte den Abzug. Der IT verschwand in einem knisternden blauen Blitz, der dafür sorgte, dass sich Chewbacca die Sterne aus den Augen blinzeln musste … während er versuchte, die Glut auf seinem schwelenden Armfell auszuklopfen.
[Hast du nicht zugehört, als ich Lumpy sagte, er solle das niemals nachmachen?], beschwerte er sich.
[Es sei denn, er hätte keine andere Wahl], korrigierte Malla. Sie nahm ihm die Greifklaue – die noch immer Prinzessin Leias Datapad umklammert hielt – aus der Hand und warf das Gerät vorne in den Luftgleiter. [Und ich hatte keine andere Wahl. Also hör auf zu jammern, und bring uns nach Hause!] Sie schob Lumpy auf den Luftgleiter zu und kletterte hinter ihm hinein.
[Nach Hause.] Chewbacca rutschte auf den Fahrersitz und startete den Luftgleiter, um im Ausgangstunnel so stark zu beschleunigen, dass er die Schwebefelder an den Schutzecken nach oben rollen und schräg an den Wänden entlangsausen musste. [Dann auf nach Hause!]