Corphelion-Intermezzo

Eine Kurzgeschichte

(Corphelion Interlude: A Short Story)

Ein ganzer Schwarm von Kometen zog gleich jenseits der Observationskuppel vorüber, die leuchtenden Häupter der Gesteinsbrocken in einer zackigen Doppelspitze angeordnet, während ihre langen Schweife den dunklen Himmel mit silbriger Pracht streiften. Die größten krochen deutlich sichtbar durchs All, und einer – lodernd, riesig, mit einem gewundenen Schweif, der sich durch das halbe System zu erstrecken schien – schwoll rasch zur Größe einer Hubba-Melone an. Das Panorama war genau so, wie es beworben wurde – der perfekte Anblick für die Flitterwochen –, und das Schnattern von dreihundert weiteren Wesen, die sich auf der kleinen Aussichtsebene drängten, verriet Han Solo, dass alle anderen derselben Ansicht waren.

Leia stand an Hans Seite, bequem, aber modisch mit einem ärmellosen Wams und einer hautengen Zoosha-Hose bekleidet, die Han ganz besonders verführerisch fand. Ihre braunen Augen waren auf die Terrasse weiter unten gerichtet, und auf ihrem Antlitz lag ein freundlicher Diplomatenausdruck, der mehr Maske, denn Lächeln war.

Hinter ihnen strömte eine Horde monoton vor sich hin leiernder Kubaz aus dem Turbolift und streifte an ihnen vorüber, während sie gezielte Bemerkungen darüber fallen ließen, dass sie ihnen den Zugang zur Aussichtsebene versperrten.

»Tut mir leid, die Sache hier«, sagte Han zu Leia. Ein Zwischenstopp, um sich die Corphelionischen Kometen anzuschauen, war ihnen wie ein romantischer Start in ihre Flitterwochen vorgekommen – zumindest, bis sie entdeckt hatten, dass gerade Hochsaison war und jedes Urlaubsresort auf dem Asteroiden damit vollkommen überbucht. »Ich schätze, die Privatkuppel ist letztlich doch nicht so privat.«

»Das kümmert mich nicht, solange wir zusammen hier sind.« Leia ergriff Hans Hand und ging eine breite Treppe dunkler Hartholzstufen hinab. »Da draußen, in der Mitte, sind zwei freie Chaiselonguen. Sobald wir Platz genommen und uns einen Drink bestellt haben, werden wir den Krach nicht einmal mehr bemerken.«

»Sicher. Ein Rosa Nebel klingt gut.« Sich mit den Ellbogen Platz zu schaffen war schwerlich die romantische Art und Weise, mit der Han ihre Ehe zu beginnen gehofft hatte, doch die Dinge würden sich bessern. Wenn Leia in der Nähe war, taten sie das für gewöhnlich immer. »Vielleicht hat der Servierdroide Ohrstöpsel oder so was im Angebot.«

Sie waren die Treppe halb hinunter, als ein gleißender Strahlenkranz den Himmel erfüllte. Die Solos blieben stehen, um hinzuschauen, und sahen, dass sich der riesige Komet in ein spektakuläres Zwillingspärchen teilte. Die dicht bevölkerte Terrasse verstummte.

»Also, das ist schon besser«, meinte Han.

Die Zwillinge drifteten langsam auseinander. Ihre Schweife überschnitten sich, als einer der Kometen in schrägem Winkel auf die übrigen Corphelionen zusauste. Der andere schwoll in der Dunkelheit über der Kuppel weiter an. Schließlich, als sein Kopf von ihrer Warte aus zu einer Größe von sichtlich mehr als einem Meter Durchmesser angewachsen war, breitete sich auf der Terrasse weiter unten ein nervöses Gemurmel aus.

Leia drehte sich um und wollte die Treppe wieder emporsteigen. »Vielleicht sollten wir zum Falken zurückkehren.«

Han ergriff ihren Arm. »Nicht so hastig.« Er studierte weiterhin den näher kommenden Kometen – oder vielmehr, die Dunkelheit rings um ihn herum, um zu beobachten, wie rasch und gleichmäßig der Kometenkopf die fernen Sterne verdeckte. »Ich dachte, du wolltest die Corphelionen sehen?«

»Aber nicht aus dieser Nähe, Han.«

»Entspann dich.« Wie er gehofft hatte, verschwanden die Sterne links unten vom Kometen zu Dutzenden; die rechts oben wurden lediglich in Zweier- und Dreiergruppen verdeckt. »Alles ist unter Kontrolle.«

»Das hast du schon mal gesagt«, wandte Leia ein. »Bist du dir sicher, dass wir nicht zum Falken zurückkehren müssen?«

»Ich bin mir sicher.« Han ließ eine Hand zu ihrem Kreuz hinuntergleiten. »Und diesmal meine ich es ernst. Alles ist unter Kontrolle, Liebling.«

Leia blickte von Han zu dem näher kommenden Kometen und dann wieder zurück zu Han. Ihre Miene wurde vertrauensvoller, und sie lächelte verschlagen.

»In Ordnung, Fliegerass.« Sie nahm seinen Arm. »Mein Leben liegt in deinen Händen.«

Arm in Arm stiegen sie die übrigen Treppenstufen hinab. In den letzten paar Sekunden schien der Komet zu doppelter Größe angeschwollen zu sein. Sein Schweif war zu einem Fächer geworden, der sich über ein Viertel der Kuppel wölbte. Ein korpulentes Bothaner-Ehepaar erhob sich mit gesträubtem Fell und wandte sich der Treppe zu, und das war alles, was es brauchte, damit der Rest der Menge zu den Evakuierungsstationen im Innern des Asteroiden hastete.

Leia zog Han in eine ruhige Ecke und griff mit beiden Händen nach oben. Während plappernde Menschen und knurrende Fremdweltler sich in einer Beinahestampede weiterhin die Treppe empordrängten, verschränkte sie ihre Finger hinter seinem Nacken und blickte ihm tief in die Augen.

Hans Herz begann, schneller zu schlagen.

»Wie hast du das hingekriegt?«, fragte Leia.

»Was hingekriegt?« Han wirkte ehrlich verwirrt.

Leia zog sanft seinen Kopf dicht zu ihrem Mund. »Das mit dem Kometen.« Sie ließ ihre Zunge flink an seinem Ohrläppchen entlangfahren, ehe sie mit sinnlicher Stimme fortfuhr: »Komm schon, Fliegerass, mir kannst du es doch sagen. Hat Wedge dir dabei geholfen?«

»Wedge? Du denkt, Wedge ist da draußen und schiebt Kometen durch die Gegend?«

Leia knabberte sanft an seinem Ohrläppchen. Es fühlte sich warm und, nun ja, wundervoll an. »Dann eben Lando. Er besitzt diesen riesigen Asteroidenschlepper, und das hier ist genau sein Stil. Bombastisch, eindrucksvoll.« Sie schaute zu der jetzt verlassenen Terrasse hinüber. »Und ein kleines bisschen hinterhältig.«

»Lando hat auf Nkllon alle Hände voll zu tun.« Han hielt ein Auge auf den Kometen gerichtet. »Das weißt du.«

»Dann willst du es mir also nicht verraten?« Leia ließ ihre Hände unter den Saum seines Hemds gleiten und fuhr mit den Fingern verspielt seinen Rücken hinauf. »Bist du sicher?«

»Nun, ich bin …«

Leia krallte ihre Fingerspitzen in seine Schultern.

»Ziemlich sicher«, meinte Han. »Denke ich.«

Mittlerweile besaß der Komet die Größe eines endorischen Mondes, und er fing an, sich zu sorgen, dass seine Pilotenaugen nachgelassen hatten. Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, mit denen der Kometenkopf die umliegenden Sterne verschleierte, wies darauf hin, dass der Komet in schiefem Winkel näher kam, aber wenn die Sterne rechter Hand nicht endlich aufhörten zu verschwinden – und das bald –, würde der Komet das Resort am Ende doch nicht verfehlen.

»Ähm, Leia?«

»Nein … ich habe es mir anders überlegt, Han.« Leia ließ ihre Hände sinken, drehte sich um und blickte zum Himmel empor, einen Arm noch immer um seine Hüfte geschlungen. »Eigentlich will ich gar nicht wissen, wie du das hier zustande gebracht hast.«

»Aber …«

»Ssschh!« Leia legte ihm einen Finger an die Lippen. »Ich will es mir einfach bloß ansehen. Das weckt in mir den Wunsch, dass wir alles daheim auf Coruscant vergessen und für immer hierbleiben könnten.«

»Was du nicht sagst.« Der näher kommende Komet war jetzt so groß wie ein Bantha. Han warf einen raschen Blick zu den verwaisten Stufen, bemüht abzuschätzen, wie lange er sein wahres Geheimnis – dass er die Flugbahn des Kometen möglicherweise falsch kalkuliert hatte – noch für sich behalten konnte, bevor sie sich in übereilter Hast einen Weg zu den Evakuierungsunterkünften bahnen mussten. »Möglicherweise könnte ich das arrangieren.«

Leia lehnte den Kopf gegen seine Schulter. »Wenn du das doch nur könntest …«

»Oh, das könnte ich …« Der Komet wurde so hell, dass sein Glanz die gesamte Kuppel erhellte, und darum herum waren überhaupt keine Sterne mehr auszumachen. Han gelangte zu dem Schluss, dass die Situation allmählich gefährlich wurde, und zog Leia aus der Ecke heraus. »Genau genommen …«

Endlich wurde vor dem Kopf des Kometen die weiße Form eines Gegenschweifs sichtbar, und der ganze Komet begann, schräg über die Kuppel hinwegzuschießen – fort vom Urlaubsresort.

Han atmete erleichtert aus, bevor er sein bestes schiefes Grinsen aufsetzte und sich an Leia wandte.

Leia schaute verwirrt drein. »Genau genommen was, Han?«

»Genau genommen …« Han wartete, während der Komet über ihre Köpfe hinweg zur anderen Seite der Kuppel schoss, und sagte dann: »Das, was ich als Nächstes arrangiert habe, wird dich wirklich beeindrucken.«

Leia zog eine Augenbraue hoch. »Da bist du dir ziemlich sicher, oder?«

Han nickte. »Ich habe meine Gründe.«

Der Asteroid trat in den Schweif des Kometen ein, und Milliarden winziger Staubkörnchen explodierten am Partikelschild des Urlaubsresorts. Das All über ihnen eruptierte zu einem glitzernden Schleier von Mikroblitzen.

»In Ordnung, ich bin beeindruckt«, entgegnete Leia. »Wirklich beeindruckt.«

»Das war noch gar nichts«, meinte Han. »Hiervon habe ich gesprochen.«

Er zog Leia dicht zu sich und senkte seine Lippen auf die ihren. Sie drückte sich fest an ihn und erwiderte den Kuss voller Leidenschaft, und so verharrten sie, bis lauter Jubel vom oberen Ende der Stufen sie unterbrach.

Han öffnete ein Auge, und als er feststellte, dass zwei Dutzend Kometenbeobachter zu ihnen herunterschauten, brach er den Kuss ab. »Leia?«

»Ja, Han?«

»Vielleicht sollten wir doch zurück zum Falken gehen.«

Leia nahm seine Hand und machte sich auf den Weg in Richtung Treppe. »Han, ich dachte schon, du würdest nie fragen.«

Der Geist von Tatooine
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