24. Kapitel

Han vermochte nicht zu sagen, wann genau die Tusken das Feuer eröffneten, aber als er sich ungefähr auf halber Höhe des Hanges befand – er rutschte auf dem Rücken in die Tiefe, die Beine angezogen, und versuchte, Leia zwischen seinen Stiefeln im Blick zu behalten, während das unterschwellige Rauschen des nachrutschenden Sandes seine Ohren erfüllte –, erklang plötzlich die Stimme von ST-297 in seinem Helm.

»Die Betrüger müssen lebend gefangen genommen werden! Nehmt die Tusken unter Beschuss. Ich wiederhole, nur die Tusken! Niemand schießt auf die Rebellen!«

Ein Gewitter aus Laserblitzen brach mehrere Meter über ihm aus. Die Energiestrahlen zuckten über seinen Kopf hinweg, zerfetzten die Hütten der Sandleute und ließen überall in der Oase kleine Explosionen aus Rauch und Licht aufflammen. Die Banthas brüllten und drängten sich in einem Kreis zusammen – und dann war das Lager der Tusken auch schon zerstört.

Leia versuchte, zu Han hinaufzublicken. »Schießen die Tusken auf uns?«

»Keine Ahnung. Ich habe noch keinen gesehen …«

Leia rammte ihre Füße in den Sand und überschlug sich. Der Blaster flog aus ihrer Hand, und Han fing ihn auf, während er voller Panik zusah, wie sie immer schneller werdend die Düne hinabrollte und sich dabei so unkontrolliert drehte, dass nicht einmal ein Tusken sie treffen könnte.

Er wollte nicht zurückfallen, und so presste Han die Gewehre an seine Rüstung, drückte das Kinn fest auf die Brust und stemmte dann ebenfalls die Beine in den Sand.

Bei der Geschwindigkeit, mit der er dahinrutschte, fühlte es sich an, als würde er aus einer Kanone geschossen. Er wirbelte nach vorne und segelte durch die Luft, und einen Augenblick später verwandelte die Welt sich in ein Kaleidoskop aus Sand, Himmel und Blasterblitzen.

Er war sich undeutlich mehrerer Stimmen in seinem Kopf bewusst, die wissen wollten, was geschah – der Lieutenant rief: »Wurden sie getroffen?«, jemand anderes grollte: »Warum haben Sie die Funkstille gebrochen?«, dann pflügte Han durch ein Dickicht aus Büschen und prallte gegen einen Fels. Er versuchte, sich aufzusetzen, nur um wieder zurückzufallen, als ihn etwas mit einem ohrenbetäubenden Knall am Helm traf. Ein Blasterstrahl zischte an ihm vorbei, dann landete ein schwerer Körper auf ihm.

»ST-zwo-neun-sieben, was geht da unten vor sich?«, fragte eine Stimme in seinem Ohr. »Erstatten Sie Bericht!«

»Es sind die Rebellen«, antwortete der Lieutenant. »Wir können sie sehen. Sie flüchten in das Tusken-Lager.«

»Was?« Nun sprach eine andere Stimme – dieselbe Stimme, die den Captain von Kompanie A für das Hinterfragen seiner Befehle gescholten hatte. »Wiederholen Sie das!«

»Sie flüchten ins Lager der Tusken, Sir. Wir verfolgen sie, aber ich habe nicht sehr viele Männer.«

»Sie verfolgen sie? Lieutenant, schalten Sie die Blaster auf Betäubung, und halten Sie sie auf!«

Es folgte eine kurze Pause, dann sagte ST-297: »Es könnte sich als schwierig erweisen, sie zu betäuben. Sie tragen unsere Rüstungen.«

»Darum nannten Sie sie also Betrüger«, meinte die Stimme.

»Meine Scharfschützen haben sie im Visier.«

»Ich habe nichts anderes erwartet. Lieutenant, können wir davon ausgehen, dass die Rebellen hören, was auf diesem Kom-Kanal gesprochen wird?«

»Das, ähm, ist durchaus möglich.«

»Ja, das ist es. Alle Einheiten sollen bis auf Weiteres dem Protokoll für ungesicherte Kommunikation folgen. Und, Lieutenant?«

»Sir?«

»Warum spreche ich nicht mit dem Captain von Kompanie B?«

»Tusken, Sir.«

»Oh, natürlich. Machen Sie weiter, Lieutenant. Verstärkung ist unterwegs.« Nach einer kurzen Pause fügte die Stimme in einem nachdenklichen Tonfall hinzu: »Interessant.«

»Han!«

Es dauerte einen Moment, ehe ihm bewusst wurde, dass diese Stimme außerhalb seines Helmes erklang. Er drehte sich herum und blickte geradewegs auf die Schutzbrille des Tusken-Räubers, der über ihm lag – der erste, den er bislang in der Oase gesehen hatte.

»Leia?«

Zwei weiß gepanzerte Handschuhe zerrten den toten Tusken von Han herunter, dann nahm Leia eine der Waffen, die er vor seiner Brust hielt. »Wir haben etwas zu erledigen.«

Sein Kopf dröhnte noch immer von dem Schlag gegen seinen Helm, als er sich auf die Beine stemmte und Leia ins Zentrum der Oase folgte. Sie war viel größer, als sie vom Kamm der Düne aus gewirkt hatte, vermutlich zwanzig Meter breit und hundert lang. Sie befanden sich auf der dem Dünenmeer – und den Sturmtruppen – zugewandten Seite, ungefähr auf halber Höhe der Oase. Leia rannte auf die Haupthütte zu, wobei sie mit ihrem Blaster auf das Lager der Tusken feuerte. Han riss sein Gewehr herum und schoss in die andere Richtung, die Düne hinauf.

»Leia, weißt du überhaupt, wohin wir gerade rennen?«

»Natürlich«, entgegnete sie. »Wenn du ein Tusken mit einem fünfzehn Millionen Credit teuren Moosgemälde wärst, wo würdest du es verstecken?«

»Hast du nicht vorhin noch gesagt, die Sandleute wären so unberechenbar?«

»Gutes Argument. Wäre es dir lieber, wir nehmen die andere Richtung?«

Er blickte über die Schulter zu den blökenden Banthas hinüber. Durch die Büsche und die rasch größer werdende Staubwolke hindurch war so gut wie nichts zu erkennen, aber Han schätzte, dass das Tusken-Lager im Moment der letzte Ort war, an dem jemand in Sturmtruppenrüstung sich aufhalten sollte.

»Ähm, vergiss einfach, dass ich etwas gesagt habe.«

Die Sandleute griffen an, als die beiden das Ende der Oase erreicht hatten. Han sah die Tusken nicht – natürlich nicht –, aber er wurde von den Beinen gerissen, als ein Geschoss aus einem Projektilgewehr gegen seinen Rücken prallte. Leia fiel ebenfalls zu Boden, von einer Kugel in die Panzerung an ihrem Knöchel getroffen. Sie rollten sich herum und feuerten in die ungefähre Richtung, aus der die Schüsse abgegeben worden waren.

»Alles in Ordnung?«, rief Han.

»Das gibt einen blauen Fleck«, antwortete sie.

»Davon abgesehen geht es dir aber gut?«

»Ich denke schon«, sagte sie. »Diese Rüstung ist ganz schön robust.«

»Ja, aber nur, solange niemand einen Blaster auf dich richtet.«

In diesem Moment schoss ein Regen aus Energieblitzen über sie hinweg und verbrannte die Büsche, in denen die Tusken sich versteckt hatten.

»Du musstest es ja verschreien«, rief Leia.

Das Stöhnen zahlreicher Sandleute erklang – diese Wesen schrien nicht, wenn sie starben –, und die Gewehre verstummten. Han und Leia erhoben sich auf die Knie und feuerten in Richtung der Düne.

Han mähte zwei Sturmtruppler nieder, die nicht einmal mehr drei Meter von ihnen entfernt gewesen waren, und scheuchte ein Dutzend weiterer Uniformierter in Deckung. Es gefiel ihm nicht, zwei Männer erschießen zu müssen, die ihm gerade das Leben gerettet hatten, aber dies war eine mehr als ungewöhnliche Schlacht. Davon abgesehen konnten sie es sich nicht leisten, gefangen genommen zu werden – nicht die Solos. Er sprang auf die Füße, dann zerrte er Leia in die Höhe, während er weiter auf die Imperialen schoss, und sprintete die letzten zehn Meter zu der Hütte hinüber.

»Such du das Gemälde!« Er duckte sich hinter den Bogen aus Bantharippen und konzentrierte sein Feuer weiter auf die Imperialen, die ihrerseits die Tusken unter Beschuss nahmen, und die wiederum tauchten immer wieder hinter den Büschen auf und feuerten aufs Geratewohl in Richtung der Solos. »Ich gebe dir Deckung.«

Ein angsterfülltes Krächzen drang aus dem Inneren der Hütte. »Wer ist da? Was … geschieht dort draußen?«

»Kitster?« Leia ging zur Tür und schob den Knochenriegel zurück. »Kitster Banai? Sie leben noch?«

»Ich … Ich denke schon.«

Als Leia daranging, die Tür aufzustemmen, knallte ein Geschoss gegen ihre Rüstung. Die Wucht des Treffers schleuderte sie gegen die Wand des Gebäudes, dann ertönte ein zweiter Knall, gefolgt von ihrem geächzten: »Stang!«

Sie rollte sich auf die andere Seite der Hütte, hinter Han.

»Das tut weh!« Sie kroch näher an die Wand heran und rief durch die Banthawolle: »Kitster. Ich bin Leia Organa Solo. Ist das …«

»Leia Organa Solo?« Die Stimme klang nun ein wenig geistesgegenwärtiger, war aber noch immer voller Schmerz. »Sie klingen gar nicht wie eine Prinzessin?«

»Das ist jetzt doch egal«, rief Han. »Wir sind hier, um dir zu helfen.«

»Ist das Gemälde bei Ihnen dort drinnen?«, fragte Leia.

»Das Gemälde … Das sage ich nicht … Holen Sie mich … hier raus!«

Leia wandte sich an Han. »Es ist nicht in der Hütte.«

»Natürlich nicht. Das wäre zu einfach.« Er hob seine Stimme, damit auch Kitster ihn hörte: »Kannst du gehen?«

»Das sage … ich nicht.«

»He, Kumpel, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir sind die Guten.« An Leia gewandt, fügte er hinzu: »Ich werde ihn wohl tragen müssen.«

Er bedeutete ihr, seinen Platz einzunehmen, dann nickte er in Richtung der Felsen auf der anderen Seite des Knochenstapels. »Sie versuchen, uns in die Zange zu nehmen.«

Leia richtete sich auf und gab zwei Schüsse ab, woraufhin die Schreie zweier Sturmtruppler durch ihre Helme hallten.

»Jetzt nicht mehr.«

Er huschte zur Hütte hinüber. »Hey, Kit, was ist mit dem Bild geschehen?«

»Sage … ich nicht«, stammelte Banai. »Sie würden mich zurücklassen …«

»Na schön.« Han feuerte einen Meter vom Ursprung der Stimme entfernt durch die Wand und schnitt mit dem Blaster ein Loch in die Banthawolle.

»Es ist beim Häuptling … im Lager!«

»Danke.«

Er schob sich durch die neu entstandene Öffnung, und was er auf der anderen Seite vorfand, drehte ihm den Magen um. Kitster Banai lag mit ausgestreckten Gliedmaßen auf dem Boden, sein einst dunkles Haar so hell wie Sand, seine Knöchel geschwollen, sein Körper mit Brandwunden und Blutergüssen übersät. Drei seiner Finger hatte man am mittleren Gelenk abgeschnitten.

»Kitster! Wie geht es dir, Kumpel?« Han ging zu dem Mann hinüber und kniete sich neben ihn. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Wir hatten gedacht, du wärst bereits tot.«

»Das dachte ich auch …« Banais Augen waren voller Angst und Verwirrung. »Wer bist … du?«

»Han Solo.« Gewehrprojektile zerfetzten die Wand der Hütte, und kurz darauf erklang erneut das Blasterfeuer der Imperialen. »Beweisen kann ich es dir aber erst später.«

Er zog einen Laserschneider aus dem Ausrüstungsgürtel und durchtrennte die Fesseln um Kitsters Hand- und Fußgelenke. Draußen wurde aus Leias Schüssen ein heulendes Dauerfeuer.

»Ich könnte Hilfe gebrauchen.«

»Einen Moment noch«, rief er. »Ich bin hier gerade beschäftigt.«

»Sie kommen näher!«

»Dann wirf ein paar Thermaldetonatoren.« Er nahm einen der Sprengkörper vom Gürtel und rollte ihn zu seiner Frau nach draußen. »Das sollte sie erst mal aufhalten.«

Leia stellte das Feuer ein, und einen Moment später hallte das Knistern zweier Thermaldetonatoren durch die Oase.

»Ich mache dir einen Vorschlag.« Han warf sich Kitster über die Schulter. Ausgehungert und dehydriert, wie er war, wog er fast nichts. »Wir müssen das Gemälde mitnehmen oder zerstören, was bedeutet, dass Leia und ich ins Lager der Tusken gehen werden. Du kannst mit uns kommen oder dein Glück mit den Imperialen versuchen. Sie werden dich zwar vermutlich für den Rest deines Lebens einsperren, aber …«

»Komme mit«, sagte Kitster. »Will meine Kinder wiedersehen.«

Han seufzte. »Ich habe befürchtet, dass du so etwas sagen würdest.«

»Aber geht nicht …« Kitster hielt inne, um Kraft zu sammeln. »… ins Lager.«

»Uns bleibt wohl leider keine andere Wahl.« Han starrte durch den behelfsmäßigen Ausgang. »Hättest du uns das Bild nur bei Mawbo zerstören lassen.«

»Was für eine Verschwendung«, krächzte Banai. »Ihr müsst nicht gehen … Dreh dich … um!«

»Uns bleibt nicht mehr viel Zeit …«

»Vertrau mir«, sagte Kitster. »Schau … nach oben!«

Da begriff Han schließlich. Er drehte sich um und schaute nach oben.

Über der Stelle, wo sich Banais Kopf befunden hatte, hing das Killik-Zwielicht an der Decke. Der aufgepeitschte Himmel war noch immer von demselben tiefen Purpur wie zuvor, und die insektoiden Gestalten drehten sich noch immer dem Sturm entgegen, genau, wie Han es in Erinnerung hatte.

»Du hast doch gerade gesagt …«

»Habe gelogen«, stammelte Kitster. »Dachte, ihr wärt … Imperiale.«

»Du dachtest, ich … Kit, du bist schon ein besonders hingebungsvoller Kunstliebhaber.«

Er nahm das Komlink vom Gürtel und drückte dreimal auf die Sprechtaste – das Signal, dass sie das Bild hatten. Einen Moment später lugte Leia durch das Loch in der Wand herein, während sie weiterhin auf die Felsen feuerte.

»Du hast es gefunden?«

»Da oben.« Er deutete mit dem Daumen zur Decke. »Ich gebe dir Deckung, und du holst es runter.«

Sie trat in die Hütte, ignorierte dabei den rasch schwächer werdenden Hagel von Projektilen, der durch den Raum zischte, und tauschte den Platz mit Han.

»Es ist noch immer in unglaublichem Zustand«, sagte sie.

»Die Tusken waren davon fasziniert«, sagte Kitster. »Hat sie aber nicht davon abgehalten, mir einen Finger abzuschneiden, als ich es befeuchten … wollte. In der Wüste …«

»Ich weiß«, brummte Han. Vor seinem geistigen Auge sah er wieder Banais verstümmelte Hände. »In der Wüste muss es oft befeuchtet werden.«

Er blickte durch die Öffnung und sah ein Dutzend Sturmtruppler, nur zehn Meter von der Hütte entfernt. Trotz des Beschusses durch die Tusken kamen sie schnell näher. Einer ging zu Boden, als eine Kugel die Linse seines Sichtschlitzes durchbohrte, ein anderer wurde tödlich in den Hals getroffen, doch die meisten von ihnen stürzten nur zu Boden, weil die Projektile gegen ihre Rüstungen donnerten, und waren einen Moment später bereits wieder auf den Beinen. Han zielte auf die drei Soldaten, die dem Rippenbogen am nächsten waren, und versuchte, Kitster auf seiner Schulter auszubalancieren, während er sie niederschoss, gerade, als sie wieder auf die Füße kamen.

Das Donnern einer Erschütterungsgranate hallte von der anderen Seite der Oase herüber. Die Banthas brachen erneut in panisches Blöken aus, und ein unheilvolles Beben rollte durch den Boden.

»Was ist das?«, fragte Leia.

Han zuckte die Achseln. »Vielleicht Emala.« Er durchbohrte die Brustplatte eines weiteren Sturmtrupplers, doch neben ihm sprangen zwei weitere in die Höhe, nur noch fünf Meter entfernt. »Im Moment ist es ohnehin egal. Wir werden …«

Das langgezogene Zischen eines Blasters erklang hinter ihm, und als er herumwirbelte, sah er, wie das Killik-Zwielicht auf einem Stück rauchenden Stoffes von der Decke herabschwang. Leia nahm es von den Haken, mit denen es befestigt gewesen war, dann schnitt sie mit ihrer Waffe ein Loch in die gegenüberliegende Wand.

»Gehen wir!«

Han blickte noch einmal zurück und feuerte aus nächster Nähe auf die beiden Soldaten, gerade, als sie die Eingangsöffnung erreicht hatten. Einer von ihnen wurde nach hinten geschleudert, der andere hechtete in Deckung. Den Finger noch immer am Abzug ging Han auf Leias Ausgang zu – und einen Moment später teilte ihm ein Piepen mit, dass das Magazin beinahe leer war.

»Wäre ja auch zu schön gewesen.«

Er wirbelte herum und duckte sich durch das Loch nach draußen, wobei er das Magazin aus dem Blaster zog und es zurück in die Hütte warf, dann rannte er hinter Leia her.

Hinter ihm schrie jemand: »Detonator!«

Er zog ein neues Magazin vom Gürtel und rammte es in das Gewehr, anschließend ließ er sich auf ein Knie fallen, drehte sich herum und wartete. Ein lautes Donnern kam durch die Oase auf sie zu, doch Han wagte es nicht, den Blick von der Hütte zu nehmen.

Die Stimme eines Imperialen erklang aus seinem Helm. »Ich habe die Rebellen im Visier. Sie haben einen Gefangenen der Tusken befreit, und sie haben das Gemälde des Admirals in ihrem Besitz. Ich wiederhole, sie haben das Bild. Erwarte Anweisungen.«

Er warf einen kurzen Blick über die Schulter, gerade, als Leia hinter einem Felsen in Deckung ging, und als er sich wieder herumdrehte, stand bereits ein Sturmtruppler in dem behelfsmäßigen Ausgang der Hütte. Han bohrte ihm ein Loch durch die Brust, dann deckte er das gesamte Gebäude mit Blasterfeuer ein.

»Sie versuchen, einen Gefangenen zu retten? Interessant.« Das war wieder diese nachdenkliche Stimme – die Person, die hier das Sagen hatte. Bei ihrem Klang lief es Han eiskalt über den Rücken. »Und sie haben das Gemälde? Sind Sie sicher?«

»Positiv.«

»Sehr gut«, sagte die Stimme. »Sie haben Erlaubnis, auf ihre Beine zu schießen.«

Han stellte das Feuer ein, sprang auf die Beine – und hörte das Zischen eines Blasterstrahls, der sich dort in den Boden brannte, wo er eben noch gekniet hatte. Wild hin und her springend – und in der Hoffnung, dass Banai genug Kraft hatte, um das zu überstehen – rannte er zu Leia hinüber und warf sich hinter einen zweiten Felsen. Ein weiterer Energiestrahl zischte an ihm vorbei und fuhr in den Sand neben seinen Stiefeln. Nun hatte er endlich Gelegenheit, sich nach dem Dröhnen umzusehen, das vom Lager her erscholl. Was er sah, war eine drei Meter hohe Wand aus Wolle und Hörnern, eingefasst in eine wogende Wolke aus Staub, die von der anderen Seite der Oase heranbrandete.

»Was kommt als Nächstes?« Er schob seinen Blaster um den Rand des Felsens und feuerte, ohne zu zielen. »Kopfgeldjäger? Sarlaccs?«

»So schlimm ist das gar nicht.« Leia hatte das Killik-Zwielicht gegen ihre Knie gelehnt und zog ein Seil mit einem Greifhaken aus dem Gürtel. »Vielleicht rettet Emala uns damit sogar – wenn nur endlich Chewie auftauchen würde.«

»Ist das dein Ernst?«

Er feuerte weiter blindlings hinter seiner Deckung hervor und sah zu, wie Leia das Seil um ihren Gürtel wickelte und die Zacken des Greifhakens ausfuhr. »Ich hoffe es zumindest.«

Sie ließ sich auf ein Knie hinabsinken und eröffnete das Feuer, während Han nun seinerseits das Seil mit dem Greifhaken hervorholte. Weil er befürchtete, Banai hätte nicht genügend Kraft, um sich festzuhalten, während sie von einem dahintrampelnden Bantha durch die Wüste gezogen wurden, hielt er Kitsters Unterarm neben seinen eigenen und wickelte mehrmals das Seil um ihre Handgelenke.

»Wir haben keine Zeit mehr!«, rief Leia über das Zischen ihres Blasters hinweg. »Los!«

»Ich schaffe das …«

Kitsters Zusicherung wurde abrupt unterbrochen, als einige Energieblitze aus Leias Richtung an Hans Deckung vorbeisurrten. Der Corellianer wirbelte herum und sah zwei Sturmtruppler hinter seiner Frau heranstürmen.

»Duck dich!«, brüllte er, während er den Blaster in die Höhe riss.

Leia rollte sich zur Seite, wobei sie das Killik-Zwielicht mit sich riss, und Han deckte die Soldaten mit Laserstrahlen ein, ehe er aufsprang und losrannte. Er wusste nicht, wie nahe die anderen Sturmtruppler ihnen waren, doch das Paar hinter Leia war nur fünf Meter entfernt – und sie kamen schnell näher.

»Ich habe kein freies Schussfeld mehr«, berichtete der Scharfschütze über das Helm-Kom. »Sie sind in der Staubwolke.«

Das hielt die anderen Imperialen jedoch nicht davon ab, auf die Beine der Solos zu feuern, während sie hinter ihnen herrannten. Staub wirbelte vom Boden auf, und Han hetzte in einem wilden Zickzack hin und her, wobei er Banai und den Greifhaken mit einer Hand festhielt, und die andere benutzte, um über Leias Schulter hinwegzufeuern und ihr so Deckung zu geben. Sie tat dasselbe für ihn – wobei sie anstelle von Kitster das Killik-Zwielicht in ihrer anderen Hand hielt. Keiner ihrer Schüsse traf einen Sturmtruppler, doch zumindest sorgten sie dafür, dass die Soldaten ebenfalls keine Treffer landeten – und sie bremsten die Verfolger aus. Das war es, was zählte.

»Kitster!« Han musste schreien, um das Inferno der Blasterschüsse und das Donnern der Herde zu übertönen. »Wie weit sind die Banthas noch entfernt?«

»Nicht sehr weit«, lautete die keuchende Antwort. »Fünfzehn Meter, aber sie ziehen seitlich an uns vorbei. Ich glaube, sie halten auf den hinteren …«

Leia schrie und wurde mit wirbelnden Beinen nach hinten gerissen, als eine Tusken-Kugel sich in den Panzer an ihrer Schulter bohrte. Han wirbelte zu ihr herum – und das rettete ihm das Leben.

Ein lautes Krachen erfüllte seinen Helm, dann ging er mit klingelnden Ohren und dröhnendem Schädel zu Boden. Kitster rutschte von seiner Schulter, doch Han musste all seine Energie darauf verwenden, bei Bewusstsein zu bleiben. Er rollte sich auf den Rücken, sah Laserstrahlen, die gerade einmal einen Meter über ihm die Luft zerschnitten, und versuchte, seinen Blaster zu heben – doch da stellte er fest, dass die Waffe nicht länger in seiner Hand lag.

Das Blitzgewitter über seinem Kopf erstarb, und eine unheimliche Stille legte sich über die Oase. Han tastete nach dem Gewehr, konnte es jedoch nirgends finden. Leia lag reglos, mit dem Gesicht nach unten neben ihm, das Killik-Zwielicht an den Körper gepresst. Die Banthas waren mittlerweile so nahe, dass der Boden bebte, als sie vorübergaloppierten.

»Leia?«

Er stemmte sich auf die Knie und entdeckte Kitster einen Meter von sich entfernt, und auf den Felsen hinter ihm lagen die weißen Leichen mehrerer Sturmtruppler.

»Leia?«

Ein kehliges Gackern erklang hinter ihm, und als er sich umwandte, ragten drei Sandleute über ihm auf, ihre Gewehre auf seinen Kopf gerichtet. Hinter ihnen konnte Han zwei Tusken-Kinder erkennen, bewaffnet mit kleinen Gaffi-Stäben.

Han presste das Kinn auf die Brust und versuchte, die Sichtschlitze seines Helmes von den Tusken wegzudrehen. Das ließ einen der Sandleute auflachen. Er trat vor und schob den Kolben seines Gewehrs unter Hans Helm – dann brach er zusammen, als Leia das Feuer eröffnete und ein Blasterstrahl sich durch seine Brust fraß.

Die anderen Tusken wirbelten zu ihr herum und rissen ihre Waffen hoch. Han brachte einen von ihnen mit einem Tritt gegen das Knie zu Fall, dann zuckte er zusammen, als ein Energieblitz aus Kitsters Richtung an seinem Helm vorbeisurrte. Der Laserstrahl ging fehl, lenkte den Krieger aber lange genug ab, um Leia Gelegenheit zu einem weiteren Schuss zu geben. Der Tusken kippte ächzend um, beide Hände auf seine Kehle gepresst.

»Han!«

Er drehte sich gerade noch rechtzeitig herum, um das Blastergewehr zu fangen, das Kitster ihm zuwarf. Leia hatte bereits wieder das Feuer eröffnet und den Letzten der Sandleute in einer Kanonade aus tödlicher Energie zu Boden geschickt.

Eine Reihe leichter Hiebe regnete auf Hans Helm und Schultern herab, und als er den Kopf drehte, sah er, dass die beiden Tusken-Kinder mit ihren kleinen Gaffi-Stäben auf ihn eindroschen. Er ließ den Blaster in den Schoß fallen, wehrte die nächsten Schläge ab und riss den Kindern dann die Stöcke aus den Händen.

»Na los, macht, dass ihr verschwindet!«

Die beiden hielten die Augen auf ihn gerichtet und versuchten, nach ihren Waffen zu greifen, doch da zerbrach Han die Stäbe über seinem Knie und warf sie beiseite. »Ihr seid zu klein.« Er deutete auf die Büsche. »Also verschwindet endlich!«

Die Kinder blickten einander an, dann drehten sie sich um und rannten davon – allerdings auf die Banthas zu. Han glaubte schon, sie würden zertrampelt werden, doch die Herde walzte nicht in blinder Panik durch die Oase, sondern in einem gut organisierten Exodus, wobei die großen Tiere die Kälber sicher in ihrer Mitte hielten und nur so schnell rannten, dass die Jungtiere mit ihnen mithalten konnten. Die beiden Tusken-Kinder rannten neben den Banthas her, packten eine Handvoll zotteliger Wolle und zogen sich daran auf den Rücken eines Bullen.

Es sah leichter aus, als einen Greifhaken um die Hörner eines Tieres zu werfen – und auch sehr viel sicherer.

Leia tauchte neben Han auf und zog ihn auf die Beine. »Hoch mit dir, Fliegerass!« Sie hatte das Lederband, welches das Killik-Zwielicht zuvor an der Decke der Hütte gehalten hatte, benutzt, um sich das Gemälde über die verletzte Schulter zu schlingen. Das Blastergewehr steckte im Halfter an ihrem Gürtel. »Da kommen noch mehr.«

Er rammte seine Waffe ebenfalls ins Halfter, dann drehte er sich zu Banai herum, und da erblickte er eine Gruppe geisterhafter weißer Gestalten, die durch die Büsche hasteten.

»Warum braucht Chewie nur so lange?« Er warf sich Kitster über die Schulter. »Dreht er etwa erst eine Runde um den Planeten?«

»Du hast ihm gesagt, er soll den Falken nicht zerkratzen.«

Leia rannte auf die Banthas zu, und Han folgte ihr, auch wenn er nur mit Mühe Schritt halten konnte. Als sie sich den Tieren näherten, begann der Boden zu beben, und Han würgte ob des moschusartigen Gestanks, der selbst die Luftfilter des Helmes durchdrang.

Kitster beugte seinen Kopf nahe an die Audio-Empfänger des Helms heran und rief über das Poltern der Banthas hinweg: »Falls ich es nicht schaffe …«

»Keine Sorge«, versicherte Han. »Ich werde schon nicht zurückkommen, um dich zu holen.«

»Du würdest vermutlich ohnehin nur … einen Fleck auf dem Boden finden«, meinte Kitster. »Sag meinen Kindern, dass … ich sie liebe.«

»Reiß dich zusammen, dann kannst du es ihnen selbst sagen.«

Leia schob das Gemälde hinter ihren Rücken und rannte neben der Herde her, dann griff sie nach oben und schloss ihre Hände um eine Handvoll struppiges Fell. Sie stolperte, und einen Moment sah es so aus, als würde sie stürzen und niedergetrampelt werden, oder als würde das Bantha in Panik geraten und sie abschütteln, doch dann wurden ihre Füße vom Boden emporgehoben, und sie zog sich ungelenk nach oben, wobei sie jedoch beinahe noch einmal abgerutscht wäre, als sie ihre verletzte Schulter belastete.

Han fiel neben dem nächsten Tier in Trott, und er musste sich anstrengen, um Schritt zu halten. Schließlich streckte er die Arme aus und zog sich nach oben. Seine Füße verloren den Kontakt zum Boden, gerade als ein Netz von Blasterstrahlen unter dem Bauch des Bantha hindurchzuckte. Die meisten Geschosse gingen fehl oder prallten wirkungslos von den Beinplatten seiner Rüstung ab, doch ein Energieblitz brannte sich in die Außenseite eines Schenkels.

Han biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf, so wie Leia an der Seite des Tieres nach oben zu klettern. Doch ob es nun der Schock war, getroffen worden zu sein, oder Kitsters zusätzliches Gewicht – vielleicht war er auch einfach nicht so stark wie seine Frau –, in jedem Fall begannen seine Hände zu zittern und seine Unterarme zu verkrampfen.

Banai spürte, dass er Probleme hatte, und versuchte, selbst nach dem Fell des Banthas zu greifen. Doch er war in noch schlechterer Verfassung, zu schwach, um sich mit seiner verletzten Hand an Han festzuhalten oder sich mit seiner heilen Hand an der Wolle nach oben zu ziehen. Er verlor den Halt und rutschte zurück.

»Schon in Ordnung!«, schrie Han. »Halt dich an mir fest!«

»Ruhe, Solo!«, bellte eine leise Stimme von oben. »Gib mir deine Hand, wenn du leben willst, Banai!«

»Emala?« Han blickte nach oben und sah die Squib über sich hängen, mit dem Kopf nach unten, ihre Füße in der Wolle am Rücken des Bantha festgekrallt. »Wie bist du da hochgekommen?«

»Was denkst du wohl? Ich bin gesprungen!« Sie griff nach unten und schloss ihre Hände um Banais Rechte. »Das wäre leichter gewesen, wenn ihr euch das richtige Bantha ausgesucht hättet!«

Die ersten beiden Minuten des Fluges – ehe die Imperialen darauf reagieren konnten, dass ihr AT-AT aus dem Weg des Falken gesprengt worden war – waren problemlos verlaufen. Chewbacca hatte den Frachter knapp unter Brandgeschwindigkeit – also der Geschwindigkeit, bei der das Schiff einen Feuerball hinter sich herzog – über das Große Mesra-Plateau gejagt und dabei versucht, einen Bogen um bewohnte Gebiete zu machen, wo ihre Druckwelle ganze Gebäude dem Erdboden gleichgemacht hätte. C-3PO hatte mehrmals darauf hingewiesen, dass sie bei einem solchen Tiefflug eine mehrere Kilometer hohe Staubwolke hinter sich herziehen würden, doch das störte den Wookiee nicht. Sie konnten niemanden mehr überraschen. Die Imperialen wussten, wohin sie flogen. Sie würden dort auf sie warten … mit allem, was sie hatten.

Als sie die Jundland-Wüste erreichten und Chewbacca den Falken höher über das raue Terrain zog, stießen sie auf die erste TIE-Staffel. Die Jäger sausten von beiden Seiten herab und nahmen den Frachter aus allen Winkeln unter Beschuss. Grees und Sligh, die die Vierlingsgeschütze bemannt hatten, schalteten drei der Maschinen aus, ehe die ersten Schadensmeldungen durch das Cockpit heulten. Blieben noch neun. Als einer der TIEs versuchte, sich unter den Falken zu schieben, um seinen Bauch zu perforieren, raste Chewbacca knapp über dem Rand der nächsten Klippe hinweg und schüttelte ihn so ab. Keiner der Piloten versuchte diesen Trick ein zweites Mal.

Der Frachter erreichte die hügelige Weite des Dünenmeeres … wo eine zweite Staffel Sternenjäger auf sie wartete. Die Schilde schwächelten, ein bithianischer Chor von Alarmlauten jaulte, und die vordere Vektorplatte war bereits so zerschossen, dass es leichter war, den Falken zu rollen, als ihn zu wenden. Chewbacca wusste, dass sie die nächste Etappe dieses Spießrutenlaufes nicht überleben würden.

Also entschied er sich, tiefer zu gehen.

Sobald der Falke die Klippen hinter sich gelassen hatte, ließ er ihn nach unten sacken. C-3PO kreischte, doch Chewbacca hörte dem Droiden ohnehin nie zu. Er schlüpfte in die Rinne zwischen zwei gewaltigen Dünen, drückte das Schiff auf eine Höhe von zehn Metern – was bedeutete, dass zwischen dem Boden und dem unteren Geschützturm gerade mal drei Meter lagen – und beobachtete, wie die TIEs auf sie herabstießen.

Sligh zog eine Spur aus Laserfeuer über ihren Anflugvektor – er musste nicht zielen, einfach nur die Kanone nach oben richten –, und drei Jäger vergingen in feurigen Blüten. Die restlichen TIEs flogen über dem Falken hinweg, und ihre Geschosse hämmerten auf die Schilde ein. Viel zu oft drangen sie zur Schiffshaut durch, und auf dem Instrumentenpult blinkten so viele Lichter auf, dass man meinen konnte, es stünde in Flammen.

Einen Moment später waren die TIEs vorüber und flogen blind in die Staubwolke hinter dem Frachter hinein – und in die Sternenjäger der Jundland-Staffel, die ebenso blind dahinrasten … in die entgegengesetzte Richtung. Das taktische Display füllte sich mit dem Weiß explodierender Maschinen.

Chewbacca heulte schadenfroh.

»Ja, das wird sie zweifelsohne lehren, nicht mit einem Wookiee zu spielen«, stimmte C-3PO zu. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich das Spiel nicht kenne, auf das du dich beziehst, Chewbacca. Was ist Mumm, und wie spielt man es?«

»Chewbacca hat uns nicht hintergangen.« Leia zog einen daumengroßen Datenchip aus der Feuchtigkeitskontrolle an der Rückseite des Killik-Zwielichts und legte ihn in die kleine Kuhle, die sie in den Sand gegraben hatte. »Wookiees sind keine Betrüger.«

»Es gibt für alles ein erstes Mal.« Emala hob den Chip auf und rieb ihn an ihrer Schnauze. »Darum ging es also bei dieser ganzen Sache?«

»Nicht nur. Ich wollte auch das Gemälde zurück.«

Sie hatten sich beide auf der Spitze eines Hügels zusammengekauert, in der Mitte eines Kreises aus Felsen, von denen immer wieder Tusken-Geschosse abprallten, während sich zwei Sturmtruppeneinheiten auf den gegenüberliegenden Hängen in Position schoben. Die Banthas, die sie in diese ausweglose Situation gebracht hatten, waren am Fuße des Hügels zu einem Kreis zusammengedrängt, dort, wo sie nach ihrer Flucht stehen geblieben waren. Der letzte Treffer hatte Leias Kühleinheit beschädigt, und nun, da die Sonnen direkt auf sie herabbrannten, wurde sie in ihrer Rüstung gebraten.

Doch sie hatten den Schattenfunk-Codeschlüssel und waren alle noch am Leben, und das Ortungssignal für Chewbacca war ebenfalls aktiviert. Wog man die vielen Dinge, die schiefgelaufen waren, gegen die wenigen Dinge ab, die sich zu ihren Gunsten entwickelt hatten, war dies eine recht erfolgreiche Reise gewesen … für tatooinische Verhältnisse. Sie nahm Emala den Chip aus der Hand, überprüfte ihn, um sicherzustellen, dass es auch wirklich der Codeschlüssel für den Schattenfunk war, und legte ihn zurück in die Kuhle.

Doch Emala hob ihn wieder auf und hielt ihn vor ihre Augen. »Was ist das?«

Leia zog ihren Blaster. »Willst du das wirklich wissen?«

»Ich wollte ja bloß helfen.« Die Squib ließ den Chip in die Vertiefung fallen. »Ich dachte mir, du solltest wirklich sicher sein, dass du das tun willst.«

»Auf diese Weise besteht nicht mehr die Gefahr, dass es in die falschen Hände gerät.« Leia überprüfte den Chip nun doch noch einmal, ehe sie ihn zurücklegte. »Falls du ihn noch einmal anfasst, muss ich dich erschießen.«

»Nachdem ich das Leben deines Mannes gerettet habe?«, schnaubte Emala. »Es gibt keinen Grund, so unhöflich zu sein. Ich habe nur euer Wohl …«

»Nicht hinsehen«, unterbrach sie Leia.

Sie richtete ihren Blaster auf die Kuhle und drückte den Abzug. Der Chip zerschmolz unter dem Laserblitz zu Schlacke, und als sie einen zweiten Schuss abgab, verdampfte selbst die Schlacke.

»Das sollte genügen.« Sie platzierte die Feuchtigkeitskontrolleinheit wieder im Rahmen des Killik-Zwielichts und reichte Emala das Gemälde. »Es muss aufgefüllt werden. Weißt du, wie das geht?«

Die Squib drehte das Bild herum und deutete auf die kleine Öffnung an der Oberseite des Rahmens. »Hier Wasser einfüllen und aufhören, sobald ich es sehen kann.«

»Reines Wasser.« Leia zögerte und warf noch einen letzten Blick auf das Gemälde, bevor sie sich wieder dem Kampf widmete. »Das ist sehr wichtig. Ich setzte großes Vertrauen in dich.«

»Betrachte mich als halben Wookiee.« Emala öffnete ihre Wasserflasche. »Du wirst es nicht bereuen.«

Banai nahm ihr die Flasche ab. »Lass mich es dir zeigen.«

Leia konnte nicht länger hinsehen. Sie kroch zu der schmalen Nische, von wo aus Han die Tusken beobachtete – oder zumindest deren Banthas. Die Sandleute selbst waren so perfekt getarnt wie immer. Sie schob sich neben ihren Mann, und als sie dabei gegen seine verletzte Hüfte stieß, drang ein elektronisches Ächzen aus seinem Helm-Vokabulator.

»Alles in Ordnung?«, fragte sie. »Wie schlimm ist es?«

»Es geht schon.« Er blickte über die Schulter zu Kitster, der Emala geduldig erklärte, warum sie den Feuchtigkeitstank nicht direkt aus der Flasche füllen konnte. »Und du willst das Zwielicht wirklich Emala anvertrauen?«

»Von wollen kann keine Rede sein, aber das Gemälde gehört jetzt den Squibs. Geschäft ist Geschäft.«

Dreimal erklang lauter Donner unter ihnen, dann schlugen drei Geschosse neben ihren Köpfen in den Fels. Sandsteinsplitter regneten auf ihre Helme herab. Leia blickte den Hang hinab, konnte aber nur Staub und grelles Licht sehen.

»Wo sind sie?«

»Gute Frage«, sagte Han. »Wüsste ich die Antwort, würde ich jetzt zurückschießen.«

Leia sah sich noch einen Moment länger um, und als erneut Felssplitter gegen ihren Helm prasselten, gab sie mehrere Schüsse auf den größten Felsen am Fuße des Hanges ab.

»Hast du etwas gesehen?«, fragte Han.

»Nein, aber ich werde nicht einfach nur hier herumliegen und …«

»In Ordnung.«

Nun eröffnete auch Han das Feuer, und der Fels zerbarst. Ein überraschter Tusken sprang von der Stelle auf, wo er eben noch gekniet hatte, und hob das Gewehr an seine Schulter, doch er war so verängstigt, dass die Kugel weit über ihren Köpfen hinwegsauste. Leia jagte ein paar Energieblitze vor ihm in den Boden, und schon rannte er durch die Schlucht davon.

Han zielte auf einen anderen, ähnlich großen Felsen und nahm ihn unter Beschuss. Als Leia ebenfalls darauf zu feuern begann, brach er entzwei, doch dort hatte sich kein Tusken versteckt.

An der Mündung der Schlucht heulten die Banthas voller Panik und zogen sich weiter auf die Ebene zurück, und einen Moment später erstarb das prasselnde Stakkato der Kugeln auf den Felsen plötzlich. Die Tusken feuerten nun nicht mehr auf sie, sondern über ihr Versteck hinweg.

Leia wandte den Kopf, um zu sehen, worauf sie schossen, doch sie stieß mit dem Helm erst gegen einen Felsen und dann gegen Hans Helm, als dieser sich ebenfalls herumdrehte.

»Irgendetwas hat diese Banthas aufgeschreckt«, sagte er. »Das muss der Falke sein.«

Leia sah Gestalten in weißen Rüstungen, die sich zwischen dem Wald aus Banthabeinen hindurchschoben. »Oder aber diese Sturmtruppen.«

Sie zielte auf den Boden vor der Mündung der Schlucht und drückte ab. Die Tiere rannten aufgeschreckt los und stießen dabei die weißen Gestalten um, die über den steinigen Grund rollten und versuchten, vor den Banthas davonzukriechen. Dort, wo die Herde am dichtesten zusammengedrängt war, blitzen glühende Energielanzen nach oben, als die Imperialen das Feuer erwiderten – ein gewaltiger Fehler. Die Tiere blökten empört und verteidigten sich. Die Bullen bissen und zertrampelten die Sturmtruppen, die Kühe trieben die Jungtiere zwischen sich her, während sie davonrannten.

Die Tusken-Räuber sprangen hinter den Felsen und unter ihren sandbedeckten Tarndecken hervor, und jeder von ihnen gab noch ein oder zwei Schüsse auf die Solos ab, bevor sie hinter den Banthas hereilten. Leia feuerte weiter auf den Boden vor der Herde, versuchte, ein noch größeres Durcheinander zu provozieren und die Imperialen zurückzuhalten.

Blasterstrahlen zuckten zwischen den Felsen hinter ihr hindurch, doch Leia drehte sich nicht um, versuchte nicht über das nachzudenken, was sie hörte. Emala und Banai hielten auf dieser Seite Wache, und solange keiner von ihnen um Hilfe rief, handelte es sich vermutlich nur um ein paar Imperiale, die von der gegenüberliegenden Hügelkuppe auf sie feuerten.

In der Schlucht unter ihnen trafen die Sturmtruppen und die Tusken nun aufeinander. Sie tauschten ein paar Schläge und Schüsse aus, als sie aneinander vorbeirannten, dann verfolgten die Sandleute weiter ihre Banthas, während die Soldaten den Abhang hinaufkletterten, auf die Solos zu. So viel zum Thema Durcheinander stiften.

Leia und Han feuerten einige gut gezielte Schüsse ab, und zehn der Imperialen gingen mit rauchenden Löchern in ihrer Rüstung zu Boden. Die restlichen dreißig stürmten weiter und schossen zur Hügelkuppe hinauf, sodass sich der Felskreis in einen Hexenkessel aus Rauch und Gesteinssplittern verwandelte.

Eine kleine Hand tippte gegen die Panzerung an Leias Knöchel. »Zeit, zu gehen!«, rief Emala. »Euer Schiff ist hier.«

Han schob sich rückwärts aus der Nische. »Pünktlich auf die Minute.«

Leia blieb, wo sie war. »Wenn du das für pünktlich hältst, ist es kein Wunder, dass du ständig Probleme mit Jabba hattest!« Sie zielte nun nicht mehr, hielt einfach nur den Abzug gedrückt und deckte den Hang von einer Seite zur anderen mit Blasterfeuer ein. »Wir können nicht von hier verschwinden, solange …«

Der Rest ihres Satzes – solange wir diese Sturmtruppen im Nacken haben – wurde übertönt vom Grollen einer heranfliegenden Erschütterungsrakete, und dann barst ein rasch größer werdender Pilz aus umherwirbelnden Sturmtrupplerteilen und gleißend hellem Licht aus der Flanke des Hügels.

Der Geist von Tatooine
titlepage.xhtml
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_000.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_001.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_002.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_003.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_004.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_005.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_006.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_007.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_008.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_009.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_010.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_011.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_012.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_013.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_014.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_015.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_016.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_017.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_018.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_019.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_020.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_021.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_022.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_023.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_024.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_025.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_026.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_027.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_028.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_029.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_030.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_031.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_032.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_033.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_034.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_035.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_036.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_037.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_038.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_039.html
141_Der_Geist_von_Tatooine_split_040.html