8. Kapitel

Raos »Swoop« war kaum mehr als eine Sitzfläche, die man auf ein altes IPG-Langrumpf-Podrenner-Triebwerk geschweißt hatte, mit ein paar behelfsmäßigen Steuerrudern, dem großen Repulsorliftantrieb eines Landgleiters, der es in der Luft hielt, und einer transparenten Schutzscheibe aus Plastoid. Das verbeulte Triebwerksgehäuse und die Blutflecken auf dem Sitz ließen vermuten, dass die Maschine noch gefährlicher war, als Ulda behauptet hatte, und sie war offensichtlich von jemandem konstruiert worden, der gewinnen wollte – um jeden Preis.

Han bewunderte das Swoop, gleichzeitig erfüllte ihn der Gedanke, den Schlitten zu fliegen, mit Grauen. Es würde ein wenig sein wie das Leben als Schmuggler, nahm er an – schnell, gefährlich und aufregend, voller gewagter Umwege und mit der Aussicht auf ein unplanmäßiges und gewaltsames Ende.

Während Ody eine Vidkarte zwischen den Lenkern anbrachte, schlüpfte Han in den Pilotenanzug, den Ulda ihm aufgezwungen hatte, dann ging er ein paar Sekunden lang um die Maschine herum, um zu überprüfen, ob sich auch alle Kontrollelemente frei bewegten. Ein professioneller Ingenieur hätte aufgrund der Ausmaße des Swoops die Größe der Ruder verdoppelt oder gar verdreifacht und dann computergestützte Bewegungsmechanismen integriert, um Kurskorrekturen bei hohen Geschwindigkeiten zu erleichtern. Der Erbauer dieses Geräts hingegen hatte die Steuerruder verkleinert, weil sie so bei schnellen Flügen flexibler und in einer staubigen Umgebung wie Tatooine weniger fehleranfällig waren.

Als Han seinen Kontrollgang beendet hatte, war die Vidkarte bereits befestigt und programmiert. Sein Ziel war eine leerstehende, einsame Hütte in der Wüste, ungefähr bei zwei Dritteln des Weges zu Jabbas altem Palast.

»Dorthin geht Kitster, wenn er seinen Seelenfrieden sucht«, erklärte Ulda. »Angeblich hat man von dort einen unglaublichen Ausblick auf das Westliche Dünenmeer.«

»Waren Sie denn noch nie selbst dort?«, fragte Leia.

Die Kuati schüttelte den Kopf. »Einmal ließ ich Kitster beschatten, weil ich fürchtete, er würde sich mit einer anderen Frau treffen. Wie sich herausstellte, starrte er nur in die Wüste hinaus.« Sie warf Tamora einen giftigen Blick zu. »Vielleicht habe ich mich später deshalb so leicht betrügen lassen.«

Banais Frau errötete und biss sich auf die Lippe.

»Nun, es hat keinen Sinn, in der Vergangenheit zu leben.« Begierig, das Thema zu wechseln, ließ Han seine Hand über das Triebwerksgehäuse gleiten. »Ich werde aufpassen müssen, dass ich mit diesem Prachtstück nicht die Schallmauer durchbreche.«

»Ja, seien Sie vorsichtig.« Ulda reichte ihm einen klobigen Helm mit Gesichtsschutz, eingebautem Komlink und einem Frontsichtdisplay, das mit der Vidkarte verbunden war. »Das Swoop wird ziemlich unruhig, wenn es sich dieser Grenze nähert.«

»Wirklich?« Han lächelte gezwungen, um seine Überraschung zu verbergen. Er hatte gescherzt, als er darüber sprach, die Schallmauer zu durchbrechen. »Ist das Ihr Ernst?«

Ulda nickte bestätigend.

»Übernimm dich nicht, Fliegerass«, sagte Leia. »Du bist keine sechzehn mehr.«

»Gut, denn mit sechzehn hätte ich diesen Schlitten nicht kontrollieren können.« Han klappte das Visier herunter und nickte Chewbacca zu. »Gibst du mir Starthilfe?«

Der Wookiee grollte und blickte zu Leia hinüber. Als Han sich zu ihr herumdrehte, sah er, dass ihr Mund fassungslos offen stand und ihre Augen dunkel und feucht vor Angst waren.

»Worum machst du dir denn Sorgen?« Er schob das Visier wieder hoch und küsste sie, löste sich erst von ihr, als sie ihn losließ. »Ich komme zurück, das weißt du doch.«

Leia dachte auch eine halbe Stunde später noch über Hans Abschiedsworte nach, während Tamora sie durch Mos Espas ärmsten Stadtteil dirigierte, ein Gewirr aus Sand- und Lehmhütten. Sie fühlte sich hingezogen zu dem Schurken in ihm, zu der Aura von Gefahr und Abenteuer, die ihn umgab wie die Ränder eines schlechten Hologramms. Doch es war der Held in ihm, den sie liebte – seine lässige Tapferkeit, die Art, wie er ohne zu zögern auf einen Raketenschlitten sprang und in eine Wüste voller Sturmtruppen hinausraste, um ein unbezahlbares Kunstwerk mit einem verborgenen Codeschlüssel zu finden. Allein der Grund, aus dem er es tat, stieß ihr bitter auf. Kein Mann sollte sich gezwungen fühlen, ein Risiko einzugehen, nur um die Frau zufriedenzustellen, die er liebte.

Dennoch fühlte sie sich gerührt, dass er all das für sie auf sich nahm.

Vor einer kleinen, schäbigen Hütte, umgeben von Dutzenden anderen kleinen, schäbigen Hütten, blieben sie stehen.

»Dieses alte Sklavenquartier war im Preis für den Ersatzteileladen inbegriffen. Ich glaube, es gehörte dem Herrn Eures Vaters, Watto.« Tamora wartete, bis die Haube des Gleiters sich geöffnet hatte, dann kletterte sie hinaus und öffnete die Tür der Hütte mithilfe des Sicherheitscodes, den Wald ihnen übermittelt hatte. »Wald lässt viele Schrotthändler und gestrandete Raumpiloten hier schlafen, die keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Ein guter Ort, um sich zu verstecken.«

»Ein Sklavenquartier?« Leia folgte ihr durch die Tür. »Wie viele davon hat dieser Watto besessen?«

Tamora zuckte die Achseln. »Wald hat nur diese eine Hütte.«

Leia blickte sich um. Obgleich staubig und unaufgeräumt, war das Innere der Hütte doch geräumiger, als sie erwartet hatte, mit einem zentralen Raum und drei Nebenzimmern, einer Küche und zwei höher gelegenen Schlafkammern.

Dem Schmutz und dem Mangel an Fenstern zum Trotz machte der Ort keinen ungastlichen Eindruck. Tatsächlich schien er merkwürdig … gemütlich.

Zwar war es Tamora gewesen, die vorgeschlagen hatte, die Hütte aufzusuchen, aber Leia hatte den Verdacht, dass jemand anderes sie hierhergeführt hatte, und während ihr Blick über die Einrichtung wanderte, erwartete sie fast, glühende Augen in einem der düsteren Durchgänge aufblitzen zu sehen oder eine heisere Stimme zu hören, die ihr aus den Ecken eines leeren Raumes zurief.

Sie drehte sich zu Tamora herum. »Könnte das hier die Hütte sein, in der Anakin Skywalker und seine Eltern lebten?«

Die Frau wirkte ahnungslos. »Vielleicht … aber soweit ich weiß, wurde er nur von seiner Mutter aufgezogen. Kit hat nie einen Vater erwähnt.« Sie strich über den Tisch und musterte dann die Staubschicht auf ihrem Finger. »Hier gibt es wohl keine Putzdroiden.«

»Es wird schon gehen. Allzu lange werden wir hier ohnehin nicht bleiben.« Leia sah ein ungeduldiges Funkeln in Tamoras Augen und erkannte, dass die Tatooinerin nicht an ihr Wohlbefinden gedacht hatte. »Aber wenn Sie meinen, dass es zu schmutzig für Ji und Elly ist …«

»Wohl kaum«, meinte Tamora. »Die beiden würden in einer Sanddüne schlafen, wenn ich es ihnen erlaubte.«

»Nun, dann werden wir hier bestimmt zurechtkommen«, meinte Leia. »Chewbacca wird gleich mit Ihnen zu Wald fliegen, um die Kinder zu holen. Ich brauche nur noch etwas aus dem Gleiter.«

Der Wookiee grollte eine Frage.

»Unser mobiles Holokom«, erklärte sie. »Ich muss Mon Mothma eine Nachricht schicken, damit sie über die Auktion Bescheid weiß.«

Chewbacca nickte und holte das Holokom aus dem Gepäckfach des Landgleiters, dann fuhr er mit Tamora davon. Nachdem sie das Gerät eingeschaltet und die Antennenschüssel kalibriert hatte, schickte sie C-3PO vor die Hütte, um nach imperialen Spionagesonden über der Stadt Ausschau zu halten. Obwohl die Neue Republik ein synchronisiertes Geistersignal benutzte – ein Nebenprodukt des Schattenfunk-Systems –, um ihre geheimen Übertragungen zu tarnen, wollte Leia besondere Vorsicht walten lassen. Schließlich war bei dieser eigentlich so simplen Mission bislang alles schiefgegangen, was nur hatte schiefgehen können.

Sie ließ die Ortszeit in die Zeit im Regierungsviertel von Coruscant umrechnen und beschloss, dass Luke die einzig vertrauenswürdige Person war, die sie im Moment kontaktieren konnte. Sie konnte ihren Bericht nicht einem Attaché anvertrauen, und Mon Mothma zu dieser Stunde wecken zu lassen, mochte so viel Aufmerksamkeit erregen, dass auch die imperialen Spione davon Notiz nahmen – und das Letzte, was Leia wollte, war, dem neuen Admiral von der Schimäre weitere Hinweise auf die wahre Bedeutung des Killik-Zwielichts zu geben.

Davon abgesehen hatte sie vorgehabt, mit Luke zu reden, seitdem sie diesen Traum an Bord des Falken gehabt hatte. Sie wollte das lächelnde Gesicht sehen, das sie kannte und liebte, wollte sicher sein, dass alles in Ordnung war. Doch sollte sie ihm auch erzählen, was sie gesehen hatte? Sie wollte nicht diejenige sein, die den Samen der Furcht in seinem Geist säte – zumal sie selbst nicht wusste, was sie davon halten sollte. Es war nur ein Traum gewesen.

Sie öffnete einen Kanal zu Lukes Apartment. Es dauerte nur einen Moment, bis ein verrauschtes, faustgroßes Bild seines Kopfes über dem Holoprojektor erschien. Lukes Kinn ruhte auf seinem Daumen, und seine blauen Augen waren auf ein paar Dokumente gerichtet. Obgleich die Bildqualität nicht ausreichte, um die Aufzeichnungen zu erkennen, glaubte Leia doch, dass es sich dabei um Teile der uralten Archive handelte, welche sie von der Chu’unthor geborgen hatten, jenem verlorenen Ausbildungsschiff der Jedi, über das sie dieses Jahr auf Dathomir gestolpert waren.

»Einen Moment bitte.« Luke las den Rest des Textes, dann blickte er auf. »Danke. Was gibt es?«

»Steht dort denn nichts darüber, dass auch Jedi-Meister Schlaf brauchen?«, fragte Leia.

Luke senkte die Hände, sodass die Aufzeichnungen aus dem Aufnahmebereich verschwanden, und blickte sie durch die Weite des Raums hindurch an. »Warum sollte ich schlafen, wo ich doch wusste, dass du dich melden würdest?«

»Du wusstest es? Diese Ausbildungstexte müssen ja …« Sie sah, wie seine Mundwinkel nach oben zuckten, und erkannte, dass er sie wieder einmal mit seinem »Meister-Trick« auf den Arm genommen hatte, also ließ sie den Satz unbeendet. »Dann weißt du ja vermutlich auch schon, was ich möchte.«

»Natürlich.« Lukes Gesicht blieb ernst. »Du möchtest mit mir reden.«

Leia verdrehte die Augen. »Da bin ich mir mittlerweile gar nicht mehr so sicher.« Sie beugte sich tiefer über das Holokom und senkte die Stimme. »Wir haben bei der Auktion unerwartete Gesellschaft bekommen.«

Sie erzählte Luke von dem alten Codeschlüssel, der im Innern des Killik-Zwielichts verborgen war, von dem Versuch der Imperialen, das Gemälde zu ersteigern, von seinem Diebstahl und davon, wie die Situation sich seitdem verschlechtert hatte.

»Ich fürchte, wir haben den Kommandanten der Schimäre überhaupt erst auf die Bedeutung des Bildes aufmerksam gemacht, als wir versuchten, es zu zerstören«, schloss sie. »Die Lage wird immer ernster.«

Luke nickte. »Ihr habt das Richtige getan«, entgegnete er dann. »Selbst wenn der Codeschlüssel nur im Vorzimmer eines Admirals gehangen hätte, wäre die Neue Republik gezwungen gewesen, den Schattenfunk aufzugeben – und hätten die Imperialen es später entdeckt, hätte es dennoch viele Spione das Leben gekostet.«

»Ich weiß«, meinte Leia. »Aber so wie die Dinge jetzt stehen, werden diese Spione schon sehr viel früher sterben, falls es Han nicht gelingt, das Gemälde zu retten.«

Diesmal versuchte Luke nicht, ihr Mut zu machen. »Was kann ich tun?«

»Leider nicht sehr viel. So schnell, wie die Dinge sich entwickeln, würde es keinen Sinn für dich ergeben hierherzukommen. Aber du kannst Mon Mothma benachrichtigen – persönlich. Niemand darf wissen, warum wir das Killik-Zwielicht wirklich wollen.«

»Ich werde gleich morgen früh mit ihr sprechen.«

»Danke«, sagte Leia. »Sollte sie nicht von uns hören, bevor die Gespenster-Staffel aufbricht …«

»Bevor sie aufbricht?«, unterbrach sie Luke.

Ein flaues Gefühl überkam sie. »Sie sollen in zwei Tagen starten«, erklärte sie. »Sag nicht, dass sie schon abgeflogen sind.«

»Ich wollte mich morgen Abend eigentlich mit Wedge treffen, aber er musste absagen. Er erklärte zwar nicht, warum, aber ich hatte den Eindruck, als wäre irgendetwas vorgezogen worden.«

»Das ist nicht gut«, flüsterte Leia.

Die Gespenster-Staffel sollte auf Askaj Großmoff Wilkadon gefangen nehmen, der einmal im Jahr den Planeten besuchte, um seine Tomuon-Bestände zu inspizieren. Der Plan sah vor, dass der Leiter des Einsatzes, Wedge Antilles, sich über den Schattenfunk mit der lokalen Widerstandszelle in Verbindung setzte, damit diese den Angriff mit ihren Informationen und ihrer Feuerkraft unterstützte. Falls das Netzwerk entdeckt wurde, könnten die Gespenster keine Hilfe anfordern, wenn sie den Planeten erreichten – oder sie würden von einer ganzen imperialen Armada empfangen werden. Vielleicht auch beides.

»Gar nicht gut«, schob sie nach.

»Soll ich Mon Mothma sagen, dass die Staffel zurückgerufen werden muss?«

Leia schüttelte den Kopf. »Das könnte ihnen mehr schaden als nutzen. Sie fliegen in völliger Funkstille, und die einzige Möglichkeit, Kontakt zu ihnen aufzunehmen, ist der Schattenfunk.«

Sie musste nicht darauf hinweisen, dass die Sicherheit des Schattenfunks zulasten der Geschwindigkeit ging. Jede Nachricht wurde mühsam kodiert und als Geistersignal in eine vorbestimmte kommerzielle Übertragung eingebettet, und erst zur regulären Sendezeit konnte sie weitergeleitet werden. Das bedeutete, dass es mindestens einen Tag dauern würde, die Gespenster-Staffel zurückzurufen. Vielleicht konnten die X-Flügler es sich dann schon nicht mehr leisten abzudrehen – und falls Wedge bereits die örtliche Widerstandszelle aktiviert hatte, gäbe es keine Möglichkeit mehr, sie noch von ihrem Angriff abzuhalten.

»Wir müssen uns einfach diesen Codeschlüssel schnappen«, sagte sie.

»Und falls es euch nicht gelingt?«

»Die Imperialen werden sicherlich ein paar Tage benötigen, um den Code zu entschlüsseln«, meinte sie. »Es könnte lange genug dauern.«

»Dann möge die Macht mit euch sein.«

»Danke«, sagte Leia. Sie musste daran denken, wie ironisch diese Worte unter den gegenwärtigen Umständen wirkten. »Sag Mon Mothma, wir werden sie auf dem Laufenden halten. Falls sie nicht binnen zwei Tagen von uns hört, soll sie davon ausgehen, dass der Schattenfunk kompromittiert wurde.«

»Ich werde es ihr sagen.« Luke schürzte die Lippen, und als Leia keine Anstalten machte, die Verbindung zu unterbrechen, sagte er: »Ich fühle, da ist noch mehr, worüber du reden möchtest.«

Sie lächelte halbherzig. »Ist es diesmal wirklich die Macht, oder werde ich einfach nur berechenbar?«

»Ein wenig von beidem. Hättest du nur die Nachricht an Mon Mothma übermitteln wollen, hättest du Winter kontaktiert.« Er kniff die Augen zusammen, und auf dem undeutlichen Hologramm wirkten sie nun dunkel und leer. »Etwas anderes macht dir zu schaffen.«

»Ich nehme an, es liegt an diesem Ort«, seufzte Leia. »Luke, warum hast du mir nie gesagt, dass Anakin Skywalker in Mos Espa aufwuchs?«

»Wie hast du es herausgefunden?«

»Ich bin seinem besten Freund begegnet«, erzählte sie. »Er lebt noch immer hier. Er ist übrigens auch derjenige, der das Killik-Zwielicht gestohlen hat.«

»Der beste Freund unseres Vaters hat dein Gemälde gestohlen?« Luke blickte sie verwirrt an. »Und du bist sicher, dass er ein Freund von Anakin war?«

»Sein Name ist Kitster Banai«, sagte sie. »Er hat einen Holowürfel von Anakin Skywalker versteigert. Du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet.«

Luke neigte den Kopf nach vorne. »Um die Wahrheit zu sagen, glaubte ich nicht, dass es dich interessieren würde. Jedes Mal, wenn ich versuche, mit dir über unseren Vater zu reden, siehst du mich mit diesem Blick an.«

»Dieser Blick? Na, besten Dank.« Sie drehte sich vom Holokom fort, wand sich voll stillem Unbehagen, als sie an den Vortrag dachte, den sie sich würde anhören müssen, wenn sie Luke von den anderen Dingen erzählte, die sie auf Tatooine erlebt hatte. Sie beschloss, mit einer Kleinigkeit zu beginnen und dann zu sehen, wie viel sie ertrug. »Wusstest du, dass er an Podrennen teilgenommen hat?«

Lukes Abbild nickte. »Ich habe im HoloNet nach seinem Namen gesucht. Er gewann seine Freiheit beim Boonta Eve Classic. Der einzige Mensch, der dieses Rennen je gewonnen hat, wenn ich mich nicht irre.«

»Das habe ich auch gehört«, erklärte sie. »Er ist hier ein richtiger Held.«

Luke lächelte. »Wirklich?«

»Wirklich.« Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. »Man sagte, er habe nie betrogen.«

»Das überrascht mich nicht.«

»Mich schon. Es fällt mir schwer, das meiste von dem zu glauben, was ich hier höre. Alle, die ihn kannten, liebten ihn. Sie tun es noch immer.«

»Leia, er war damals nur ein Kind. Glaubst du etwa, er wäre mit einer Atemmaske und einem schwarzen Helm auf die Welt gekommen?«

Sie dachte an ihren Traum. »Ich muss zugeben, der Gedanke ist mir durch den Kopf gegangen.« Sie zögerte, fragte sich, ob sie Luke auch davon erzählen sollte – erzählen konnte. Es war ein wenig so, als würde man jemandem sagen, man habe seinen Tod gesehen … Vielleicht war es besser, das für sich zu behalten. »Luke, hast du auf Tatooine jemals etwas Merkwürdiges gefühlt?«

»Definiere merkwürdig«, sagte er. »Du weißt ja, was für ein Ort Tatooine ist.«

»Ich kann es nicht definieren. Vielleicht ist es seine Präsenz – oder deine.« Sie berichtete ihrem Bruder von der Unterhaltung mit Wald und Teemto, von dem Gefühl der Vertrautheit, das sie in Mos Espa überkommen hatte, sparte einzig den Traum aus. »Ich habe das Gefühl, als würde die Macht mich auf den Weg der Skywalkers führen – und ich weiß nicht, ob ich froh darüber sein soll.«

Lukes Kopf wurde größer, als er sich tief über das Holokom beugte. »Du musst nicht froh darüber sein. Kämpfe aber auch nicht dagegen an.«

Sie fühlte, wie Wut in ihr aufstieg. »Du meinst, ich soll ihm vergeben?«

»Ich meine: Glaube an das, was du findest.« Seine Stimme wurde ernst. »Leia, die Macht ist niemandes Diener. Die Präsenz, die du spürst, hat nichts mit mir oder unserem Vater zu tun. Falls die Macht auf dich wirkt, dann nur um deinetwillen.«

»Das ist unmöglich. Ich bin keine Jedi.«

»Man muss kein Jedi sein, um sich von seinem Zorn und seiner Furcht zerstören zu lassen.«

Leia schüttelte den Kopf. »Ich mache mir vielleicht Sorgen um Han, aber ich empfinde nicht die Art von Furcht, die du meinst – und ich bin im Moment auch auf niemanden wütend.«

Luke sagte nichts, wartete nur. Das Bild war zu undeutlich, um jeden Zweifel auszuräumen, aber Leia glaubte doch, dass er sie geduldig ansah.

»Na schön, auf niemanden, der noch lebt«, korrigierte sie sich. »Darth Vader zählt nicht.«

»Darth Vader ist auch nicht die Person, mit der du deinen Frieden machen musst. Die Macht ist mit dir, und nichts was du tust, wird daran etwas ändern.« Nun rutschte Luke so nahe an das Holokom heran, dass sie nur noch seine Augen sehen konnte – blau, weich und verschwommen. »Leia, du schwebst womöglich in Gefahr. Falls du nicht vorsichtig bist, könnten deine Furcht und dein Zorn dich in genau das verwandeln, was du so sehr verabscheust.«

Der Geist von Tatooine
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