10. OKTOBER 2009 –
ZIMMER MIT AUSBLICK
»Hast du auch Zombies gekillt?«
»Ja, Evan«, antworte ich und tätschle den goldblonden Kopf des kleinen Jungen. »Wie Mutti und Vati.«
Ich erkenne sofort, warum Ted die Stocktons anbetet. Corie und Ned, ein hochgewachsenes Paar, strahlen eine vibrierende, kraftvolle Liebenswürdigkeit aus. Sie vertreibt den Nebel aus Niedergeschlagenheit und Schock, der sonst über dem Village zu hängen scheint. Ihre beiden Söhne sind reizend. Aber nicht auf diese irritierende, Ritalin-gedopte Art wie manche ehrgeizigen Stadtkinder. Sie haben Energie und sind leutselig, man kennt sie gerade mal ein paar Sekunden und erkennt, dass sie bisher eine tolle Kindheit hatten, mit Bäumeklettern und Libellenfangen und allem Drum und Dran. Mikey, der ältere Sohn, ist zehn und hat den eindringlichen, dunklen Blick seiner olivenhäutigen, schwarzhaarigen Mutter. Er ist zurückhaltender als sein jüngerer Bruder und erklärt mir in einem diskreten Erwachsenenflüstern, der Kleine sei immer noch »ein Baby«. Evan ist vier, ein Raufbold mit dem erzamerikanischen Äußeren seines Vaters, und lernt immer noch sprechen. Er reist nur auf den Schultern und thront darauf wie ein Guru auf einem Berggipfel. Auf Anhieb wickelte mich Evan um den Finger, als die ersten Worte aus seinem Mund kamen:
»Ich mag die Zombies nicht besonders. Dad sagt, sie sind böse. Hast du auch Zombies gekillt?«
Es wäre leicht, Corie und Ned zu unterschätzen. Sie ließen sich leicht als junges Yuppie-Pärchen abtun, das nach außen abgeklärt und selbstverliebt tut, während es hinter dieser Fassade Hass verbirgt. Aber die beiden scheinen wirklich cool zu sein, durch und durch cool, die Art von Leuten, von denen man denkt, eines Tages möchte ich mal so sein wie sie. Corie ist die Sorte Frau, bei der man zu Schulzeiten davon träumt, sie später bei einem Klassentreffen endlich einmal auszustechen. Dann geht man hin, selbstgefällig, gut ausgebildet und erfolgreich, nur um festzustellen, dass Corie jetzt Pilatestrainerin, noch bescheidener und süßer geworden und zudem sehr zu ihrem Vorteil gealtert ist – in ihren Dreißigern sieht sie weit hübscher aus als je als Teenager. Vielleicht möchte man sie dann hassen, doch plötzlich sieht man sie in einer wirren, zerschlagenen Welt, wo es leicht ist, in Depression zu erstarren, und sie lacht immer noch für ihre Kinder und zeigt sich als perfekte Mutter.
Ned und ich wurden nicht gleich miteinander warm, aber dann, in einem beiläufigen Gespräch mit Collin und mir, verwandelte er sich in jemanden, den ich unbedingt besser kennenlernen wollte. Er und Corie lebten in einer Vorstadt, nicht weit von der Schwarzen Erde. Als die Untoten auftauchten, zersplitterte ihre Nachbarschaft. Sie schlossen sich nicht zusammen, niemand blieb, um zu kämpfen. Ein Nachbar fand heraus, dass Feuer eine mächtige Waffe gegen die Untoten ist, aber auch die Tendenz hat, außer Kontrolle zu geraten. Binnen einer Stunde war die ganze Straße in Flammen aufgegangen.
»Ich habe nicht gesagt, wir bleiben, das ist unser Haus und wir bleiben, egal was kommt – vergiss es, ich wusste, wir müssen weg. Da würde nichts übrig bleiben. Das wusste ich. Ich konnte spüren, wie das Haus um uns zusammenbrach, und Evan schrie nur noch. Sie kamen über den Hof, die Auffahrt hoch. Wir mussten da raus. Ich wusste nicht, wo wir hingehen würden. Es war egal.«
(Nicht so aufregend, ich weiß, aber beim nächsten Satz war ich drauf und dran, ihn zum Präsidenten des Village zu nominieren.)
»Und dann hab ich den PT Cruiser angezündet und ihn einfach die Einfahrt runtergeschoben.«
Collin und ich wechselten einen Blick, wir verstanden beide augenblicklich, dass Ned außerordentlich gut hierherpasste. Kurz darauf entdeckten er und Collin, dass sie beide Exmilitärs sind. Ned war in seinen Zwanzigern Ingenieur bei der US Army. Das reichte, um sie zu lang verlorenen Brüdern zu machen, und bald klopften sie sich auf die Schultern wie echte alte Kameraden. Das ist wieder wie Neuling auf der Schule sein, denn schon die grundlegendste, zarteste Verbindung hilft, sich mit Fremden anzufreunden. Man ist einsam und unsicher und ängstlich, sodass jedes gemeinsame Interesse Grundlage genug für eine lebenslange Freundschaft bildet – »Du magst Erbsen? Hör auf! Ich mag Erbsen. Willst du dich besaufen?«
Das sind Ned und Collin, zwei getarnte Erbsen in einer Herde. Vielleicht werden sie die neuen Hollianted – Nollin? Cod? Du liebe Güte. Egal.
Mir schwant, das Ganze bedeutet, dass ich Collin künftig wesentlich seltener sehe und Corie und die Kinder dafür umso häufiger. Nachdem ich Evans lebhafter, leicht gestammelter Erzählung von ihrer Reise zum Stadion gelauscht habe, stoße ich zu Collin und Ned, die Schießübungen machen. Ned hat seit Jahren kein Gewehr mehr abgefeuert, aber die Art, wie er damit hantiert, weist ihn als geborenen Schützen aus. Er schießt sofort eine Coladose von einem weit entfernten Zaun und trifft einen in die Luft geworfenen Baseball. Er lässt mich wie eine blinde, alte Eichhörnchenjägerin aussehen, die nur wild um sich ballert. Es ist schwer, nicht beeindruckt zu sein. Schwer, von diesem Wirbelsturm jovialer Freundlichkeit nicht mitgerissen zu werden, er ist eben durch und durch cool.
Traurigerweise habe ich Ted heute kaum gesehen. Er ist mittlerweile so beschäftigt mit den Schwestern und den Patienten im Lazarettzelt, dass ich mich schon frage, ob er mich bewusst meidet. Hoffentlich ist es nicht so. Ich vermisse seine Gesellschaft.
Zu den glücklicheren Neuigkeiten gehört, wie begeistert Dapper darüber ist, dass Evan und Mikey in sein Leben getreten sind. Die zwei Jungs lieben den Köter, und sicherlich beruht das auf Gegenseitigkeit. Und doch, bei allem, was bis jetzt passiert ist, all diesen neuen Impulsen, mache ich mir ein wenig Sorgen um Corie. Zwar ist sie nicht so zerbrechlich, eher das Gegenteil, aber ich weiß, ihr fällt die Anpassung schwer. Die Gemahlinnen der Schwarzen Erde haben begonnen, sie zu umschwärmen, fragen sie listig um Rat in mütterlichen Belangen, wo deutlich kein Rat gebraucht wird. Sie versuchen, sie in ihren schrägen, kleinen Tupperwareverein zu locken, und ich befürchte, das könnte klappen. Collin glaubt, sie seien harmlos, und findet es gut, wenn sie sich beschäftigen, statt die Verluste ihr Leben beherrschen zu lassen.
Feinsinnig, Collin. Seeeehr feinsinnig.
Ich habe über die Natur von Eigenschaften nachgedacht, darüber, dass vielleicht alle von uns das Potenzial haben, zu sein, was Zack gewesen ist. Ich glaube, dass sich eine Art von Bösartigkeit in mir verbirgt, eine Gewalttätigkeit, von deren Existenz ich nie wusste, die ich auszuleben nie Gelegenheit hatte. Ich habe versucht, diesen Teil von mir zu unterdrücken, aber dann erinnere ich mich, wie oft er mich und auch Ted gerettet hat. Auch in Ted ist Bösartigkeit. Nach außen hin scheint er ein behüteter, gutherziger Pfadfinder zu sein, aber im Inneren … Innerlich könnte er wie ich sein. Kalt. Es schmerzt, mir vorzustellen, dass ich stehlen oder töten könnte. Oder würde ich gebissen und infiziert, auch eines dieser schrecklichen Dinger werden kann. Alle diese potenziellen Möglichkeiten sind in mir weggesperrt, aber nun beginnen sie hervorzutreten, eine nach der anderen. Ich wünschte, ich besäße den Schlüssel. Ich wünschte, ich wüsste die Kombination des Schlosses, ich würde es für immer versiegeln.
Collin hat mich wieder gefragt, ob ich mit ihm und Finn einen Drink nehmen möchte, und diesmal habe ich zugesagt. Ich dachte, er würde mich vielleicht nicht wieder fragen, und freue mich, dass er mich nicht vollständig abgeschrieben hat.
Es ist angenehm. Tatsächlich so angenehm, dass es fast nichts darüber zu sagen gibt. In betrunkenem Zustand ist Finn noch feuriger und blasphemischer. Ein Wirbelwind aus Flüchen, derben Geschichten und rotblondem Haar. Und Collin? Er scheint einer dieser Menschen zu sein, die gegen Alkohol resistent sind. Vielleicht wird er ein bisschen rosiger, aber er bleibt, wie immer, etwas rätselhaft – reserviert und distanziert von uns, versteckt hinter seinem ruhigen, freundlichen Gesicht. Er versteht es sehr gut, die Illusion von Offenheit zu erwecken, während er das meiste seiner Persönlichkeit versteckt. Ich glaube gar nicht, dass er etwas zu verbergen hat. Er zieht es vor, hinter einem Schleier des Geheimnisvollen zu sitzen, still und bequem und ein wenig abseits.
Als Finn der rote Flammenkopf auf den Tisch fällt, nimmt mich Collin mit in die Übertragungskabine seines Senders. Jetzt sehe ich, wo seine Sendung herkommt. Er benutzt die Glaskabine über der Sportarena, aus der früher die Sportreporter die Spiele kommentiert haben. Von hier sieht man das Village aus der Vogelperspektive, und für eine Weile sitzen wir da und betrachten das verdunkelte Camp in seinem ruhelosen Schlaf. Ab und zu tanzt der Kegel einer Taschenlampe an einem Zeltdach, das farbige Nylon leuchtet wie ein Glühwürmchen in einem grünen Marmeladenglas.
Ein Stapel Bücher liegt auf dem Boden neben einem gebrechlichen Drehstuhl. Ich überfliege die Titel, schon entrückt von dem simplen Umstand, sie in der Hand zu halten. Ein Buch in die Hand zu nehmen ist ein trivialer Akt, war ein trivialer Akt, doch nun umgibt ihn eine Art erregender Magie, die ich nie zuvor wahrgenommen habe. Collin erzählt mir, dass die Überlebenden die Bücher, die sie auf der Flucht bewahrten, mit denen, die sie aus der Bibliothek retten konnten, in einer Sammlung vereinigt haben.
»Soll ich eins vorlesen?«, fragt Collin und lässt sich in dem mürben Drehstuhl nieder.
»Jetzt? Es ist schon so spät.«
»Haben Sie nicht auch spät in der Nacht gelauscht? Haben Sie uns nicht so gefunden?«, fragt er. Er hat natürlich recht, und ich nicke kichernd, gekitzelt von dem Gedanken daran, wie fasziniert ich von einer Stimme war, nichts als einer Stimme.
»Was ist so lustig?«, fragt er.
»Es ist verrückt … Nein … es ist krass.«
»Was denn nun?«
»Sind Sie sicher, dass Sie es wissen wollen?«
»Ja, absolut«, sagt er, während er mir hilft, die Bücher zu sichten. Bei Wie’s uns gefällt hält er inne.
»Ich habe Ihnen eines Nachts zugehört, und Zack war bei mir. Ich glaube, damals war ich im Begriff … ich weiß nicht … mich in ihn zu verlieben oder so. Gott. Können Sie sich das vorstellen? Können Sie sich vorstellen, so idiotisch zu sein?«
»Tatsächlich kann ich das.«
Ich warte darauf, dass er mehr sagt, aber das war’s. Das ist alles, was er verraten will.
»Tja, na ja«, sage ich, »halb so schlimm. Schließlich haben Sie ja keine Kleptomanin geheiratet wie Zack.«
»Soweit ich weiß, nicht.« Er blickt fragend auf das Büchersortiment in meinen Händen. Ich setze mich ihm gegenüber, kann mich nicht entscheiden. Es sind zu viele gute.
»Welches soll es nun sein?«
Collin pfeift Let’s Go Fly A Kite, während ich eine Wahl zu treffen versuche. Das ist etwas, was er tut, wenn er ungeduldig wartet. Ich bin ein bisschen besoffen, also wähle ich Durrells Justine. Collin hinterfragt diese Entscheidung kurz mit einer gelüpften Augenbraue und nimmt mir dann den Band aus der Hand. Das ist ein Buch für eine Stimme, für die Ohren.
»Ich frage gar nicht erst, wer das gerettet hat«, murmele ich und kuschle mich in den Sitz wie eine Perserkatze, die sich für ein ausgedehntes Nickerchen zurechtlegt.
»Ich war das, falls das wichtig ist.«
»Hedonist.«
»Gauklerin.«
»Oh!«, heule ich auf und spüre den Schnaps. »Der war gut.«
»Kann ich anfangen, oder möchten Sie noch eine Weile flirten?«
»Entschuldigung«, stammle ich erschrocken. »Bitte, fangen Sie an.«
Ich entdecke eine herausgerissene Seite, die auf eine freie Stelle über dem Mischpult geklebt ist. Collin dreht ein paar Knöpfe, räuspert sich und schiebt den Stuhl näher ans Mikrofon. Dann beginnt er zu sprechen, langsam und bedächtig, mit seiner großartigen, rostigen, alten Stimme. Er liest von der aufgeklebten Seite ab.
»Ich weiß nicht, wie viele zuhören oder wie viele da draußen immer noch verzweifelt versuchen zu überleben, aber ich möchte, dass Sie alle Folgendes erfahren: Es ist noch nicht alle Hoffnung verloren. Sie müssen irgendwohin, müssen sich irgendeine Zuflucht suchen. Es mag spät sein, und Sie mögen sich fürchten, haben vielleicht schon die Hoffnung aufgegeben, aber verzweifeln Sie nicht.« Hier legt er wieder eine Pause in dem vertrauten Sermon ein und blickt mich mit einem schwachen Lächeln an. »Gerade vor ein paar Tagen kam eine Frau zu uns. Sie ist auf dem Weg hierher dem Tod nur knapp entronnen, aber sie hat es geschafft. Sie hat unsere Sendung gehört und durchgehalten. Ich bin sehr dankbar, dass sie in einem Stück hier angekommen ist. Sie heißt Allison. Und um Allison und ihren Mut zu ehren, habe ich beschlossen, heute Abend aus einem Buch ihrer Wahl zu lesen. Also, liebe Zuhörer, schließen Sie die Augen, lassen Sie die Sorgen fahren, hören Sie zu, und bitte bedenken Sie: Sollte Ihnen das Buch nicht gefallen, es war nicht meine Wahl.«
Ich werfe ihm einen grollenden Blick zu, hebe die Faust und drohe lautlos. Er kichert über meine Entrüstung. Dann räuspert er sich und nimmt sich einen kurzen Augenblick, um das offene Buch vor sich zu überfliegen. Der Raum rings um uns ist sehr dunkel, weich und ruhig, so ruhig, dass ich fast den dumpfen Schlag von Collins Herzen hören kann. Und dann, endlich, fängt er an zu lesen.
Schon nach kurzer Zeit werde ich müde. Ich bin betrunken von Collins »Ruhestands«-Whiskey, eine exquisite Flasche, die er viele Jahre aufbewahrt hat und zum Antritt seines Ruhestands öffnen wollte. Dieser Tag wäre theoretisch zwar noch viele Jahre entfernt, aber er hatte es satt zu warten und entschied, ihn mit mir und Finn zu teilen. Das ist wahrscheinlich der teuerste Schnaps, den ich je getrunken habe. Als er sich seinen Weg durch meinen Körper brennt, spüre ich einen guten, befriedigenden Schmerz, wie der erste Sonnenbrand des Sommers. Ich fühle mich gewärmt und nostalgisch und bemerke, dass Collin mich über den dünnen Rand des Buches beobachtet.
Irgendwie überträgt das Radio die Liebenswürdigkeit seiner Lesestimme nicht richtig. Es verzerrt sie, als ob all der Tod und die Hässlichkeit, die den Raum zwischen uns ausfüllen, sie angefressen haben, bis nur noch eine dünne Imitation ankommt. Aber selbst dann noch, sogar mit Zack an meiner Seite, war sie schön. Jetzt jedoch, wo ich ihn sehe, wo ich im selben Raum mit dem Text, dem Mann und der Stimme bin, ist sie elektrisierend.
Eigenschaften.
Es gibt Zeiten, in denen unsere Eigenschaften müde im Schatten dümpeln und dann plötzlich gewaltsam hervorbrechen. Wie ein Lied, das durch unsere Poren dringt, oder Wasser, das sich über einen gebrochenen Damm ergießt, bricht sich dieses Potenzial Bahn, zielgerichtet verlangt es unsere Aufmerksamkeit. Vielleicht gibt es noch andere Dinge in diesem verschlossenen Gewölbe – vielleicht ist da mehr als nur Gewalt, Hinterlist und Kälte. Vielleicht ist da ein Strahlen, Liebe, eine Art von Verlangen, das einen innerlich verbrennt.
Schwindlig und glühend kehre ich in mein Zelt zurück, Let’s Go Fly A Kite leiert mir stur im Kopf herum.
KOMMENTARE
Reverend Brown:
10. Oktober 2009 23:21 Uhr
Gott Jehova hat unsere Eigenschaften durch Seinen einzigen Sohn bekannt gemacht:
»Wir haben aber solchen Schatz in irdischen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft sei Gottes und nicht von uns. Wir haben allenthalben Trübsal, aber wir ängstigen uns nicht; uns ist bange, aber wir verzagen nicht; wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen; wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um und tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesu an unserm Leibe, auf dass auch das Leben des Herrn Jesu an unserm Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserem sterblichen Fleische. Darum ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in EUCH.«
2. Korinther, Kapitel 4, Vers 7–12
Andrew N:
10. Oktober 2009 23:45 Uhr
Allison,
ich wünsche dir, Ted und dem Village das Beste. Dass ich deine Worte und die Geschichten der Mitleser gefunden habe, gibt mir die Hoffnung, dass nicht alles verloren ist und die Menschheit überleben wird.
Ich hatte gerade meine Aktien zu Geld gemacht und beschlossen, um die Welt zu segeln. Ich bin mit meinem Boot in Newport Beach, Kalifornien, ausgelaufen und nach Norden gefahren, meinem ersten Ziel, Alaska, entgegen. Ich steuerte meinen Kurs die Pazifikküste hinauf und lief jeden Hafen an, in dem ich Vorräte bekommen konnte. Frischwasser ist knapp. Immerhin habe ich Sonnenkollektoren, die mich mit Strom versorgen. Das Internet via Satellit ist unbeständig, mein Satellitentelefon habe ich in Salem verloren, als ich von Stöhnern gejagt wurde. Im CB-Funkbereich habe ich keine anderen Schiffer gefunden. Ich versuche es stündlich wieder.
An alle Seeleute dort draußen, ich sollte in ein paar Tagen San Fransisco erreichen. Ich habe genug Proviant, um bis dorthin durchzuhalten, dann bekomme ich Probleme mit der Wasserversorgung.
Jedem da draußen viel Glück.
Elizabeth:
11. Oktober 2009 0:31 Uhr
Seemann ahoi, ich komm rein! Am Anfang haben wir es zu einem Segelboot geschafft, das dem Vater meines Freundes gehört. Es lag in Newport, CA (Hallo Andrew!). Wir sind zu dritt. Mein Freund, sein Vater und ich. Wir haben versucht, die Mutter meines Freundes zu überzeugen, mit uns vor den Massen der Untoten zu flüchten, aber sie war schon immer eine weltfremde Stubenhockerin und ist aufgebrochen, um noch ihre an Alzheimer erkrankte Mutter zu »retten«. Wir warteten am Kai, solange wir konnten, aber sie tauchte nicht auf.
Wir hoffen weiterhin, jemanden zu finden, irgendwen, auf See oder in den Häfen, aber es sieht so aus, als ob sogar Avalon (auf der Insel Santa Catalina) den Untoten zum Opfer gefallen ist. Vielleicht hat eine Fähre sie rübergeschafft? Wer weiß. Vielleicht finden wir auf den anderen Inseln Überlebende, vielleicht sind einige auf ihren Campingplätzen abgeschnitten. Hier ist es immer noch zu riskant, an Land zu gehen, es gibt so viele Untote, die nur auf unsere Unachtsamkeit warten. Hoffentlich können sie verhungern. Vielleicht endet alles, wenn sie keinen mehr von uns kriegen können. Schreib weiter, Allison. Es gibt noch andere Überlebende, vielleicht mehr, als wir denken.
Allison:
11. Oktober 2009 9:23 Uhr
Das Meer klingt nach einer guten Wahl. Ihr wisst nicht, was es mir bedeutet, wenn ihr euch alle die Zeit nehmt zu schreiben – und natürlich dass ihr einen Weg gefunden habt. Evan und Mikey sind begeistert von der Idee, zur See zu fahren. Sie wollen Piraten werden. »Die Geisel der Zombies«, wie Evan vorschlägt, verbessert von Mikey: »Geißel der Zombies, du Holzkopf«. Sie sind noch so jung, aber sie werden schon zu Kämpfern.