19
Es war neun Uhr.
Sie saßen auf dem Ledersofa der Bibliothek. Ein Feuer brannte im Kamin, daneben stand jetzt ein großer Fernseher. Laura trug eins ihrer weißen Nachthemden, Reuben einen alten Pullover und Jeans.
Auf dem Bildschirm erschien ein todernster Mann mit roter Krawatte, der sagte: «Zweifellos haben wir es mit einem besonders gefährlichen Psychopathen zu tun, der glaubt, er stünde auf der Seite des Guten, auf unserer Seite. Der öffentliche Zuspruch facht seine Obsession, seine krankhafte Weltsicht nur noch an. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen: Er tötet seine Opfer gnadenlos und auf bestialische Weise, um sie sich dann einzuverleiben.»
Name und Titel des Mannes wurden unten eingeblendet. Er war Kriminalpsychologe. Die Kamera schwenkte auf den Journalisten, der das Interview führte, ein bekanntes Gesicht auf CNN, zu dem Reuben gerade nicht der passende Name einfiel.
«Könnte es sich um ein mutiertes Wesen handeln?»
«Ausgeschlossen», sagte der Experte. «Wir haben es mit einem Menschen zu tun, jemand wie Sie und ich. Er bedient sich ausgeklügelter Methoden, um seinen Morden die Aura von animalischen Attacken zu verleihen. Die sichergestellte DNA lässt daran keinen Zweifel. Es stimmt allerdings, dass er tierische Körperflüssigkeiten an den Tatorten hinterlässt, die er sich vorher irgendwo besorgt. Aus demselben Grund benutzt er eine Art Zahnprothese mit Reißzähnen. Das sind gesicherte Fakten. Auch dass er sich eine sehr gut gemachte Maske über den Kopf zieht, bevor er zuschlägt. Aber das alles darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es mit einem Menschen zu tun haben – vielleicht mit dem gefährlichsten, der die Kriminalpsychologie seit langem beschäftigt hat.»
«Aber wie erklären Sie seine ungeheure Kraft?», fragte der Interviewer. «Ich meine, dieser Kerl überwältigt zwei oder drei Menschen gleichzeitig. Wie soll ein Mensch mit einer Tiermaske so etwas …?»
«Nun, zum einen hat er das Überraschungsmoment auf seiner Seite», sagte der Experte. «Aber ich glaube, dass man ihm viel mehr Kraft zuschreibt, als er tatsächlich besitzt.»
«Aber die Tatortspuren … ich meine … drei völlig entstellte Leichen, eine sogar enthauptet …»
«Wie gesagt: Wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen.» Der Experte wurde ungeduldig. «Es ist nicht auszuschließen, dass der Täter irgendein Gas einsetzt, um seine Opfer zu desorientieren oder außer Gefecht zu setzen.»
«Okay, aber er hat eine Frau mit so viel Kraft aus dem Fenster geworfen, dass sie über zwanzig Meter von ihrem Haus entfernt landete …»
«Es ist nicht hilfreich, den Täter zu heroisieren und ihm größere Fähigkeiten zuzuschreiben, als er tatsächlich besitzt. Selbst Zeugenaussagen müssen immer mit Vorbehalt betrachtet werden.»
«Sie scheinen sich ja sehr sicher zu sein, was die DNA anbelangt.»
«Keineswegs», sagte der Experte. «Selbstverständlich wird nicht alles bekanntgegeben, solange man noch dabei ist, die DNA auszuwerten. Außerdem hat die Polizei alle Hände voll damit zu tun, die allgemeine Hysterie im Zaum zu halten. Aber die ausufernden Spekulationen, die in den Medien über den Täter angestellt werden, sind völlig verantwortungslos und ermutigen ihn womöglich sogar, immer brutalere Taten zu begehen.»
«Aber wie findet er seine Opfer? Das ist doch die Frage. Wie findet er die Frau im dritten Stock eines Wohnhauses oder den Obdachlosen, der im Golden Gate Park überfallen wird?»
«Reine Glückssache», sagte der Experte unwirsch. Offenbar hatte er genug von dem Interview. «Außerdem können wir nicht wissen, wie lange er darauf gewartet hat, diese Menschen zu finden. Vielleicht hat er ihnen sogar nachgestellt.»
«Aber die Kidnapper! Er hat die Kidnapper der Schulkinder an einem Ort gefunden, wo niemand sie vermutet hatte.»
«Woher wollen wir denn wissen, dass er die Kidnapper nicht kannte?», fragte der Experte gereizt zurück. «Schließlich hat niemand überlebt, der uns irgendetwas erklären, geschweige denn Angaben darüber machen könnte, wer noch alles die Finger im Spiel hatte. Außerdem kann es purer Zufall gewesen sein.»
Reuben griff zur Fernbedienung und wechselte den Sender.
«Tut mir leid, aber ich kann mir das einfach nicht länger anhören», sagte er.
Jetzt war eine Frau auf dem Bildschirm zu sehen, die völlig verzweifelt wirkte. «Es interessiert mich nicht, was mein Sohn getan hat», sagte sie. «Ihm hätte ein fairer Prozess zugestanden, wie jedem anderen amerikanischen Bürger auch. Er hat es nicht verdient, von einem Monster in Stücke gerissen zu werden, das sich aufspielt, als wäre es Richter, Geschworener und Henker in einem. Und nun jubeln die Menschen diesem Monster auch noch zu!» Die Frau begann zu schluchzen. «Sind denn alle verrückt geworden?»
Es folgte ein Schnitt auf die Moderatorin, eine langhaarige dunkelhäutige Frau mit sanfter, aber volltönender Stimme.
«Was verbirgt sich hinter dem mysteriösen Wesen, das überall auf der Welt als der Wolfsmensch von San Francisco bezeichnet wird? Ein Wesen, das Kinder tröstet, einen Obdachlosen an seinen sicheren Schlafplatz zurückbringt, eine ganze Busladung Entführter befreit und Notrufe absetzt? Bislang haben die Behörden mehr Fragen als Antworten. [Einblendung einer Pressekonferenz im Rathaus der Stadt] Doch eins gilt als sicher: Die Menschen fürchten sich nicht vor diesem Wolfsmenschen von San Francisco. Im Gegenteil. Sie feiern ihn, stellen Zeichnungen, Gedichte und sogar Songs ins Internet.»
Eine Kamera zoomte an zwei Teenager in billigen Gorillakostümen heran, die ein handgemaltes Schild hochhielten: WOLFSMENSCH, WIR LIEBEN DICH! Es folgte ein Schnitt auf ein junges Mädchen, das zur Gitarre sang: «Es war der Wolfsmensch, es war der Wolfsmensch, es war der Wolfsmensch mit den schönen blauen Augen.»
Dann sprach eine Frau auf der Straße in das Mikrophon eines Reporters: «Ich finde es nicht richtig, dass man die Augenzeugen nicht direkt mit den Medien sprechen lässt. Warum speist man uns mit Informationen darüber ab, was diese Leute angeblich gesehen haben, statt sie für sich selbst sprechen zu lassen?»
Dann sagte ein Mann, hinter dem eine Straßenbahn geräuschvoll die Powell Street hinunterfuhr: «Was soll man denn sonst davon halten? Wir alle wünschen uns doch heimlich, wir könnten das Böse auf der Welt bekämpfen. Immerhin haben diese Kidnapper zwei Kinder getötet, und ein drittes starb an einem diabetischen Schock. Wer sollte sich vor diesem Wolfstypen also fürchten? Ich jedenfalls nicht. Sie etwa?»
Reuben schaltete den Fernseher aus. «Mir reicht’s», sagte er entschuldigend.
Laura nickte. «Mir auch.» Sie ging an den Kamin und schichtete die Holzscheite mit dem Schürhaken um. Dann kehrte sie aufs Sofa zurück, kuschelte sich in das weiße Kissen, das sie aus dem Schlafzimmer mit heruntergebracht hatte, und deckte sich mit einer weißen Wolldecke zu. Reubens neue Bücher über Werwölfe lagen in Reichweite. Seit ihrer Ankunft hatte sie immer wieder darin gelesen.
Das Licht von der Messinglampe auf dem Schreibtisch reichte aus, um das Zimmer gemütlich zu beleuchten. Die Vorhänge hatte Reuben im ganzen Haus zugezogen. Das hatte zwar viel Arbeit gemacht, aber beiden war es so lieber.
Gern hätte sich Reuben jetzt an Laura geschmiegt, entweder hier auf dem Sofa oder oben im Schlafzimmer. Aber dafür waren beide viel zu angespannt. Vor allem Reuben, der fast nur noch an die nächste Verwandlung denken konnte. Würde es heute passieren? Und wenn nicht – wie sehr würde er es vermissen? Seine Ungeduld sprach eine deutliche Sprache.
«Ich wünschte, ich wüsste mehr», sagte er und seufzte. «Passiert es jetzt jede Nacht, bis zu meinem Lebensende? Ich wüsste zu gern, was auf mich zukommt, damit ich mich darauf einstellen kann. Aber am besten wäre natürlich, ich könnte es kontrollieren.»
Laura konnte ihn gut verstehen und hatte nur eine Bitte: dass sie in seiner Nähe bleiben durfte.
Reuben hatte die ersten Stunden, die sie gemeinsam in seinem Haus verbrachten, sehr genossen und Laura ein Zimmer nach dem anderen gezeigt. Sein Schlafzimmer gefiel ihr so gut, wie er gehofft hatte.
Galton hatte viele neue Pflanzen für den Wintergarten besorgt und sich Mühe gegeben, sie effektvoll zusammenzustellen.
Die Orchideenbäume waren prächtig, an die zwei Meter fünfzig hoch und voller pink- und lilafarbener Blüten. Einige hatten beim Transport gelitten, schienen sich aber zu erholen. Dass Marchent sie kurz vor ihrem Tod bestellt hatte, machte sie zu etwas ganz Besonderem. Die Bäumchen flankierten den Springbrunnen, und ein weißes Marmortischchen mit zwei weißen Eisenstühlen stand direkt davor.
Der Springbrunnen war wieder in Betrieb, und sein Wasser rann aus einem kleinen Becken eine Säule hinab in ein breiteres Becken.
Reubens Computerzubehör, der Drucker und die Blu-rays waren eingetroffen. Sämtliche Fernseher waren angeschlossen und funktionierten.
Um Ärger zu vermeiden, hatte Reuben etliche E-Mails beantwortet. Celeste hatte ihm geschrieben, dass die DNA-Analyse in Sachen Wolfsmensch «alle Welt frustrierte», aber was sie damit meinte, schrieb sie nicht.
Grace hatte geschrieben, er müsse unbedingt nach Hause kommen, um sich weiteren Tests zu unterziehen. Falls er aber von Dritten aufgefordert würde, neue DNA-Proben abzugeben, solle er sich weigern, denn dazu sei er nicht verpflichtet, es sei denn, jemand legte eine richterliche Anordnung vor. Im Übrigen sei sie gerade dabei zu prüfen, ob ein privat betriebenes Labor in Sausalito, das ihr von dem russischen Arzt aus Paris empfohlen worden sei, geeignet war, um dort in aller Stille eigene Forschungen zu betreiben.
Des Weiteren warnte sie Reuben ganz entschieden davor, mit Reportern zu sprechen. Jede neue Information über den Wolfsmenschen sei für diese Bande ein Grund mehr, Reuben auf die Pelle zu rücken. Inzwischen kämen sie sogar schon an die Haustür und riefen die Familie auf der privaten Festnetznummer an.
Billie hatte um seine Einschätzung des Wolfsmenschen-Hypes gebeten.
Reuben fand, dass es vielleicht tatsächlich Zeit dafür war. Es war wirklich nicht zu fassen, was Fernsehen, Radio und Presse alles zu dem Thema absonderten. Auch online hatte er sich einen Überblick verschafft, wie die Nation auf diese Sache reagierte.
Er fühlte sich so wohl in seinem Haus mit Laura, dass er sich in der Lage fühlte, ein wenig zu arbeiten. Warum auch nicht?
Er überlegte kurz, dann fing er an.
Nachdem er mit wenigen Worten auf die jüngsten Attacken des Wolfsmenschen eingegangen war, schrieb er:
Unsere Lebensart, die der westlichen Zivilisation, ist seit jeher einer kontinuierlichen Entwicklung unterworfen. Auf Fragen von Leben und Tod, Gut und Böse, Recht und Unrecht gab und gibt es keine endgültigen Antworten. Im Zuge persönlicher wie auch gesellschaftlicher Veränderungen müssen sie immer wieder neu gestellt werden. Wir neigen dazu, ethisch-moralische Standards für unantastbar zu halten, und übersehen dabei, dass wir in immer neuen Kontexten entscheiden und handeln. Wenn wir versuchen, unsere Moral von Fall zu Fall neu zu definieren, sind wir nicht rückgratlos.
Warum also romantisieren wir den Wolfsmenschen, der es offenbar als seine Aufgabe betrachtet, Verbrecher ohne zu zögern und mit Mitteln zu bestrafen, die wir nicht gutheißen können?
Woher die breite öffentliche Zustimmung zu seinem Handeln, die ihn geradezu ermuntert, seine nächtlichen Gewaltorgien fortzusetzen, wo doch eigentlich zu erwarten wäre, dass uns seine Grausamkeit abstößt? Darf man ein Monster, das die primitivsten und verabscheuungswürdigsten Triebe auslebt und brutal tötet, als einen Superhelden feiern? Selbstverständlich nicht. Wenn wir in dieser bewegten Zeit nachts ruhig in unseren Betten schlafen, liegt es auch daran, dass wir uns auf Kräfte verlassen können, die tagtäglich für unsere Sicherheit sorgen und diesem Monster auf der Spur sind.
Unser Sozialgefüge, so anpassungsfähig es auch sein mag, kann ein Wesen wie den Wolfsmenschen nicht dulden. Und kein noch so nachdrücklicher Applaus der Massenmedien kann daran etwas ändern.
Wir alle haben unsere Träume und Albträume. Die Kunst speist sich aus einem endlosen Strom von Visionen und Phantasien, aber sie fließen aus einer Quelle, der man nicht blind vertrauen darf. Sosehr uns diese Visionen und Phantasien erfreuen und verblüffen können, sind sie manchmal doch auch lähmend und erschreckend. Wir erleben gerade eine Zeit, in der wir uns von Gewaltphantasien faszinieren lassen.
Obwohl der Wolfsmensch das Zeug zum Albtraum hat, ist er mit Sicherheit kein Traum. Deswegen ist unser Verantwortungsbewusstsein, unser Gewissen gefragt, nicht nur in Bezug auf ihn, sondern auf alle, die seine gewissenlosen Gewaltorgien zu rechtfertigen versuchen.
Kaum war er fertig, mailte er Billie den Text und druckte ihn für Laura aus. Sie las ihn aufmerksam durch, dann umarmte und küsste sie Reuben. Arm in Arm sahen sie eine Weile ins Kaminfeuer.
Reuben fuhr sich mit den Händen durchs Haar. «Sag mir bitte die Wahrheit, Laura. Bist du enttäuscht, dass ich nicht der Mann aus der Wildnis bin, für den du mich gehalten hast? War ich für dich ursprünglich ein Naturwesen, das nicht an Anstandsregeln gebunden und vielleicht einem ganz anderen Moralkodex verpflichtet ist, weil es kein normaler Mensch ist?»
«Enttäuscht …», sagte Laura nachdenklich. «Nein, enttäuscht bin ich ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Ich bin ziemlich verliebt.» Sie sprach leise und selbstgewiss. «Wie soll ich es ausdrücken? Vielleicht so: Du bist ein Mysterium, etwa so, wie ein heiliges Sakrament ein Mysterium ist.»
Reuben sah sie gerührt an. Er wollte sie küssen, sie lieben, gleich hier in der Bibliothek oder an jedem anderen Ort, wenn sie nur einverstanden war. Aber er hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sie ihn in seiner menschlichen Gestalt nicht lieben konnte, weil sie den anderen liebte, den Waldmenschen. Er spürte, dass sie im Grunde beide auf diesen anderen warteten, der Lauras eigentlicher Liebhaber war – statt bloß «einer der bestaussehenden Männer», die sie kannte.
Er konnte die Zeit förmlich ticken hören, auch ohne Uhr.
Dann küsste er sie. Sofort sprang der Funke über. Laura legte ihre Arme um ihn. Er tastete sich unter dem weißen Flanell zu ihren nackten Brüsten vor und fuhr mit der Hand an ihrem Körper hinab. Er hatte so lange gewartet, dass er seine Erregung kaum ertragen konnte.
Zusammen ließen sie sich auf den Teppich sinken. Reuben spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte, und konnte ihre Leidenschaft förmlich riechen. Sie hatte etwas Geheimnisvolles, rauchig Zartes. Lauras Gesicht war gerötet und glühte.
Schnell und schweigend entledigten sie sich ihrer Kleider. Dann kamen sie einander wieder entgegen und küssten sich. Es war wunderschön, und doch konnte Reuben keine Erlösung finden.
Da spürte er plötzlich den typischen Krampf in Bauch und Brust, und Wellen der Lust pulsierten durch seinen ganzen Körper. Das Gefühl war so stark, dass er erstarrte. Er fiel auf die Seite, bäumte sich auf und fiel wieder in sich zusammen.
Dann hörte er Laura stöhnen.
Er hielt die Augen geschlossen und spürte seiner ekstatischen Lust nach. War seine Verwandlung schon immer so eruptiv, so orgiastisch gewesen? Ja. Von Anfang an.
Als er die Augen wieder aufschlug, stand er aufrecht da. Seine Mähne hing ihm dicht und schwer über die Schultern, seine Hände waren zu Pfoten geworden. Um den Hals verdichtete sich sein Fell zur Halskrause, und auch zwischen den Beinen war er besonders behaart. Seine Muskeln vibrierten vor Kraft, seine Arme und Beine waren länger als in Menschengestalt.
Aus ungewohnter Höhe sah er auf Laura hinab.
Kniend sah sie erschrocken zu ihm auf. Unsicher stand sie auf und murmelte mit erstickter Stimme ein Gebet. Sie streckte die Hände aus und berührte Reuben. Wie schon früher grub sie ihre Finger in sein Fell, das noch dabei war, dichter und länger zu werden.
«Wie Samt», flüsterte sie und strich Reuben übers Gesicht. «Seidenweich.»
Am liebsten hätte er sie hochgehoben, um sie zu küssen. Nackt und zart und voller Leidenschaft lag sie in seinen Armen.
«Laura», sagte er mit seiner Wolfsstimme, die er jetzt als seine wahre Stimme empfand, und fühlte sich wie erlöst.
Sie öffnete den Mund.
Ein tiefes, pochendes Geräusch entstand tief in seinem Inneren, als sei sein Körper ein einziger Resonanzboden.
Der Wald schien durch die Fenster hereinzuwachsen. Der Regen floss glucksend in Gullys und durch Regenrinnen und rauschte über die Steinfliesen. Vom Meer her drückte ihn der Wind an die Hauswände.
Reuben hörte, wie das Dachgebälk und die Äste der Redwoodbäume im Wind ächzten.
Die Gerüche der Nacht drangen durch die geschlossenen Türen und Fenster ins Haus und stiegen wie Dampf aus tausend flüsternden Ritzen und Winkeln. Doch das beherrschende Aroma war das von Laura, und es stieg Reuben zu Kopf.