Prolog
Irgendwann in einem kleinen Ort – vielleicht ja sogar dem Ihren
Die Stimme des Fremden war voller Hohn. »Willst du diese Nacht an einem Stück überstehen? Oder soll ich deine Einzelteile in der ganzen, verdammten Stadt verteilen, damit die ausgehungerten Straßenköter deine Knochen abnagen können, du kleine Schlampe?«
Als Linda auf die Frage antwortete, schien ihr Körper unerträglichen Minusgraden ausgesetzt zu sein, so sehr bibberte ihre leise Stimme. Sie sandte ein Stoßgebet in den Himmel, dass dies keine rhetorische Fragestellung gewesen sein mochte. »An einem Stück.« Die Worte kamen nur zaghaft und stotternd über ihre zitternden Lippen. Ihr verletzlicher Blick war gen Boden gerichtet, voller Furcht, ihrem Peiniger auch nur für den kleinsten Moment in die schwarzen Augen sehen zu müssen. Das unsichtbare, doch deutliche Lodern des verzehrenden Höllenfeuers zu spüren, falls ihre Blicke sich versehentlich streifen würden.
Seine unmenschlich tief klingende Stimme erhob sich zu einem gestellten Gelächter. »Ich könnte Mami und Papi auch ein Puzzle aus deinen Eingeweiden schicken. Natürlich erst, nachdem ich mit dir fertig bin, du notgeile Fotze.«
»Meine Eltern … sie können Ihnen Geld geben, aber bitte ...«, stotterte die Neunzehnjährige.
»Oh, was glaubst du denn, was du Mami und Papi wert sein könntest? Eine Million? Wie wäre es mit zwei oder drei? Der gute alte Daddy geht kurz zur Bank und löst sein Baby wieder aus, weil Mami sonst will, dass er seinen Schwanz nochmal in sie steckt, um ein neues Baby zu machen? Hast du dir das so vorgestellt, ja? «
»Nein, ich ... ja ...« Die Tränen, die sich in ihren Augen gesammelt hatten, tropften bereits auf den kargen Steinboden, der mehr an einen alten, modrigen Keller als an einen Dachboden erinnerte.
»Nein, ja, was denn nun?«
»Ja, bitte lassen Sie mich gehen, meine Eltern werden Ihnen alles geben, was Sie verlangen.«
Die düstere, maskierte Gestalt beugte sich hinunter und raunte ihr ins Ohr: »Ich fürchte, das kann ich nicht tun, Linda. Das, was ich will, kann man mit Geld nicht bezahlen.«
»Was wollen Sie? Und woher kennen Sie meinen Namen?«, flüsterte die völlig verängstigte junge Frau mit langen Pausen zwischen ihren Worten.
»Vielleicht habe ich einfach geraten. Was tut das schon zur Sache, du kleine, dreckige Hure? Das Einzige, was eine Rolle spielt, ist, dass du hier bist und dass wir noch eine Menge Spaß zusammen haben werden.« Linda zitterte am ganzen Leib und ihr sonst so hübsches Gesicht war zu einem Zerrspiegel ihrer Furcht geworden.
Den mysteriösen Fremden schien dies zu belustigen, als er sich an seine drei ebenfalls maskierten Freunde wandte, die in ihren langen schwarzen Gewändern herbeigeeilt kamen. Sie erinnerten dabei an gruselige Mönche aus einem alten Edgar-Wallace-Film. Der Befehlston des Unbekannten jagte eine Welle von eisigen Schauern über Lindas Rücken. Seinen Worten folgte ein panischer, gellender Schrei des wehrlos gefesselten Opfers.
»Okay, Leute. Hängt das Miststück auf!«