Diese Insel könnte Südseeträume wecken – würde sie nicht so gnadenlos vermarktet werden und stellenweise arg vermüllt sein. Man stelle sich zwei Kalksteinmassive vor, wild zerklüftet, mit Dschungel und Kokospalmen bewachsen. Sie werden durch eine flache Landbrücke verbunden, die auf beiden Seiten eine halbrunde, schneeweiße Sandbucht formt. Die Sonne strahlt und das Meer schimmert in allen Blautönen. Doch leider ist diese Idylle fast völlig zugebaut: Auf der Landzunge reiht sich ein Verkaufsstand an den nächsten und Bungalowanlagen sowie Gästehaus stehen dicht gedrängt. Zum Glück bietet Phi Phi, [2779], auch einige abgelegene Strände mit Ruhe und Idylle – und diese Strände sind noch immer wenig besucht.
Ko Phi Phi (ausgesprochen: Pi Pi) war schon vor dem Kinoerfolg The Beach (s. S. 809), der 1999 hier gedreht wurde, proppenvoll. Und danach kamen noch mehr Scharen all jener, die den Traum vom Leben im Paradies träumten. Vielen Besuchern stand jedoch eher der Sinn nach Party und deshalb entwickelte sich Phi Phi zu einer Partyinsel.
Viele Strandabschnitte verdreckten, das Wasser wurde knapp, das Grundwasser brackig und die Sickergruben liefen über. Schon lange vor dem verheerenden Tsunami, der auf der Insel 691 Todesopfer und fast ebenso viele Vermisste forderte, war Ko Phi Phi kein Traumziel mehr. Jährlich kommen wieder Hunderttausende Touristen hierher, v. a. junge Leute. Auch heute gibt es wieder viel zu viel Müll und alles wurde erneut total zugebaut. Eine Armada von Longtails und Motorbooten wartet am Strand auf Ausflügler und nach dem Sunset Cocktail geht es an den Bars hoch her. Besonders beliebt: das Eimertrinken mit einer dröhnenden Mischung aus Thai-Whisky, einem internationalen Soft- und einem lokalen Energydrink (Lipovitan). In den Morgenstunden können Frühaufsteher noch die Ruhe genießen, bis sich am Horizont die Flotte mit den Tagesausflüglern ankündigt.
Die Insel zieht nicht nur junge Partyfreaks, Beach Boys und ehemalige Hippies an, sondern auch Pauschaltouristen, die mit Rucksäcken und Rollkoffern von den Booten strömen. Am Pier zahlt jeder Neuankömmling pauschal 20 Baht, egal wie lange er bleibt.
Ko Phi Phi besteht eigentlich aus zwei Inseln: Ko Phi Phi Don mit den Unterkünften und der schroffen, unbewohnten Ko Phi Phi Le mit schönen Ausflugszielen und Tauchgebieten. Ein Teil von Ko Phi Phi wurde 1983 in den 390 km2 großen Noppharat Thara–Ko Phi Phi Marine National Park einbezogen, dessen Headquarter am Strand von Noppharat Thara (s. S. 658) bei Krabi stationiert ist. Die Korallenriffe haben aufgrund der starken Erwärmung des Wassers im Jahr 2010 sehr gelitten: Die großen über 200 Jahre alten Korallen sind für immer verloren. Doch noch immer gehören die Tauchgebiete zu den schönsten der Welt (s. S. 675, Umgebung Phi Phi).
Aussichtspunkt
Wenn man einige Tage auf Ko Phi Phi verbringt, ist die Besteigung (20 Minuten) des Viewpoint ein absolutes Muss, denn nur aus der Vogelperspektive ist ein Überblick über die einmalige Form dieser wunderschönen Insel zu bekommen. Für Fotografen empfiehlt sich die Besteigung am Vormittag. Der breite, mit Betonstufen versehene Weg beginnt hinter dem Dorf. Von dem Felsen reicht der Blick bis zum nördlichen Kap der Insel. Ein schmaler Fahrweg führt zu einem zweiten, kleineren Viewpoint oberhalb des Dorfes.
Tsunami–Fluchtwege
„Es kann nützlich sein, die Fluchtwege zu kennen, auf die Tsunami-Warnschilder in der Gefahrenzone hinweisen”, schrieben wir in einer der letzten Auflagen – leider führen fast alle, die wir selber ausprobiert haben, nahezu ins Nichts. Wer also Angst vor einem Tsunami hat, sollte die Gegend selber erkunden und sich nicht auf die Schilder verlassen. Siehe auch eXTra [2781].