Werden Sie Gartenteichbesitzer
AM WASSER BAUEN
Das richtige Zur-Ruhe-Kommen, Entspannungfinden
und Ausgeglichensein ist ein Thema, das uns durch dieses ganze Buch
begleitet hat. Man soll ja immer das empfehlen, womit man am besten
selber Erfahrung hat. Etwas, das man gut kennt und schon mal selber
durchgezogen hat. Siehe dazu auch das Kapitel »Du musst einfach
mehr chillen«, in dem ich die Themen Meditation, autogenes
Training, Progressive Muskelentspannung etc. schon ausführlich
dargelegt habe.
JETZT MÖCHTE ICH MAL NOCH PRAGMATISCHER WERDEN
UND IHNEN ZU EINEM GARTENTEICH RATEN.
Das hört sich erst mal vollkommen bescheuert und
superspießig an, daher will ich es begründen. Wir alten Säcke -
hektisch, unausgeglichen, hadernd - brauchen etwas, das uns, wie
die jungen Leute heute sagen, chillt. Wenn Sie nun also in der
glücklichen Lage sind, einen Garten zu haben oder ein eigenes
Grundstück - was ja mit
fünfzig Jahren nicht unbedingt selten ist - also dann kann ich
Ihnen nur dringend zu einem Gartenteich raten.
(Ich habe dieses Kapitel - wie einige andere -
vorher auf Band gesprochen, um eine Reportage-Stimmung zu erzeugen
und werde das Kapitel jetzt sozusagen live mit Ihnen am Gartenteich
gemeinsam schreiben.)
Ich stehe jetzt an meinen zwei kleinen Teichen und
gucke. Ich bin nackt. Nein, kleiner Scherz. Ich trage meine alten
Garten-Klamotten. Es ist Ende September. Das Wasser ist heute
glasklar - im Sommer gibt es manchmal ein bisschen viele Algen. Ich
sehe die wunderschönen, feingliedrigen Unterwasserpflanzen, ich
sehe Stichlinge, wie sie durchs Wasser ziehen. Ein kleiner
Wasserfall plätschert von Steinen herab.
Den habe ich seinerzeit mit einigen Steinen, Sand,
einer kleinen Pumpe und einem Schlauch erschaffen.
ICH HABE WIRKLICH NICHT VIEL AHNUNG VON
TECHNISCHEN DINGEN UND VERFÜGE BEDAUERLICHERWEISE ÜBER ZWEI LINKE
HÄNDE, ABER DAS MIT DEM TEICH, DAS HABE ICH EIGENTLICH GANZ GUT
HINGEKRIEGT.
Es ist, wenn man ein paar grundsätzliche Dinge
beachtet, auch gar nicht so schwer. Aber darüber können Sie sich in
der Sekundärliteratur informieren.
Ich will jetzt lieber mal erklären, warum das
alles so großartig ist. Wasser hat auf mich - und ich glaube auch
auf Sie - eine beruhigende Wirkung. Gerade, wenn es noch bewegt
wird und plätschert. Hach, ein kleiner Brunnen, ein kleiner
Wasserlauf. Großartig.
DAS CHILLT, EY!
Man kann stundenlang davorsitzen und beobachten,
was da am Teich stattfindet. Man kann Frösche sehen, Molche und
Rückenschwimmer - das sind kleine, räuberische Insekten, die
schwimmen mit dem Rücken nach oben durchs Wasser und jagen andere
Insekten. Man kann Stichlinge beobachten, die Brutpflege betreiben.
So ein Teich ist außerdem ein ganz eigenes kleines Universum von
erhabener Stille, in dem man den Kampf ums Dasein beobachten kann.
Man kann sehen, wie sich Libellen entwickeln, als Larven im Teich
herumschwimmen und Kaulquappen jagen, anschließend auf Schilfhalme
klettern und sich von der Sonne trocknen lassen. Dann bricht die
Larve auf, und eine Libelle kommt herausgeflogen. Großartige
Metamorphose.
ICH KANN STUNDENLANG DA SITZEN UND DAS GANZE
TREIBEN BEOBACHTEN UND KOMME INNERLICH ZUR RUHE.
Klar, man hat natürlich auch eine Menge zu
arbeiten. Man muss Pflanzen beschneiden, Algen rausholen, Wasser
nachfüllen, all diese putzigen Sachen. Aber das ist eine Form von
Arbeit, die ich sehr entspannend finde und die ich gerade auch
alten Säcken empfehlen kann - wenn sie ein bisschen auf ihren
wahrscheinlich empfindlichen Rücken achten.
Ich habe mich in meinen beiden Gartenteichen zudem
auf die Zucht von Molchen verlegt. Entzückend. Die findet man
überall in anderen Teichen. In der Wildnis könnte man sie sich -
sofern man das dürfte - räusper, räusper - rausfangen. Molche, sie
sehen etwa aus wie Eidechsen, sind ganz wunderbar. Die balzen im
Frühjahr. Die Männchen sind farbenprächtig, die Weibchen eher ein
wenig farblos. Ganz anders als bei uns Menschen. Molche haben ganz
komplizierte Balz-und Werberituale und legen dann an die Unterseite
von Pflanzen ihre Eier. Man kann im Laufe der Zeit sehen, wie aus
diesen Eiern kleine Kaulquappen heranwachsen, Molchquappen
sozusagen, die dann immer größer werden und später, irgendwann im
Frühherbst, als Kleinmolche diesen Teich verlassen.
OKAY, DAS HÖRT SICH IN IHREN OHREN VIELLEICHT
BESCHEUERT AN, KÖNNTE ABER IHR LEBEN ECHT BEREICHERN.
Machen Sie den Test. Besuchen Sie jemanden, der
einen Teich hat und chillen Sie dort ein wenig. Sie werden sehen:
Eine tiefe Ruhe überkommt Sie. Sie werden eins mit dem Wasser - und
irgendwann zum Molch.