Die große Hafenrundfahrt
DIE ERSTE VORSORGEUNTERSUCHUNG
Tja, nun ist es so weit. Man muss da mal nachgucken lassen. Unten rum. Ist so mit fünfzig. Ist besser. Man kann ja nie wissen. Für Frauen ist der Gang zum Frauenarzt ja selbstverständlich. Männer aber haben einen Mörder-Horror vor dem Urologen. Ich auch. Aber da ich ein Hypochonder bin, habe ich das schon mit vierzig erstmals hinter mich gebracht. Und ich kann sagen: Männer - ist gar nicht so schlimm. Echt jetzt.
Okay, schön ist es nicht. Gebe ich zu. Um es mal deutlich zu sagen: Wer hat schon Lust, den Zeigefinger eines anderen Mannes tief in seinem Hintern zu spüren? Na, außer man ist … Aber darauf will ich hier jetzt mal nicht weiter eingehen. Das ist ein völlig anders gelagerter Fall.
DER HETEROSEXUELLE DURCHSCHNITTSMANN SIEHT DER SOGENANNTEN »GROSSEN HAFENRUNDFAHRT« MIT EINIGEM ENTSETZEN ENTGEGEN.
Hierbei führt der Arzt einen mit einer Art Präser geschützten, eingecremten Finger in den Anus, um die Prostata abzutasten. Schon beim Schreiben dieser Zeilen zieht sich bei mir wieder alles zusammen. Verdammt! Dabei habe ich doch gerade erzählt, dass ich das schon ein paar Mal hinter mich gebracht habe.
ABER SO IST DAS EBEN. DAS »UNTEN RUM« BEI MÄNNERN - EIN GANZ, GANZ SENSIBLES GELÄNDE.
Dabei dauert die Sache keine zehn Sekunden, ist unangenehm, tut aber nicht weh und ist im Grunde ein Lacher. Ehe man sich’s versieht, ist die Sache vorbei, der Finger wieder draußen und alles in Butter. Und wegen so einer kleinen Fingerübung hat man sich jetzt in die Hosen gemacht. Aber Mann ist da halt empfindlich.
WIR SIND ES EBEN NICHT GEWOHNT, VOR EINEM ANDEREN MANN DIE HOSEN HERUNTERZULASSEN UND IHM UNSEREN NACKTEN HINTERN ZUM EINFÜHREN EINES FINGERS DARZUBIETEN.
Aber mal ehrlich, Leute: Auch der Zahnarztbesuch hat etwas Entwürdigendes. Vor allem, wenn der Doktor einem Fragen stellt, die man mit weit aufgerissenem Mund voller Instrumente nur guttural grunzend beantworten kann.
Aber zurück zum Urologen. Der Rest der Vorsorgeuntersuchung ist dann eher harmlos. Ein paar Fragen, eine Urinprobe, die gleich untersucht wird, ein beherzter Griff an die Hoden seitens des Arztes, um zu sehen, ob die »Klüten« in Ordnung sind - und das war’s dann auch schon, falls - was wir hoffen wollen - es keine Auffälligkeiten gibt.
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Zu Hause müssen Sie dann noch einen Test auf »okkultes Blut im Stuhl« durchführen. Das ist eine Darmkrebsvorsorge, die nicht sichtbares Blut in den Exkrementen anzeigen soll. Das ist ein bisschen mühsam, aber harmlos. Drei Tage vor und die Tage während des dreitägigen Testes dürfen Sie kein blutiges oder rohes Fleisch essen, um kein falsch-positives Ergebnis zu bekommen. Tja, und dann müssen Sie morgens nach dem Toilettengang mit einem kleinen Papp-Spatel von verschiedenen Stellen Ihres Stuhlganges Proben nehmen und auf ein Test-Briefchen schmieren.
KLINGT IRGENDWIE EKLIG. IST ES AUCH. ABER ES GIBT SCHLIMMERES.
Am Ende bringen Sie das zugekotete Briefchen dann zum Arzt, und der schickt es ins Labor oder testet es gleich in der Praxis. Wenn alles gut ist, wissen Sie, dass es zumindest keine Hinweise auf einen akuten Krebs gibt.
Ein Wort aber noch zu einer weiteren Untersuchung, die viele Urologen empfehlen, dem sogenannten »PSA-Test«. Hier wird ein Wert ermittelt, der - falls erhöht - Hinweise auf eine vorhandene oder entstehende Krebserkrankung geben kann. Wie gesagt »kann«. Die Erhebung des PSA-Wertes ist nicht unumstritten. Kritiker sprechen von zweifelhaften, schwammigen Befunden, die häufig unnötige Folgeuntersuchungen nach sich ziehen würden und viele Ängste bei den betreffenden Männer erzeugten.
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WENN SIE, WIE ICH, ZUR HYSTERIE NEIGEN, SOLLTEN SIE MEINER MEINUNG NACH AUF DIESE PSA-SACHE VERZICHTEN.
Wenn mir ein Arzt sagen würde: »Na ja, der Wert ist so an der Grenze. Da muss nix sein, aber da könnte was sein. Lassen Sie uns in sechs Monaten noch mal gucken.« Tja, also diese sechs Monate könnte man in meinem Fall abhaken. Ich würde vor Angst kein Auge mehr zutun. Am Ende muss das jeder selber wissen. Informieren Sie sich über Nutzen und Schaden der PSA-Wert-Erhebung. Kann ja sein, dass Sie damit ganz locker umgehen können.
Ein kleiner Nachtrag zu urologischen Untersuchungen. Lustig ist es, wenn Sie, weil irgendwas zwackt oder sich kein Nachwuchs einstellt, eine Sperma-Probe abgeben müssen. Da sind ja schon viele Witze drüber gemacht worden. Und in der Tat gibt es kaum etwas Absonderlicheres, als sich in einer kleinen Kammer in einen Plastikbecher zu entladen, den man dann mehr oder weniger verschämt einer Sprechstundenhilfe übergibt. Falls Sie das mal machen müssen, denken Sie immer daran:
FÜR DIE MÄDELS IST DAS KEINE GROSSE SACHE. DIE SCHICKEN DIE BECHER JEDEN TAG INS LABOR - UND IHNEN IST ES VÖLLIG EGAL, WELCHE KÖRPERFLÜSSIGKEIT DA GERADE REINGEJODELT WURDE.
Hauptsache genug, damit das Labor nicht motzt. Also, reißen Sie sich zusammen und füllen Sie ab, was verlangt wird.
Alter Sack, was nun
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