Urlaub - aber richtig
UNS KANN MAN NIX RECHT MACHEN? STIMMT JA GAR
NICHT …
Also, wir planen ja jetzt verschärft unseren
Winterurlaub. Er muss nämlich den verkorksten Sommerurlaub wieder
ausgleichen. Der war nicht ganz so der Bringer. Wir sind nicht
schwierig, wirklich nicht. Aber man ist ja nicht mehr zwanzig, es
muss schon ein bisschen stimmen im Urlaub, damit man sich
wohlfühlt, finden Sie nicht auch? Ich will mal schnell einige
wenige »basics« zusammenfassen.
Also, ob nun Sommer- oder Winterferien - es
sollten schon mal nicht zu viele Touristen da sein. Der Urlaubsort
sollte mehr so eine Art Geheimtipp sein. Am liebsten wohnen wir
unter Einheimischen, irgendwie ursprünglich. Aber man muss sich
schon verständigen können. Zumindest auf Englisch.
UND DIE EINHEIMISCHEN SOLLTEN NICHT - WIE
LETZTEN SOMMER - MÜRRISCH SEIN.
Na ja, und es ist schon gut, wenn für die Kinder
auch Spielkameraden aus Deutschland verfügbar sind. Also darf das
Quartier nicht zu abgelegen sein.
DER EINE ODER ANDERE DEUTSCHE, DER SO DRAUF IST
WIE WIR, MÜSSTE DA AUCH HINFAHREN KÖNNEN. ABER EBEN NUR NETTE
LEUTE.
Und eine gewisse touristische Infrastruktur muss
schon sein. Aber eben nicht ballermannmäßig. Irgendwas dazwischen.
Gute Restaurants und Supermärkte sind natürlich ein Muss. Solange
sie weit genug vom Ferienhaus weg sind und verständliche
Speisekarten haben. Ah, ja - Ferienhäuser. Wir nehmen ja nur
Ferienhäuser. Ich hasse es, morgens in Apartments bräsig auf die
Terrasse zu treten und direkt in das bräsige Gesicht eines Nachbarn
zu starren. Die Ferienhäuser sollten stilvoll und preiswert sein
und etwas abseits und naturnah liegen, aber man muss morgens
Brötchen holen können. Schön ist es auch, wenn man mal was
unternehmen kann, in Richtung Kultur und so. Aber nix mit Schlange
stehen und Riesenparkplätzen, wo alle hinkommen.
EHER WAS ZUM ENTDECKEN. WO MAN ABER GUT
HINKOMMT.
Was aber nicht in jedem Reiseführer steht, sondern
nur in unserem. Im Winterurlaub dürfen die Skipisten natürlich
nicht zu voll, aber auch nicht zu weit weg sein. Natürlich sollte
man auch noch mehr als Wintersport machen können. Zum Beispiel ins
Kino oder Theater gehen, ohne gleich über den Brenner zu
müssen.
Im Sommer ist Strandnähe selbstredend ein
absolutes Muss. So bis zu vierhundert Meter darf er weg sein. Sonst
nervt es, immer mittags zur Siesta erst mit dem ganzen Strandzeugs
durch die Gegend zu latschen.
UND DER RICHTIGE STRAND MUSS ES NATÜRLICH
SEIN.
Groß und breit - aber nicht so breit wie auf
Amrum, wo man ja ein Taxi nehmen muss, um zum Wasser zu kommen.
Feiner Sand ist wichtig, vor allem im Uferbereich am Übergang ins
Wasser dürfen keine Steine sein. Aber, da wo man liegt, sind
kleine, runde Kieselsteine besser, sonst hat man ja ständig Sand im
… na, Sie wissen schon. Das Meer muss warm sein, aber nicht
pipiwarm. Das Wasser bitte glasklar, und Quallen und so was gehen
gar nicht.
WELLEN SIND GUT, ABER BITTE NICHT ZU HOCH UND
NICHT DAUERND.
Animation und so’n Mist sind am Strand natürlich
tabu, wobei Strandkörbe schon praktisch sind. Man will ja mittags
auch mal schnell ‘n Snack essen. Imbissbuden sind also okay,
solange man sie nicht sieht oder gar riecht. Und kostenlose und
natürlich saubere Toiletten müssen in der Nähe, aber ebenfalls
dezent platziert sein. Das geht doch nicht, dass erwachsene
Menschen irgendwo ins Unterholz strökeln müssen. Und Bootsverleih
ist gut, aber nur für Boote ohne Motor. Mücken sind verboten. Und
Vogelgezwitscher am Morgen auch. Und Schwarzbrot muss es geben. Und
die Süddeutsche. Und außerdem müssen im Winterurlaub im
Skigebiet kleinere Wettkämpfe durchgeführt werden, damit ich zu
Hause beim Erzählen meinen phonetisch zweideutigen Lieblingskalauer
bringen kann, der da lautet: »Die Zuschauer standen an den Hängen
und Pisten.«
DAS IST DOCH ALLES NICHT ZU VIEL VERLANGT,
ODER? IN MEINEM ALTER …