Nach seiner Rückkehr diente Domenian seinem Herrn noch inbrünstiger als zuvor. Er hielt alle Gebetszeiten peinlich genau ein. In den Zeiten dazwischen, in denen er das Kloster hätte verlassen dürfen, hielt er sich in seiner Zelle auf. Oder er half Savonarola und dem Infirmarius, die Kranken zu pflegen. Es war unerträglich heiß, wohin Domenian sich auch wandte. An einem Morgen erwachte er mit Kopfschmerzen. Als er aufstehen wollte, ergriff ihn ein Schwindel, er taumelte ins Bett zurück. Ihm war heiß, alle Glieder schmerzten. Seine Zähne schlugen aufeinander. In den Armbeugen und den Leisten ertastete er leichte Schwellungen. Ein Mitbruder holte den Infirmarius. Der schüttelte den Kopf.
»Es sind schon Beulen in den Leisten da«, sagte er, räucherte die Zelle mit Wacholder aus und empfahl dem Kranken, fleißig in der Bibel zu lesen und zu beten. Domenian verdämmerte den Morgen auf seinem Bett. Er hustete immer wieder, versank in einen totengleichen Schlaf. Vom Rasseln seines eigenen Atems schreckte er empor. Manchmal kam ein Bruder und brachte ihm zu trinken, das Gesicht von einem Tuch verhüllt. Domenian glaubte, sein Blut koche. Er sprach heisere und sinnlose Gebete vor sich hin, wusste nicht mehr, wie viele Stunden oder Tage verstrichen waren. Schemenhafte Gestalten bewegten sich um ihn herum, er glaubte, er wäre in einer Höhle. Es roch nach Verwesung. Da war wieder der Engel, und wieder verwandelte er sich. Er war bedeckt mit schwarzen Beulen, aus denen der Eiter floss. Immer mehr näherte er sich dem Mönch, Domenian wurde es heißer und heißer, bis er die Höllenglut spürte. Der Satan streckte die Krallen nach ihm aus, wollte ihn an sich reißen. Er berührte ihn, ein unerträglicher Schmerz fuhr ihm durch den Körper. Das war der Tod. Seine eiskalten Finger lagen auf seiner Stirn.
|167|»Du wirst nicht sterben«, sagte eine Stimme. Es war die Savonarolas.
Der Prior hatte Domenian einen kalten Umschlag auf die Stirn gelegt.
»Unser Infirmarius hat dir die Beulen aufgestochen«, sagte er, »und mit Essig gereinigt. Du wirst leben, Domenian!«
Domenian fiel in einen tiefen, unruhigen Schlaf. Er träumte vom Haus seiner Eltern auf dem Land. Seine Mutter führte ihn an der Hand. Sie gingen hinaus aus dem kleinen Garten, hinunter zu einer Quelle, um Wasser zu holen. Das Wasser sickerte aus einem Loch, das üppig von Pflanzen umwuchert war. Das Loch hatte die Form einer Feige. Eine Frau ging vorüber, ihr Busen wogte. In der Nacht saß ein teuflisches Wesen an Domenians Bett. Es wurde ihm heiß zwischen den Schenkeln, er musste sich kratzen. Dabei konnte er es nicht verhindern, dass er stöhnte. Die Mutter kam und band ihm die Hände am Bettgestell fest.