Kapitel 4

Seraphia sah auf die Eishexe herab. Sie glaubte, das Gesicht der jungen Frau darin zu erkennen, die sie getötet hatte.

»Wäre dieses Antlitz nicht viel schöner, würde es lichterloh brennen?«

Seraphia zuckte zusammen. Die Stimme der Dunklen Flamme sprach zu ihr. Und doch war es nicht jemand anders. Ein Teil ihres Wesens, ein dunkler Aspekt der menschlichen Seele war Heim der schrecklichen Macht geworden, die sie zwar herbeirufen konnte, die sie aber nicht in dem Maß beherrschte, wie man ihr weisgemacht hatte. Oder doch? War sie der Herausforderung nur nicht gewachsen? War sie unfähig diese Bürde zu tragen? Was, wenn sie versagte und die Dunkle Flamme Seraphia kontrollierte, statt umgekehrt?

Sie spürte eine Hand auf der Schulter und zuckte zusammen. Es war Kassandra. Ihre Gegenwart beruhigte Seraphia. Sie liebte den Klang ihrer Stimme, er erinnerte sie an ihre Mutter.

»Zweifel nicht an dir, Liebes. Du hast ein gutes Wesen, glaub mir«, sagte Kassandra und lächelte sie freundlich an.

Seraphia nickte und war sehr dankbar für die wenigen Worte. Sie vertraute Kassandra und ihrem Urteil, obwohl sie die geheimnisvolle Seherin nur vom Namen her kannte. Sie wusste immer noch nicht, wie sie mit ihr oder den anderen umgehen sollte. Sie hatte von Kassandra gelesen, wie alle anderen Adeptinnen seit mindestens zehn Generationen. Ihr Name fand Erwähnung in vielen Schriften. Es hieß, sie konnte ins Reich der Toten sehen und die Zukunft prophezeien. Möglicherweise sah sie Seraphias Zukunft. Womöglich waren ihre Worte so voller Zuversicht, weil sie wusste, dass Seraphia die schreckliche Macht der Dunklen Flamme meistern würde.

Kassandra nickte ihr zu, als Seraphia dankbar lächelte, und ging hinaus. Faunus hob die Eishexe auf und legte sie in die steinerne Wanne, die im Raum stand. Er holte einen leichten Holzschirm aus der Ecke des Zimmers und platzierte ihn so, dass niemand, der den Raum betrat, sofort sah, was sich dahinter befand. Sie verließen den Baderaum und schlossen die Tür. Die Priesterinnen und Diener waren bereits aufgebrochen, um die umliegenden Gebäude gemäß Charnas Anweisungen zu durchsuchen. Faunus und Seraphia traten zu Kassandra und Thanasis.

»Wir werden den nördlichen Teil der Anlage untersuchen. Ihr beiden den südlichen Bereich. Die Priesterinnen und Diener konzentrieren sich auf die Privatunterkünfte und Lagerräume. Wir werden die offiziellen Räume und Plätze durchforsten«, sagte Thanasis.

»Ich könnte einen erheblich größeren Radius abdecken, wenn ich mich teilen würde«, sagte Faunus überlegend.

»Mach das! Aber ich möchte, dass einer deiner Aspekte stets bei Seraphia bleibt. Wir müssen einander den Rücken decken.«

Faunus nickte und sah Seraphia aufmunternd an. Sie verabschiedete sich von Thanasis und Kassandra und verließ mit Faunus das Gebäude.

Das Feuer Kabals
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