Nur das Beste

Es war einmal vor langer Zeit, da forderten die Edlen der Chaamba die Adjer, die Iforas und die Ahggar heraus. Aus großer Furcht erschien nicht ein einziger Targi zum vereinbarten Treffpunkt. Erst der Hohn und Spott ihrer Frauen brachte sie dazu, sich dem Kampf zu stellen. Doch sie taten es so widerwillig und ungern, dass ihre Feinde sie mit Leichtigkeit besiegen konnten.

Als sie beschämt und verwirrt zu ihren Zelten zurückkehrten, wurden ihre Frauen so zornig, dass sie von ihren Männern verlangten, von nun an statt ihrer den Schleier zu tragen.

Die Legende vom Schleier, Erzählung der Chaamba

Rudy weiß nicht, wer ihn aus seinem mineralischen Dämmerschlaf geweckt und verhindert hat, dass er langsam, aber sicher zu einer Silikatstatue versteinert. Ein Sonnenstrahl? Ein gedämpfter Laut? Eine verstohlene Bewegung? Er hebt den Kopf, öffnet mühsam die knirschenden Lider - und sieht es durch die versandete Windschutzscheibe.

Ein Gesicht.

Eigentlich ist es nur ein lachendes, von einem weißen Tuch umgebenes Augenpaar.

»Laurie! Aufwachen! Da ist jemand!«

»Wie? Was?«

In ihrer Betäubung ist Laurie auf die Knie des im Schneidersitz erstarrten Rudy gesunken und auf der mit feinstem Sand wie mit Talkum überpuderten Ruheliege eingeschlafen. Sie setzt sich auf, wirbelt eine dichte Staubwolke auf, reibt sich die Augen - und macht damit alles nur noch schlimmer. Blinzelnd wendet sie sich der Lichtquelle zu.

Das Gesicht ist verschwunden, aber draußen machen sich ein paar Schatten zu schaffen. Dumpfe, schleifende Geräusche ertönen an einer der Türen. Der Sand bewegt sich, bröckelt, fließt …

Vorsichtig kramt Rudy unter dem Fahrersitz herum, zieht die Luger hervor und lädt sie. Fatal Error, behauptet der winzige Zielbildschirm. Die Pistole ist so stark versandet, dass sie eine Ladehemmung hat.

Laurie trinkt einen Schluck des ekelhaft warmen Wassers und spritzt sich auch ein wenig davon ins Gesicht. Der Staub löst sich auf und läuft in ockerfarbenen Streifen über ihre eingefallenen Wangen. Sie fröstelt. In dem unter den Dünen begrabenen Führerhaus ist es noch ziemlich kühl. Sie reicht die Flasche an Rudy weiter, der sie leer trinkt und zu spät daran denkt, dass er nach draußen müsste, um an den Wassertank zu kommen.

Inzwischen dringen goldene Sonnenstrahlen durch die halb freigelegte Windschutzscheibe. Laurie und Rudy erkennen Aluminiumschaufeln im Einsatz. Benutzt werden sie von Menschen, die ganz in Weiß gekleidet sind und einen ebenso weißen Turban tragen. Rudy weiß nicht recht, was er jetzt mit seiner Knarre anfangen soll - ist es besser zu zeigen, dass er bewaffnet ist, oder soll er die Luger lieber verstecken, um nicht aggressiv zu erscheinen?

Endlich wird die Tür geöffnet. Zwei Männer steigen auf das Trittbrett, stecken die Köpfe ins Wageninnere und mustern Laurie und Rudy, die stumm auf der Ruheliege sitzen. Dann wechseln sie einige Worte auf Arabisch. Ein makelloser Cheche verhüllt ihr Gesicht mit Ausnahme der forschenden Augen.

»Äh … guten Tag«, begrüßt Laurie sie schließlich ein wenig verunsichert.

»Und herzlich willkommen«, fügt Rudy mit linkischem Lächeln hinzu.

»Seid ihr Franzosen?«, fragt einer der beiden Männer.

Laurie nickt. Der Mann entfernt den Schleier über seinem sonnengegerbten, scharf geschnittenen Gesicht und lächelt mit sehr weißen Zähnen. Er beugt sich vor und streckt Rudy die Hand hin.

»Sind Sie Targi?«, fragt Rudy und schüttelt die harte, schwielige Pranke.

»Makachl«, flucht sein Gegenüber und spuckt aus. »Wir sind Chaamba und gute Muslims. Allahu akhbar!«

»Die Tuareg sind seit jeher unsere Feinde«, erklärt der andere Mann.

»Mein Name ist Abderrahmane, und das dort ist Yacine«, stellt der erste Mann sich und seinen Freund vor.

Nun enthüllt auch besagter Freund sein Gesicht und begrüßt Laurie und Rudy, indem er den Kopf neigt und eine Hand auf die Brust legt. Seine ebenfalls kantigen Züge werden durch ein spitz gestutztes Bärtchen gemildert. Rudy erwidert seinen Gruß auf die gleiche Weise.

»Ich bin Rudy, und die junge Dame heißt Laurie.«

Die beiden Chaamba würdigen Laurie kaum eines Blickes, sondern steigen wieder aus und sprechen mit ihren Stammesgenossen, die immer noch dabei sind, den Lkw aus den Sandmassen zu befreien.

»Was, glaubst du, werden sie uns tun?«, fragt Laurie beunruhigt. Kälte, Angst und Müdigkeit lassen sie noch immer zittern.

»Ich weiß es nicht«, antwortet Rudy. »Aber wenn sie uns hätten ausrauben wollen, hätten sie uns leicht töten können.«

Abderrahmane und Yacine tauchen wieder an der Tür auf. Sie strahlen über das ganze Gesicht.

»Unser Lager ist ganz in der Nähe, dort drüben im Erg. Wir möchten euch einladen, mit uns Tee zu trinken.«

Laurie und Rudy wechseln einen Blick. Ist das etwa eine Falle? Oder einfach nur Freundlichkeit?

»Wir müssen das Angebot annehmen«, sagt Laurie auf Englisch zu Rudy. »Abzulehnen wäre sehr unhöflich.«

»Und was ist mit dem Lkw? Den können wir doch nicht einfach so hier stehen lassen«, gibt Rudy in derselben Sprache zurück.

»Ein inouba wird auf den Lastwagen aufpassen«, mischt sich Yacine ein, der ganz offensichtlich alles verstanden hat.

»Bitte?« Laurie beugt sich vor.

»Ein Junge. Einer meiner Söhne. Mokhtar!«

Auf sein Handzeichen hin kommt ein Jugendlicher in einer dunklen Woll-Djellaba zu Tür des Lastwagens. Er trägt eine Baseballkappe mit dem Aufdruck Hilalienforever, hat ein AK-74 lässig über die Schulter geworfen und einen Patronengürtel um die Taille geschlungen. Sein Vater erklärt ihm etwas auf Arabisch. Der junge Mann nickt ernst, setzt sich, lehnt sich an einen noch halb im Sand vergrabenen Reifen des Lasters und nimmt sein Maschinengewehr auf die Knie.

»So, das wäre erledigt«, lächelt Yacine. »Kommt ihr jetzt?«

»Ist er nicht ein wenig jung für so viel Verantwortung?«, wundert sich Laurie.

»Mokhtar ist unser bester chouâf«, beruhigt Abderrahmane sie. »Er erkennt einen Skarabäus auf hundert Meter Entfernung, und auf fünfhundert Meter kann er erkennen, aus welchem Stamm ein Mann kommt und wie alt sein Dromedar ist. Mokhtar wird euren Mercedes gut beschützen.«

Sein Ton lässt keine Widerrede zu, und so folgen Laurie und Rudy der Gruppe, ohne weiter auf das Problem einzugehen. Alle tragen eine weiße Abaya und sind ebenso bewaffnet wie Mokhtar. Die etwa sechs Chaamba gehen zu ihren Dromedaren, die am Nordhang einer Düne auf sie warten. Höflich lassen Abderrahmane und Yacine ihre Tiere niederknien und bitten ihre Gäste, es sich im Sattel bequem zu machen. Weder Laurie noch Rudy fühlen sich auf dem Rücken der Dromedare in über zwei Metern Höhe wirklich wohl, doch die Tiere folgen in gleichmäßigem, sanftem Schritt ihren Herren, die sie am Zügel führen. Wiegend und im Passgang verlässt die kleine Gruppe den im Sand versunkenen Lkw und die unter Verwehungen liegende Piste. Der Weg führt durch den von der Morgensonne rot angestrahlten Erg; bereits zu dieser frühen Stunde fallen ihre brennende Strahlen kräftig auf die Dünenkämme, deren scharf gezirkelten Rundungen in einen reinen, blauen Himmel ragen, als ob das Unwetter der Vortags niemals stattgefunden hätte.

An der Mündung des kaum erkennbaren Weges, der sich zwischen den Dünen dahinschlängelt, bietet sich von einer rundlichen, goldenen Kuppe aus ein atemberaubendes Panorama. In der flirrenden, spiegelnden Hitze wirkt es wie eine Fata Morgana, ein Wunder oder der Traum eines durch die Wüste irrenden Dromedartreibers: Am Fuß des Erg zieht sich ein gewaltiger Palmenhain dahin. Er sieht aus wie ein breiter, grüner Fluss, in dem ein paar verstreute Dörfer wie rote oder braune Inselchen liegen. Weiße Minarette ragen wie mahnende Finger empor, Windräder sprenkeln die Landschaft, und Sonnenkollektoren blenden wie Spiegel. Im Südwesten, am Rand des Palmenhains, erstreckt sich tief in der Ebene eine Stadt. Man erkennt einen alten, von Palmen beschatteten Ksar, dessen Rot so intensiv ist, dass es fast purpurn wirkt; daneben ist eine »neue« Stadt aus weißen Betonquadern entstanden, die sich an den Abhängen eines heißen, steinigen Plateaus hinaufziehen. Das Plateau ist die hammada von Tadmait, dessen graue Klippen den Palmenhain in das Bett eines seit Ewigkeiten ausgetrockneten Wadis einschließen. Im Süden gleißt eine große, blendend weiße Salzfläche - letzter, unfruchtbarer Überrest eines Flusses, der vor langer Zeit hier sein Bett hatte. Auch Relikte etwas jüngeren Datums sind im Staub des Tals zu erkennen: umgestürzte Bohrtürme, abgehalfterte Berieselungsanlagen, die wie die Skelette metallischer Drachen wirken, und ehemals bewässerte Felder, die jetzt nur noch große Parzellen nackter Erde sind, in denen man den Verlauf der ehemaligen Kanäle erraten kann.

»Das ist Timimoun«, verkündet Abderrahmane. »Kaum einen Tagesmarsch entfernt.«

»Seht ihr«, lächelt Yacine. »Ihr hattet euch nicht verirrt.«

Die Chaamba lassen ihren Gästen Zeit, die großartige und tröstliche Landschaft zu bewundern, ehe sie kehrtmachen und sich wieder auf den Weg zwischen den Dünen begeben. Sie streben auf die tiefe Wüste zu, in der nur noch eine graue, verkrüppelte Akazie als trauriges Andenken an die früher so üppige Vegetation des Tales dem Auge einen Anhaltspunkt bietet.

Von seinem Dromedar aus wirft Rudy Laurie verzweifelte Blicke zu und deutet mit dem Kopf in Richtung Palmenhain, von dem sie sich entfernen, als wolle er sagen: Lass uns hier verschwinden und in die Zivilisation zurückkehren. Laurie verzieht zur Antwort betrübt das Gesicht, was so viel bedeutet wie: Wir müssen mit ihnen gehen, immerhin haben sie uns gerettet. Falls einer ihrer Gastgeber die stumme Zwiesprache bemerkt hat, lässt er es sich zumindest nicht anmerken.

Was die tiefe Wüste angeht, so fällt den beiden Europäern schnell auf, dass die südliche Grenze der Großen Westlichen Erg nicht nur in der Vergangenheit dicht bevölkert war, sondern es immer noch ist. Außer den Brunnen, von denen einige mit solargetriebenen Pumpen betrieben werden und um die herum der Boden von Füßen, Hufen und Reifen platt gewalzt ist, entdecken sie hier und da verstreute Ruinen von Kasbahs, Kornspeichern und antiken Ksour, die nach und nach wieder zu urweltlichen Felsen verfallen. In der Ferne künden von Zeit zu Zeit lebhaft grüne Vegetationsinseln zwischen den Dünen von einer Oase, Wasser und einem Dorf. Die unbefestigte Piste, der sie bisher gefolgt waren, trifft auf eine ehemals geteerte Straße, von deren Asphaltdecke nur noch ein paar vom Sand zerfressene Stücke übrig sind. Ein wenig später senkt sich der Überrest einer Straße entlang einer Dünenkette zu einer Oase hin, die von oben gesehen wirkt, als werde sie von den sie umgebenden Hügeln aus rotem Sand erstickt. Je näher sie dem Ort kommen, desto deutlicher erkennen Laurie und Rudy die aus den traditionell luftgetrockneten Lehmziegeln erbauten Mauern des zwischen den Palmen versteckten Ksar, das Netz aus Kanälen, das ihn mit Wasser versorgt, eine weiß gekalkte qobba - das Grabmal eines heimischen Marabut -, dann ein Windrad, dessen Höhe dem Minarett Konkurrenz macht, und neuere Gebäude aus Blocksteinen, auf deren Terrassen Satellitenschüsseln und Sonnenkollektoren stehen.

Abderrahmane, der Rudys Dromedar führt, lächelt fröhlich zu ihm hinauf.

»Das ist Ouled Said. Unser Dorf. Wir sind am Ziel.«

Aufgeschreckt wendet sich Rudy an Laurie.

»Er sagt, dass das ihr Dorf ist. Hieß es nicht, dass wir in ihrem Lager zum Tee eingeladen wären?«

»Zumindest habe ich es so verstanden«, erwidert sie verwirrt auf Englisch.

»Das haben wir auch gesagt«, mischt Yacine sich ein. »Aber wenn wir euch erklärt hätten, dass wir euch in unser Dorf mitnehmen wollen, wärt ihr nie und nimmer mitgekommen. Wir kennen die Europäer: Ein Wüstenlager im Erg - das hat etwas Exotisches, das hat etwas von Sahara und von Tuareg. Stimmt doch, oder?«

»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir diese Art von Scherz zusagt«, gibt Laurie verärgert zurück. »Haben Sie noch mehr unangenehme Überraschungen auf Lager?«

»Elkhir-râs! ›Nur das Beste‹, wie unsere Tuareg-Freunde zu sagen pflegen. Zunächst werden wir, inch’Allah, zusammen einen Tee trinken. Dann bereiten unsere Frauen euch zu Ehren eine Mahlzeit aus Pfannkuchen, Hirse oder chinesischem Reis zu. Vielleicht gibt es auch Lammfleisch oder eine chorba, eine Fleischsuppe. Wenn es schließlich so heiß wird, dass jede Bewegung Mühe bereitet, legen wir im Schatten der Palmen eine Ruhepause ein. Anschließend könnt ihr euch auf den ahellil vorbereiten.«

»Worauf sollen wir uns vorbereiten?«

»Den ahellil. Das Fest zu Ehren unseres Marabut - möge seine Seele in Frieden ruhen -, dessen qobba ihr dort drüben über den Dächern seht. Vor dem Fest werden wir das Grabmal frisch kalken, das allerdings bleibt uns Gläubigen vorbehalten. Der ahellil ist jedoch für alle!«

»Aber … wissen Sie, wir müssen dringend weiter.«

»Es ist unmöglich, Gourara zu durchqueren, ohne an einem ahellil teilgenommen zu haben! Das gehört unbedingt zum Pflichtprogramm. Morgen, inch’Allah, fahrt ihr weiter.«

»Was hat er gesagt?«, erkundigt Rudy sich misstrauisch.

Laurie fasst das Gespräch kurz zusammen.

»Und was ist mit dem Auto?«, ereifert er sich. »Will der Junge es etwa die ganze Nacht bewachen? Was soll das alles? Die wollen uns doch nur hier festhalten, um den Mercedes ausräumen zu können! Das wird es sein! Ich gehe sofort zurück!«

Abderrahmane, der kein Englisch versteht, wirft einen verwunderten Blick auf Rudy.

»Sag es ihm«, schimpft Rudy weiter. »Sag ihm, dass wir nicht einverstanden sind!«

»Sag es ihm doch selbst«, seufzt Laurie, sichtlich erschöpft von der Hitze. »Immerhin bist du der Mann.«

Rudy schießt ihr einen wütenden Blick zu, beugt sich zu Abderrahmane hinunter und radebrecht:

»Abderrahmane, ich möchte bitte zurück zum Lastwagen.«

»Aber das ist nicht nötig, mein Freund. Der Wagen kommt her«, gibt der Chaambi mit breitem Grinsen zurück.

Alles läuft genau so ab, wie Yacine angekündigt hat. Trotz Rudys düsterer Miene und Lauries Niedergeschlagenheit werden die beiden in Ouled Said wie Könige empfangen. Sie werden dem Bürgermeister und dem Stammesältesten der Chaamba vorgestellt und zuletzt auch noch dem Imam der Moschee, der sie für ihre lange und gefährliche Reise segnet. Anschließend trinken sie im von blühenden Mimosenbäumen beschatteten und von einer traditionellen Lehmziegelmauer umgebenen Hof von Abderrahmane mitten im alten Ksar Tee aus frischer Minze. Genau genommen sind es drei sehr starke und süße Teesorten. Die erste Tasse könnte Tote zum Leben erwecken - der Erfolg bei Laurie ist nicht von der Hand zu weisen -, die zweite ist gegen den Durst gedacht, und die dritte, hell und sanft, genau das Richtige für Kinder und empfindliche Herzen. Danach werden Rudy und Laurie getrennt. Laurie wird von den Frauen mit Beschlag belegt, Rudy dagegen von den Männern. Während die Mahlzeit vorbereitet wird, besichtigt Rudy die Gärten und den Palmenhain in Gesellschaft von Yacine und Mohamed, dem kel el mia, »Mann des Wassers«, einem kleinen, kupferfarbenen und völlig verrunzelten Alten, der kurioserweise für einen Bewässerungsspezialisten ganz schön trocken wirkt. Rudy entdeckt das einfache, unbeschreibliche Glück wieder, das er schon aus El Goléa kennt: das Spazierengehen im frischen, duftenden Schatten einer Oase, Sonnenstrahlen, die sich zwischen den Palmblättern hindurchtasten, glitzernde Lichtdiamanten auf Becken voll klarem Wasser, der Duft von Blüten, Früchten, Gemüse und feuchter Erde, murmelndes Wasser, das in schmalen Kanälen von einer Parzelle zur nächsten plätschert, der herrliche Geschmack einer frisch gepflückten Dattel, Feige oder Tomate. Unterwegs erklärt der kel el mia, wo das Wasser herkommt und wie es verteilt wird. Es stammt aus einem großen, unterirdischen Wasservorkommen; von dort wird es mittels solarbetriebener Pumpen an die Oberfläche gefördert und durch foggaras genannte, unterirdische Leitungen zum Dorf und in die Gärten geleitet. Die foggaras wurden früher von den Haratin-Sklaven gegraben und freigehalten, heute bestehen sie aus Kevlar. Das Wasser wird in einem Verteilerbecken gesammelt, aus dem die Gräben gespeist werden, die die bewirtschafteten Parzellen bewässern. Zu jeder Parzelle gehört ein mit einem Sperrventil versehenes Becken, in dem das Wasser gespeichert und bei Bedarf zur Bewässerung genutzt wird. Der kel el mia ist dafür zuständig, den Wasserverbrauch regelmäßig zu messen und zu berechnen, wie viel Wasser jeder Gärtner für seine Kulturen benötigt, um eine gerechte Verteilung zu gewährleisten. Weitere foggaras leiten Wasser in den Ksar und versorgen jedes Haus. Das Wasser ist ebenso kostenlos wie der Strom, der aus Wind und Sonne gewonnen wird. Lediglich Wartungen und Reparaturen müssen ab und zu bezahlt werden.

»Aber das ist ja geradezu ideal!«, ruft Rudy beeindruckt aus. »Nur - was ist mit der algerischen Regierung? Müssen Sie nicht Ihre Konten offenlegen? Wird dieser Segen nicht sofort besteuert?«

»Der Präsident sitzt weit weg im Norden«, entgegnet Yacine süßsauer. »Er hat genügend Sorgen mit den großen Städten und der Umweltverschmutzung und kümmert sich nicht weiter um uns. Und wenn er es versehentlich doch eines Tages täte, wüssten wir, wie wir ihn zu empfangen haben.«

Mit einem verschmitzten Lächeln betastet er eine Beule unter seiner Abaya, von der Rudy bereits weiß, dass sie eine Mini-Uzi mit Zielbildschirm verbirgt - eine äußerst durchdachte Waffe für die Jagd auf Gazellen, falls die Chaamba sich diesem tödlichen Sport hingeben und es überhaupt noch Gazellen gibt. Der alte Mohamed hält einen langen Monolog auf Arabisch. Yacine hört zu und übersetzt anschließend für Rudy.

»Er erzählt, dass der Präsident Gourara und Touat zu Beginn dieses Jahrhunderts in ein großes Landwirtschaftsgebiet umwandeln wollte, erstens, um die Chaamba sesshaft zu machen, und zweitens als Nahrungsquelle für den stark durch Umweltverschmutzung beeinträchtigten Norden, aber auch für diejenigen, die herkommen und die Öl-und Gasvorkommen erschließen sollten. Sie haben riesige Stromkraftwerke gebaut und gewaltige Bewässerungsanlagen installiert. Die Reste der Maschinen kann man noch heute in der Nähe von Timimoun sehen. Jedenfalls haben sie den Grundwassersee unter dem Erg völlig ausgebeutet. Das Ende vom Lied war, dass die foggaras versandeten, die Palmenhaine austrockneten und die ohnehin schon nicht sehr zahlreichen Touristen vollständig ausblieben. Die Öl-und Gasfelder erwiesen sich als wenig ergiebig, die Kraftwerke hielten den hohen Temperaturen nicht stand, die Bewässerungsanlagen funktionierten daraufhin nicht mehr, und die Dünen, die sie vorher nicht stabilisiert hatten, wanderten über ihre Felder hinweg. Innerhalb von zehn Jahren hatten die Leute aus dem Norden hier alles zerstört. Wir haben zwanzig Jahre gebraucht, um alles auf unsere Art wiederaufzubauen. Und du siehst ja, dass es klappt. Wir sind hier in der Oase unter uns. Natürlich haben die aus dem Norden ihre Soldaten geschickt, um uns zur Räson zu bringen, aber das hat sie letzten Endes zu viel Geld, Material und Menschenleben gekostet. Hinzu kommt, dass sie mit den Kabylen schon Sorgen genug haben.«

»Algerien existiert nicht mehr«, fährt Mohamed auf Französisch fort. »Das Land ist ein Kunstprodukt und längst tot. Aber wir Chaamba, wir leben hier. Und im Süden sind die Tuareg, in Laghouat wohnen die Mozabiten und in Ghardaia die Kabylen. Doch dort oben im Norden, jenseits des Atlasgebirges, da herrscht der Tod. Bis dort ist der verdorbene Okzident schon vorgedrungen. Willkommen im Land der freien Männer!«

Er versetzt Rudy, der nicht alles verstanden hat, aber freundlich lächelt, einen wuchtigen Schlag auf die Schulter. Rudy nimmt die Gelegenheit wahr, ein Thema anzuschneiden, das ihn intensiv beschäftigt.

»Im Süden herrscht ebenfalls der Tod. In Burkina Faso verdursten die Menschen. Laurie und ich bringen ihnen eine Bohrausrüstung, um einen Grundwassersee zu erschließen, der kürzlich entdeckt wurde. Aus diesem Grund ist es uns auch so wichtig, dass unser Lkw nicht gestohlen wird.«

»Das wissen wir alles, mein Freund. Wir leben zwar ein gutes Stück abseits der Zivilisation, aber in meinem Haus gibt es Satellitenfernsehen und natürlich auch einen Computer. Wir wissen, wer ihr seid und was ihr vorhabt, und wir finden es gut und mutig. Dein Lkw wird heute Nachmittag ins Dorf gebracht, inch’Allah. Unsere Leute sind dabei, ihn zu entsanden und zu reparieren. Und mein Sohn hält Wache, das darfst du nicht vergessen.«

Und tatsächlich: Nach einem geradezu königlichen Festmahl, an dem der ganze Stamm teilnahm, und der anschließenden obligatorischen Siesta wird der Mercedes ins Dorf gebracht. Eine ganze Prozession von Menschen folgt ihm, die Trommeln schlagen, Flöten blasen, mit einer Art Kastagnetten klappern und ihre Stammesfahnen schwenken.

Von der zunächst stattfindenden Zeremonie, die auf der Terrasse der qobba stattfindet, bleiben Rudy und Laurie ausgeschlossen. Wie jedes Jahr wird eine frische Kalkschicht auf das Gebäude aufgetragen. Dabei zitiert man Suren aus dem Koran, eine Elegie auf den Heiligen und Lobpreisungen Allahs. Wieder nehmen die Frauen Laurie unter ihre Fittiche, weil sie der Meinung sind, dass es unpassend für eine Frau wäre, in Shorts und T-Shirt an dem folgenden Fest teilzunehmen. Sie wird mit angemessener Kleidung ausgestattet. Rudy nimmt indessen den Lkw unter die Lupe. Er stellt fest, dass nicht nur nichts fehlt, sondern dass der Wassertank mit frischem Wasser aufgefüllt, der Ölstand kontrolliert, die Klimaanlage repariert und die Windschutzscheibe ordentlich verklebt worden ist. Und neben der unter dem Sitz versteckten Luger liegen drei volle Magazine. Am liebsten hätte Rudy ein Dankgebet zu Allah gesprochen, weil er und Laurie auf diese guten und großzügigen Menschen getroffen sind, doch er fürchtet, ein Sakrileg zu begehen; in den Augen der Chaamba ist er ein kafir, ein Ungläubiger.

Völlig beruhigt schließt er sich dem Festzug an, der mit Fahnen und Musik von der qobba zurückkommt. Nach neuerlichen Lobeshymnen und Gebeten, die mit hoch in den langsam dämmrig werdenden Himmel erhobenen Händen abgehalten werden, wird der erste Tanz angestimmt, der hadra. Alle stehen Hand in Hand eng beieinander im Kreis und wiegen sich zu Trommelrhythmen. Während des Tanzes kommt auch Laurie zurück. Rudy lacht hell auf. Die Frauen haben sie in eine echte Araberin verwandelt. Sie trägt eine reich bestickte Gandoura, ein mit Silbermünzen geschmücktes Tuch auf dem Kopf, und einen Seidenschleier, der zur Hälfte ihr Gesicht verbirgt. Ihre Augen sind mit Kajal geschwärzt und die Hände mit Hennamustern verziert.

»Mach dich bloß noch lustig«, faucht sie. »Ich darf die Klamotten während des ganzen Festes nicht ausziehen, obwohl ich darunter fast ersticke.«

»Ach, weißt du, mit Einbruch der Dunkelheit wird es schnell ziemlich kalt. Es wird nicht lange dauern, bis du den Frauen dankbar bist, dass sie dich so toll angezogen haben. Und außerdem siehst du supergut aus. Die Sachen stehen dir wirklich.«

»Danke«, brummt Laurie, lächelt aber. Sie weiß das Kompliment zu schätzen.

Als es dunkel wird, gehen rings um den Platz Scheinwerfer an, und die Männer tanzen den baroud. Sie stellen sich mit ihren Gewehren im Kreis auf und singen zu den Klängen von Trommeln und Flöten, wobei sie sich langsam seitwärtsbewegen und entweder mit zu Boden gerichteten Gewehrläufen Verbeugungen machen oder ihre Waffe in die Luft werfen. Allmählich steigert sich der Rhythmus, bis alle Männer auf ein diskretes Zeichen des Zeremonienmeisters hin gleichzeitig in die Luft schießen. Wenn einer zu früh oder zu spät schießt oder eine Ladehemmung hat, dürfen alle Zuschauer ihn auslachen.

Nach einer neuerlichen Mahlzeit mit Unmengen von Couscous und Strömen von Pfefferminztee und einem weiteren Tanz - dem qarqabou, so benannt nach den Metallkastagnetten, die alle in die Hand gedrückt bekommen; es handelt sich um eine Art Quadrille, bei der die Trommler ihr Bestes geben, ohne jedoch den metallischen Lärm übertönen zu können - schlägt endlich die Stunde des ahellil. Abderrahmane und Yacine begleiten ihre Gäste durch ein Labyrinth überdachter Altstadtgässchen zu einer großen Terrasse, wo bereits die Sänger Platz genommen haben. Einzig der silbern strahlende Mond dient ihnen als Lichtquelle. Dicht aneinandergedrängte Männer und Frauen bilden einen Kreis, in dessen Mitte sich ein abechniw, ein Sänger mit hoher Stimmlage, ein Flötist und ein Trommler aufstellen. Einige Flötentriller kündigen das Lied an. Dann setzt sich der Sänger in Bewegung. Gefolgt vom Flötisten, spaziert er langsam durch das Innere des Kreises und trägt seine Weise vor. Die anderen Teilnehmer, die alle einen weißen Cheche und eine ebensolche Abaya tragen, begleiten ihn sehr gesammelt mit einem dunklen Chorgesang sowie einem leichten Händeklatschen, während sie ihre Körper wiegen wie die Palmen im Abendwind. Laurie und Rudy sind fasziniert von der seltsamen Schönheit des Ganzen, die ihnen mysteriös und mystisch erscheint, als würden die Sänger die Geister ihrer Vorfahren oder die der Nacht anrufen.

Nachdem jedoch die erste Gänsehaut vergangen ist und sich die aufgewühlten Gefühle gelegt haben, findet Rudy die polyphonen Gesänge ein wenig eintönig. Überdies muss er nach dem vielen Tee dringend pinkeln. Weil er seine wie gebannt lauschenden Gastgeber nicht mit der profanen Frage nach den Toiletten stören will, beschließt er, sich auf eigene Faust auf die Suche zu machen. Leise verlässt er den Kreis der Zuhörer, geht die Treppe zur Straße hinunter und irrt dann in den Sträßchen herum, die alle zu erleuchtet und bevölkert sind, um sich irgendwo in einer Ecke zu erleichtern. Seine Wanderung führt ihn zum Ausgang des Ksar, allerdings nicht auf der Garten-, sondern auf der Wüstenseite. Dort sind die Dünen ganz nah, werden aber in ihrer unermüdlichen Wanderung von afrags aufgehalten, quadratischen Graspflanzungen, die sie befestigen und zurückhalten. Da sieht mich bestimmt keiner, denkt Rudy. Von seinem dringenden Bedürfnis gequält, erklimmt er die erste bepflanzte Düne im Laufschritt und rennt auf der anderen Seite hinunter, während er bereits seinen Reißverschluss öffnet. Lange pinkelt er mit erleichtert zum Himmel erhobenem Kopf in den braunen Sand.

Und dann plötzlich sieht er ihn.

Es ist ein Mann in einer dunklen Djellaba. Auf dem Kopf trägt er den tagelmoust, den indigofarbenen Cheche der Tuareg, und um die Taille hat er die takouba, das berühmte Tuareg-Schwert, gegürtet. Während er langsam die Düne hinunterschreitet, flattert seine weite Kleidung im Wind, der sich erhoben hat. Er kommt genau auf Rudy zu, der hastig seine Hose zuknöpft. Etwas an seinem Gang ist merkwürdig … Erst als der Targi nur noch wenige Schritte von ihm entfernt ist, fällt Rudy auf, was ihn befremdet hat: Der Mann hinterlässt keine Spur im Sand.

Bestürzt versucht Rudy, ihm ins Gesicht zu sehen, doch trotz des hellen Mondlichts erkennt er nur einen schattigen Abgrund. Er will etwas sagen, einen Willkommensgruß sprechen, wie es hier üblich ist, doch die Worte bleiben ihm im Hals stecken. Es ist nämlich der Targi, der ihn anspricht - und zwar direkt in seinem Kopf.

»Brecht auf! Brecht sofort auf!«

»Was? Wie?«, stammelt Rudy.

Eine plötzliche Windbö weht ihm Sand in die Augen und zwingt ihn, den Kopf zu senken und sein Gesicht mit den Händen zu schützen. Als er wieder aufblickt, ist der blaue Mann verschwunden.

Er scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Es gibt nicht die geringste Spur von ihm.

Sosehr Rudy sich auch dreht und wendet, er muss zugeben, dass er eine starke, sehr eindrucksvolle Vision gehabt hat, die ihm noch tief in den Knochen sitzt. Zur Beruhigung seines Gewissens klettert er ungelenk durch den beweglichen Sand bis auf den Kamm der Düne … Nichts. Niemand.

Am Horizont jedoch, weit jenseits der im Mondlicht wie eine silberne Herde daliegenden Dünen, werden die Myriaden Sterne von einer schwellenden, düsteren Mauer verfinstert, in deren Bauch Rudy fahle Blitze zucken sieht.

Rudy saust die Sanddüne hinunter, rennt wieder in den Ksar, sucht sich aufs Geratewohl seinen Weg durch die Gässchen, wobei er sich vom ernsten Chorgesang des ahellil leiten lässt, findet die Treppe wieder, nimmt immer vier Stufen auf einmal, erreicht die Terrasse, drängt sich rücksichtslos durch die meditierende Menge und zerrt Laurie am Ärmel ihrer Gandoura.

»Schnell, wir verschwinden.«

»Wie bitte? Es ist noch nicht zu Ende. Und unsere Gastgeber…«

»Komm! Schnell! Ein Notfall.«

Rudy nimmt die völlig perplexe Laurie an der Hand und rennt über den Dorfplatz, wo von hauptsächlich jungen Leuten immer noch ein wilder qarqabou getanzt wird. Er schiebt Laurie in den Mercedes, springt hinterher und lässt den Wagen an. Vorsichtig lotst er ihn durch die verdutzte Menschenmenge, die seiner Meinung nach längst nicht schnell genug beiseitespringt. Mit viel Glück findet er die Piste, die zur Transsaharienne, nach Timimoun und noch weiter führt. Hauptsächlich noch weiter …

»Kannst du mir vielleicht endlich erklären, was hier los ist?«, schreit Laurie ihn an. »Hast du wieder jemanden umgebracht oder was?«

»Nein, ich habe uns gerade das Leben gerettet. Schau dir mal den Himmel an!«

Ungläubig lässt Laurie die staubige Scheibe hinabgleiten und schaut hinaus. Draußen über dem Reg frisst sich ein düsteres Chaos langsam in den Himmel. Es wird von fahlen Blitzen durchzuckt und erbebt unter dumpfem Donnergrollen. Ein eisiger Wind peitscht ihr ins Gesicht. Kalt und schwer klatschen die ersten Regentropfen auf ihre Wangen.

Ödland - Thriller
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