Habanas de Cuba
Wir möchten unsere verehrten Gäste darauf aufmerksam machen, dass der Konsum von Tabak, Drogen und Alkohol (durch Minderjährige) im gesamten Gebiet des Bundesstaates Kansas verboten ist. Auch Pornografie und widernatürliche sexuelle Praktiken sind nicht gestattet.
Warnung im Ankunftsbereich des Flughafens von Kansas City
Consuela kniet auf dem Teppich aus Samarkand. Ihr Kopf ruht auf dem für Besucher reservierten Sessel aus Bisonleder, ihre Brüste pendeln im Rhythmus gegen den Sitz, ihr nacktes Hinterteil ragt in die Luft und wird von Fuller bearbeitet. Jawohl, bearbeitet. Anthony hat zwei Erectyl geschluckt, um seiner Sache ganz sicher zu sein; jetzt hat er einen zum Platzen prallen Ständer und kann beim besten Willen nicht kommen. Das einzige Gefühl, das sich bei ihm einstellt, ist eine schmerzhafte Reizung. Allmählich langweilt es ihn, Consuela zu vögeln. Sie beteiligt sich aber auch absolut nicht! Zwar fügt sie sich widerspruchslos seinem Willen, aber selbst übernimmt sie nicht die geringste Initiative. Jetzt im Augenblick klammert sie sich an den Sessel und wartet, dass es endlich vorbei ist.
Anthony zieht sich zurück.
»So geht das nicht, Consuela. Es ist langweilig mit dir.«
Sie setzt sich auf den Sesselrand, greift nach seinem angeschwollenen, dunkelroten Penis und macht Anstalten, ihn in den Mund zu stecken. Sie lutscht ausgezeichnet, das muss er zugeben, doch in seinem derzeitigen Zustand würde es nichts bringen; sein Glied ist ohnehin schon überreizt.
»Warte, ich habe eine bessere Idee.«
Er geht zum Schreibtisch, kramt in den Schubladen herum, fördert eine Metalldose mit der Aufschrift Habanas de Cuba zutage, entnimmt ihr eine Zigarre vom Umfang eines mittleren Stuhlbeins und dreht sie mit einem schlüpfrigen Lächeln zwischen seinen Fingern.
»Sie rauchen, Sir?«, wundert sich Consuela. »Aber das ist doch verboten!«
»Wer redet denn hier von Rauchen?« Fullers Grinsen wird breiter. »Das, was ich vorhabe, hat vor vierzig Jahren einmal ein Präsident mit einer Praktikantin gemacht. Komm her und setz dich mit gespreizten Beinen auf den Schreibtisch.
Resigniert lässt sich die junge Venezolanerin auf dem Schreibtisch nieder, stützt sich mit den Händen ab, öffnet die Schenkel und präsentiert Fuller ihre behaarte Vulva. Anthony benetzt die Zigarre zwischen den Lippen, dann lässt er das feuchte Ende um Consuelas Klitoris kreisen. Neugierig und ein wenig angeekelt sieht sie ihm zu. Schließlich spreizt er mit Daumen und Zeigefinger ihre großen Schamlippen und versucht, die Zigarre in ihre Scheide einzuführen. Entsetzt zieht sich Consuela zurück und presst die Schenkel fest aneinander. Fuller runzelt die Stirn.
»Was ist los?«
»Ich … ich mag das nicht.«
»Ich habe dich nicht nach deiner Ansicht gefragt, Consuela. Vergiss bitte nie, wo du herkommst und was du mir schuldest. Du wirst genau das tun, was ich will, sonst fliegst du. Ist das klar?«
Die junge Frau nickt unterwürfig und mit Tränen in den Augen. Bestimmt würde sie ihre Herkunft nie vergessen, aber auch nicht, wie die Fullers sie behandeln. Man hat sie in dieser Familie nicht nur zum Hausmädchen, sondern auch zur Sexsklavin des Hausherrn gemacht.
Consuela stammt aus Caracas in Venezuela. Um in die Vereinigten Staaten zu gelangen, durchquerte sie ganz Mittelamerika als Anhalterin und hat dafür manchmal mit ihrem Körper bezahlt. Die Grenze überquerte sie paradoxerweise an einem der bestbewachten Übergänge - in Laredo am Pan-American Highway. Mitten in der Nacht versteckte sie sich zwischen fünfhundert Schweinen auf dem Weg zum Schlachthof in San Antonio und kam so in die Vereinigten Staaten. Sie hatte Angst, die Fahrt nicht zu überleben. Die Schweine drängten, schoben und trampelten auf ihr herum, der Gestank war kaum zu ertragen, die vielen schnüffelnden Schnauzen und die mit Unrat beschmierten Körper flößten ihr entsetzlichen Ekel ein. Doch weder die Spürhunde noch die Infrarotdetektoren der Grenzer konnten sie in dem Gewimmel entdecken. Als die beiden mexikanischen Lkw-Fahrer sie etwa hundert Kilometer jenseits der Grenze auf einem Parkplatz befreiten, war sie halb ohnmächtig und glaubte, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Die beiden Männer machten mit ihr, was sie wollten, und dass sie nach Schwein roch, schien ihnen dabei sogar besonders zu gefallen. Consuela erinnert sich kaum noch daran - schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr kommen. Drei Tage campierte sie auf dem Parkplatz, wusch sich in der öffentlichen Toilette, sobald einmal Wasser aus den Hähnen tröpfelte, ging Streifenpolizisten und marodierenden Piraten aus dem Weg und ernährte sich von Picknickresten aus der Mülltonne.
Nachdem Consuela sich wieder in der Lage fühlte, weiterzureisen, geriet sie an ein sehr nettes Paar, das sie in einem PS-starken, klimatisierten und obendrein gepanzerten Auto quer durch Texas und Oklahoma bis nach Wichita in Kansas mitnahm. Dass der Wagen gepanzert war, hatte eine Menge Vorteile, denn sie erlebten einige Piratenangriffe und gerieten in mehrere von Outers errichtete Straßensperren, die sie einfach, ohne langsamer zu werden, überrollten - auf Menschen wurde dabei keine Rücksicht genommen. Eine Woche lang durfte Consuela bei dem Paar wohnen. Während dieser Zeit wurde sie wieder völlig gesund. Schnell gewöhnte sie sich an das Leben der Reichen in den Enklaven, weit weg von der Wüste, dem Elend und der Verzweiflung der armseligen Siedlungen, die von der Interstate 35 durchquert wurden, und noch weiter weg von ihrem barrio in Caracas. Doch dann wurde sie wieder auf die Reise geschickt. Und der Kerl wollte nicht einmal etwas von ihr - nicht einmal einen Kuss oder eine Zärtlichkeit. Öfter mal was Neues …
Consuelas Ziel war Winnipeg in Kanada, wo eine Freundin als Hostess in einer Bar arbeitete und ihr ebenfalls einen gut bezahlten Job in Aussicht stellte. Natürlich gab sich Consuela keinen Illusionen über die Art dieser Arbeit hin. Sie wusste, dass sie hübsch und gut gebaut war, dass ihr Hinterteil selbst einen Heiligen in Versuchung führen konnte und dass sie dort oben im Norden nur diese Trümpfe ausspielen musste, um ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen. In Caracas hätte sie höchstens als Prostituierte oder Darstellerin in billigen Sexfilmen arbeiten können - bestenfalls wäre sie die Gespielin eines Drogenbarons geworden. Wie auch immer - auf der Interstate 35, kurz vor Emporia, kreuzte Anthony Fuller ihren Weg. Er war auf dem Rückweg von Garden City und rettete sie aus den Fängen einer lokalen Gang, die wild entschlossen war, sie zu vergewaltigen. Fuller hielt an, holte eine Knarre aus dem Wagen und schoss einfach drauflos. Consuela nutzte das Überraschungsmoment, um sich loszureißen und sich in das Auto zu retten, das sofort mit quietschenden Reifen davonbrauste.
Das war vor einem Jahr.
Seither ist Consuela die Gefangene dieser Familie und der Enklave Eudora, die sie nur in Begleitung eines Residenten oder mit gültigen Papieren verlassen darf. Fuller behauptet, sie als Pflegerin für den Junior eingestellt zu haben, ihr ein Gehalt zu zahlen und sich darum zu kümmern, ihre Situation zu legalisieren, doch bisher hat sie weder Geld noch Arbeitsvertrag, geschweige denn Papiere gesehen - nichts als den Riesenpimmel des Hausherrn, den er ihr bei jeder Gelegenheit reinsteckt, ohne sich um ihre eigenen Gelüste, Wünsche und ihr körperliches Wohlbefinden zu kümmern. Sie hasst ihn und würde ihn am liebsten umbringen. Umbringen und dann fliehen, aber genau da wird es schwierig - eine Flucht ist so gut wie unmöglich. Wenn Fuller ihr damit droht, sie zu feuern, so bedeutet das nicht etwa, dass sie zurück auf die Straße muss, sondern dass er sie den Polizisten der Enklave überstellt. Und was dann passiert, weiß nur der Himmel.
Bei reiflicher Überlegung zieht sie es vor, eine Zigarre in die Vagina gesteckt zu bekommen. Das ist zwar ekelhaft, aber sie wird es überleben. Trotzdem: Diese hijos de puta von gringos sind und bleiben pervers.
»Mach die Beine breit, Consuela.«
Consuela gehorcht. Tränen laufen ihr über die Wangen. Fuller kümmert es nicht. Über den Gegenstand seiner Lust gebeugt, erkundet er dessen verborgenste Stellen mit dem Ende der Zigarre. Consuela fürchtet sich jetzt schon vor dem Augenblick, wenn die bröckelige Walze in sie eindringt und Tabakkrümel in ihr zurücklässt.
Ein ohrenbetäubender Lärm kommt ihr zu Hilfe.
Erschrocken richtet Anthony sich auf. »Was ist denn da los?«
Schreie, Schüsse, Gebrüll, Maschinengewehrsalven, das Klirren zerbrochener Gegenstände, Gezeter. Fuller stürzt ans Fenster, hebt zwei Lamellen der Jalousie, hinter der sie ihre Spielchen verborgen haben, und lässt den Blick über den Evergreen-Rasen, die welken Bäume und die von der weiß glühenden Hitze versengten Büsche gleiten. Draußen scheint alles in Ordnung zu sein. Die Enklave ist nicht gestürmt worden. Der Lärm kommt aus dem Wohnzimmer. Zufällig sieht Fuller, dass Consuela die Tür zum Arbeitszimmer halb offen gelassen hat; Pamela hätte sie also durchaus auf frischer Tat ertappen können, wenn das Prozac sie nicht betäubt hätte.
In Windeseile zieht Anthony sich an und läuft ins Wohnzimmer. Die Vorwürfe spart er sich für später auf. Pamela liegt in tiefstem Schlaf auf dem Sofa. Junior, der wie versteinert neben ihr in seinem Rollstuhl sitzt, starrt wie gebannt in Richtung des Fernsehers. Das Getöse kommt von dort.
Es ist nicht mehr der Kanal Love Me Tender, den der holografische Bildschirm überträgt, sondern Bilder der Überwachungskameras der Enklave. Sie stammen von den auf den Highway K10 gerichteten Aufnahmegeräten, der Ton ist bis zum Anschlag aufgedreht. Jede Wohneinheit in Eudora kann den Kanal der Videoüberwachung empfangen, was den Leuten gestattet, ihre Nachbarn auszuspionieren und sie zu denunzieren, falls sie sich nicht rechtmäßig verhalten. Dieser Umstand führt zu einer spürbaren Kostensenkung im Bereich der Ausgaben für Polizei und Schutzdienste. Das 2-D-Bild der Größe drei mal zwei Meter zeigt eine Schlägerei, die zeitgleich auf der Zufahrt zur Enklave stattfindet. Hunderte von mit Messern, Hacken, Spaten und Mistgabeln bewaffnete Outers, einige sogar mit Gewehren und Pistolen, schwenken Spruchbänder und Transparente und versuchen ebenso schlecht organisiert wie vergeblich, den hoch gesicherten Eingang zu stürmen. Die Schranke zur Straße hin ist heruntergelassen und energetisiert worden, davor hat man Schutzgitter aus Nanokarbonat errichtet, die unter Geschossen jeglicher Art erzittern. Ein gepanzertes Fahrzeug hat Stellung bezogen und besprüht die aufgebrachte Menge aus doppeltem Rohr mit Fontänen von blauem Anti-Aufstands-Pulver. Dabei handelt es sich um eine ätzende Chemikalie, die einen unstillbaren Juckreiz hervorruft und sich nur mit sehr viel Wasser neutralisieren lässt. Ironischerweise aber ist es ausgerechnet das, was die Outers lautstark reklamieren: Sie wollen Wasser - sauberes, trinkbares Wasser.
Hinter der Schranke ist das komplette Eudora Civil Corp in Antiguerilla-Kampfanzügen aufmarschiert und hält die kühnsten und aggressivsten Angreifer mit shockballs, Taser und Kampfgas in Schach. Von Zeit zu Zeit geben die auf den Wachtürmen installierten Maschinengewehre Warnsalven ab, die eigentlich über die Köpfe hinweggehen sollten; trotzdem kommt es immer wieder vor, dass ein Outer auf dem Asphalt zusammenbricht, was die Spannung jedes Mal steigert. Ein Lauftext unten im Bild informiert die Zuschauer, dass man minütlich mit Verstärkung aus Lawrence rechnet, die den Aufwieglern in den Rücken fallen wird. Damit wäre das Massaker perfekt.
Consuela, die Anthony ins Wohnzimmer gefolgt ist, betrachtet den Aufstand zunächst überrascht. Als ihr klar wird, was sich da abspielt, frohlockt sie innerlich. Eine wilde, verrückte Hoffnung keimt in ihr auf. Wenn es den Outers gelingen würde, den Zugang zu stürmen, könnte sie selbst vielleicht fliehen … Sie streift Anthony mit einem Seitenblick. Er ist damit beschäftigt, Pamela zu schütteln, um sie zu wecken. Leise verlässt Consuela den Salon und läuft in ihr eigenes Zimmer, wo ihre Habseligkeiten immer fertig gepackt warten.
»Pamela! Aufwachen! Hast du dieses Tohuwabohu eingeschaltet?«
»Was? Wie?« Pamelas Lider öffnen sich halb. Ihr Blick irrt ziellos umher. Als sie das Getöse wahrnimmt, reißt sie erschrocken die Augen auf. »Was ist da passiert?«
Fuller berührt die Fernbedienung und senkt die Lautstärke.
»Das Gleiche könnte ich dich fragen. Hast du etwa auf die Videoüberwachung umgeschaltet? Seit wann interessierst du dich für Aufstände?«
»Absolut nicht. Ich … ich muss eingeschlafen sein.«
»Wenn nicht du, wer dann? Der Fernseher stellt sich doch nicht von allein um!«
»Consuela vielleicht«, schlägt Pamela mit flatternden Augenlidern vor.
»Unmöglich. Consuela war … war in der Küche beschäftigt.«
»Dann weiß ich es auch nicht.«
Pamela streckt die Hand zur Fernbedienung aus, schaltet auf Love Me Tender um und kuschelt sich in ihr Sofa. Anthony wirft Junior einen scheelen Blick zu. Er sitzt vollständig gelähmt in seinem Rollstuhl, weit weg von der Fernbedienung und ohne die geringste Möglichkeit, sie zu erreichen. Mit messerscharfem Blick beobachtet er seinen Vater, und Fuller hätte schwören können, dass er dabei grinste.