Zweiunddreißig
Geht’s dir nicht gut?« Chelsea setzte sich neben Laurel auf den Boden, wo sie mit dem Rücken zum Schließfach saß und sich den Kopf zerbrach, was sie mit der letzten Pulverprobe anstellen sollte. Am Vortag hatte sie noch eine Probe in Wachs gelegt und zu einer Kerze geformt, um zu sehen, was passierte, wenn sie sie anzündete. Das Einzige, was dabei herausgekommen war, war übelriechender Qualm, der noch in ihren Vorhängen und dem Bettzeug hing, obwohl sie die ganze Nacht gelüftet hatte.
Deswegen hatte sie ziemlich gefroren. Offiziell fing der Winter erst in einer Woche an, doch in Crescent City war es so kühl und klamm, dass Laurel den ganzen Morgen noch nicht warm geworden war.
»Geht schon«, antwortete Laurel und sah ihre Freundin an. »Bin nur ein bisschen müde. Und ich habe Kopfschmerzen.« Nach mehreren schmerzfreien Wochen waren sie nach Thanksgiving umso schlimmer zurückgekehrt. Solches Stress-Kopfweh hatte sie seit letztem Jahr nicht mehr gehabt, als es mit den Orks in die heiße Phase gegangen war.
»Sollen wir zum Mittagessen nach draußen gehen?«, fragte Chelsea.
»Es regnet, lieber nicht.« Laurel zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich muss ich nur etwas essen.« Zum Ende des Halbjahrs machte sie regelmäßig schlapp, aber mit David, Tamani und Yuki klarzukommen, war doppelt so schlimm wie der Kampf gegen Orks. Das wäre ihr fast lieber gewesen, zumal es mittlerweile beinahe schon zu den Ferien dazugehörte.
Doch Shar würde das nicht zulassen. Tamani und sie hatten mehrmals vorgeschlagen, die Hütte zu stürmen, da nach drei Wochen dort ja wohl nichts mehr zu holen wäre, aber Shar weigerte sich standhaft. Er fand es nach wie vor zu gefährlich anzugreifen, ohne mehr zu wissen, und gleichzeitig jegliche Chance zu vernichten, etwas Neues zu erfahren. Insofern setzten sie die Bewachung fort, warteten weiter und wurden von Tag zu Tag nervöser.
Laurel schüttelte ihre düsteren Gedanken ab und lächelte Chelsea an. »Es wird bestimmt gleich besser. Ich brauche eben Ferien.«
»Tja, die Prüfungen sind echt hart.« Chelsea seufzte. »Ich kann eigentlich gleich aufgeben. Außer wenn David alles vermasselt und sich das Halbjahr versaut, was wohl kaum passieren wird, kann ich mir einen besseren Durchschnitt abschminken.« Sie lachte. »Aber wenn ich mich jetzt auf die faule Haut lege, wird er genau in diesem Halbjahr schlechter abschneiden, und dann muss ich damit leben, dass ich es hätte packen können, wenn ich mehr getan hätte. Da lerne ich doch lieber«, sagte sie und reckte ironisch den Daumen.
Laurel schüttelte den Kopf und lächelte. Sie war stolz auf ihre guten Noten, aber Chelsea und David spielten in einer anderen Liga.
Es wurde leerer in den Gängen. Laurel überlegte, in die Cafeteria zu gehen, aber sie hatte keine Lust aufzustehen. Vielleicht sollte sie ein Nickerchen machen, obwohl das sonst nicht ihre Art war.
»Darf ich dich etwas ganz Schräges fragen?«
Laurel starrte sie an. »Das war doch schon schräg, jedenfalls für dich.«
Chelsea kicherte nervös. »Ich … also, ich habe da eine Frage. Du und David, ihr seid jetzt schon ganz schön lange getrennt. Bleibt es dabei?«
Laurel sah auf den Boden. »Weiß ich nicht.«
»Immer noch nicht?«
Laurel hob die Schultern.
»Ich meine, wäre das ein Problem, wenn ich ihn – theoretisch – fragen würde, ob er nächste Woche mit mir zum Winterball geht?«
Laurel starrte Chelsea entsetzt an, sie bekam Bauchschmerzen. »Hast du mit Ryan Schluss gemacht?«
Chelsea verdrehte die Augen. »Nein, nein. Deshalb habe ich ja ›theoretisch‹ gesagt.«
»Das ist aber extrem theoretisch«, sagte Laurel. Ihre Gedanken rasten. Eigentlich hielt sie es für unwahrscheinlich, dass Chelsea David wirklich fragte. Aber was wäre wenn?
Chelsea zuckte die Achseln.
»Ich … ich …« Laurel war sprachlos. Was sollte sie sagen? Es war undenkbar, dass David mit jemand anderem zu irgendeinem Schulball gehen könnte. Sie hatten keinen einzigen ausgelassen, seit Laurel auf die Schule gekommen war.
»Vergiss es«, sagte Chelsea. »Ich sehe, dass dir die Vorstellung nicht gefällt. Es tut mir leid, dass ich etwas gesagt habe. Sei bitte nicht sauer auf mich.«
»Bin ich nicht«, sagte Laurel, stand auf und streckte Chelsea die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. »Alles okay. Ich bin froh, dass du das gesagt hast. Echt. Läuft es mit dir und Ryan so schlecht? Du hast seine Bewerbungen schon eine Weile nicht mehr erwähnt, deshalb dachte ich, ihr hättet das geklärt.«
»Man könnte auch sagen, unter den Teppich gekehrt.« Chelsea zuckte die Achseln. »Ist auch egal, komm, wir besorgen dir was zu essen.«
Doch auf einmal war Laurel das Essen ganz egal. Wegen des Geheimnisses um die Hütte der Orks, des ungelösten Rätsels um das blaue Pulver und Yuki, hatte Laurel keine Zeit und noch weniger Energie gehabt, an andere Dinge wie zum Beispiel den Winterball zu denken. Nachdem Chelsea sie darauf angesprochen hatte, stand er auf einmal ganz oben auf Laurels Liste. Sie wusste zwar nicht genau, was sie tun sollte, aber irgendwas musste passieren.
Der Lärm in der Cafeteria quälte ihre Ohren, als sie über die Köpfe der Schüler hinweg nach David suchte. Er war leicht zu finden, weil er neben Ryan saß und die beiden größer waren als die meisten anderen Schüler. Chelsea stellte sich bei der Austeilung des warmen Mittagessens an, während Laurel zu den Jungen ging und David auf die Schulter tippte.
»Hi!«, sagte er und drehte sich grinsend zu ihr um. So freundlich. David war die perfekte Verkörperung platonischer Zuneigung, wenn da nicht die Sehnsucht in seinen Augen gewesen wäre. Laurel hatte plötzlich Zweifel, ob sie darauf verzichten wollte.
»Können wir reden?«, fragte sie. »Irgendwo, wo es ruhiger ist?«
»Gerne«, sagte er und stand ein wenig zu schnell auf.
Sie gingen zusammen in den Gang hinaus und suchten sich ein ruhiges Eckchen.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte David und strich über ihre Schulter.
»Ich …« Als er so direkt vor ihr stand, hatte sie Angst, nicht sagen zu können, was sie wollte. »Ich wollte nur wissen …« Sie holte tief Luft und sagte dann ganz schnell: »Hast du schon ein Mädchen zum Winterball aufgefordert?« Erst als sie mit der Frage herausplatzte, merkte sie, dass sie längst wusste, was sie wollte.
Sie konnte an seinem Gesicht ablesen, wie überrascht er war, und fragte sich, ob er es ihr auch ansehen konnte.
»Ich dachte nur … irgendwie habe ich gehofft, wir könnten zusammen gehen. Ich weiß, das hört sich komisch an, aber ich finde, es sollte nicht passieren, dass … diese Umstände uns auch noch die Freizeit kaputt machen, deshalb wollte ich …« Sie machte den Mund zu, ehe sie endlos weiterplapperte.
»Was wolltest du mich denn nun genau fragen, Laurel?«, fragte David mit Blick auf seine Schuhspitzen.
Diese wenigen Worte machten Laurel begreiflich, was sie getan hatte. Sie hatte David um ein Date gebeten. Was bedeutete das für sie? Und für Tamani? Ihr schwirrte der Kopf und sie sah nach unten, um Davids Blick auszuweichen. Was unnötig war, da auch er sie nicht ansah. »Ich möchte einfach nur mit dir zu dem Ball gehen, David. Als … Freunde«, fügte sie noch rasch hinzu, als ihr Tamani wieder einfiel.
Als er einen Augenblick zögerte, fürchtete Laurel, er würde sie abweisen.
»Okay«, sagte er schließlich und nickte ihr zu. »Das wäre super.« Und dann lächelte er und seine Augen glänzten hoffnungsvoll. War es vielleicht doch ein Fehler gewesen?
Im Moment war Laurel nur froh, dass er Ja gesagt hatte.
»An welchem Tag hast du deine letzte Prüfung?«, fragte Tamani, als er wahllos in Laurels Politikbuch blätterte. Laurel suchte im Kühlschrank nach etwas Essbarem.
»Freitag«, antwortete Laurel. Tamani hatte bestimmt noch nie anders als wahllos in einem Schulbuch geblättert. »Freitagvormittag. Danach haben wir frei.«
»Gehst du denn am Samstag zu dieser Tanzveranstaltung – dem Winterball?«
Laurel sah ihn an, mit Schmetterlingen im Bauch. »Was willst du mich denn nun genau fragen?« Sie wusste, dass sie nicht zusammen dorthin gehen konnten, es war zu gefährlich, aber auf einmal quälte sie ein Gefühl von Déjàvu.
»Also, Yuki ist irgendwie der Meinung …, dass wir zusammen hingehen. Ich habe sie nicht darum gebeten, aber sie hat praktisch schon alles organisiert. Ich soll euch fragen, ob wir wieder in der Gruppe gehen können. Anscheinend fand sie das trotz des unglücklichen Endes wirklich schön. Ich weiß ja, dass du nicht mehr mit David zusammen bist, deshalb wäre es auch okay, wenn …«
»Nein, das ist kein Problem«, sagte Laurel. Es musste Tamani sehr schwer gefallen sein, vorzuschlagen, dass sie mit David zum Winterball ging. »Ich habe sogar schon mit David darüber geredet. Wir gehen zusammen hin. Als Freunde«, fügte sie wieder hinzu, bevor Tamani sich zu viel dabei denken konnte. »In der Gruppe wäre also nett. Aber diesmal laden wir die Orks nicht ein.«
»Keine Sorge«, sagte Tamani. »Ich habe alles säuberlich geplant. Keine Ork-Angriffe aus dem Hinterhalt mehr, keine Rettungsaktionen in letzter Minute durch Personen von zweifelhaftem Ruf. Zwei Trupps bewachen uns die ganze Nacht, dazu kommen die Wachposten hinter deinem Haus, an der Hütte, auf Patrouille in der Stadt, Verkehrsbeobachter auf der 101 und der 199 plus Reservisten auf Abruf.«
Laurel starrte ihn perplex an. »Wie viele Wächter sind denn inzwischen hier?«
»Ungefähr zweihundert.«
Zweihundert!
»Ich habe die Spielchen satt«, sagte Tamani grimmig. »Wir hatten zwei Trupps in Crescent City, als Barnes dich und David letztes Jahr angegriffen hat. Wir hatten drei hinter deinem Haus postiert, als er sie weggelockt und Chelsea entführt hat. Vor zwei Monaten waren ungefähr hundert Leute auf dem Posten, und trotzdem konnten die Orks uns im Umkreis von einer Meile von deinem Haus entfernt auflauern. Jeder Ork, der diese Party sprengen will, ist tot, bevor er dich auch nur gesehen hat.«
»Oder Yuki«, sagte Laurel.
»Oder Yuki«, stimmte Tamani zu. »Oder Chelsea oder irgendwen sonst. Mir ist es egal, hinter wem sie her sind. Das Einzige, was ich will, ist, dass die Orks in Crescent City sterben.«
»Heißt das etwa, dass Shar die Hütte stürmen lässt?« Laurel redete nicht gern Klartext über das Töten – nicht einmal, wenn es sich um Orks handelte –, aber in letzter Zeit verging ihr allmählich das Mitleid. Geistesabwesend nahm sie ein Blütenblatt – eins ihrer eigenen – aus der hübschen Silberschale auf dem Küchentresen. Ihre Mutter hatte einige Blätter mit Haarspray konserviert und an eine sonnenbeschienene Stelle gelegt, sodass sie ihren herrlichen Duft in der Küche verbreiteten.
»Er besteht weiterhin darauf zu warten. Ich hasse diese Warterei«, erwiderte Tamani. »Viel länger wird aber selbst er nicht mehr tatenlos zusehen. Es ist fast einen Monat her und wir haben absolut nichts Neues erfahren.«
»Willkommen im Club«, sagte Laurel kläglich. »Ich habe auch nichts über das Pulver herausbekommen.«
»Was ist denn mit dem Leuchtstoff?«
»Willst du das wirklich wissen? Ich habe nichts Neues mehr ausprobiert, seit ich ihn mit deinem Pflanzensaft vermischt habe. Ich glaube inzwischen, dass die einzelnen Elfen einer bestimmten Jahreszeit sich genauso unterscheiden wie jene aus verschiedenen Jahreszeiten. Wahrscheinlich müsste ich halb Avalon testen, bevor ich brauchbare Schlussfolgerungen ziehen könnte.«
Als sie merkte, dass sie ihre Fingernägel in das Blütenblatt krallte, redete sie sich gut zu, sich zu entspannen. Laurel hatte vier Halbmonde in das zuvor makellose Blau gebohrt. Sie legte das Blatt in die Schale zurück und rieb ihre Finger, um die zurückgebliebene Feuchtigkeit aus dem noch nicht völlig getrockneten Blatt zu entfernen.
Plötzlich hielt sie inne und rieb dann noch mal die Finger aneinander.
»Wahnsinn«, flüsterte sie. Beinahe hätte sie vergessen, dass Tamani auch noch da war.
Er wollte etwas sagen, aber sie brachte ihn mit erhobenem Zeigefinger zum Schweigen und konzentrierte sich auf die Essenz, die sie auf ihre Fingerspitzen geschmiert hatte. Das musste es sein. Unglaublich, dass es ihr nicht eher aufgefallen war.
So ist das, wenn man die Antwort direkt vor der Nase hat.
Laurel nahm das Blütenblatt wieder an sich, rannte aus der Küche und nahm zwei Stufen auf einmal. Oben holte sie ihre letzten Schalen mit blauem Pulver und rief sich zur Ordnung.
»Alles okay?«, fragte Tamani an der Tür.
»Ja, alles gut«, antwortete sie mit zitternden Händen. Sie leckte an ihrem Finger und nahm einige Körner des blauen Pulvers auf. Dann rieb sie Daumen und Zeigefinger aneinander. Das Gefühl war fast dasselbe wie eben.
»Was …«
»Der Hauptbestandteil des Pulvers. Der, den ich die ganze Zeit gesucht habe. Der blühende Baum. Ich fasse es nicht, dass es mir nicht eher eingefallen ist. Dabei wusste ich sogar, dass es möglich ist«, sagte sie. »Nachdem du mich neulich geküsst hast, wusste ich, dass Elfen als Inhaltsstoffe benutzt werden können, und trotzdem bin ich nicht darauf gekommen …«
»Laurel!«, sagte Tamani und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Was ist es?«
Laurel hielt das lange hellblaue Blütenblatt hoch, das sie mitgenommen hatte. »Das ist es«, sagte sie und konnte kaum glauben, dass diese Worte aus ihrem Mund kamen, »Elfenblüte.«
»Aber … Yuki hat nicht geblüht – jedenfalls nicht, seit ich an ihr dran bin. Sonst …« Tamani wackelte mit den Fingern, wo sich der verräterische Pollen gezeigt und Yukis Geheimnis verraten hätte. »Wenn sie keine Frühlings- oder Sommerelfe ist, kann diese Blüte nicht von ihr sein.«
»Also, ich weiß nicht«, schnitt Laurel ihm das Wort ab. »Irgendwas stimmt mit diesem Pulver nicht. Ich glaube …« Laurel musste sich zwingen, sich ein wenig zu entspannen und ihrer Intuition zu vertrauen, so schrecklich es auch war. »Ich glaube, die Blütenblätter müssen frisch sein und nicht getrocknet oder verwelkt. Tamani, jemand hat diese Blütenblätter abgeschnitten.« Bei dieser makabren Erklärung lief ihr ein Schauer über den Rücken. Es hatte gebrannt, auch nur kleine Stückchen von ihrer Blüte abzuschneiden, und als ein Ork ihr ein Viertel davon ausgerissen hatte, hatte sie tagelang Schmerzen gehabt. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie weh es tun musste, die ganze Blüte abzuschneiden. Doch für einen Abwehrzauber, der eine Hütte im Wald verbarg, wurden so viele Blütenblätter benötigt.
»Wenn man eine Blüte abschneidet, bleibt immer noch etwas zurück. Ich habe Yukis Rücken beim Herbstball sehr genau abgetastet und nur Haut gefühlt. Falls sie tatsächlich eine Herbstelfe wäre und das Pulver hergestellt hätte, kann die Blüte nicht von ihr gewesen sein.«
Hörte sie da Hoffnung in seiner Stimme? Laurel wollte nicht zu gründlich darüber nachdenken. Hatte sie nicht früher auch gehofft, dass Yuki unschuldig war? »Das ergibt aber keinen Sinn. Warum sollte sie ein Versteck für Orks schaffen? Ich dachte, sie wären hinter ihr her!«
Tamani schwieg. »Was wissen wir überhaupt von Klea? Gesicherte Tatsachen, meine ich«, sagte er dann.
»Sie mag Pistolen«, antwortete Laurel. »Und sie trägt eine dämliche Sonnenbrille, die sie nie abnimmt.«
»Warum sollte jemand die ganze Zeit eine Sonnenbrille tragen?«, fragte Tamani.
»Weil man seine Augen nicht zeigen will …« Laurel dämmerte etwas.
»Und du hast gesagt, sie könnte auf keinen Fall eine Blüte unter ihren engen Sachen verbergen, aber …«
»Aber wenn sie sie abgeschnitten hätte, gäbe es eben auch nichts zu verbergen.« Klea. Eine Elfe. Laurels Gedanken rasten. Ihr Vater wäre beinahe durch Elfengift gestorben. Im letzten Jahr waren Laurels Wachposten mit Elfenblut weggelockt worden. Und jetzt tauchten Orks auf, die gegen Elfenmagie immun waren. Bei allem, was in den letzten zwei Jahren passiert war, gab es deutliche Hinweise darauf, dass Elfen ihre Finger im Spiel hatten. Laurel bekam Magenschmerzen. Es war so viel einfacher gewesen, als sie Freund von Feind noch anhand der äußeren Erscheinung hatte unterscheiden können. Doch wenn das Gesicht des Gegners praktisch dem gleichen könnte, das einen täglich im Spiegel ansah …?
»Wenn sie mit den Orks zusammenarbeitet, warum hat sie dann Barnes getötet?«, fragte Tamani genauso sich selbst wie Laurel.
»Barnes hat behauptet, er hätte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen«, erinnerte sich Laurel. »Genauso würde ein Ork den Bund mit einer Elfe beschreiben. Und wenn er versucht hat, sie zu betrügen?«
Tamani nickte. »Und falls Klea aus irgendeinem Grund wollte, dass du überlebst – und so muss es sein, weil sie genug Gelegenheit hatte, dich umzubringen …«
»Musste sie mich beschützen, indem sie ihn umbrachte«, beendete Laurel geschockt den Satz. »Und da sie mir das Leben gerettet hat, wäre ich wahrscheinlich mehr geneigt, … was zu tun? Ihr zu helfen? Barnes wollte nach Avalon. Wieso sollte eine Elfe einem Haufen Orks den Zutritt zu Avalon verschaffen wollen?«
»Aus einem alten Groll heraus«, erklärte Tamani finster und holte sein iPhone heraus. »Ich glaube, wir müssen die Möglichkeit ernsthaft in Betracht ziehen, dass Yuki uns nur ablenken soll und es in Wirklichkeit gar keine Orkjäger gibt. Stattdessen haben die Orks meiner Meinung nach die ganze Zeit für Klea gearbeitet.«
»Aber wovon sollen wir abgelenkt werden? Was ist denn ihr Ziel?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Tamani und hielt sein Handy ans Ohr. »Aber es ist wirklich höchste Zeit, dass wir herausfinden, was sie in der Hütte versteckt hält.«